Mythos Peterli – Revealed

Von Simone Schüttel

Es war einmal in der Ostschweizerischen Textilmetropole im Jahre 1899. Die Handelsakademie hatte soeben ihre Türen geöffnet und beherbergte ihre ersten Studenten. Zu einem von diesen gehörte auch der kleine Peterli. Er war dem exzellenten Ruf der neu gegründeten Hochschule gefolgt und hatte grosse Ambitionen. Ohne Startwoche lebte sich Peterli gut ein und schrieb bald darauf seine erste Seminararbeit. Ihr Titel lautetet: Distributio materiarum cum tracto ferro. Die Professoren waren allesamt bewegt von seinen rhetorischen Fähigkeiten und der Genialität seiner Schlussfolgerungen. Wie konnte es anders sein: Peterli promovierte noch im selben Jahr und schloss mit Bestnoten ab. Er war der erste Student (und sollte auch der einzige bleiben), der die Akademie schon nach einem Jahr abschliessen durfte. Beeindruckt von diesem Peterli, entschied sich der Rektor, sein Abbild als Erkennungszeichen für die Akademie zu verwenden. Mit seiner heldenhaften Studentenkarriere ging Peterli in die Geschichte ein und wenn ihm noch kein Schaden zugefügt wurde, dürfen wir ihn noch heute bewundern.

Natürlich Quatsch! Hier ist die wahre Geschichte:

Nicht 1899 entsteht die Geschichte des heute bekannten Logos des Peterlis, sondern im Jahr 2000. An der Universität St.Gallen wird über die Einführung der Bologna-Reform diskutiert und im Rahmen der ‘Neukonzeption Lehre’ soll auch ein neues Markenzeichen für die HSG entwickelt werden. Statt beim Betrachter einen Wiedererkennungseffekt durch die Architektur hervorzurufen, wollte man in Zukunft mit den Farben Grün und Weiss wie im St.Galler Kantonswappen arbeiten.

Weiter sollen die im alten Signet abgebildeten Gebäude durch den Menschen ersetzt werden. Wie der Direktor für Marketing und Kommunikation der HSG, Patrik Sonderegger ausführt, wollte man ins Zentrum der HSG den entwicklungsfreudigen und integrativen Menschen setzen, der die HSG als seine Startbahn, sei es als Student oder als Forscher, benutzt. Da Vincis vollkommener Mensch sollte die Grundlage des neuen Logos werden.  ”Im gleichen Prozess wurde die Devise “Persönlichkeiten fordern und fördern” an der Universität St.Gallen geprägt.”, erzählt Herr Sonderegger.

Wie aber kam das Männchen nun zu seinem Namen? Daran ist die Redaktion der Studentenzeitung Prisma schuld. Beim Durchschauen der alten Ausgaben, stiess ich in Nummer 257 des Monats Mai 1999 auf ein Interview mit dem damals frisch angetretenen Rektor Peter Gomez. Auf den ersten Blick nicht weiter relevant bei der Beantwortung der Frage, woher der Name stammt. Trotzdem kommt die Vorahnung auf, dass es sich beim Peterli um den Direx handeln könnte. Noch ist nichts bewiesen.

Direktor Peter Gomes

Dass aber das Gespräch mit dem Rektor die Journalisten beeinflusst hat, zeigt sich in der nächsten Ausgabe: Eine neue Kolumne mit dem Titel Peter & Co. und einer Karikatur des grössten Kopf der Uni wurde eingeführt. Publiziert werden in ihr lustige Aussagen von Dozenten der HSG. Einige Editionen nach dem Beginn der Kolumne hatte der Herausgeber die Idee, eine Erklärung für das Peterli-Dasein in Form eines Cartoons festzuhalten:

Er zeichnet das Peterli als einen HSG Studenten, der sich während dem Assessment-Jahr  im HSG-Spinnennetz verfängt und bis Ende seines Studiums in ihm regelrecht verkrustet. Nach dieser Publikation kommt es schon bald zur richtigen Taufe des Logomännchens: Peterli war geboren. Zwei Prisma-Ausgaben darauf wird die Kolumne umgetauft in Peterli & Co.

Statt dem Kopf des Rektors schmückt die Kolumne nun ein Ganzkörperfoto von Prof. Peter Gomez, der sich in Position des HSG-Männchens inmitten des grün-weissen Logos befindet. Damit hatte das HSG-Männchen seinen Namen gefunden. Es sollte fortan Peterli genannt werden. Über ein Jahr hatte die Namensgebung gedauert, doch nach unzähligen Ideen, kreativen Einfällen und einer ganzen Prise Mut der Herausgeber hat sich der Peterli nun etabliert. Wieder was gelernt.

Bildnachweis: prisma (2010)
Dieser Beitrag ist als Crossposting auf startseite.sg, einem Projekt des Doku-Team der Startwoche 2010 erschienen.


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