«Das Ende des Atomzeitalters»

«Apokalypse» lautet das Thema des kommenden prisma. Das Schlagwort liefert eine erschreckend treffende Assoziation für die Bilder von zerstörten Städten und fliehenden Menschen in Japan. Ein japanischer Regierungssprecher sprach von der grössten Katastrophe seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Weltweit empfinden die Menschen Mitgefühl und Betroffenheit. In den Medien ist Japan seit vergangenem Freitag allgegenwärtig.

Nach wie vor überschlagen sich stündlich die Meldungen. Ihren roten Faden bilden das erhebliche menschliche Leid und zunehmend die Angst vor einer atomaren Katastrophe in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Tokio.

Da internationale Hilfe für das hochentwickelte Japan weniger im Vordergrund steht, hat in vielen Industrienationen eine Diskussion über eigene Konsequenzen aus der Katastrophe eingesetzt. Mit dem Titel «Das Ende des Atomzeitalters» gibt das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Richtung der Debatte vor.

Gert Wagner kommentiert im Handelsblatt, dass «das zivilisatorische Selbstbewusstsein, nach dem der Mensch durch Technik die Naturgewalten beherrscht» als Illusion entlarvt würde: «Der Versuch der Menschen, Macht über die Natur auszuüben, schlägt auf ihn zurück».

Während der Schweizer CVP-Nationalrat Pirmin Bischof die Ereignisse in Japan als «Einschnitt in die Energiedebatte» bezeichnet, hat die schwarz-gelbe Bundesregierung in Deutschland ein Moratorium ihrer eben erst beschlossenen Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke verfügt. Dieses wird aber von den meisten Leitmedien als wahltaktisches Manöver bewertet: «Selbst wenn man konzediert, dass Politik nicht immer rational sein kann, so riecht die gestern (…) beschlossene Denkpause bei der Laufzeitverlängerung doch stark nach Panik und leicht durchschaubarer Symbolik», schreibt der Journalist Daniel Goffart. Die Stunde der Zäsur wirft somit auch Fragen auf zur Angemessenheit einer Regierungspolitik, die im geistigen Rhythmus monatlicher Landtagswahlen verharrt.

Aktuell wird akribisch versucht, die leckgeschlagenen Atomreaktoren von aussen abzukühlen. «Schwache Hoffnung in Fukushima» schreibt dazu die Neue Zürcher Zeitung. Für die Zukunft muss uns aber klar sein, dass «Hoffnung» nie wieder die kritische Determinante sein darf, wenn wir Naturgewalten entfesseln.

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