Das neue Schlachtross aus dem Hause Google

In weiten Teilen des Internets und auch unseres Lebens besitzt Google eine Vormachtstellung. Für viele wäre wohl eine Nutzung des weltweiten Datennetzes ohne den Suchmaschinenanbieter gar nicht mehr vorstellbar. Umso mehr erstaunt es, dass Google bis heute noch keinen nennenswerten Erfolg im Bereich der sozialen Netzwerke verbuchen konnte. Seit Ende des letzten Monats scheint sich aber etwas zu tun. Der neue Service Google+ befindet sich in einer breit angelegten Testphase, an der eigentlich nur eingeladene Personen teilnehmen können. Nichtsdestotrotz zählt der Service bereits geschätzte 10 Millionen Mitglieder – Tendenz stark steigend. Ob und inwiefern Google dem heutigen Marktführer den Rang ablaufen kann, steht noch in den Sternen. Schliesslich muss die Mitgliederzahl bei Google im Vergleich zu bereits 750 Millionen Nutzern bei Facebook doch stark relativiert werden.

Wer ist denn nun besser? Was also soll einen dazu veranlassen, beide zu nutzen oder gar den Dienst zu wechseln? Einzelne Aspekte sollen im Folgenden aufgezeigt und verglichen werden. Eines kann aber schon vorweggenommen werden: Wenn jemand aus Datenschutzgründen eine Alternative sucht, ist auch Google+ nicht die richtige Lösung. Bei der Datengier unterscheiden sich die Unternehmen überhaupt nicht, sodass es immer noch bei der Grundsatzfrage bleibt, ob man soziale Netzwerke überhaupt nutzen will oder nicht.

Die grosse Stärke von Google+ und somit zugleich der Hauptunterschied gegenüber Facebook sind die sogenannten «Circles». Beim blauen Riesen werden mehr oder weniger alle Freunde in einen riesigen Topf geworfen und diese dann mit Inhalten versorgt, die einen Grossteil wenig bis überhaupt nicht interessieren. Die «Circles» sollen hier eine differenzierte Informationsbelieferung ermöglichen, indem nur ausgewählten Kreisen etwas zugänglich gemacht wird. Gewiefte mögen jetzt vielleicht einwenden, dass dies bei Facebook über Gruppen auch möglich sei, was im Grundsatz auch stimmt. Dennoch gibt es einen eklatanten Unterschied. Meine eigenen «Circles» kann ich so verwalten wie ich es will, das heisst insbesondere, dass die betroffene Person nicht mitkriegt, ob sie jetzt als Freund, als Kollegin oder nur als Teil einer Arbeitsgruppe eingetragen ist. Meines Erachtens ein gewaltiger Vorteil von Google+ weg von der Verwaltung durch einen Gruppenadministrator, hin zu mehr Individualität. Eine Funktion, die sicherlich auch bei Gruppenarbeiten nützlich wäre.

Ein weiterer Vorteil des Suchmaschinenkonzerns könnte im hohen Grad der Integration liegen. Viele nutzen bereits heute Dienstleistungen wie GMail respektive Google Mail und auch der Kalender dürfte nicht unbekannt sein. Weitere Elemente wie Dokumente, Fotoverwaltung und selbstverständlich die Suche nach den verschiedensten Webinhalten komplettieren das mittlerweile schier unüberschaubare Angebot. Zusammen mit der seit Kurzem stattfindenden «Renovation» der gesamten Homepage und somit der weiteren Vereinheitlichung der Services ist es gut vorstellbar, dass der eine oder die andere mit dem gesamten digitalen Leben zu Google umzieht.

Bei all den Vorteilen – perfekt ist Google+ noch lange nicht. So fehlt insbesondere die von Facebook her bekannte Funktion, Firmen- oder Personenseiten zu erstellen, zu «liken» und deren Beiträge an die eigene Pinnwand zu «abonnieren». Ebenfalls nicht zur Verfügung stehen die bei einigen sehr beliebten Anwendungen und Spiele, die für den notwendigen Zeitvertreib sorgen sollen. Der erste Punkt ist das derzeit wohl grösste Manko, das Google beim ansonsten weitgehend identischen Angebot aufzuweisen hat. Dieses will der Konzern aber beheben beziehungsweise eine ähnliche Umsetzung lancieren.

Welchen Dienst man schliesslich bevorzugt, ist Geschmacksache. Eine Entscheidung für den einen oder den anderen Service ist aber wohl unumgänglich, denn für das Verwalten von zwei Netzwerken würde – zumindest mir persönlich – die Zeit fehlen. Beide Angebote haben Vor- und Nachteile, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Zudem muss noch einmal erwähnt werden, dass Google+ noch immer in einer Testphase steckt und noch niemand genau weiss, wie das endgültige Produkt aussehen wird. Gleichzeitig kann man aber auch nicht sagen, was sich Facebook bereits ausgedacht hat oder noch ausdenken wird. Eines ist aber klar, beide werden ihre Dienste weiter verbessern und um die Nutzer kämpfen. Mir persönlich scheint zumindest Google+ die erste wirklich ernst zu nehmende Konkurrenz für Facebook am Markt zu sein, sodass man gespannt auf die weiteren Entwicklungen schauen kann.

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