Wachtmeister Studer

Wer eine Abwechslung zum grauen Lernalltag sucht, findet sie in den Verfilmungen der Wachtmeister Studer-Reihe, die aktuell im kinok gezeigt werden.

Es ist seltsam, sich (wieder einmal) auf einen Schwarzweissfilm einzulassen, ist man doch mit Fernsehen und Film in Farbe aufgewachsen. Der Film aus dem Jahre 1939 beginnt mit dem Selbstmordversuch des jungen Erwin Schlumpf, der sich in der Untersuchungshaft zu erhängen sucht. “Die elände Gitterfäischter!”, flucht Wachtmeister Studer, während er ganz undramatisch Erwin zurück ins Leben und ein paar grosse Schlucke Cognac in seine Kehle befördert. Die Handlung ist so einfach, wie auch komplex: Wendelin Witschi, der zukünftige Schwiegervater von Schlumpf, wird erschossen im Wald aufgefunden. Sofort fällt der Verdacht auf Erwin: Er, der bereits vorbestraft ist, wird mit einer grossen Summe Bargeld nicht unweit des Tatorts entdeckt und verhaftet. Sein Suizidversuch kommt einem Geständnis gleich…

Doch Wachtmeister Studer lässt nicht locker – “wennsi doch nur säge würet, wasi drückt und wasi wösse”. Er nimmt die Ermittlungen in der kleinen Gemeinde Gerzenstein auf, wohlwissend, dass auf dem Land die Leute noch zusammenhalten und niemand spricht – zumindest nicht mit jemandem von ausserhalb. Im Verlauf des Films trifft man auf die verschiedensten Charaktere, doch keine Figur bleibt einem derart im Gedächtnis wie Studer selbst: stur, grob, aufbrausend, wenn er immer wieder auf sein Gegenüber einredet, “sägs doch ändli!”, aber auf der anderen Seite verständnisvoll, hilfsbereit und ehrlich. Und was für heutige Augen auch ungewohnt erscheint: Studer scheint durchgehend zu rauchen und ext im Laufe des Filmes so viel Prozenthaltiges, dass man sich nicht zu wundern braucht, wenn er am Ende unter dramatischem Husten und Schweissausbrüchen den Fall zu Ende bringe muss. Das dürfte zwar leider keine subtile Tabak- oder Alkoholkritik sein, sondern ist einfach sympathisch und amüsant, wie der gesamte Film.

“Wachtmeister Studer” lohnt sich, in jeder Hinsicht: wegen den verschiedenen Schweizer Dialekten, die einem vorgeführt werden, der schauspielerischen Leistung von Heinrich Gretler als Studer und dem Vergnügen an sich, dass einem das Schauen eines alten und “unterproduzierten” Filmes bereitet.

“Wachtmeister Studer” wird das nächste (und leider auch letzte Mal) am 23.1. um 20.30 Uhr gezeigt. Alternativ stehen auch noch “Der Chinese” und “Matto regiert” auf dem Januarprogramm des kinoks.

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