First Impression

„Wieso Nottingham?“ Die Antwort auf diese Frage ist leicht: Das entscheidende Kriterium war, dass ich mein verstaubtes Englisch auffrischen wollte. Da Universitäten im Grossraum Amerika und Australien für den Ottonormalstudenten kaum bezahlbar sind, entschied ich mich von Anfang an für England. Leider nehmen viele Universitäten in England Visiting Students nur für ein Jahr – nicht so die University of Nottingham. Ich hab alles auf diese Uni gesetzt und es hat geklappt.

Für Schweizer Verhältnisse ist Nottingham mit knapp 300’000 Einwohnern relativ gross, im Quervergleich mit anderen englischen Städten belegt die Stadt allerdings nur Platz 21. Sie gehört zur Grafschaft Nottinghamshire in den East Midlands, ist gleichzeitig deren Verwaltungssitz und hat einen nicht unbeeindruckenden historischen Hintergrund – insbesondere ist dies Robin Hood zu verdanken. Studenten haben hier nicht nur einen guten Ruf, sie geniessen auch überall Vorteile: In sehr vielen Läden in der Innenstadt erhalten Studenten Nottinghams 10-20% Discount auf das gesamte Angebot. Kleidervertriebe sind davon nicht ausgenommen. Im Gegensatz zu St. Gallen gelten Studenten hier offenbar nicht gemeinhin als Geldschleudern.

Ich wohne direkt neben dem Campus im Broadgate Park. Dieser macht den Eindruck einer eigenen kleinen Siedlung – was es genau genommen ja auch ist: Alle Häuser tragen die Namen von Bäumen (ich wohne in „Hazels“). Sie sehen sich ziemlich ähnlich und sind samt und sonder Studentenwohnheime. Nach einem kurzen Briefing erhalte ich meinen Schlüssel und eine Zugangskarte: Der Park und manche Einrichtungen darauf können nur mit dieser Karte betreten werden. Bekanntermassen hat Nottingham eine der höchsten Kriminalitätsraten Englands. Das erklärt dann auch den 2.5 Meter hohen Zaun um das ganze Gelände und die Kameras an den Eingängen.

Nachdem wir mit den Besonderheiten des Landes vertraut gemacht („British people LOVE queuing – so get used to it“) und mit allen übrigen Informationen versorgt wurden, stellt sich NUSEX vor: Die Nottingham University Student Exchange Society entspricht dem Buddy System in St. Gallen und organisiert die Social Events für Austauschstudenten.

Anschliessend kommen wir an der Fresher’s Fair vorbei: Die Vereinspräsentationen in St. Gallen sind kein Vergleich dazu: Für die über 200 Student Societies wird anlässlich der dreitägigen Veranstaltung eigens ein Festzelt hergerichtet, in welchem Flyers, Goodies und sonstiger Schnickschnack von der Students Union, der Caving Society, der Chess Society, AISEC, der Fashion Society, der Punk Society und vielen mehr verteilt werden. Natürlich ist auch die Swiss Society vertreten! Ich selber werde mich, obschon ich „nur“ Austauschstudent bin, ebenfalls hier und da engagieren: NUSEX erwähnte ich bereits. Die Travel Society organisiert Trips an weiter entfernte Orte innerhalb Englands und die Athletics Society ist eine Art Jogging Club – der gute Vorsatz für meine Mitbewohner und mich.

Bevor die Vorlesungen beginnen können, muss sich jeder Fresher, nachdem er sich online registriert hat, noch persönlich anmelden. Die Organisation ist hierbei in jeder Hinsicht vorbildlich: Der Ablauf ist klar geregelt und überall sieht man Registration Officers, die für Fragen zur Verfügung stehen – die Anmeldung ist für EU/CH-Studenten in zwei Minuten erledigt. Anschliessend erhalte ich meine Student ID Card. Es handelt sich hierbei nicht um eine Klebekarte zum Selbstbasteln – dieses Semester kriege ich zur Abwechslung mal eine richtige ID aus Hartplastik. Auch bei den Funktionen der Karte gibt es Unterschiede zu denen gewisser anderer Universitäten: Selbstredend kann ich auch Bücher in der Bibliothek ausleihen und meine Unterlagen ausdrucken. Allerdings habe ich zu den Bibliotheken auf dem Campus nur mit der Karte Zutritt. Beim Students Union Shop könnte ich aus meiner Karte zum Preis von ca. 180£ auch ein Jahresabo für die Buslinien in Nottingham machen – was sich logischerweise lohnt, wenn man das ganze Jahr hier studiert.

Bei der Fresher’s Week dürfen aber neben den organisatorischen Elementen die Partys nicht fehlen! Die erste Party der Woche stand unter dem Motto Traffic Light– je nach Beziehungsstatus Grün, Gelb oder Rot. Wofür Gelb stand war niemandem so ganz klar. Die Kombination aus grünem T-Shirt und rotem Pulli liess ebenfalls Fragen offen. Und wer sein grünes T-Shirt schliesslich  wegwirft signalisiert damit offenbar, fündig geworden zu sein. Die spinnen die Briten!

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Teil 1: First Impression

Teil 2: Brighton und Nottingham

Teil 3: Ein Rundgang über den Campus

Teil 4: Winterzeit

Teil 5: Exams and Goodbye

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MEHR DAZU


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