Investitionen in die Zukunft… die zweite Runde.

Da hat sich der Regierungsrat des Kanton St. Gallen wieder etwas Besonderes einfallen lassen: nach der erst kürzlich beschlossenen Entscheidungen, die Studiengebühren zu erhöhen, ja, in manchen Fällen zu verdoppeln, bleibt man sich seiner rückständigen Linie treu und berät munter über weitere Sparmassnahmen zu Lasten der Studierenden. Das ist nicht nur willkürlich und lächerlich, sondern im Endeffekt vor allem eins, ziemlich unbedacht.

Der ganze Sachverhalt wird treffend und detailliert, mit einer Vielzahl von Hintergrundinformationen auf myunisg.ch von der SHSG erläutert. Daraus geht hervor, dass darüber nachgedacht wird, die Studiengebühren für Masterstudierende, Ausländer und Langzeitstudenten zu erhöhen, sowie die Kosten für Lehre und Verwaltung zu senken. In Ermangelung neuer Alternativen, um Defizite in den Griff zu bekommen, besinnt man sich also auf ein damals schon fragwürdiges und stumpfes Konzept zurück: Studierende, bitte zur Kasse!

Es liegt nicht einmal daran, dass ich als Student direkt von solch einer Entscheidung betroffen bin, dass die Idee mir so unsinnig erscheint, denn selbst aus externer Sicht mutet die Entscheidung wenig durchdacht an. Grund hierfür ist der rückschrittliche Charakter, der der Idee inne wohnt, zusammen mit der unfairen Behandlung der Studierenden. Bildung war und ist seit jeher Schlüssel zu allem: ohne weitergegebenes Wissen würden wir noch heute in Höhlen sitzen und uns fragen, wie man Feuer macht. Doch dank dem Wissen, dass die Menschheit sich über Jahrtausende angeeignet hat, und dem Transfer dessen, befinden wir uns heute in dieser doch einigermaßen hochtechnologisierten und zivilisierten Welt. Bildung und Wissen sind die Triebkräfte für Fortschritt, Kostenkürzungen in diesem Bereich sind in etwa so zukunftsträchtig wie Investitionen in Pferdekutschen. Zur Verfügung gestellt wird eben jene Bildung von Schulen, Fachhochschulen, Ausbildungsbetrieben, Gymnasien und Universitäten wie der HSG. Das sagt bereits alles, was zu dem Thema gesagt werden muss. Die Kosteneinsparung führt dazu, dass zum einen die Lehre schlechter werden würde, gleichzeitig genauso die Qualität der Studierenden, weil nicht mehr Leistungsfähigkeit und Interesse, sondern finanzieller Background darüber entscheidet, wer sein Studium an der HSG beginnt. Keine wünschenswerte Zukunftsprognose.

Was die ganze Sache noch schlimmer macht, ist der Umgang mit den Studierenden. Nach der ersten Erhöhung war die Reaktion der Studierenden eher zurückhaltend, man könnte sogar sagen, verständnisvoll. Das Murren war gering, und die Studierenden waren bereit, für die Lehre aufgrund der finanziell-schwierigen Situation einen Mehraufwand zu erbringen. Während man den Studierenden in diesem Punkt also Rücksichtnahme und Verständnis anrechnen kann, ist die jetzige Bemühung des Regierungsrates aus diesem Umstand wiederholt Kapital zu schlagen nur irgendwie unverschämt. Man besinnt sich wohl darauf zurück, dass die erste Erhöhung schon leicht vonstattenging, und relevante Wähler nur gering betroffen sind. Die Studierenden sind ein kleiner Teil der Bevölkerung, und die Beliebtheit der HSG im Umland ist ebenfalls nicht so fest verwurzelt wie wünschenswert. Die Wählerzentrierung zeigt sich besonders in der Mehrbelastung der Ausländer, die können politisch sowieso nicht mitsprechen, da kann man dann nochmals richtig zuschlagen – Fair play. Doch bereits die jetzigen Reaktionen der Studierenden zeigen, dass diesmal die Entscheidung nicht so schweigend und billigend zur Kenntnis genommen wird. Ob entsprechende Facebooktitelbilder ausreichen, den Vorgang zu stoppen, ist fraglich, die Mobilisierungsfunktion ist jedoch beachtlich. Die SHSG unterstützt die Studierenden und bietet einem jedem die Möglichkeit, das weitere Vorgehen, unter folgendem Link mitzubestimmen.

Hoffen wir also, dass der Regierungsrat einsieht, dass sein Ansinnen zu keinem wünschenswerten Mehrwert für Gesellschaft und Studierenden führt. Spätestens jedoch, wenn das Audimax besetzt wird, bin ich wohl nicht mehr der einzige, der sich in den HSG Studierenden geirrt hat.

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3 Comments

  • Giorgio

    Es ist einfach eine Frechheit der St Gallener Regierung auf diese Art und Weise zu argumentieren. Eine Erhöhung auf circa 7300 CHF für ausländische Studenten ist in keinster Weise gerechtfertigt. Immer wieder dieses einfach gestrickte steinzeitliche Argumentationsmuster der SVP Politiker und Universitätsräte. Ja sie haben recht es gibt keinen finanziellen Ausgleich zwischen dem Ausland und St. Gallen wie das zwischen den Kantonen ist, aber es gibt auch in Deutschland zahlreiche renommierte Universitäten, die gerade mal 0-500 Euro pro Semester verlangen und nicht Ausländer diskriminieren.
    Des Weiteren wird in einem Skript der St. Galler Regierung ein Vergleich zwischen der Uni St Gallen und zahlreichen anderen Wirtschaftsuniversitäten angestellt, allerdings wird dabei vergessen, dass der Großteil dieser Universitäten privat sind und dadurch höhere Gebühren verlangen können und man damit rechnen kann, dass sich die Qualität verbessern wird. An der Uni St Gallen wird das ja leider nicht der Fall sein.
    Ich seh nicht ein 7000 CHF zu bezahlen, wobei die Universität trotzdem noch aus allen Nähten platzt und Investitionen in die Bildung nicht mehr getätigt werden, wie dies im Sparpaket II zu entnehmen ist.
    Bei diesen Gebühren könnte man die Universität doch gleich privatisieren, dann wäre wenigstens sichergestellt, dass diese hohlköpfigen SVP Politiker nicht mehr ihre Finger im Spiel haben und man als Student direkt in die Bildung investiert und nicht irgendwelche stupiden Volksfeste, die 80 Millionen CHF Verlust verursachen, mitfinanziert.

  • Roman Schmid

    Ich frage mich, wie es sein kann, dass HSG-Studierende angeblich so viel kosten. Da haben doch die ETH Zürich oder die ETH Lausanne mit ihren naturwissenschaftlichen und ingenieurswissenschaftlichen Fakultäten viel mehr Kosten pro StudentIn. Oder die Uni Basel oder die Uni Genf mit ihren Medizin-Fakultäten. Und trotzdem zahlen wir bis zu 352% mehr pro Jahr an Studiengebühren verglichen mit anderen Unis wegen Einsparungen des Kantons?? Andere Kantone kürzen die Budgets auch, zB Bern. Dort werden die Studiengebühren aber lediglich 150.- teurer von ursprünglich 655.-. Und die haben viele Fakultäten, die einiges teurer sind als Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Und soweit ich richtig informiert bin, werden in der Schweiz an keiner Uni unterschiedliche Gebühren bezgl. Fakultät erhoben. Irgendwie passt das doch nicht, da sind doch sonst noch irgendwelche Ineffizienzen an der HSG enthalten… wäre froh um eine Erklärung.

  • Ruben Schönenberger

    Nun ja, so sehr ich gegen die erneute Erhöhung bin, so sehr sollte sich vielleicht gerade deswegen der eine oder andere Mal grundsätzliche Gedanken zu seiner Einstellung und seinem Wahlverhalten machen. Das Sparpaket und damit indirekt die Erhöhung der Studiengebühren verdanken wir einer bürgerlichen Politik, die ohne gross nachzudenken Steuererleichterungen für die gewährt hat, die darauf gar nicht angewiesen waren. Jetzt zeigt sich, wohin das führt. Und anstatt dort wieder zu korrigieren, bluten nun alle…

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