Blut – Die Logistik des Körpers

Wenn man von der Uni über die tausend Stufen nach unten geht, kommt man an einem grünen, runden Gebäude vorbei – das Labor Unilabs. In diesem Labor arbeiten zur Zeit über 100 Mitarbeiter. Täglich werden bis zu 2’000 Patientenproben bearbeitet, dies umfasst bis zu 10’000 Tests und Untersuchungen. prisma hat Dr. Matthias Kaelin einige Fragen rund um das Thema Blut gestellt, um mehr über eines der grössten Organe des Körpers  zu erfahren.

Was ist die Aufgabe des Blutes?

Das Blut ist das Logistiksystem des Körpers. Neben dem Sauerstoff, der von den roten Blutkörperchen transportiert wird, sind die weissen Blutkörperchen wichtig; sie werden an den Ort von Entzündungen, Infektionen und Verletzungen gebracht, um diese zu reparieren respektive zu bekämpfen. Im Blutplasma, das 50 bis 60 % des Blutes ausmacht, werden die restlichen Stoffe, wie zum Beispiel Hormone und Nährstoffe, an die dafür bestimmten Orte gebracht.
Zudem ist das Blut die „Heizung“ des Körpers und reguliert die Körpertemperatur. Es werden über die Zeit immer neue Funktionen des Blutes erkannt – seine wichtigste ist aber, die innere Logistik und neben dem Nervensystem das wichtigste Nachrichtensystem des Körpers zu bilden.

Was für Analysen führen Sie in diesem Labor durch?

Als dieses Labor 1970 gegründet wurde, hat man vielleicht ein Dutzend Tests gekannt, die man wirklich durchgeführt hat, zum Beispiel die Blutzuckerspiegelmessung. Wie bei der Entwicklung im IT-Bereich hat die Laboranalyse in den letzen dreissig Jahren riesige Sprünge gemacht. Die Anzahl der Tests hat sich exponentiell vervielfacht, heute kennen wir über 2’000 Tests, die wir mit Blut oder Urin, anderen Körperflüssigkeiten oder Gewebe, durchführen können.
Die jüngsten Entwicklungen sind im Bereich der genetischen Analysen zu vermerken. So kann im Blut nicht nur die eigene DNS untersucht werden, sondern auch die DNS oder RNS von Viren. Dieses Verfahren ist insbesondere dann nützlich, wenn geprüft werden soll, ob ein Patient zum Beispiel mit HIV-Infektion auf eine Behandlung anspricht. Zudem sind diese Methoden viel eindeutiger, da das Genmaterial der Viren einzigartig ist.

Erkennt man bei den Analysen, die durchgeführt werden, bestimmte Trends?

Wenn man zum Beispiel bei den sexuell übertragbaren Krankheiten schaut, sieht man schon, dass in den letzten Jahren wieder vermehrt auf Syphilis und Tripper getestet wird und die Tests häufiger positiv ausfallen. Dies ist deshalb als interessant zu vermerken, weil die beiden Krankheiten sehr „alt“ sind und eigentlich schon fast als ausgerottet galten.
Auch die Tuberkulose trifft man in letzter Zeit häufiger an – überhaupt hat die Globalisierung die benötigten Tests beeinflusst. So treten vermehrt tropische Krankheiten auf, die früher eine totale Rarität waren. Damals wurden solche Proben an das Tropeninstitut in Basel geschickt, dies war damals das einzige Labor, das über das notwendige Fachwissen verfügte.

So unscheinbar das Gebäude von aussen aussehen mag, so verwinkelt und gross ist es im Inneren. Auf vier Stockwerken sind die administrative Abteilung und die verschiedenen Laborbereiche mit den grossen Analyseautomaten untergebracht. Zum Schluss wollte ich noch wissen, wie denn ein normaler Tag in einem Labor aussieht.

Wir haben hier keinen 24-Stunden-Betrieb wie ein Spital. Dringende Notfälle in der Nacht oder am Wochenende müssen denn auch an das Kantonsspital zur Analyse geschickt werden. Unser Arbeitstag beginnt um 4.30 Uhr. Dann wird von zehn bis fünfzehn Damen die Post mit den Proben  sortiert. Dabei wird geprüft, ob die eingeschickten Blutproben mit den Tests, die der Arzt durchgeführt haben möchte, übereinstimmen. Für unterschiedliche Tests muss nämlich das Blut unterschiedlich aufbereitet sein. Bei unklaren Angaben muss nachgeforscht werden. Die Röhrchen werden gescannt und nummeriert und die Aufträge eingelesen, das dauert schon zwei bis drei Stunden. Dann werden von den Originalröhrchen Zweitröhrchen angelegt, damit parallel gearbeitet werden kann. Die Laboranten und Laborantinnen kriegen dann ihre Aufgabenliste zugeteilt und arbeiten die Liste an ihrem Arbeitsplatz ab. Viele Tests laufen heutzutage voll automatisiert ab, man muss der Maschine nur noch die Probe zur Verfügung stellen. Die Maschine kontrolliert dann auch selber noch einmal nach, ob der verlangte Test für die Blutprobe mit dem Strichcode auf der Probe übereinstimmt – dies bietet uns also auch noch eine doppelte Sicherheit, dass bei den Tests keine Fehler unterlaufen.

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