Sozial sein. Also so in echt jetzt!

Jemand sagt HSG und schon macht es «pop»! Jeder scheint eine gewisse Vorstellung darüber zu haben, welcher Typ Mensch an der renommierten Uni studiert. «Gschläggeti Frisuure hends!», hat eine Kollegin mal behauptet, als wir darauf zu sprechen kamen. Aha… der männliche HSGler wird also auf seine Haarpracht reduziert. Den typisch aufgestellten Kragen bitte nicht vergessen.

Jetzt ist mein Interesse geweckt: worauf wird Frau reduziert? Anscheinend sei die HSG ein einziger Runway für Frauen, die sich einen potentiellen Bräutigam suchen, indem sie aufgetakelt wie ein Pfau rumstolzieren. Kontakte knüpfen sei das A und O, denn sollte man das Assessment nicht bestehen, so hat man sich doch einen dicken Fisch geangelt und lässt ihn nicht mehr von der Leine.

Na holla! Da habe ich ja als Single noch einiges nachzuholen. Aufgrund meines überraschten Gesichtsausdrucks wurde ich dann gefragt, ob die Angaben denn nicht stimmen. Klar habe ich die genannten Prototypen der HSGler auch schon gesehen. Aber soweit ich weiss ist die HSG kein Klonlabor. Echt jetzt? Ja, echt jetzt! Zumindest haben all meine Freunde einen Bauchnabel.

Die Krönung des Ganzen spielte sich zu Abend ab, als wir beim gemeinsamen ‚Znacht‘ sassen. Ich erzählte gerade von meinem Vorhaben, mich am Nachhilfeprojekt des Jugendrotkreuz St.Gallen zu beteiligen. Prompt wurde ich gefragt, ob ich dafür Credits von der Uni bekomme.

Ach ja, ich vergass, dass HSGler nicht gerade dafür bekannt sind, sozial zu sein. Meine Mitbewohnerin, ganz hilfsbereit, meinte dazu «Das verstahsch du falsch! Da hockt gad eini, wo mal in echt sozial isch. Wahrschindli die einzig adr HSG.» Das wäre wohl ein ziemlich einsamer Job. Glücklicherweise treffen gewisse Vorstellungen nur auf einen Teil der Studis zu.

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1 Comment

  • Fab

    Leider muss ich sagen, dass das gesellschaftliche Engagement der HSG-Studenten tatsächlich geringer zu sein scheint als an anderen Universitäten; und wenn man sich schon derart beschäftigt, sollte die Tätigkeit eben zumindest Credits erbringen oder anderweitig lebenslauf- und karrierefördernd verwertbar sein. Natürlich sehen nicht alle Leute hier gleich aus, aber ein gewisser HSG-Spirit ist schon auszumachen, der unter Anderem darin zu bestehen scheint, schon ab Studienbeginn einen klaren Karriereplan zu verfolgen und seine Studienzeit danach auszurichten, was – wie erwähnt – neben den bei Arbeitgebern so beliebten “aussercurricularen Aktivitäten” auch mit einschliesst, Partner- und “Freund”-Schaften am zukünftig vermuteten Networking- und Karrierepotenzial auszurichten. Der Leistungsgedanke ist hier sicherlich überdurchschnittlich ausgeprägt und wird auch gezielt gefördert, was sich einerseits natürlich positiv auf die Qualität dessen auswirken kann, was man macht, aber dafür eben oftmals den Blick von Dingen abwendet, die nicht konkret verwertbar zu sein scheinen. Inwiefern dies zu gesellschaftlich wünschenswerten Ergebnissen führt und einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung zuträglich ist, kann und möchte ich hier nicht abschliessend beurteilen, auch wenn ich natürlich eine Meinung dazu habe.

    Umso schöner sind für einen mittlerweile spürbar desillusionierten Menschen wie mich dann allerdings gegenteilige Bekanntschaften und Artikel wie dieser hier.

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