Nicolas Stoetter über Mornin‘ Glory und wie er Gillette, Wilkinson & Co. Konkurrenz macht

Gastbeitrag von: Stephan Gemke, Chair for Entrepreneurship, www.startup.unisg.ch

Normalerweise sind es obskure Verschwörungstheoretiker, die von Apokalypse sprechen und mit erhobenen Zeigefinger das drohende Ende der Welt prophezeien. Doch in der Welt der Nassrasur füllen die beiden HSG-Alumni Nicolas Stoetter (Mornin‘ Glory) und Christopher von Hallwyl (Shave-Lab) diese Rolle aus und sagen dem etablierten Razor-and-Blades-Geschäftsmodell den Kampf an. Ihre Mission: Das Ende überteuerter Rasierklingen herbei zuführen. Mit welcher Strategie Nicolas Stoetter dies versucht und wie seine bisherigen Erfahrungen dabei sind, erläutert euch dieser Blogpost. 

„Wir verfolgen das Ziel, die gegenwärtigen Marktstrukturen zu verändern. Wir setzen auf Serviceinnovation und bieten unsere Klingen zudem bis zu 50 Prozent günstiger an als der Marktführer“, gibt Nicolas Stoetter die Marschroute vor und ergänzt: „Daher habe ich dem Beratertum den Rücken gekehrt undzusammen mit Fabio Paltenghi letztes Jahr Mornin‘ Glory gestartet.“

Bereut habe er diesen Schritt bislang keineswegs, vielmehr sei das Gegenteil der Fall. Denn da wäre einerseits der Zugewinn an Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsmacht sowie andererseits die Bestätigung für ihr Tun durch jede neue Bestellung. „Die hohe vierstellige Anzahl an aktiven Abonnementen, die wir in den letzten Monaten erfolgreich aufbauten, zeigt ganz deutlich, dass wir mit Mornin‘ Glory  auf dem richtigen Weg sind“, gibt sich Nicolas selbstbewusst.

Doch während Mornin‘ Glory den Männern einen „customer pain“ nimmt, bereiten sie den etablierten Playern zunehmend Kopfschmerzen. „Mit unseren Rasierklingen sind wir bis zu 50% günstiger als der Marktführer. Möglich ist dies, da wir sowohl auf Zwischenhändler, als auch auf technische Innovationen wie die x-te Klinge oder einen vibrierenden Griff verzichten.Wir konzentrieren uns auf einen günstigen Preis und den Service und das Einkaufserlebnis – deshalb bieten wir nur zwei hochwertige Rasiertypen an: Einmal mit 3- und einmal mit 5-Rasierblättern jeweils mit den üblichen Aloe Vera Streifen. That’s it. Das Ganze vertreiben wir dann im Monatsabo zwischen 6-11 Schweizer Franken“ (je nachdem ob man zwei oder vier neue Klingen pro Monat braucht). Den Griff gibt es gratis dazu. Das Abo  ist jederzeit kündbar.

„Somit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Der Klingenkauf wird bis zu 50 Prozent günstiger als beim Marktführer. Zudem liefern wir versandkostenfrei direkt nach Hause und der Gang in die Drogerie entfällt.“ Ein Vorteil der Marktführer (neben dem Branding) ist allerdings das Cross-Selling. Schliesslich stehen in der Drogerie die Klingen direkt neben dem Rasierschaum, der After-Shave-Lotion und diversen weiteren Kosmetika. So etwas kann Mornin‘ Glory seinen Kunden nicht anbieten, noch nicht…

„Unser langfristiges Ziel ist es zur digitalen Pflegemarke zu werden. Das Klingenabo-Modell sehen wir nur als einen ersten Schritt dorthin. Wir wollen jedoch weiter wachsen, unsere Eigenmarke Mornin‘ Glory weiter ausbauen und damit unser Rasurangebot um weitere Produkte erweitern“, so Nicolas Stoetter ehrgeizig.

Solch ehrgeizige Pläne bedürfen natürlich entsprechender Finanzierung. Hierzu berichtet Nicolas, dass Mornin‘ Glory mehrere Business Angels und institutionelle Investoren an Bord hat und momentan ausreichend finanziert sei. Ein grosser Vorteil sei hier sein HSG-Netzwerk gewesen. Der erste Investor sei oft am schwierigsten zu finden, aber da ihr erster Investor Christophe Maire war, ebenfalls HSG-Alumni und erfolgreicher Gründer und Privatinvestor, ging es in der Folge deutlich leichter vonstatten. Ein erfolgreicher und gut vernetzter Business Angel verfüge über so viel Glaubwürdigkeit und Kontakte, dass er die Kapitalaufnahme im Folgenden nur positiv beeinflussen und beschleunigen könne, so Nicolas weiter.

Entsprechend fallen auch die Tipps aus, die Nicolas gern an die Studenten weitergibt: „Das persönliche Netzwerk ist das A und O – sowohl in der Finanzierung, als auch beim Recruiting. Zu Beginn hat man keine grossen materiellen Ressourcen zur Verfügung, da ist man auf die Hilfe von Partnern, Freunden und Bekannten angewiesen. Jede Intro und jeder Kontakt – egal ob ersten oder zweiten Grades“ hilft ungemein.

In Bezug auf die Rekrutierung von Mitarbeitern spiele laut Nichols vor allem die Start-up Kultur eine wichtige Rolle. Eine lockere und zupackenden Arbeitsatmosphäre gepaart mit einem hippen Büro in guter Lage samt Kicker und freien Getränken gehöre einfach dazu. Solche Annehmlichkeiten zeichnen ja Start-ups aus und viele Personen sind genau auf der Suche nach solchen Arbeitsplätzen. So war es auch bei seiner Mitarbeiterin Jessica Vanscheidt, Head of PR, die zuvor bei einem anderen E-Commerce-Unternehmen arbeitete. Sie ist zu Mornin‘ Glory gewechselt, da sie gerne mal etwas vom Grund auf mit aufbauen wollte. Es sei diese Aufbruchsstimmung, die sie zu Mornin‘ Glory hingezogen hätte.

Und in Bezug auf den Finanzierungsprozess empfiehlt Nicolas insbesondere, dass man Investoren suche, die zur Business Idee passen. Smart Money sei nicht immer smart. Außerdem empfiehlt er früh Vereinbarungen zu Art und Umfang der Unterstützung zu treffen. Zu empfehlen seien z.B. regelmässige Treffen, z.B. einmal im Monat für 2 Stunden, da Business Angels einen prall gefüllten Terminkalender hätten.

Zu guter Letzt empfiehlt er, dass man seine KPIs im Griff haben muss. Das sei essentiell, um ein Start-up auf Performance zu trimmen. Wer keinen Überblick über seine Ausgaben besässe oder im Unklaren über Wirkungszusammenhänge sei, liefe Gefahr zu viel Geld zu verbrennen und so gleichermassen Performance und Markenaufbau zu gefährden.

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