“Wie ist die Uni in Göteborg so?”

Foto: Eileen Wassong

Lange Antwort auf eine kurze Frage:  Man vergleicht ja oftmals das Neue gerne mit dem, was man schon kennt – wie machen wir das zuhause, oh, ich kenn das aber anders und so weiter. Deshalb soll hier mal ein kurzer Vergleich zwischen der Handelshögskolan in Göteborg und unserer Alma Mater stattfinden.

Zunächst, die Räumlichkeiten hier sind deutlich angenehmer – grosse Fenster, viel Licht, bessere Stühle in den Vorlesungssälen. Auf der anderen Seite lässt die IT an der Uni definitiv zu wünschen übrig. Direktes Drucken geht nicht, die Dokumente müssen alle einzeln am PC neben dem Drucker noch einmal angewählt werden. Eine Kopierkarte kriegt man entweder in der Bibliothek oder im 7 Eleven um die Ecke – aber Achtung! Nicht nur, dass die Kopierkarte in der Bibliothek deutlich teurer ist, als diejenige bei 7 Eleven, auch sind die beiden, trotz gleichem Aussehen, nicht gleich einsetzbar: Die eine Karte kann nur an den Druckern in der Bibliothek verwendet werden, die andere nur in den Computerräumen. Nicht zu erwähnen, dass der Drucker in der Bibliothek natürlich noch nie etwas von doppelseitigem Druck gehört hat…

Aber, eines muss man der Bibliothek lassen: Sie ist ein Traum. Lichtdurchflutet und still. Zusätzlich dazu darf man alles, wirklich alles, mit reinnehmen – sei es Jacken oder Tasche, Bücher, Getränke und (eigentlich nicht erlaubt, aber auch hier kümmert das keinen) Essen! Was für ein Traum, den Kaffee stolz rein zu tragen und ihn nicht, wie ein Schwerverbrecher, unter dem Schal oder in sonstigen Verstecken reinzuschmuggeln. Und wenn wir schon gerade beim Lernen sind, zur guten Prüfungsvorbereitung gehört bekanntlich auch, sich alte Prüfungsaufgaben anzuschauen. An der HSG ein florierendes Geschäft für Lernmitteldealer, hier Sache der Uni: Auf Masterstufe kann man einfach ins zuständige Büro gehen, sich den Ordner des jeweiligen Faches holen und alte Prüfungsfragen, inklusive Originalantworten von Studenten und der Bewertung der Aufgabe durch den Dozenten, kopieren. So gehört sich das!

Und Prüfungen und Prüfungsleistungen gibt es hier genug! Fast fühlt man sich, als absolvierte man ein zweites Assessment: Jede Woche ist irgendein Paper fällig, eine Präsentation zu halten und am Ende jedes Monats steht noch ein homeexam oder eine Prüfung an, da die Kurse hier nicht das ganze Semester dauern, sondern meist nur einen, maximal zwei Monate.

Apropos Prüfung: Auch bei diesen ist der Ablauf irgendwie “lockerer” als bei uns. In einem Saal, der wohl extra zu diesem Zweck gebaut wurde, findet die Prüfung statt. Farbige Zettel markieren, welches Fach an welchem Tisch geprüft wird – solange man sich also in der “blauen” Zone bewegt, zum Beispiel, kann man sich hinsetzen wo man will. Die Prüfungen dauern meistens vier Stunden – wobei dies nichts über die Punkte aussagt. Für meine 25 Punkteprüfung hatte ich vier Stunden Zeit – an der HSG wäre diese Zeit 240 Punkte Wert gewesen… Während der ersten Stunde ist es dann auch nicht erlaubt, abzugeben oder auf die Toilette zu gehen, danach kann man jederzeit zur Toilette – einfach die Prüfung auf dem Tisch liegen lassen und zu einem der WCs gehen, die direkt vom Saal abgehen – wie praktisch! Dies erspart erstens einen Zeitverlust und ermöglicht gleichzeitig, dass die Studenten immer unter Beobachtung sind, ohne dass nur jemand gleichzeitig den Raum verlassen darf. Umgekehrt sind diese elenden Toiletten aber auch unglaublich laut und die Konzentration wird mit jedem Spülen etwas weniger…

Wer nach der Prüfung gerne im Handelspuben, der Studentenbar, etwas trinken möchte, muss hoffen, dass die Prüfung an einem Mittwoch stattfindet – denn nur mittwochs öffnet der holde Pub seine Tore und nur Mitgliedern der Studentenschaft (Kosten: ca. 15 Franken) wird der Einlass vor 22.00 Uhr gewährt. Dafür gibt es günstigen Alkohol und jeweils ein Menü, sei es Hamburger oder Pasta, für wenig Geld – studentengerecht also, wenn man von den Öffnungszeiten einmal absieht.

Die Uni hier zeigt also keine wirklich grossen Unterschiede zur HSG – aber man sagt ja so schön, es sind die kleinen Dinge, die zählen.

P.S.: Einen riesigen Vorteil haben die Kleidergeschäfte hier. Wenn man zuhause noch ins Coop City stresst, um den passenden Nagellack für das neu erstandene Outfit zu finden, bieten H&M und Co. hier die ganze Palette an Makeup- und Haarprodukten (inkl. Farbe) an – und nicht nur Eigenmarken, wie bei uns, sondern auch bekanntere Marken. Wie kundenfreundlich!


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