Was und wie: StuPa-Sitzung

Alle Jahre wieder werden wir aufgerufen, den Kandidaten als Gremienoder Programmvertretern unsere Stimme zu geben. Diese sollen die Abgeordneten dann rund einmal im Monat im Studentenparlament für uns erheben. Obgleich öffentlich, sehen solche Sitzungen nur selten auswärtige Besucher. Was dort geschieht und weshalb es sich lohnt, einmal vorbeizuschauen.

Laut eigenen Angaben ist das Studentenparlament (StuPa) «die Legislative der Studentenschaft, in dem wichtige Entscheidungen der Studentenschaft getroffen werden». Es bewilligt Gelder, kontrolliert den Vorstand und nimmt Einfluss auf die  Universitätspolitik. Dennoch sind sich die meisten der Studenten im Unklaren darüber, wo und wie solche Entscheidungen getroffen werden. Tobias Wigand hat deshalb die Session des Gremiums vom 24. März für uns dokumentiert.

18.00 Uhr: Die Parlamentarier und Gäste trudeln grüppchenweise in den Raum. Ausgerüstet mit Cola und Eistee macht man es sich für die kommende Sitzung bequem.

18.15 Uhr: Die Gespräche verstummen, als die Sitzung von der Präsidentin des Parlaments eröffnet wird. Da Ordnung bekanntlich sein muss, wird zunächst beim Apell geprüft, welche Parlamentarier anwesend sind. Nachdem die Stimmenzähler bestimmt sind, wird das Protokoll der letzten Sitzung und die Traktandandenliste für die kommende Session bestätigt.

18.30 Uhr: Als erster Tagesordnungspunkt spricht das Parlament drei prisma-Vorständen die wohlverdiente Décharge aus. Wie diese Abstimmung regt auch die nächste Entscheidung über den gemeinsamen StuPa-Teambuilding-Ausflug kaum zu Debatten an: Paintball setzt sich in Kürze gegen Klettern und Rafting durch. Es folgen einige Ankündigungen, bis der Vorstand seinen monatlichen Lagebericht präsentiert. Da die schriftliche Version dem einen oder anderen entgangen zu sein scheint, fassen die Vorstände ihre vergangene Arbeit und die kommenden Pläne zusammen. Besonders erfolgreich ist das neue Online-Tool, das künftig Umfragen wie etwa zum Thema Lifestyle-Menü erleichtern wird.

19.00 Uhr: Rektor Thomas Bieger erscheint an der Sitzung. Vom StuPa eingeladen, hatte er sich bereiterklärt, seine Position zu den Auswirkungen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative für die Universität zu erläutern. Zunächst betont er die bemerkenswerte, internationale Ausrichtung der HSG: Es gäbe zwar eine 25 Prozent-Klausel für Ausländer, trotzdem übersteige der Anteil von Studenten ohne Schweizer Pass (35 Prozent) denjenigen anderer Schulen bei Weitem (fünf bis zehn Prozent). Dennoch liesse sich trotz Masseneinwanderungsinitiative die Internationalisierung der Universität noch weiter verstärken. Besonders kritisch beurteilt Bieger die Kontingentierung von Arbeitsplätzen für Ausländer, weil diese langfristig nicht nur die  Anziehungskraft der HSG für ausländische Top-Professoren schmälern, sondern auch Interessenten für Executive Programme abschrecken könne. Das Austauschprogramm Erasmus sieht der Rektor kurzfristige nicht in Gefahr: Bis der Bund wie vor 2010 den Austausch von Studenten wieder finanziere, stelle die HSG überbrückungsweise ausreichend finanzielle Mittel zu Verfügung.
Über die Auswirkungen der Masseneinwanderungsinitiative hinaus wird Rektor Bieger nach den aktuellen Strategien des Rektorats für die HSG gefragt. Anhand einer ausgeklügelten BWL-Matrix beleuchtet er künftige Entwicklungsfelder. Zunächst betont er, dass im Rahmen des Projekts «Campus 2022» neue Räume her müssten. Ablehnend nimmt der Rektor zu aggressiven Ranking-Massnahmen anderer Universitäten Stellung. Als vorrangiges Strategieziel sieht er die Steigerung der finanziellen Autonomie der Universität. Zu diesem Zweck solle eine Stiftung gegründet werden, die signifikante Beträge aufnehmen kann, um Eigenkapital aufzubauen.

19.30 Uhr: Zeit für Fragen aus dem Plenum. Dank finanzieller Autonomie sei keine Erhöhung der Studiengebühren in Sicht. Der Frauenanteil an der  Uni müsste durch Massnahmen kommunikativer Natur gesteigert werden. Trotz Visa- und  Arbeitsbeschränkungen würde die HSG für Top-Studenten ein begehrtes Ziel bleiben, solange die Qualität der Ausbildung herausragend bleibe.

19.40 Uhr: Die Fragerunde mit Thomas Bieger ist beendet. Er lässt es sich jedoch nicht nehmen, noch bis zum Pizza-Break zu bleiben. Es werden Informationen aus den diversen Schools und Programmen vorgestellt. Unter anderem wendet sich die Diskussion erneut der erstaunlichen Diskrepanz der Prüfungsleistungen der beiden Assessmenttracks zu. Dann stellt das Ressort International seine derzeitigen Aktivitäten vor. Schliesslich müssen sich die Vertreter der SKK einigen Fragen zur aktuellen Lage
stellen. Besonders problematisch seien die rückläufigen Umsätze mit Skripten im Zuge der Digitalisierung.

20.00 Uhr: Die ersehnte Pause ist da. Nicht nur Parlamentarier lassen sich die gelieferten Pizzen schmecken, auch die Sitzungsgäste dürfen sich beteiligen.

20.30 Uhr: Gestärkt geht man die zweite Hälfte an. Als nächster Punkt auf der Tagesordnung wird ein Angebot über einen vergünstigten Billardtisch diskutiert. Die meisten Parlamentarier stehen dem Kauf eines Billardtisches für die Allgemeinheit zustimmend gegenüber. Allerdings stellt sich die Frage nach einem Ort, wo auch übereifrige Spieler keinen Kunstgegenstand in Gefahr bringen können und wo gleichzeitig die Queues ausgeliehen werden können. Eine lebhafte Debatte kommt in Schwung; das Ergebnis: knappe Ablehnung des Kaufangebots.

21.00 Uhr: Seit Jahren geplant, aber immer wieder aufgeschoben: Nun will der Vorstand die Modernisierung der Legi wieder aufgreifen – nach internationalen Massstäben und an den Grundsätzen der Multifunktionalität ausgerichtet. Dazu liege bereits ein Angebot von einem externen Kreditkartenhersteller vor. Daher tritt der Vorstand mit dem Antrag an das Parlament heran, seinen Standpunkt in einem Positionspapier zu verdeutlichen. Was einfach klingt, entwickelt sich zu einer knallharten Diskussion: Wie
sieht das Konzept im Einzelnen aus? Wie die Finanzierung? Als sich die Diskussion nach diversen Einwürfen und Einwänden im Kreise zu drehen beginnt, stellt ein Parlamentarier einen Ordnungsantrag auf Abbruch der Diskussionen mit Rednerliste. Nach
Abstimmung dürfen nur noch diejenigen einen Diskussionsbeitrag abgeben, die bereits davor auf der Liste vermerkt waren. Kurz und knapp wird über den Antrag des Vorstands abgestimmt und der Auftrag zur Erstellung des Positionspapiers an die Vorstandskommission abgegeben.

21.15 Uhr: Die finanzielle Unterstützung des Projekts «Un-Dress» wurde bereits von der Sozialkommission befürwortet, nun stellen die Mitglieder aus oikos und Marketing Club ihr Projekt dem StuPa vor. In einer kurzen Präsentation erklären sie, wie das
Event für die Studentenschaft der Universität einen Mehrwert bringt und auf welche Weise es das Bewusstsein für nachhaltige Mode steigern soll. In einer Q&A-Runde müssen die Organisatoren sich Fragen nach Finanzierung, einzelnen Kostenpunkten und anderen möglichen Sponsoren stellen. Bei der folgenden Diskussion geht es hoch her. Entschieden wird sie von dem Einwurf, dass die SHSG durch die Unterstützung der nachhaltigen Modepräsentation endlich einmal der Öff entlichkeit ein anderes Bild der HSG vermitteln könnte. So werden dem Projekt schlussendlich 5’000 Franken à fonds perdu und 2’000 Franken Defizitgarantie in Aussicht gestellt.

21.45 Uhr: Das Parlament wird langsam unruhig, winkt doch das Ende der Debatten in Form des Feierabendbiers. Zuvor muss jedoch noch eine Änderung der Statutenartikel vorgenommen werden, die die Wahlordnung für die Vertreter des zweisprachigen
Assessments regeln. Ab sofort sollen die Assessment-Studenten durch je einen Vertreter aus dem englischen Track, zwei aus dem deutschen Track mit Schwerpunkt Mathe und einem aus dem deutschen Track mit Schwerpunkt Recht im StuPa repräsentiert werden.

22.00 Uhr: Nach abermaligem Antrag auf Abbruch der Diskussion und Abstimmung ist es geschafft! Man packt zusammen und macht sich auf den Weg ins adhoc …

Für alle, die selber einmal die Arbeit ihrer Vertreter inspizieren möchten: Die nächste Sitzung findet am Montag, 23. April, 18.15 Uhr, im Raum 01-110 statt. Gäste sind stets herzlich willkommen!


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