Kampf der Generationen

Jugendarbeitslosigkeit, Interessenskonflikte aufgrund divergierender Wünsche und Ansprüche der Generationen, sowie die globalen Herausforderungen und Vermächtnisse der unterschiedlichen Altersgruppen – das 44. St. Gallen Symposium steht ganz unter dem Zeichen des „clash of generations“. Doch zur Eröffnung gab es auch Neuigkeiten zu einem ganz anderen globalen Konflikt.

Die Spannung und die Erwartungen waren spürbar als in der Aula die buntgefärbten Lichter abgedunkelt wurden und ein eigens angefertigtes Video den Einstieg in die Thematik der diesjährigen Veranstaltung gab. In avantgardistisch anmutender Comicgrafik stellte es einen fingierten Disput zwischen Vater und Tochter dar. Auf humoristische Weise spielten sie mit den zahlreichen Begriffen die mittlerweile für die verschiedenen Generationen existieren. Von Babyboomern, 68er, Generationen X und Y bis zu Millennium Generation war alles dabei. Insgesamt ein gelungener Beginn der neben seinem Schalk bereits einen ernsten Unterton besass.

Lord Brian Griffiths of Fforestfach bei seiner Eröffnungsrede zum 44. St. Gallen Symposium
Lord Brian Griffiths of Fforestfach bei seiner Eröffnungsrede zum 44. St. Gallen Symposium

Den Anfang unter den Rednern der prestigeträchtigsten Veranstaltung an der Universität St. Gallen machte anschliessend der langjährige Gast des Symposiums, Lord Brian Griffiths of Fforestfach. Der britische Adlige ist Vice Chairman der Grossbank Goldman Sachs im Zweig International. Im Bezug auf das Wirtschafts- und Politforum übernimmt er die Funktion des offiziellen Chairman dem jeweils die Ehre der Eröffnung zuteilwird. Griffiths lobte im Gegenzug dafür in seiner Rede dann auch die exzellente Organisation des Symposiums und nahm Bezug auf den Veranstaltungsort St. Gallen und dessen Gründungsmythos. Für den „Irish Punk“, den heiligen Gallus, der sich vor Jahrhunderten in der Umgebung der Eidgenossen durchgesetzt und die Stadt gegründet hat, könne er nur Sympathien hegen, witzelte der Banker. Neben den 200 sogenannten „leaders of tomorrow“ und den 600 „leaders of today“, die sich dieses Jahr während zwei Tagen über die globalen Herausforderungen der Demographien austauschen sollen, mache auch die 350-köpfige Helfergruppe, bestehend aus Studenten der HSG, den einzigartigen Geist des Symposiums aus. Nach einem Zitat des Begründers des Konservatismus Edmund Burke und dem Ausruf „Enjoy, Debate!“ schloss Griffiths seine Eröffnungsrede.

Didier Burkhalter zum "clash of generations" und der Krise in der Ukraine
Didier Burkhalter zum “clash of generations” und der Krise in der Ukraine

Als der aktuelle Präsident unserer helvetischen Konföderation, Bundesrat Didier Burkhalter, das Rednerpult übernahm, zückten viele in der Menge, vermutlich vorwiegend Journalisten, Block und Bleistift. Denn das Exekutivmitglied kam an diesem Morgen von einem Treffen mit niemand geringerem als dem russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin aus Moskau. Als Vertreter der OSZE, deren Vorsitz die Schweiz momentan inne hat, hatte er vermittelnde Gespräche mit dem Staatsmann geführt. Die Rede am Symposium wäre die erste offizielle Stellungnahme Burkhalters in der Schweiz, wenn er die Verhandlungen denn erwähnen würde – und das tat er dann auch. Neben Ausführungen zum „clash of generations“, in welchem er eine Vorbildfunktion der Schweiz mit der Problematik zu betonen wusste, kam er schliesslich auf die Krise in der Ukraine zu sprechen. Er habe gestern mit Putin Gespräche führen können und zuvor auch mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Herman van Rompuy, über den Konflikt gesprochen. Auf beiden Seiten habe er positive Signale hin zu Kooperation und der Bereitschaft zur Deeskalation wahrgenommen, so Burkhalter. Er selbst hätte im Wesentlichen zwei Punkte betont. Zum einen sei die Schweiz als neutrale vermittelnde Kraft an einer Konfliktlösung interessiert. Zum anderen brauche es nun eine effektive „Roadmap“ der stufenweisen Deeskalation, welche von allen Seiten in gleichem Masse getragen und unterstützt werden müsse. Nach diesen Erläuterungen kam der Bundespräsident wieder zurück auf die Schweiz und deren globale Rolle zu sprechen. Die Schweiz sei in vielen Bereichen eine weltweit führende Kraft, obwohl auch sie sich im Generationenkonflikt, und im Speziellen der Altersvorsorge, schwierigen Herausforderungen ausgesetzt sehe. Burkhalter betonte zudem die Wichtigkeit der gesellschaftlichen und ökonomischen Offenheit der Schweiz, sowohl gegenüber der EU in einem bilateralen Kontext, als auch gegenüber der ganzen Weltgemeinschaft. Deswegen spreche sich der Bundesrat auch deutlich gegen die Mindestlohn- und die Masseneinwanderungsinitiative aus. Um seine Rede abzuschliessen, kehrte der Romand wieder zum Symposium zurück. Man müsse Brücken bauen zwischen den Generationen und Kompromisse suchen. Der Erfolg der Schweiz liege nicht zuletzt in der Einheit der Vielfalt. „With great challenges come great opportunities“

Mit dieser doppelten Eröffnung, die wohl selten soviel geopolitische Relevanz aufwies wie dieses Jahr, hat das Symposium also begonnen. Werden sich die verschiedenen Generationen gegenseitig so konfrontieren, wie dies das Leitthema suggeriert oder steht vor allem das klischierte Networking im Zentrum der Veranstaltung? Die kommenden zwei Tage werden es zeigen.


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