Die Bilderberger sind los

Erst kürzlich fand auf dem HSG-Campus das diesjährige St. Gallen Symposium zum Thema „Clash Of Generations“ statt. prisma war natürlich auch dabei und lieferte einen exklusiven Einblick zu heutigen und morgigen „Leaders“ sowie Hintergründe zu Organisation und Kritik am elitären Treffen. Doch allein schon das Motto „Smash Little WEF“ der Globalisierungsgegner, welche durch Sachbeschädigung ihren Teil zum BIP der Schweiz beisteuern wollten, impliziert, dass das Symposium (noch) nicht an der absoluten Spitze in der Hierarchie elitärer Diskussionsforen steht.

Vom 29. Mai bis zum 1. Juni kommt es nun in Kopenhagen zum berühmt berüchtigten Bilderberg-Meeting. Die rund 140 Teilnehmer dieser „invitation-only“ Tagung repräsentieren die Crème de la Crème der westlichen Elite. Im Gegensatz zum WEF geschieht das Ganze unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Geheimhaltung geht so weit, dass die reine Existenz der seit 1954 stattfindenden transatlantischen Treffen bis vor wenigen Jahren noch als „Verschwörungstheorie“ galt. Der entstandene Öffentlichkeitsdruck hat die Veranstalter in den letzten Jahren jedoch zu mehr Transparenz bewogen. Neu werden sowohl die Teilnehmerliste als auch die wichtigsten Themen der Konferenz im Internet veröffentlicht.

Naivität oder Paranoia?

Eine „geheime Weltregierung“, wie sie mancher Verschwörungstheoretiker vermutet, stellen die Bilderberger alleine schon aufgrund der hohen Fluktuationsrate und heterogener Interessen der Teilnehmer wohl eher nicht dar. Alt-Nationalrat Christoph Blocher, der 2009 an der Konferenz teilnahm, beschrieb das Treffen in seinem TeleBlocher unaufgeregt als WEF mit mehr Klartext und weniger PR-Phrasen. Soll man der „Superclass“ nicht auch einfach einmal einen Raum frei von der ständigen Beäugung durch die Medien geben?

Jein, ein anständiger Blowjob, ohne dass gleich ein Amtsenthebungsverfahren droht, wäre Bill & Co. ja an sich schon zu gönnen, doch geheime politische Treffen auf diesem Niveau sind aus demokratischer Sicht kritisch zu betrachten. Gemäss manchen früheren Teilnehmern soll die Konferenz auch tatsächlich einen grossen Einfluss auf die europäische Integration gehabt haben.

Was die Elite interessiert

Ob man solche Konferenzen nun als Dorn im Auge der Demokratie oder als notwendiges Übel, eben gerade weil Demokratie nicht immer funktioniert, sieht, es ist lohnenswert und lehrreich sich anzuschauen, mit welchen grossen Herausforderungen sich die globale Elite herumschlägt. Die Schweiz ist dieses Jahr durch André Kudelski (digitale Sicherheitssysteme), den nach Amerika geflüchteten Ex-Novartis CEO & Verwaltungsrat Vasella und den HSG-Alumnus Ackermann vertreten. Generell scheinen nicht ganz überraschend mehr Top-Sicherheitsleute vertreten zu sein als auch schon: Der Saceur, Petraues, Rasmussen, Geheimdienstler und Aussenminister.

Zu den diesjährigen Themen gehören die Ukraine-Krise, der Dauerbrenner Mittlerer Osten und Europas sowie Chinas Zukunft. Neben der Geopolitik und der Wirtschaft gibt es jedoch auch noch andere Themen. „Does privacy exist?“ ist einer der Punkte, die diskutiert werden. Ähnlich, wie am Symposium, wird auch die Frage „Who will pay for the demographics?“ gestellt, jedoch wird mit „Big shifts in technology and jobs“ auch die zweite (und grössere) Welle in die Arbeitsrechnung miteinbezogen. Eine ganze Reihe von Studien von Top-Universitäten und die Top-Shots des Silicon Valleys warnen, dass es in absehbarer Zeit zu Massenentlassungen kommen wird, weil eine ganze Reihe repetitiver Jobs automatisiert werden. Andrew McAfee, der am Meeting teilnehmen wird, hat dazu, zusammen mit Erik Brynjolfsson, das Buch „Race Against The Machine“ geschrieben und einen interessanten TED-Talk gehalten.

Vielleicht täten auch unsere Ökonomen an der HSG nicht allzu schlecht daran, sich noch intensiver mit der Zukunft der Arbeit auseinanderzusetzen, schliesslich wird der Bürger in der Schweiz schon in nicht allzu ferner Zukunft über die Einführung von einem bedingungslosen Grundeinkommen abstimmen…


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*