Das Interesse an einer Karriere bei einer Bank scheint ungebrochen. Insbesondere ausländische Finanzinstitute sind an der zehnten Ausgabe der HSG Banking Days so gut vertreten wie noch nie. Sind die fetten Jahre doch nicht vorbei?
City, Blackrock, Deutsche – der Flyer der Banking Days gleicht einem Spaziergang auf der Wall Street. Aber auch kleinere Namen sind hier: Lazard, Lombard Odier oder die Zürcher Kantonalbank leisten sich eine Präsenz auf dem Campus.
In verschiedenen Formaten stellen sie sich vor: Wer von den circa 500 Bewerbern zu einem Workshop zugelassen wird, darf an einer Fallstudie mitwirken und hoffen, bei einem der Rekrutierer bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Bank entscheidet dabei in Eigenregie über die Teilnahme und nicht das organisierende Career Services Center. Einzelne Banken wie JP Morgan gehen so weit, dass sie am selben Tag entscheiden und man die Unterschrift in die finanzielle Un- und zeitliche Abhängigkeit quasi am selben Tag setzen kann. Lazard zum Beispiel sondiert an den Banking Days vor und lädt geeignet erscheinende Kandidaten nach Frankfurt ein.
Neu ist, dass zu den «geschlossenen» Events sogenannte Banking Insights hinzukommen – Firmenpräsentationen, für die nicht selektioniert wird. Auch Credit Suisse probiert Neues aus: eine Netzwerk-Veranstaltung ausschliesslich für Teilnehmerinnen.
Ein Team aus drei studentischen Mitarbeitenden unterstützt das CSC während eines halben Jahres darin, die Konferenz vorzubereiten, teilnehmende Banken zu betreuen und Sponsoren zu suchen. Für sie ist die Nachfrage bei Banken und Studierenden ein Indiz dafür, dass der Berufseinstieg bei einer Bank attraktiv und nach wie vor einer der Karrierewege ist, den HSG-Absolventen gerne wählen. Das Interesse jedenfalls ist ungebrochen: 17 «Kunden» konnte das CSC dieses Jahr gewinnen, einen mehr als im Vorjahr. Besonders die Geldhäuser aus den Metropolen jenseits der Grenze konnten überzeugt werden, 1’500 Franken zu zahlen, um während vier Stunden einen Raum im Einstein zu mieten mit Apéro, Broschüren und Marketingunterstützung. Die im hiesigen Privatkundengeschäft momentan so erfolgreichen Raiffeisen- und Kantonalbanken oder die Postfinance hingegen glänzen durch Abwesenheit – für sie ist es wohl nicht der richtige Ort, oder das richtige Publikum, das eher für Investment Banking schwärmt.
Das ist erstaunlich, denn jenseits des Stelldicheins von MBF-Studenten und Finanzelite ist man sich ziemlich einig, dass es nicht mehr so chic ist, für eine Bank undurchsichtige Produkte zu verkaufen, mit Rohstoffen zu spekulieren oder dem reichsten einen Prozent beim Steuersparen zu helfen. UBS und Credit Suisse sind nicht mehr automatisch an der Spitze der beliebtesten Arbeitgeber. Die Finanzkrise liess die Margen purzeln und rief Regulierer auf den Plan – kurz: Das grosse Fressen ist vorbei.
Tatsache ist aber: Für einen leistungsorientierten und geldsensitiven Typus ist nichts verlockender als ein Job bei Goldman oder UBS, egal ob die Löhne exorbitant oder einfach nur sehr hoch sind. Und dieser Typus studiert auch in Zukunft an der HSG – wenn er nicht dieser Tage einen Vertrag an den Banking Days abstaubt.
«Banking Insights»
Öffentliche Veranstaltungen diese Woche
Mittwoch, 15. Oktober, 14.15 – 15.00 Uhr: UBS
Donnerstag, 16. Oktober, 17.30 – 18.30 Uhr: Barclays
1 Comment
Gordon Gekko
Alle Banken sind böse und jeder der dort arbeitet ebenfalls. Danke dem Autor, dass es solche Polemik auch an die HSG geschafft hat. Gerade von einem Studenten sollte man schon etwas mehr Differenziertheit erwarten können.
Liebe Grüsse von einem, der weder zur Finanzelite noch zu den MBF-Studenten gehört.