Neuland – Eine etwas andere Lernmotivation

Mit dem Auftakt der Lernphase wird unser Leben einmal mehr sehr sehr hart: Kaffee in der Bibliothek, während Freunde ein Feierabendbier in der Sonne geniessen, sich am Sonntagmorgen früh hinter den Schreibtisch setzen, während sich die Familie um 10 zum gemütlichen ausgedehnten Brunch trifft, Albträume von K-Karten und unlösbaren Gleichungen, während der Rest der Schweiz von den Sommerferien träumt. Ja, uns triffts hart.

Um mich in den vergangenen Semestern in besonders harten Momenten zu motivieren, gab es für mich jeweils zwei Standardstrategien: RTL und Schöner Wohnen aka ‘So will ich nie enden‘ beziehungsweise ‘Dieses Haus, mit dieser Küche, diese Aussicht, diese Möbel…‘ Dieses Semester gibt es noch eine dritte Variante: Ein Reality Check und das Bewusstsein dafür, dass das Leben so manchen noch ganz andere Herausforderungen bietet, als 90 Minuten lang mit dem genau richtigen Stift, genau in der Mitte eines Quadrats Kreuze zu zeichnen. Ich meine damit nicht die innere Stimme im Hinterkopf die sagt, dass ich dankbar sein sollte, weil ich ein Bett, etwas zu essen und eine warme Decke habe, während die armen Kinder in Afrika… Die armen Kinder in Afrika sind regelmässig zu weit weg, zu abstrakt, um im Lerntief echt zu bewegen.

Der Dokumentarfilm Neuland von Anna Thommen hingegen ist nah, real und sehr konkret. Er handelt von jungen Menschen aus aller Welt, die in einer Integrationsklasse in Basel während zwei Jahren mit der Kultur und der Sprache der Schweiz vertraut gemacht werden. Es sind Menschen, die mit ihrem jungen Jahren schon mehr ertragen mussten, als wir uns vorstellen wollen. Doch trotz der Tragödien, von denen die noch kurzen Lebensläufe der Protagonisten geprägt sind, ist der Film nicht melodramatisch. Er zielt nicht auf das Mitleid des Zuschauers ab, viel mehr erzählt er einfach eine Geschichte von Menschen mit etwas anderen Herausforderungen und Perspektiven, als wir sie kennen. Der Film bewegt nicht zuletzt dank der unerschrockenen, realistischen und immer wieder humorvollen Art des Lehrer Zingg.

Viel mehr will ich dazu gar nicht sagen.


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