6. DocNet Management Symposium

DocNet, der Doktorandenverein der HSG, lud am 7. November 2008 zu einem Symposium im WBZ ein. Das Thema der Veranstaltung lautete: «Erfolgsfaktor Emotionales Kapital: Menschen begeistern, Ziele erreichen.»

Die Organisation durch DocNet machte einen soliden, guten Eindruck. Das ganze Symposium lief ohne grössere Zwischenfälle ab – bzw. merkten wir als Teilnehmer nichts von solchen.

Die Vorträge waren von höchst unterschiedlicher Qualität. Dem ersten Vortrag von Prof. Heike Bruch, Direktorin des Instituts für Führung und Personalmanagement an der HSG, blieb ich zwar fern, obwohl ich die Gipfeli nur ungern sausen liess, aber morgens um 8.30 Uhr war nach zwei anstrengenden Break-Wochen einfach zu früh für mich. Im zweiten Beitrag, welcher nicht vom angekündigten Armin Schmiedeberg, Partner bei Bain & Company, sondern von einer Vertretung vorgetragen wurde, ging es um das Thema «Mit Leidenschaft zum Ziel». Mit dem Beispiel von Martin Luther Kings Rede «I have a dream» wurde gezeigt, wie man eine Menge von Menschen, seien es Mitbürger oder Mitarbeiter, bewegen kann. In dem Beispiel wurde dann die Wahl von Barack Obama als das Ergebnis von «Management for results» erklärt. In der darauf folgenden Pause kam ich dann doch noch zu meinen Gipfeli, welche zu spät geliefert wurden.

«Man ist von wahnsinnigen Spinnern umgeben»

Bald ging es weiter und uns wurde eine Firma vorgestellt, für welche der Redner Helmut Sendlmeier, CEO des deutschsprachigen Teils des Werbe-Networks McCann-Erickson, Werbung ganz besonderer Art machte. So meinte er, sie seien «ein wenig wie Unternehmungsberater – nur dass wir wesentlich schlechter zahlen». Auch seine Mitarbeiter, die kreative Leistungselite, wurden mit besonderen Worten bedacht: «Man ist von wahnsinnigen Spinnern umgeben.» Darum sei es auch besonders schwierig, ihre Werbetexter zu motivieren. Einer ihrer «Spinner» sei einmal ausgeflippt, weil der Schriftzug auf dem schwarzen Auto silbern war und nicht schwarz, wie alles andere, was er besitzt. Weiter erfuhr man auch, dass bei McCann der Werbe-Darwinismus herrscht: «Wir stellen mehr ein, als wir brauchen, und schauen, wer übrig bleibt.» Zu guter Letzt bekamen wir noch die 9 Gebote der Motivation mit auf den Weg.

Rutschbahnen zur Mensa

Im nächsten Vortrag gestand Philipp Tidd, Managing Director von DEGW London, dass er bis zwei Tage vor dem Anlass nichts über «Emotional Capital» wusste und dann von seinem Büro vier Powerpoint-Slides geliefert bekam. Nach dem 40-minütigen Vortrag sei er aber sicherlich ein Experte dafür. Die Powerpoint-Folien waren gespickt mit Fotos von besonders interessanten Raumdesigns und Firmenkomplexen. Man erfuhr, wie es Google gelingt, ihre «kreative Leistungselite» bei Laune zu halten. Sei es mit Minigolfanlagen in den Gängen oder Rutschbahnen zur Mensa. Auch Zahlen wurden präsentiert, die untermauerten, dass eine andere Raumaufteilung wirklich zu Produktivitätssteigerungen führen kann. Ich lernte vor allem, dass ein möglichst kleines Firmengelände, in dem der Chef kein separates Büro, sondern seinen Arbeitsplatz inmitten seiner Untergebenen hat, positiv für die Unternehmung sein kann. Es wird mehr geplaudert und dadurch entstehen mehr Ideen. Lernen in der B-Mensa und Kaffeetrinken mit Freunden in der Lernphase ist also gar nicht mal so schlecht.

Den ersten Vortrag am Nachmittag von KPMG Europe hörten wir leider nicht. Wir könnten jetzt natürlich die Schuld auf die langsame Bedienung im US-Mex schieben, tun wir aber nicht. Wir hätten eben doch besser im WBZ speisen sollen. Als Nächstes kam Rob Britton, Advisor to the Chairman Marketing & Strategy bei American Airlines, ein «Standard-Amerikaner» fast wie aus dem Bilderbuch. Er erzählte uns voller Begeisterung und Leidenschaft von American Airlines, die «more than an Airline» sei. Seine Ausführungen waren ziemlich patriotisch angehaucht und trotzdem humorvoll, die Doktoranden reagierten im Allgemeinen positiv.

«Wer ein Wozu hat im Leben, erträgt jedes Wie»

Nach der Kaffeepause versuchte uns Prof. Heinz Fischer von der Hochschule Pforzheim, der früher einmal bei der Deutschen Bank gearbeitet hatte, sein bei dieser Firma erworbenes Know-how weiterzugeben. Er begann damit, uns die «Denkwerkzeuge» zu erklären, damit wir «gemeinsam denken» konnten – mit anderen Worten: Er schleuderte erst mal einige Definitionen durch den Raum. Danach verlor er sich in philosophischen Überlegungen, die er in einem Buch über Nietzsche gefunden hatte: «Wer ein Wozu hat im Leben, erträgt jedes Wie.» Das war dann wohl auch der weiseste Satz, den wir in diesem Referat zu hören bekamen. Der Rest kam uns irgendwie aus dem Assessment bekannt vor. Wir sagen dazu nur: Neues St. Galler Management-Modell. Immerhin lernten wir, dass Prof. Fischer die zweifelhafte Ehre zukommt, zweimal der Urheber des Unworts des Jahres gewesen zu sein, und zwar für die Worte: «Humankapitalmanager» und «Selbst-AG».

«Leiden»-«schaf(f)t»

Zum Abschluss des Tages wurde ein Referat gehalten, auf welches wohl der grösste Teil der Anwesenden gewartet hatte. Ein mächtiger Herr, der den Kopf einziehen musste, als er zur Tür hereinkam, mit imposanten Schultern trat zum Rednerpult, welches neben ihm wie eine Zündholzschachtel erschien. Aber Lars Riedel, deutscher Leichtathlet, Olympiasieger und fünffacher Weltmeister, war nicht nur seines Körperbaus wegen eine imposante Person, sondern auch aufgrund seiner Ausstrahlung. Die breiten Schultern hatte er sich mit jahrelangem Training im Diskuswerfen angeeignet, er ist heute quasi ein «pensionierter Spitzensportler».

Mit seiner tiefen Stimme las Lars Riedel eine Passage aus seinem Buch vor. Die Passage handelte von einem Wettkampf. Eine ehrfürchtige Stille kehrte ein unter den Doktoranden. Alle hörten gespannt zu, wie der kräftige Sportler von den stärksten und schwächsten Minuten in seinem Leben erzählte – und wie er an ihnen gewachsen ist. Obwohl seine Karriere als Diskuswerfer wohl von den wenigsten Doktoranden angestrebt wird, gelang es ihm von allen Referenten wohl am besten, die Anwesenden von seiner Leidenschaft zu überzeugen. «Leiden» – «schaf(f)t» war seine Definition des Wortes Leidenschaft. Die Interpretation sei den Lesern und ihren hermeneutischen Zirkeln überlassen. Zum Schluss gab uns Lars Riedel noch einen Rat: «Man muss nicht unbedingt den ersten Platz belegen, um zu gewinnen.» Gewinner sei derjenige, der sein angestrebtes Ziel erreicht! Ganz zum Schluss noch eine Aufgabe vom Olympiasieger im Diskuswerfen: Man nehme in jede Hand einen Ball. Die Ellenbogen halte man an den Oberkörper, die Unterarme im 90°-Winkel nach vorne. Man werfe beide Bälle auf und fange sie mit gekreuzten Unterarmen wieder auf. – Wer schafft’s?


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