Datenschutz gilt bei Mathe nicht

Teilnehmer des Uniseminars bekommen auf einmal Anrufe von einer Grossbank.

Das Thema Datenschutz ist schon seit geraumer Zeit in aller Munde. Ein Aufschrei ging durch die Presse, als bekannt wurde, dass die Deutsche Telekom private Kundendaten hortete. Studierende wandten sich gegen das Kontaktportal StudiVZ, als bekannt wurde, dass dieses die Daten der User an Unternehmen weitergab. Konsumentenschützer wollen die Einführung einer digitalen Unterschrift im Internet verhindern und in der Schweiz sorgt der neue Pass mit biometrischen Daten für Besorgnis.

Nun aber hat dieses Thema anscheinend auch unsere Universität erreicht. Im Frühling dieses Jahres besuchten einige Studierende der Assessmentstufe das Uniseminar, um sich damit auf die bevorstehende Mathe-Prüfung vorzubereiten. Der Preis für dieses Seminar lag bei etwas unter 100 Franken. Geboten wurden dafür zwei vierstündige Seminare sowie zahlreiche Unterlagen. So weit, so gut.

Vor kurzem jedoch erhielten Studierende, welche das Seminar besucht hatten, Werbeanrufe einer Grossbank. Auf die Nachfrage, woher die Bank ihre Telefonnummer habe, gab jene an, sie von der Kursleitung des Seminars erhalten zu haben.

In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen zum Seminar ist zwar klar festgehalten, dass die Daten der Teilnehmer «für eigene Sponsoring- und Promotionszwecke» verwendet werden dürfen. Die Teilnehmer hatten jedoch niemals damit gerechnet, dass diese Klausel zu Werbeanrufen einer Bank führen würde. Zudem fragten sie sich, ob solche Massnahmen noch «eigenen» Promotionszwecken dienten. Einige Seminarbesucher waren über das Vorgehen sehr verärgert.

Um es klar zu sagen: Wahrscheinlich hat die Seminarleitung nicht illegal gehandelt. Trotzdem ist es nach Meinung von prisma nicht in Ordnung, die Daten von Studierenden einfach so weiterzugeben, ohne Letztere vorher ausdrücklich davon in Kenntnis zu setzen. Bleibt zu hoffen, dass andere Organisationen in der und um die Uni mit unseren Daten weniger leichtfertig umgehen.

Artikelrückzug und redaktionelle Verantwortung

Der prisma-Redaktion liegt ein ausführlicher Artikel zu diesem Thema vor, der von einem betroffenen Seminarbesucher geschrieben wurde und der ursprünglich im prisma hätte abgedruckt werden sollen. Nachdem prisma die Seminarleitung über den Abdruck des Artikels vorinformiert und sie um eine Stellungnahme dazu gebeten hatte, zog der Autor nach einer Reaktion der Seminarleitung seinen Artikel zurück. Die Seminarleitung nahm gegenüber prisma keine Stellung zum Sachverhalt und begründete dies mit dem Rückzug des Artikels. Gegenüber dem Seminarteilnehmer hat Uniseminar jedoch Fehler zugegeben. Eine öffentliche Entschuldigung bei allen Seminarteilnehmern blieb aber aus. Die prisma-Redaktion erachtet es bei korrektem Sachverhalt als inakzeptabel, eine Stellungnahme durch das Erwirken eines Artikelrückzugs zu umgehen. Weiter sieht es die Redaktion als ihre Pflicht an, die Studierenden über solche Machenschaften aufzuklären. prisma kann aus den genannten Gründen nicht beurteilen, ob die Weitergabe bzw. Nutzung der persönlichen Daten auf einen Kommunikationsfehler zurückzuführen ist oder von Anfang an beabsichtigt war.

mathekurse.ch hat nichts damit zu tun

Die prisma-Redaktion legt Wert darauf, festzustellen, dass das relativ neue Angebot von Uniseminar nicht mit dem Original mathekurse.ch zu verwechseln ist, das schon seit Jahren grossen Zuspruch bei den Studierenden findet.

Auf Nachfrage durch die Redaktionsleitung hat der Geschäftsführer von mathekurse.ch, Thiemo Kessel, bestätigt, dass bereits Verwechslungen stattgefunden haben. Thiemo Kessel betont, dass mathekurse.ch nie Daten in irgendeiner Form weiter benutzen oder sogar verkaufen würde – dies würde den moralischen Grundprinzipien und der Philosophie von mathekurse.ch widersprechen.

Die prisma-Redaktion sieht es als ihre Pflicht an, mit der Publikation dieses Artikels ein individuelles Fehlverhalten aufzudecken, will aber auf keinen Fall solche ergänzenden Seminare durch Drittanbieter in Frage stellen. Redaktionsmitglieder haben selbst Seminare von mathekurse.ch besucht und als sehr wertvolle und lohnenswerte Ergänzung geschätzt, um die stark unterschiedlichen mathematischen Vorkenntnisse in der Assessmentstufe auszugleichen.


1 Comment

  • Entsetzter Student

    Das sollte jedem Studenten eigentlich alles sagen, was man zu Uniseminar wissen sollte! Denen geht es doch nur darum, Studenten auf übelste Art abzuzocken!!!

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