Der Meister Proper der HSG

Die meisten kennen ihn als den Helfer bei Technikproblemen. Doch wer ist eigentlich Urs Bachmann, Mitarbeiter des Hausdiensts, der nach 36 Jahren an der Universität St. Gallen pensioniert wird?

Er habe bereits damit gerechnet, sagt Urs Bachmann, als wir ihn für ein Interview anfragen. Bachmann arbeitet seit 1980 an der Universität und wird durch die vielen prisma-Ausgaben in dieser Zeit wohl gut einschätzen können, dass er vor einem solchen Abgang als langjähriger Mitarbeiter im Hausdienst in diesem Heft einen Platz bekommt. Dabei hat Bachmann nicht immer als solcher gearbeitet. Aufgewachsen in Arbon im Kanton Thurgau, absolvierte er eine Lehre als Gärtner und arbeitete in einer Baumschule, einem Gartenbaubetrieb, einer Friedhofsgärtnerei oder als Gärtner einer Villa. Da bei letztgenanntem Job die Chemie zwischen den verschiedenen Gärtnern nicht wirklich gestimmt habe, bewarb sich Bachmann auf eine freie Gärtnerstelle an der Universität St. Gallen. Das war am 1. Dezember 1980.

Vom Garten zum Hausdienst

Insgesamt etwa sieben Jahre hat er in dieser Position gearbeitet. Unter anderem wegen Rückenproblemen wechselte er dann in den Hausdienst der Universität. Dort ist er geblieben, 30 Jahre lang. «Die Aufgaben, die der Hausdienst wahrnimmt, haben sich in diesen Jahren stark geändert», erzählt Bachmann. Früher war ein grosser Teil der Aufgaben das Reinigen des Gebäudes, was im Laufe der Zeit an externe Firmen ausgelagert wurde. In den Fokus gerückt ist der AV-Dienst: «Durch die technische Entwicklung wurde es zu unserer Hauptaufgabe, für eine funktionierende Audio- und Videotechnik zu sorgen. Reinigungsarbeiten machen heute nur noch einen kleinen Teil unserer Aufgaben aus.» Ihre Hilfe bei technischenProblemen sei es aber auch, welche die Studenten heute am meisten wahrnehmen, meint Bachmann.

Der Tag beginnt bei Bachmann in der Frühschicht um 6 Uhr mit einem aufschliessenden Rundgang durch die ganze Uni. Danach sei durch den ganzen Tag weniger als 50 Prozent seiner Zeit planbar. Auf Abruf sind die Mitarbeiter des Hausdiensts bereit für alle technischen Probleme der Dozenten. Bachmann wundert sich regelmässig, bei welchen Bagatellen die Dozenten Hilfe benötigen, ist aber schon zu lange im Geschäft, um ungeduldig oder gar ärgerlich zu werden.

Unterschiedliche Studenten

«Ich habe oft das Gefühl, die Studenten schnallen nicht, wie sauber es hier an der Uni ist.» Insbesondere zeige sich dies, wenn Studenten von anderen Universitäten nach St. Gallen kommen. «Wir werden von Studenten aus anderen Universitäten regelmässig darauf angesprochen.» Dies hänge aber auch immer mit den aktuellen Jahrgängen zusammen. So gebe es Schwankungen zwischen verschiedenen Studierendengenerationen. Je nachdem hätten die Studenten kein Sauberkeitsgefühl. Momentan sei eine durchschnittliche Generation mit Tendenz zu besonders sauberen Studenten hier, meint Bachmann. Neben Sauberkeitsbeurteilungen über verschiedene Generationen oder dem Überleben mehrerer Rektoren kann Bachmann auch auf verschiedene Erlebnisse zurückblicken, die er nicht vergessen wird. So hat sich vor einigen Jahren folgende Situation abgespielt: Bachmann war gerade auf einem seiner Kontrollrundgänge vor dem Hauptgebäude, als ihm plötzlich ein Student in kompletter Fischermontur entgegenkam. Der Student war ausgerüstet mit Netz, Angelrute und Anzug. In vollem Ernst stellt sich der Student vor einen der Weiher vor dem Hauptgebäude und begann zu angeln. Im Nachhinein hatte sich diese Aktion als Courageprüfung einer Verbindung herausgestellt. Ein weiteres Erlebnis, welches Bachmann bleibt, scheint ebenso surreal. Wie aus dem Nichts stand vor einigen Jahren plötzlich ein Steinbock auf einem Gebäudevorsprung der Universität. Weggelaufen vom Tierpark «Peter und Paul», hat sich dieses Tier auf den Campus verirrt. Selten seien die Hausdienstmitarbeiter mit einer solch neuen Situation konfrontiert gewesen.

Und jetzt?

Studentin und Student gemeinsam im Kämmerchen? Für Bachmann schon nicht mehr besonders erwähnenswert, er hat es des Öfteren erlebt. So ist dies bei Veranstaltungen wie beim HSG-Ball gang und gäbe. Vor dem Umbau des Hauptgebäudes, als anstelle der Mensa noch eine Sporthalle stand, war die damals noch vorhandene Sauna ein beliebter Rückzugsort, erinnert sich Bachmann. Wenn Bachmann am 1. August dieses Jahres pensioniert wird, möchte er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, sich aber auch stärker auf seine Hobbys konzentrieren. Bachmann ist ein begeisterter Motorradfahrer. Mit seiner Honda 750 verpasse er keine Gelegenheit, bei Schönwetter alleine oder mit Freunden durch die Landschaft zu fahren.

Daneben ist Bachmann ein leidenschaftlicher Maler und Fotograf. Dabei liegt sein Interesse besonders auf Aquarellen und Fotografien von Landschaften – auch im Ausland. «Ich reise gerne und habe schon oft Städtetrips unternommen, um schöne Motive zum Fotografieren zu erhalten.» Reisen will Bachmann auch nach der Pensionierung noch so lange als möglich.

Was er denn am meisten vermissen werde, möchten wir zum Abschluss von Bachmann noch wissen. «Ganz klar», meint Bachmann: «den täglichen Kontakt mit Dozenten und Studenten».

Bilder Yannik Breitenstein


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