Die Ärzte kommen

Ab 2020 soll an der HSG ein Masterstudiengang in Humanmedizin angeboten werden. Die letzten Abklärungen und Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Ein Zwischenbericht.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass in der Schweiz ein Mangel an ärztlichen Fachkräften besteht. Laut Bundesstudien beläuft er sich jährlich auf rund 400 Absolventen; eine Lücke, welche mit ärztlichem Personal aus dem Ausland gedeckt wird. Gemäss Heidi Hanselmann, Regierungspräsidentin und Gesundheitschefin St. Gallens, wird sich diese Rekrutierung in Zukunft allerdings verhärten: einerseits aufgrund der Bestrebungen der umliegenden Länder zur Verhinderung der Abwanderung des ärztlichen Nachwuchses und andererseits im Hinblick auf die bevorstehende Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative.

Ein Stück vom Kuchen

Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, hat der Bund anfangs Februar eine Anschubfinanzierung von 100 Millionen Franken für die Jahre 2017 bis 2020 gesprochen, die Anreiz für die Ausbildung von zusätzlichen Ärztinnen und Ärzten geben soll. Auch der Kanton St. Gallen hat sich mit Plänen für eine medizinische Fachausbildung um eine Teilnahme an diesem einmaligen Betrag beworben. Heidi Hanselmann hofft, dass das Kantonsspital St. Gallen (KSSG), das bereits heute ein akademisches Lehrspital ist, mit dieser Massnahme einen Leuchtturm für die Ostschweiz setzen kann. Auch Regierungsrat Stefan Kölliker ist zuversichtlich, dass dem Kanton anfangs 2017 ein tiefer einstelliger Millionenbetrag zugesprochen werden wird. Mit der Ausbildung von zusätzlichen Ärzten am KSSG soll zudem der relativ hohen Quote von 42 Prozent an ausländischem Personal entgegengewirkt werden: Regional ausgebildeter Nachwuchs ist für das Spital leichter zu rekrutieren.

Joint Degree HSG/UZH

Umgesetzt werden soll das Ganze in Form eines medizinischen Masterstudienganges an der Universität St. Gallen. Mittels einer vom Zürcher Universitäts- und Regierungsrat noch zu genehmigenden Kooperationsvereinbarung mit der Universität Zürich und dem Kantonsspital St. Gallen soll an der HSG ab 2020 ein Joint Master in Medizin angeboten und damit ein Beitrag zum Gesundheits- wesen geleistet sowie eine verstärkte Netzwerkzusammenarbeit gefördert werden.

Der alleinige Fokus auf den Master liegt laut HSG-Rektor Thomas Bieger darin begründet, dass das Medizinstudium im Bachelor grösstenteils theoretisch und damit skalierbar ist, während für die klinische Ausbildung im Master die Räumlichkeiten eines Spitals benötigt werden. Der Zeithorizont ist ideal: Die HSG würde Kapazitäten für die ersten 40 UZH-Bachelor-Absolventen der «St. Galler Kohorte» schaffen, welche ihre Ausbildung 2017 in Zürich beginnen und anschliessend 2020 nach St.Gallen wechseln würden. Schnittstellen mit den bestehenden Kompetenzen der Universität St. Gallen finden sich vor allem in den Bereichen rund um Gesundheitsmanagement sowie Recht und Ethik – so werden Ökonomen und Mediziner bald in den gleichen Wahlfächern nebeneinander sitzen.

Von dieser Vermischung ausgenommen sein wird die Finanzierung, welche in einem eigenen Leistungsauftrag mit dem Kanton geregelt werden soll, erklärte Thomas Bieger vor dem Studentenparlament Ende April. Die Einrichtung eines Instituts für Medizin an der HSG bewirkt für die Universität «einen Anschluss zum wissenschaftlichen Wachstumssegment der Medizin, Gesundheitsforschung und den ‹Life Sciences›». Das wird von der Unileitung als «grosse Chance» erachtet.


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