Die Weinelite

Im Jahr 2009 wurde er von zwölf engagierten Studenten gegründet und noch im gleichen Jahr akkreditiert: Sapientia per Vinum. Was aber steckt hinter dem Mythos dieses Vereins, der zwar jedem spontan sympathisch erscheint, dessen Vereinsanlässe den meisten aber fremd sind?

Ein Weinverein an der Universität St. Gallen, das weckt Assoziationen einer kleinen, sich für elitär haltenden Gruppe ausgezeichneter Weinkenner, die sich zum gelegentlichen Konsum extravaganter Tropfen in teurer Umgebung trifft. Dort wird dann über mögliche Investments in die aufstrebenden Weinanbaugebiete der Welt diskutiert. Man bedient sich an teurer Knabberei, die dem Wein würdig ist, und echauffiert sich über den zunehmenden Qualitätsverfall diverser Weinbaugegenden durch inflationäre Produktion und den Verkauf bei Discountern wie Denner oder gar Aldi und Lidl. Einen solchen Wein würde ein Mitglied von Sapientia per Vinum sicherlich niemals konsumieren, geschweige denn denjenigen ernst nehmen, der dies überhaupt in Erwägung zieht. Denn von Weingenuss kann hier bestimmt nicht die Rede sein. Zweifellos ist der Weinverein eine weitestgehend geschlossene Gesellschaft. Die Aufnahme erfordert freilich diverse Rituale, einen theoretischen und praktischen Test mit fehlerfreier Blindverkostung sowie – selbstverständlich – ausgezeichnete akademische Leistungen im Studium. Die halbjährliche Weinreise führt in die besten und teuersten Weinregionen der Erde, wobei bei der Wahl des Ziels Komfort eine bedeutende Rolle spielt. Geradezu desaströs muss wohl eine Reise nach Kalifornien verlaufen sein, als eine Fehlbuchung seitens der Ritz-Carlton-Hotelkette zu einer unangenehmen Nacht in einem blossen Mittelklassehotel führte. Die Gründung des Vereines selbst ist ein Mythos. Über viele Jahre hinweg soll sie geplant worden sein, die Vorbereitungen gesponsert von den teuersten Weingütern sowie anonymen Investmentfirmen.

Neulich aber wurde ich desillusioniert. Es hiess, man könne zu den 14-tägigen Treffen des Vereins einfach so vorbei kommen, müsse keinerlei Vorkenntnisse und Erfahrung mit Wein haben, nur Freude daran und Wertschätzung dafür. Keine Vorselektion der Mitglieder, keine überteuerten Weine. Anregende Diskussionen über den konsumierten Wein und zu späten Stunde auch über Gott und die Welt. Viel Witz und Humor. Keine Plattform für Investmenttipps – richtig studentisch hörte sich das an. Wenn all dem wirklich so ist, stellt sich die Frage: Wer braucht denn so einen Verein an der Universität St. Gallen?

Jeder, der glaubt, dass es auch so einen Verein an der HSG dringend braucht und jeder, der sich selbst ein Bild davon machen möchte, wie der Verein, seine Mitglieder und die regelmässigen Treffen so sind, der kann gerne seinen Lebenslauf an uns schicken. Er kann es aber auch bleiben lassen und einfach vorbeikommen. Details gibt es auf www.weinverein.univerein.ch (http://www.weinverein.univerein.ch),und Informationen zu den Treffen liefern wir jedem auf Anfrage an weinverein@myunisg.ch. Zum Wohle.


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