Echter Mehrwert

Seit nunmehr über einem Jahr gibt es den Industrial Club an der HSG. Immer mehr Studierende interessieren sich für das Angebot des Vereins. Er legt den Fokus auf das, was der eigentliche Auftrag der Wirtschaftswissenschaften ist: das Produzieren von Wohlstand durch echte Wertschöpfung.

Alle 40 Sekunden ein neues Auto. Tag und Nacht. 25 Studenten sind im vergangenen Frühsommer dem Ruf des Industrial Clubs an der Universität St. Gallen gefolgt und haben die Stammwerke von Audi und Siemens in Stuttgart besichtigt. Bei dieser Gelegenheit konnte nicht nur der filigran abgestimmte Produktionsprozess beobachtet werden, bei dem gepresste Metallplatten und andere Zuliefererprodukte zu verkaufsfertigen Limousinen veredelt werden. Im Anschluss gab es jeweils auch ausführlich Gelegenheit, bei Apéro und Buffet mit Führungskräften, Mitarbeitern und Auszubildenden der zwei deutschen Grossunternehmen ins Gespräch zu kommen.

Karriere in der Industrie

Insbesondere dürfte daher auch Karrieremöglichkeiten ein Thema gewesen sein. Denn während die erste Wahl vieler Studierender in Bezug auf ihre Berufswahl in den Bereich Unternehmensberatung oder Banking fällt, bietet die fertigende Industrie eine Fülle von Optionen. Nicht nur die grossen Konzerne mit wohlklingenden Namen wie Mercedes oder Hilti bieten attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Gerade auch die mittelständischen Unternehmen, das Rückgrat der Wirtschaft, oder sehr spezialisierte Hersteller sind ständig auf der Suche nach leistungsstarken jungen Leuten.

Gut denkbar, dass der abgehende Wirtschaftswissenschaftler von der HSG sich mit seinem theoretischen Wissen dort sogar weit mehr austoben, denn gerade die Betriebswirtschaft ist die klassische Lehre der Organisation von Wertschöpfung in arbeitsteiligen, produzierenden Unternehmen. Einer der ersten Schriftsteller von Business-Literatur, Peter Drucker, hat sich bücherweise abgearbeitet an den strategischen Entscheiden der Ford Motor Company in den 20er-Jahren.

Heisser Draht in die Wirtschaft

Der Industrial Club versteht sich als Plattform des Austausches zwischen der Industrie und interessierten Studierenden. Durch Werksbesichtigungen und gemeinsame Veranstaltungen mit führenden produzierenden Unternehmen wie Sulzer, Hilti oder Swissmem sollen Einblicke in die Branche vermittelt werden. Durch den direkten Kontakt zu Führungskräften und Mitarbeitern können Beziehungen in die Branche aufgebaut werden.

Authentische Industrie ist die Zukunft

Die Arbeit des Industrial Clubs berührt auch eine tagesaktuelle Fragestellung von höchster Bedeutung. Denn während man häufig dazu neigt, mit Kapitalismus die grossen Hochhäuser der Banken oder die selbstbewussten Recruiting-Events der Unternehmensberatungen zu assoziieren, sind es andere Orte, an denen Produkte erzeugt werden, von denen wir in unserem täglichen Leben profitieren und an denen wir uns erfreuen. Das geschieht immer noch in Fertigungshallen überall im Land und nicht auf dem Börsenparkett. Länder wie Grossbritannien und die USA haben spätestens in der Finanzkrise schmerzhaft erfahren müssen, wie verwundbar sie geworden sind, nachdem sie jahrelang primär auf das Wachstum der Finanzindustrie gesetzt und das fertigende Gewerbe vernachlässigt haben.

Die Schweiz und die Bundesrepublik Deutschland haben sich demgegenüber ihren starken industriellen Kern erhalten können. Daher kommen sie weit besser durch die Wirtschaftskrisen dieser Zeit als andere Länder. Niemand bewundert diese Länder weltweit, weil sie so toll mit Zahlen jonglieren können, sondern weil sie echte Produkte erzeugen, die international nachgefragt werden.

Die Zukunft der Industrie hängt auch hierzulande vom jungen Nachwuchs ab. Bleibt zu hoffen, dass sich auch in Zukunft viele Studenten für die Produktion dessen interessieren, was der Industrial Club für unsere Universität darstellt: echten Mehrwert.


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