Ein Land auf Reformkurs – Consulting mal anders

Fünf Tage, 16 Workshops und über 1’000 Teilnehmer: Die diesjährigen Consulting Days, die in der Woche vor dem Break stattfanden, waren ein voller Erfolg. Und so durchschlagend, das selbst die Organisatoren überrascht waren.

Jedes Jahr im Herbst ist die Zeit der Konferenzen und Tagungen an der HSG: Bei emerge und oikos, Banking Days und GoBeyond geben sich renommierte Redner und Firmenvertreter die Klinke in die Hand. Ein Event, das speziell für angehende Berater attraktiv ist, sind die Consulting Days. Organisiert von sechs Mitgliedern des Consulting Club fanden auch dieses Jahr wieder Karrieremesse und Workshops statt, flankiert von Eröffnungsrede und der obligatorischen Podiumsdiskussion. Mittlerweile haben die Consulting Days einen derart festen Platz im HSG-Gefüge gefunden, dass selbst ehemalige Studierende, die ihren Abschluss schon seit Monaten in der Tasche haben, extra aus Deutschland anreisen, um an der Karrieremesse teilzunehmen. «Wir sind selbst überrascht, wie gut alles läuft und wie positiv das Feedback ist», so Nadja Widmer vom diesjährigen Organisationskomitee. Spannend ist, dass die Consulting Days – trotz immer wieder herbeigerufenen Niedergangserscheinungen der Consultingbranche – gewachsen statt geschrumpft sind. Bei einigen Workshops gab es auf 20 Plätze über 250 Bewerbungen. Über die Teilnahme entscheiden allein die Firmen, kein Vitamin-B und keine Mitgliedschaft im Consulting Club hilft da weiter.

Von wegen Mainstream

«Sustainable growth in underdeveloped countries» war der Titel des Workshops, der von der Monitor Group angeboten wurde, und den prisma begleitet hat. Etwas Abwechslung von den Mainstream-Strategieberatungen kann nicht schaden, denke ich mir und melde mich an. Mittwochmorgens um 8.15 Uhr geht es los. Erster Eindruck: Das Betreuungsverhältnis ist besser als an der HSG. Ein Partner, zwei Berater und eine Personalerin kümmern sich um die 20 Teilnehmer. Eine kurze Vorstellungsrunde offenbart, wie alleine ich mit meinem Bachelorstudiengang VWL bin. 18 der Teilnehmer studieren im Master. SIM, Marketing, Unternehmensführung, Accounting & Finance – alles vorhanden. Und wo wir bei Vielfalt sind: Im Monitor-Team gibt es nicht nur BWLer, sondern beispielsweise auch promovierte Psychologen und Mediziner. Nach der Vorstellungsrunde und einigen einleitenden Worten zu Monitor geht es auch schon inhaltlich zur Sache. Ziel ist es, das imaginäre Land «Wogorod» wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Der Case ist angelehnt an einen realen Fall aus dem Monitor Erfahrungsschatz und stellt die Teilnehmer vor etwas andere Probleme, als man das bei Beratungen normalerweise gewohnt ist: Korruption statt Return on Investment, Infrastrukturmassnahmen statt Kostenanpassungen. Knapp 90 Minuten haben wir, um die anstehenden Aufgaben zu lösen. Dabei ist ein Problem, dass ständig neue Informationen reinkommen und wir teilweise alle bisherigen Denkansätze über Bord werfen müssen. Nach einigen teils sehr engagiert geführten Diskussionen geht es an die Präsentation der Ergebnisse – und prompt gibt es für die Gewinnergruppe die erste Bonuszahlung ihres Lebens: Für jedes Teammitglied einen Amazon-Gutschein im Wert von 25 Euro.

Q&A mit Dr. Clemens Freytag, Consultant bei Monitor

Wie bist du zu Monitor gekommen?

Nachdem ich mein Diplom und meine Promotion in Psychologie abgeschlossen und Business-Erfahrung im pharmazeutischen Sektor gesammelt hatte, habe ich den MBA an der Universität St. Gallen gemacht. Im HSG-MBA ist die Auseinandersetzung mit den Publikationen von Michael Porter, der Mitgründer von Monitor ist, unvermeidlich. Das hat mich neugierig gemacht und nach ausgiebiger Recherche habe ich mich direkt als Berater beworben. Seit einem Jahr arbeite ich als Consultant im Zürcher Office.

Warum ausgerechnet Monitor?

Ich habe einen stark ausgeprägten akademischen Background – so wie Monitor. Mitarbeiter von Monitor haben über 80 Artikel in der Harvard Business Review veröffentlicht. Während Berater manchmal dem Vorwurf ausgesetzt sind, weniger wissenschaftlich vorzugehen, grenzt sich Monitor dadurch ab, dass wir umfangreiches Know-how aufbauen und für unsere Arbeit nutzen. Diese Herangehensweise sagt mir persönlich zu und erlaubt mir, meine eigenen Stärken optimal einzubringen. Darüber hinaus hatte ich in den Vorstellungsgesprächen einen sehr positiven Eindruck der Unternehmenskultur von Monitor gewonnen. Dieser Eindruck hat sich auch im ersten Arbeitsjahr bestätigt. Monitor hat zwar global auch 1’500 Mitarbeiter und ist mit über 25 Büros auf der ganzen Welt vertreten, doch hat sich die Firma mit dieser Grösse noch eine sehr menschliche Unternehmenskultur bewahrt, die dem Einzelnen viel Raum lässt, sich zu entfalten.

Was schätzt du besonders an deiner Arbeit – und was nicht so sehr?

Vielfalt und Abwechslungsreichtum. Mit jedem Projekt, kommt eine neue Fragestellung auf mich zu. Ich habe die Möglichkeit, verschiedenste Kunden kennenzulernen. Und auch die Teams werden für jedes Projekt neu zusammengestellt. Vor meinem Einstieg als Berater hatte ich dafür mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Darauf sollte man sich in dem Beruf schon einstellen. Zwischen zwei Projekten bin ich aber manchmal flexibler und habe Gelegenheit, den Akku wieder aufzuladen.

Was ist dein Haupteinsatzbereich (NGOs, Firmen, …)?

Bisher habe ich hauptsächlich für Unternehmen aus der Privatwirtschaft gearbeitet und dort speziell in den Bereichen Gesundheitswesen und Konsumgüter. Für welche Projekte man eingesetzt wird, hängt von den eigenen Interessen und Kenntnissen ab.

Wie international ist deine Arbeit?

Äusserst international. Für Kunden aus der EMEA-Region (Europa, Naher Osten, Afrika, Anmerkung der Redaktion) werden die Teams international durch die Büros in diesem Raum besetzt. Ich habe dieses Jahr allerdings auch schon in Nordamerika und Asien für Monitor gearbeitet. In meinen Teams waren bisher nie Mitarbeiter aus weniger als drei Länderniederlassungen vertreten. Und auch unsere Kunden in Grossunternehmen sind häufig ebenso international aufgestellt.

Was ist dein Tipp für die HSG-Studierenden von heute?

Ich empfehle, jede Gelegenheit zu nutzen, um sich in Infoveranstaltungen und Workshops über die unterschiedlichen Unternehmen und Karrierepfade zu informieren. Dadurch erfährt man, welches Unternehmen am besten zu einem passt und mit welchen Kollegen man am liebsten zusammenarbeiten möchte. Wenn man sich für Beratung interessiert, ist sicherlich neben den Consulting Days die Jobmesse HSG Talents eine gute Anlaufstelle.

Weitere Informationen
www.consultingclub.ch
www.monitor.com

Aus aktuellem Anlass
Am Mittwoch, 7. November 2012, ersuchte Monitor das Federal Bankruptcy Court Delaware um Gläubigerschutz im Sinne des Chapter 11. Weite Teile der Tätigkeit sollen von Deloitte übernommen werden.


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