Forum? Find ich dufte.

Mein Name ist Sepp und ich erzähle euch jetzt eine unglaubliche Geschichte: die Geschichte, wie ich CEO einer grossen Schweizer Bank geworden bin

Alles begann am Forum HSG 2009 an der weltallerbesten Uni überhaupt: der Universität St. Gallen! Der HSG! Ich kann mich nur noch dunkel an den Anmeldeprozess erinnern. «HSG-Talents» hiess die komische Datenbank, auf der man sogar die Daten preisgeben musste, die nicht mal meine Freunde im StudiVZ oder Facebook einsehen können. Mal eben zackig den CV hochladen war da nicht. Was soll’s, dachte ich mir; für ein vernünftiges Praktikum bei einem anständigen Unternehmen war ich bereit, eine Stunde meines Lebens zu investieren. Es war ja Wirtschaftskrise und die meisten Firmen recht klamm mit Praktikumsplätzen und freien Stellen.

Ich freute mich sehr auf das gross angekündigte Opening Panel. Der stets provokante, aber nicht wenig rhetorisch begabte Talkmaster Michel Friedman versprach eine gute Show. Und das Thema «Unternehmertum vs. Grosskonzern» hatte mich schon eine Zeit lang beschäftigt. Sollte ich meine Seele einem multinationalen Konzern verpfänden, wie viele meiner Kommilitonen bereit zu sein schienen, oder lieber meinen eigenen Laden aufziehen, auf die Gefahr hin, gleich mal pleitezugehen?

Am Panel erfüllte Friedman alle Erwartungen. Im vollbesetzten Audimax machte er jeden Panelteilnehmer mindestens einmal so richtig zur Schnecke. Lieblingsopfer schienen zum einen dieser Ehssan vom StudiVZ und zum anderen dieser Herr von der grossen Schweizer Bank zu sein. Wunderbar. Hat mir sehr gefallen. Eben noch ein paar Freibier abgestaubt und ab nach Hause, tags drauf sollten ja schon die ersten Präsentationen stattfinden.

Ich tat mir also in den nächsten Tagen ein paar Unternehmenspräsentationen an. Diese Beratungsunternehmen: furchtbar langweilig. Die machen doch den ganzen Tag nichts anderes als Präsentieren und dann hier, an der weltallerbesten Uni überhaupt, liefern die so eine klägliche Show ab. Also, Berater würde ich schon einmal nicht werden. So viel stand fest.

Aber diese Grossbank, die ihren CEO geschickt hatte, um mit den Studierenden zu plaudern, die fand ich schon ziemlich gut. Die machten auch Workshops. Gleich mal anmelden. Auf dem Timetable sprangen mir zudem noch zwei Company Dinner ins Auge. Bisschen rumquaken und Futter für lau? Für einen armen Bettelstudenten wie mich genau das Richtige. Also noch eben ein paar Motivationsletter dafür getippt.

An den Tagen des Forums hing ich öfters an diesem grossen weissen Cateringstand herum. Mal auf ein zwangloses Käffchen mit HR-Frau X, mal nach einem Workshop auf ein Lachsbrötchen. Da kam eines Tages Kollegin Gudrun vorbei. Sie erzählte von einem Skikurs, den sie geleitet hatte. Teilnehmer unter anderem ein Kerl von McKinsey. Seine Frau deutete Gudrun an: «He’s not just a Partner. He’s the Boss. You know, the Boss of the Bosses.» Gudrun meinte, dass das Erste war, was Mr. McKinsey zu ihr sagte, nachdem er gehört hatte, dass sie an der Universität St. Gallen studiere: «Uni St. Gallen? Ahh, Forum HSG!» Dieses Forum HSG schien schon wirklich was zu gelten in der Wirtschaft.

An einem Mittwoch stand die grosse Messe an. Über 90 Unternehmen. Ich fuhr mit dem Bus zur OLMA, machte einen Schritt in die Halle und das Erste, was ich dachte, war: «Scheisse, Uniform vergessen.» Businessanzüge, wohin das Auge blickte. Sämtliche Studierenden schienen sich für diesen Tag besonders herausgeputzt zu haben. Na ja, merken fürs nächste Jahr. Ich hatte mir von erfahrenen Messegängern sagen lassen, dass die letzte Stunde der Messe die beste sei. Man schlendert einmal durch jede Reihe, wartet, bis der Hallensprecher die Studierenden zum Gehen auffordert, und staubt dann sämtliche Restbestände an Goodies ab. So did I. Bei der Schweizer Grossbank eben noch einen Interviewtermin für den Samstag in zwei Wochen abgemacht und anschliessend meine Schätze mit dem kurzfristig georderten Kleintransporter nach Hause geschafft. Und dieses Interview war der erste Schritt zu meinem Posten als CEO einer grossen Schweizer Bank. Die weiteren Schritte erzähle ich euch ein anderes Mal. Euer Sepp.


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