In China wird auch nur mit Wasser gekocht

Im Reich der Mitte kann man momentan gut Geld verdienen, Zusammenarbeit vorausgesetzt. Doch die finanziellen Interessen sind (noch) die einzige Verbindung.

Vom 20. bis zum 21. November hat die Emerge-Konferenz zum Schwellenland China stattgefunden. Alle sind emerging-market-geil, aber ist das überhaupt berechtigt?

Hier ein paar Fakten: China hat über 174 mal mehr Einwohner als die Schweiz und eine achtmal grössere Volkswirtschaft. Das erscheint imposant, doch in absoluten Zahlen ist das chinesische BIP gerade auf dem Niveau von Deutschland angekommen und das trotz der 15 mal höheren Einwohnerzahl.

In-Pro-Kopf-Zahlen ausgedrückt taugt der Entwicklungsstand von China nur bedingt, um zu zeigen, wie wichtig dieser Emerging Market ist – Schweizer sind 33 mal reicher –, daher bemüht man die absoluten Zahlen. Wenn diese nicht imposant genug sind, nimmt man die Wachstumsraten zur Hand: Etwa um 10 % wächst die chinesische Wirtschaft pro Jahr.

Dass die chinesische Regierung dieses hohe und möglicherweise nicht nachhaltige Wachstum aufrechterhalten muss, nimmt man hier nicht wahr. Jedes Jahr werden 20‘000‘000 Chinesen achtzehn Jahre alt und strömen auf den Arbeitsmarkt. Wenn die Regierung ein Wachstum von mindestens 6 % nicht gewährleisten kann, werden diese zusätzlichen Arbeitskräfte keine Arbeit finden. Dann wird es zwangsläufig soziale Unruhen geben, die laut Man-Yan Ng zu einem Fall des Einparteiensystems führen müssen.

Man-Yan schien der einzige chinesische Redner zu sein, der sich kritisch mit China auseinandersetzte; er ist in Hongkong aufgewachsen und daher ein Demokrat. China ist die Werkbank der Welt. Es ist billiger dort zu produzieren und das macht es so attraktiv. Dabei wird allerdings vergessen, dass die «diktatorische Demokratie», wie es in der Verfassung heisst, den Wechselkurs bewusst niedrig hält, um weiterhin Wachstum durch Exporte zu gewährleisten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die Regierung dem Druck einer Aufwertung des Renminbi nicht mehr widersetzen kann. Schon ohne Aufwertung der Währung kostet ein ausgebildeter Monteur in der Automobilindustrie im Ballungszentrum Shanghai so viel wie eine Fachkraft in Rumänien. Langfristig ist der Kostenvorteil nicht so gewaltig, wie bis anhin angenommen wird. Daher produzieren die Automobilhersteller mittelfristig ausschliesslich für den chinesischen Markt, weiss der Mobilitätsexperte Dr. Peter Nüesch von ConGlobo zu berichten.

Diesen Umstand hat Man-Yan Ng hervorgehoben, um zu zeigen, dass die chinesische Kultur dabei ist, den Kommunismus zurückzudrängen. Laut ihm sind die Lehren von Konfuzius und Mao diametral verschieden. – Die meisten Workshops beschäftigten sich nicht direkt mit der Problematik, sondern legten Wert darauf, wie man im jetzigen System des Misstrauens agieren kann. – Urs Schöttli, Asienexperte von der NZZ, schlug versöhnlichere Töne an. Er geht davon aus, dass die Entwicklung hin zu einer Demokratie über den Kapitalismus möglicherweise stattfinden kann, aber nicht muss, da das jetzige System auch zu China passt.

Laut Man-Yan Ng sind die Lehren von Konfuzius und Mao diametral verschieden. Nur weil die Chinesische Kultur es schafft, das Einparteiensystem immer weiter zurück zu drängen gibt es laut Man-Yan Ng ein Wirtschaftswachstum. Die meisten Workshops beschäftigten sich nicht mit dieser Problematik, sondern gingen der Frage nach, wie man im jetzigen System des Misstrauens agieren kann. Urs Schöttli, Asienexperte von der NZZ, schlug versöhnliche Töne an. Er geht davon aus, dass eine Entwicklung über den Kapitalismus hin zu einer Demokratie stattfinden könnte, aber nicht muss, da das jetzige System auch zu China passt. Fakt ist, dass die chinesische Kultur durch verschiedene Philosophen, wie beispielsweise von Konfuzius und Laotse, geprägt wurde. Jeder Mensch hat demnach Pflichten, denen er, in einer diesseits gerichteten Welt nachkommen muss. «Daher haben wir keine chinesischen Selbstmordattentäter zu fürchten», brachte es Schöttli auf den Punkt. China hat eine reiche Kultur, und die Chinesen haben nicht erst gestern Innovation, Kreativität und Wirtschaftlichkeit entdeckt.

Die Emerge-Konferenz hat heuer das dritte Jahr in Folge stattgefunden und ist stetig gewachsen. Sie ist sehr professionell organisiert und teilgenommen haben 95 Studenten von 32 Universitäten aus ganz Europa, sogar einer aus den USA. Durchschnittlich kamen auf einen Redner etwa fünf Studenten im Workshop und somit gab es reale Möglichkeiten zu diskutieren. Aufgrund ihrer Grösse und ihrer Frische hat die Emerge-Konferenz das Rüstzeug dazu, das bessere ISC zu werden.


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