Integratives Denken beginnt, wo die fachliche Ausbildung aufhört

Die im Zuge der Reform des Assessmentjahres neuentwickelte Lehrveranstaltung «Integrationsprojekt» soll den Studierenden das integrative Denken nahebringen. Damit entwickelt die HSG ihre lange Tradition des integrativen Denkens weiter.

Eine hohe Zahl der Herausforderungen, die sich uns heute vor allem auf gesellschaftlicher, aber auch auf unternehmerischer Ebene präsentieren, erweisen sich bei genauerem Hinsehen als komplexe Probleme. Charakteristisch für diese Art von Problemen ist, dass zu ihrer Lösung die Fähigkeit zur Einnahme einer das Ganze im Blick habenden und damit das Denken in Fachdisziplinen transzendierenden Sichtweise vonnöten ist. Einem Volkswirtschaftler präsentieren sich die Probleme, denen sich unser Gesundheitssystem gegenübersieht, anders als einem Betriebswirtschaftler oder Juristen. Alle drei Akteure werden auf Basis ihrer durch die jeweilige fachliche Brille bestimmten Analyse zu, für sich genommen, konsistenten Lösungsvorschlägen kommen. Und doch sind diese für sich betrachtet wohl nicht ausreichend, um dem Problem als Ganzem gerecht zu werden. Hierzu bedarf es der Einnahme einer anderen Denkperspektive, die darauf aus ist, die Wirklichkeit nicht nur aus der Sicht von Teilrationalitäten wahrzunehmen. Dieses integrative Denken bringt verschiedene Fachdisziplinen ins Bewusstsein um ihre Prämissen, Möglichkeiten und Grenzen miteinander ins Gespräch. Gleichzeitig gibt es Hinweise, wie aus den disziplinenbezogenen Teilanalysen ein umfassenderes Bild des Problems hergestellt werden kann.

Entsprechend hat sich die Universität St. Gallen in ihrer Vision und ihrem Leitbild auf die Fahne geschrieben, nicht nur unternehmerisch und verantwortungsvoll handelnde, sondern auch integrativ denkende Persönlichkeiten auszubilden. Um diesem Anspruch näherzukommen, wird im Rahmen der für Beginn des akademischen Jahres 2013/2014 geplanten Reform des Assessmentjahres mit der Lehrveranstaltung «Integrationsprojekt» ein Lehrgefäss geschaffen, das sich eigens dem Ziel der Förderung des integrativen Denkens widmet. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Vermittlung von integrativem Denken nicht auf Kosten, sondern immer nur auf der Basis von Fachwissen geschehen kann; integratives Denken setzt die Fähigkeit zu solidem fachlichen Wissen und Denken voraus. Dazu gehört aber eben auch ein Verständnis über die inhärenten Annahmen, Vorgehensweisen und Grenzen einer Betrachtung aus nur einer fachlichen Disziplin.

Die Lehrveranstaltung «Integrationsprojekt» möchte den Studierenden die Fähigkeit vermitteln, sich mit komplexen Fragestellungen und Situationen auseinanderzusetzen. Konkret werden die Studierenden zu diesem Zweck aufgefordert, die jeweils im Herbstsemester des Assessment vermittelten theoretisch-konzeptionellen Grundlagen der drei Kernfachlehrveranstaltungen BWL, VWL und Recht anhand einer ausgewählten unternehmerischen Problemstellung in einer Fallstudie kritisch zu reflektieren und integrativ zu verarbeiten.

Die neue Lehrveranstaltung wird erstmals im Frühjahrssemester 2014 durchgeführt werden und mit vier ECTS-Credits gewichtet. Diese Credits ergeben sich zum einen aus der Zusammenlegung der Lehrveranstaltung «Interdisziplinäre Problemlösung» mit der im Rahmen der BWL-Lehrveranstaltung durchgeführten «Integrationsfallstudie» sowie einer Reduktion der wissenschaftlichen Hausarbeit von sechs auf fünf Credits. Durch die Zusammenlegung zur Lehrveranstaltung «Integrationsprojekt» wird zudem einem wesentlichen Ziel der Reform des Assessmentjahrs Rechnung getragen: Der Reduktion der Anzahl von den Studierenden zu erbringender Prüfungsleistungen.


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