Jahreskonferenz der Entwicklungszusammenarbeit

«Von einer Überlebenslogik zu einer Wachstumslogik»

Jedes Jahr Ende August findet die Jahreskonferenz der Entwicklungszusammenarbeit statt. Dieses Jahr lud die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) verschiedene Persönlichkeiten nach Fribourg ein, um einen Nachmittag lang über das Thema «Die Schweiz und die Region Mekong – Entwicklung im Zeichen von Ernährungssicherheit und Globalisierung» zu diskutieren. Das Forum stiess auf grosses Interesse. Mehr als 1’700 an der Entwicklungszusammenarbeit Interessierte kamen bei dem Forum zusammen und informierten sich über die aktuelle Lage der Schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit.

Durch den Nachmittag führte der ehemalige TV-Moderator Patrick Rohr. Zwei asiatische Musikerinnen brachten mit ihren Instrumenten eine fernöstliche Stimmung in die grosse Halle.
Als erste Persönlichkeit trat Frau Bundesrätin Micheline Calmy-Rey ans Rednerpult und begrüsste im Namen der Schweiz alle Gäste auf laotisch und vietnamesisch: «Sabaidii Sinschao». In ihrer engagierten Rede betonte sie, dass die Schweiz bei der Bewältigung globaler Probleme eine wichtige Rolle spielt. Die Entwicklungszusammenarbeit sei eine «notwendige Investition in eine nachhaltige Zukunft». Um eine nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit zu erreichen, müssten die regionalen Besonderheiten berücksichtigt werden.

Es gibt kein Patentrezept – das war allen Rednern klar. Alle waren sich bewusst, dass sich die Mekong Region in einem rasanten Wachstum befindet. In dieser Situation seien Wirtschaft, Politik und Bildung besonders eng miteinander verknüpft.
Khengpeng Pholsena, Ministerin des Bereichs «Wasser und Umwelt» in Laos, beschrieb die Sicht aus Laos‘ Perspektive und schilderte den Teilnehmern die sozialen und demographischen Verhältnisse ihres Landes: «50% der laotischen Bevölkerung leben mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag. 60% der Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre alt.» Daraus folgerte sie, dass es für diese jungen Leute enorm wichtig sei, gute Bildung zu erhalten.

Zwischendurch wurden Kurzfilme eingespielt, die interessante Beispiele zeigten. Eines davon handelte von einer 22-jährigen Vietnamesin, die Hochzeitskleidung entwirft und produziert. Sie begann mit einer einzigen Nähmaschine und fertigte ein Kleid für eine Freundin an. Mit dem Lohn kaufte sie sich eine weitere Maschine. Zwei Jahre später besteht ihr Unternehmen aus 20 Nähmaschinen und 45 Mitarbeitern. Ermöglicht wurde dies durch die Gewährung von Krediten für KMU wie z. B. ihr Geschäft. In Vietnam heiratet man vorwiegend im Winter – die Näherin war also auf einen Kredit angewiesen, der ihr half, im Sommer bereits vorproduzieren zu können. Herr Thierry Buchs vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) fügte an, dass es durch die wachsende Privatwirtschaft auch mehr Arbeitsplätze gebe. Man habe die Denklogik geändert: «Von einer Überlebenslogik zu einer Wachstumslogik».

Achim Dobermann vom Internationalen Reisforschungszentrum (IRRI) sieht die besten Lösungsansätze nicht bei bilateralen Abkommen, sondern in der multinationalen Forschung, Wissenschaft und Technologie. Diese Potentiale hat auch die DEZA erkannt und ist nun vermehrt auch in multinationalen Projekten tätig. Herr Dobermann hat als Beispiel einen «Samen-Austeiler» mitgebracht. Wenn ein Arbeiter damit das Feld einen Tag lang besät, so erbringt er die Arbeit von 20 Arbeitern, die ohne dieses Gerät arbeiten.
In den Pausen konnten sich die Teilnehmer an zahlreichen Ständen informieren. Allen, die sich für Entwicklungsarbeit interessieren, empfehlen wir, die Konferenz 2009 zu besuchen. Weitere Infos unter: www.deza.admin.ch

Die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz in der Region Mekong
Die Region Mekong wird geprägt vom Fluss Mekong. Er verbindet 6 Länder und 60 Millionen Menschen in einem Einzugsgebiet, das dem 20-fachen der Fläche der Schweiz entspricht. Die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz konzentriert sich auf die Länder Vietnam, Laos, Kambodscha und Myanmar, wobei den Ländern Laos und Vietnam besondere Bedeutung zukommt.
Dank dem Übergang zur Marktwirtschaft haben die Mekong Länder in den letzten Jahren einen rasanten Anstieg des wirtschaftlichen Einkommens erfahren. Die Globalisierung birgt jedoch auch gewisse Gefahren: Wichtige Fragen des Handels, der Nahrungsproduktion, der Wassernutzung, der Umweltverschmutzung oder der Migration stellen sich zunehmend grenzübergreifend.
Das Programm in der Region Mekong baut auf drei Pfeilern auf:
– Ländliche Existenzgrundlagen und nachhaltige Nutzung von Ressourcen
– Gute Regierungsführung
– Wirtschaftliche Entwicklung mit Fokus auf die Privatsektorunterstützung

Durch Projekte wie die Erforschung neuer, ertragsreicheren Reissorten oder die Hilfe bei der Beseitigung von nicht explodiertem Kriegsmaterial versucht die Schweiz, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der Region zu leisten.


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