oikos Conference 2008

An der Konferenz zum Thema «Social responsibility in higher education» haben Studierende und andere Interessierte am 23. und 24. Oktober gemeinsam nach Wegen gesucht, soziale Verantwortung besser ins Curriculum der HSG zu integrieren.

Besonders lobenswert an dieser Konferenz ist, dass die Ausarbeitung und Umsetzung konkreter Ideen und nicht lediglich das Reden über mögliche Lösungen im Mittelpunkt stand. Die Workshops wurden von Exponenten der Uni initiiert, welche die Ergebnisse nun in ihrem jeweiligen Bereich umsetzen wollen. Der erste Tag war von verschiedenen «Keynote Speeches» und «Input Statements» geprägt, die alle Teilnehmer auf den gleichen Stand bringen und die Basis für die Workshops am zweiten Tag legen sollten.

Inspirierende Reden

Die Keynote-Speeches von Robert Artavia, Rektor von INCAE, und Rich Leimsider, Direktor des Center for Business Education am Aspen Institute, ergaben schon mal guten Denkstoff. Eine erste Einsicht war, dass man sich gut überlegen muss, ob man soziale Verantwortung überhaupt lernen kann. Und falls man es kann, reicht es, nur die Führungskräfte der Zukunft (also uns) dafür zu sensibilisieren? Was nützt es, wenn zwar der kleine Kreis der Bestausgebildeten weiss, dass wir unserer Umwelt schaden, der grosse Rest der Welt sich aber weiterhin wie im Selbstbedienungsladen verhält? Ebenfalls ungeklärt bleibt die Frage, ob man sich aus reinem Altruismus verantwortungsbewusst verhält, oder einfach nur, weil es langfristig auch finanziell lohnenswert sein kann.

Ideologische Differenzen

Im Laufe der Konferenz stellte sich dann heraus, dass gerade der Grund für sozialverträgliches Verhalten keineswegs klar ist. Normale Studenten der HSG sind meistens der Ansicht, dass ein Verhalten, das von der Öffentlichkeit als richtig angesehen wird, die langfristigen Geschäftsaussichten steigert. Beim World Café kamen dann aber auch Forderungen nach einem Paradigmenwechsel – weg von der Gewinnorientierung, hin zum Wohl der Gesellschaft – auf den Tisch. Gut, dass diese Form von Workshop ein gemütliches Kaffeekränzchen imitiert, sonst hätte es zwischen den geistigen Erben von Jack Welch und Muhammad Yunus womöglich böses Blut gegeben. Zum Glück blieben aber alle konstruktiv und das World Café nahm ein friedliches Ende. Aus den verschiedenen Diskussionsrunden wurden zudem einige gute Ideen präsentiert, wie man soziale Verantwortung fördern könnte.

Abgerundet wurde der erste Tag dann mit einem Vortrag über Leadership von Thomas Zweifel. Abgesehen von einigen guten Witzen und einer ganz neuen Form der Visualisierung (er hat die verschiedenen Aspekte der Führungskompetenz in eine Pyramide gepackt) gab es jedoch nicht viel Neues zu hören. Immerhin wurde den Teilnehmern auch noch sein Buch «Communicate or Die» geschenkt. So können wir jetzt auch zuhause nachlesen, wie wir the «Matterhorn of Masterful Listening™» erklimmen können.

Gute Idee …

Nachdem Prorektor Thomas Dyllick noch eine Keynote Speech gehalten hatte (vor allem Werbung für die HSG), wurden die Teilnehmer auf verschiedene Workshops aufgeteilt. Wie schon gesagt, sollten die Workshops zur Konkretisierung verschiedener Projekte dienen. Dieser Ansatz zeigt, dass die Organisatoren wirklich einen Prozess an der Uni in Gang setzen wollen. Leider war dann aber der Workshop zur Assessment-Stufe, an dem ich teilnahm, nicht gerade produktiv. Stundenlanges Brainstorming brachte uns auf zwei mögliche Themen für eine Startwoche (von denen eines unbrauchbar war). Zwar lässt sich die generierte Idee umsetzen, allerdings genügt es nicht, soziale Verantwortung in eine Startwoche zu integrieren, um einen breiten Effekt auf die Studenten zu haben. Dazu müsste man vermutlich bei den Kernfächern ansetzen und über mehrere Jahre daran arbeiten.

… man wird sehen, was daraus wird

Bei der Präsentation der Workshops am Nachmittag zeigte sich dann ein durchzogenes Bild. Viele der Ideen werden wohl nicht sehr lange weiterverfolgt werden. Man kann aber hoffen, dass sich manche zu guten Projekten entwickeln. Besonders aussichtsreich scheint die Initiative von Marcel Feurer, selber Student, der einen Kurs in «Non-Profit Management» initiieren möchte. Bleibt nur zu hoffen, dass er nicht über die administrativen Hürden der Universität stolpert. Alle Workshops haben ein Ziel formuliert, das in hundert Tagen zu erreichen ist. Für Interessierte empfiehlt es sich also, sich nach den Prüfungen mal umzuhören, ob sich was getan hat.


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