oikos Model WTO: Ein Spiel zwischen ernster Miene und Spass

In diesen Tagen findet in St. Gallen und Genf wieder das oikos Model WTO statt. Studierende aus der ganzen Welt diskutieren für einige Tage über drängende Themen internationaler Handelspolitik.

Die WTO in der Sackgasse» ist seit Jahren das alles dominierende Thema in der internationalen Handelspolitik. Die Verhandlungen der Doha-Runde stecken fest und ein Vorankommen ist nach aktuellem Stand nicht zu erwarten. Ein guter Anlass, um der Welt der Handelsdiplomaten einmal vorzuleben, wie es idealerweise mit der WTO weitergehen könnte. Mit diesem Ziel sind seit Samstag, 14. April, 72 Studierende aus aller Herren Ländern zum oikos Model WTO an die HSG gekommen. Bis Donnerstag, 19. April, wird St. Gallen dann zum Schauplatz der internationalen Handelspolitik – zumindest in der Simulation. Fünf HSGler stehen hinter der Organisation der von «oikos» veranstalteten Konferenz.

Die Teilnehmer der Simulation schlüpfen für einige Tage jeweils in die Rolle eines Diplomaten, um die Interessen eines Landes in einem von sechs WTO-Komitees zu vertreten. Ganz nach dem Motto von oikos wird es inhaltlich um regionalen und nachhaltigen Handel gehen – Themen, die in den Augen der Organisatoren richtungsweisend für die Handelspolitik sein werden. Das schliesst aktuelle Probleme wie die mögliche Einführung einer Emissionssteuer durch die EU oder die zunehmende Bedeutung regionaler wirtschaftlicher Integration ein.

Die Organisatoren von oikos haben den Anspruch, die Simulation möglichst authentisch zu gestalten. Neben den Verhandlungen wird es deshalb für die Teilnehmer auch ausführliches Coaching durch Praktiker von der WTO, Genfer Botschafter und anderen Experten geben. Dafür ist eigens ein zweitägiger Trip zum WTO Sitz nach Genf geplant. Gleichzeitig bietet eine Simulation aber auch immer die Möglichkeit, zu einem gewissen Grad unrealistisch zu bleiben und visionäre Lösungsvorschläge zu verabschieden, die vielleicht heute noch über die gegebenen geopolitischen Möglichkeiten hinausgehen mögen. Eine gewisse Portion Idealismus darf eben auch nicht fehlen.

Beim diesjährigen Model WTO sind um die 35 Nationalitäten sowie alle Kontinente vertreten. Die Verhandlungen in den Komitees werden unterdessen von HSG-Studierenden geleitet, die die schwierige Aufgabe haben, einen Konsens zwischen den häufig entgegengesetzten Länderinteressen zu erwirken und dennoch neutral zu bleiben. Darauf wurden sie in einem HSG-Seminar im Februar ausführlich vorbereitet.

Ein Highlight der Konferenz ist die öffentliche Podiumsdiskussion am Dienstag, 17. April, zu den Herausforderungen der internationalen Handelspolitik. Die Themen, die die Teilnehmer tagsüber in ihren Komitees verhandeln, werden an diesem Abend von hochkarätigen Rednern diskutiert. Unter anderem werden eine Chefberaterin von Pascal Lamy und der HSG-Professor Simon Evenett sprechen. Das sollten sich auch WTO-Skeptiker nicht entgehen lassen.

Im Abendprogramm der Teilnehmer darf natürlich auch eine Social Night nicht fehlen, wie ein Beispiel aus den letzten Jahren zeigt. Da kommt es schon einmal vor, dass dem von Kater-Kopfschmerzen geplagten Vertreter der USA, der eigentlich ein Europäer ist, bei den morgendlichen Verhandlungen am nächsten Tag ein Deal abgerungen wird, mit dem er sein Land unbedacht in horrende Unkosten stürzt. Auch das ist Teil der Model-WTO-Erfahrung, denn neben allem Ernst soll ja auch der Spass nicht zu kurz kommen.


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