Peitsche

Dienstagmorgen, 6.20 Uhr. Der Wecker klingelt. Ungläubig schaue ich auf die Uhr. Meine Meinung ist klar: viel zu früh, um jetzt aufzustehen. Trotzdem sagt irgendetwas in meinem Kopf, dass ich es wenigstens heute versuchen sollte. Also krieche ich aus meinem warmen Bett, stell mich unter die Dusche und finde mich kurze Zeit später tatsächlich auf dem Weg zur Uni wieder. Denn ich habe ein ehrgeiziges Ziel vor Augen: endlich einen Platz in der BWL-Vorlesung zu bekommen!

Wer an diesem Morgen gegen halb acht das Audimax betritt, der kann sich ein Bild machen von den Ausmassen in der Assessmentstufe: Mehr als die Hälfte der knapp 1’400 Assessis wollen in die «echte» Vorlesung und meiden die gut gemeinten, doch technisch nicht immer einwandfreien Videoaufzeichnungen. Und bei nur 650 Plätzen im Audimax wird es da naturgemäss eng. Der Kampf um die beste Strategie ist schon entbrannt: Da gibt es Studenten, die sich bereits gegen sieben Uhr in die Uni begeben, die mittleren Bänke besetzen und mit ihrer ausführlichen Zeitungslektüre beginnen; dann andere, die mit den überfüllten Bussen ankommen und dann im Laufschritt ihr Glück um die letzten freien Plätze versuchen; und natürlich noch die ganz Lässigen, die um zehn nach acht das Gebäude betreten und danach die von ihren Kollegen reservierten Plätze einnehmen.

Ich selbst hab es dieses Mal geschafft, bereits vor den Massen aus dem Bus ins Audimax zu kommen. Da ist es gerade einmal 7.25 Uhr, 50 Minuten vor Beginn der Vorlesung. Genug Zeit also, um sich bei einem Kaffee ernsthaft zu fragen: «Ob ich wohl nächste Woche wieder so ehrgeizig bin?»


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