Profs privat: Dr. Jürg Honegger (IPL)

Geburt: 25. Mai 1964 in Olten

Momentane Lektüre: David Sedaris, «Ich ein Tag sprechen hübsch», Calvin & Hobbes

Lieblingsfilm: «Harry-Potter»-Reihe

Lieblingsmusik: klassisch; Queen, «Innuendo», «The Show Must Go On»

Kunst: Modernes & Witziges

Lieblingsort: in St. Gallen: Raiffeisenplatz; in der Schweiz: die Berge; weltweit: die Korallenriffe in Ägypten

Lieblingsspiel: Gesellschaftsspiele, z.B. «Carcasson»

Lieblingsspeise: Grilliertes, Asiatisch; Espresso, Weizenbier

Es ist ein regnerischer Tag, als ich mit dem Zug zu Jürg Honegger nach Thalwil fahre. Die Wolken liegen tief und grau über dem See, die Sonne kämpft gegen den Dunst über dem Zimmerberg an. Gegen Süden hin jedoch öffnet sich ein Fenster blauen Himmels, das die Glarner Berge zum Greifen nah erscheinen lässt. Dies alles beobachten Dr. Honegger und ich, als wir am Panoramafenster des Esszimmers stehen.

«Die Wohnqualität hier ist hoch», antwortet er auf die Frage, warum er sich Thalwil als Wohnort ausgesucht habe. Ausserdem mag er die Kombination von Stadt und Land, die es ihm ermöglicht, das hervorragende Angebot von Zürich zu geniessen und im nahe gelegenen Wald zu biken oder zu joggen. Und der See ist auch nur fünf Gehminuten entfernt.

See, Rheinfall, Pazifik

Den See sah Honegger während seiner Kindheit häufig, wenn auch von der anderen Seite, als er in Rüti ZH aufwuchs. Vom See ging’s zum Rheinfall, nach Dachsen und ganz in den ländlichen Norden des Kantons. Die Mittelschule besuchte er in Schaffhausen. Mit 17 absolvierte er ein Austauschjahr in San Diego, «ein super Erlebnis, eine Riesenchance; das empfehle ich allen weiter, ob im Gymi oder während des Studiums!» Nach der Matur zog es Honegger ohne Umwege oder Zwischenjahr nach St. Gallen und an die HSG. Schon früh habe es ihn interessiert, wie Unternehmen, Vereine und Institutionen ticken, wie sie sich nach dem Kunden orientieren und warum sie Erfolg haben. «Da war die HSG schon die richtige Wahl.» Die Ganzheitlichkeit jedoch, die Honegger so interessierte, wurde während der ersten drei Semester mehr schlecht als recht behandelt. Erst das von Professor Gomez durchgeführte Wahlfach «Vernetztes Denken» entsprach Honeggers Faszination. Die Analyse interdisziplinärer Zusammenhänge über Fakultätsgrenzen hinweg fand und findet er «total faszinierend». Die Theorien fanden im Anschluss an sein Lizentiat auch Einfluss in seine Dissertation, bei der er von Professor Robert Staerkle betreut wurde.

«Herr Honegger, übernehmen Sie!»

Als Peter Gomez nach Staerkles Pensionierung an dessen Stelle trat, übernahm er Honegger als Assistenten. «Ein glücklicher Zufall», sagt Honegger, «aber im Nachhinein könnte man sagen, dass der Kreis sich da geschlossen hat.» Gomez gewährte Honegger früh viel Verantwortung und bezog ihn in seine Seminare ein. Bei einem Workshop mit der Stadt Luzern hiess es dann plötzlich: «Herr Honegger, übernehmen Sie!»

«Zum Glück hatte ich aufgepasst», lacht Honegger. «Das war ein entscheidender Punkt. Es klappte gut, der Kunde war zufrieden und ich merkte, das kann ich!» So übernahm er bereits während seines Doktorats Schulungen an diversen Schulen wie zum Beispiel der Kaderschule St. Gallen. Als er sich 1993 selbständig machte, hatte er bereits hunderte von Ingenieuren in den Bereichen Vernetztes Denken und Strategielehre unterrichtet. Ein Prozess, der 1999 zur Gründung der Netmap AG führte. Der Firmenname greift die Landkartenmetapher auf, die propagierte Erfolgslogik ist eine «vernetzte Karte», der Name ist Programm.

Ordnung in der Werkzeugkiste

Dr. Honegger sagt, dass es ihm Spass macht, mit Netmapping Ordnung in die Management-Toolbox eines Kunden zu bringen. Wo andere aufgrund des «Dschungels an Management-Dokumenten und -Instrumenten» bereits das Handtuch werfen, fühlt er sich herausgefordert. Komplexe Situationen, die ihn schon immer gereizt haben, versucht er mit einer Kombination aus Intuition und Methodik zu lösen. Dies sei kein Entweder-oder; im Gegenteil stärke die Anwendung einer Methode die Intuition, während der Gebrauch von methodischen Ansätzen gleichzeitig immer Intuition benötige. In seinen Workshops versucht Honegger, mit seiner Methode die oftmals intuitiven Handlungen seiner Kunden zu strukturieren. «Komplexität hat und hört niemand wirklich gerne. Über verschiedene Metaphern wie zum Beispiel den Vergleich von Komplexitäts-Management mit einer Segelreise versuche ich meine Kunden für einen systematischen Umgang mit schwierigen Herausforderungen zu begeistern.»

Auch ausserhalb seiner Workshops pflegt Honegger einen gewissen Ordnungs- und Planungssinn. Nur so könne er die intensiven Tätigkeiten in seiner Firma und für den HSG-Lehrauftrag für Interdisziplinäre Problemlösung mit den privaten Interessen unter einen Hut bringen. So versucht er, nie Dokumente aus dem Home Office in den «privaten» Teil der Wohnung mitzunehmen. Aufkommende Pendenzen geht er rasch an. Seine Erklärungen führt er oft mit kleinen Zeichnungen und Diagrammen aus. Es scheint, dass er Netmapping vollständig verinnerlicht hat. Hat man da nicht manchmal Mühe, abzuschalten? «Ja, leider schon. Ich träume manchmal von Workshops. Nur kann ich dann beim Aufwachen leider keine Rechnung stellen», schmunzelt er. «Aber der Sport hilft mir. Ob Mountain-Biking, Snowboarden oder Yoga – dabei kann ich entspannen. Und ich versuche, einmal jährlich drei Wochen Ferien am Stück zu machen. So kam ich schon nach Kuba, Thailand, Kanada und Südafrika.» Von dort stammt auch das Straussennest, Honeggers Lieblingsgegenstand in seiner Wohnung. Die ist, wie zu erwarten war, sehr aufgeräumt. Schafft er es ganz alleine, gegen das physikalische Gesetz der Entropie anzukämpfen? «Nein, ich habe eine Haushaltshilfe, die regelmässig vorbeikommt und fundamental wirkt.» Es scheint, als ob der Beschwörer der Komplexität manchmal am einfachen Problem des Aufräumens scheitert. «Halt, halt», wirft Honegger ein, «wenn ich aufräume, wird es schnell kompliziert!»


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