St. Gallen Symposium

Eines muss man dem Symposium lassen: Es steigert zweifelsohne Renommee und internationalen Bekanntheitsgrad der Universität. Dies wäre an sich sehr positiv zu werten. Jedoch wird man das Gefühl nicht los, dass Sinn und Zweck des Symposiums – nämlich die Debatte – leider zu kurz kommen. Die Mehrheit der Teilnehmer vertritt wirtschaftlich und politisch ähnliche Ansichten. So liegt es nahe, dass die Veranstaltung vor allem als Plattform fungiert, wo sich überwiegend ältere Männer gegenseitig auf die Schulter klopfen und nebenbei ein bisschen Networking betreiben. Junge Personen oder Studenten, welche die Machtelite wohl noch am ehesten herausfordern würden, sind kaum zugelassen. Wer als Student an der Veranstaltung teilnehmen will, muss sich bewerben. Aber auch so schaffen nur 100 sogenannte «Leaders of Tomorrow» die Teilnahme. Studentinnen und Studenten sind also im Grunde unerwünscht. Das äussert sich auch darin, dass das Hauptgebäude an diesen Tagen geschlossen ist. Es gibt auch keine Ausnahme, wenn der Abgabetermin der Bachelorarbeit naht und man unbedingt den Computerraum benutzen müsste. Die Weltherrschaft kennt keine Gnade.

Studenten, die sich betätigen wollen, bleibt lediglich die Möglichkeit, sich als Helfer anzumelden. Sehr beliebt ist dabei der Job als Fahrer. Dieser ist auch sehr geeignet für alle, die sich schon immer mal im Anzug am Steuer eines BMW fotografieren lassen wollten, um das Bild danach auf Facebook zu posten. In diesem Sinne dient das Symposium auch der Selbstprofilierung dieser Kommilitonen.

In seiner heutigen Form ist das Symposium leider eher eine Art Möchtegern-WEF, auch wenn sich das Organisationsteam ein Jahr lang aufopfert und sogar das Studium für diese Zeit auf Eis legt. Wobei sich auch hier die Frage stellt, wozu man diesen Aufwand auf sich nimmt. CV-Tuning dürfte wohl mitunter ein Hauptgrund sein. Wobei wir wieder beim Stichwort Selbstprofilierung wären. Und wenn sie nicht gestorben sind, so werden sie sich weiterhin noch viele Jahre selbst profilieren.


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