Trip ins Innere

Es gibt viele Arten, um mit Stress umzugehen: Die einen erhöhen den Kaffeekonsum, die anderen suchen die innere Stille. Ein Gespräch mit Yogalehrer Stefan Grob zeigt, weshalb letzteres besser ist.

Sinnloses Rumsitzen, sich auf keinen Fall bewegen und an ja nichts denken. Umgeben von völlig entspannten Frauen in den 40ern, angeleitet von einem veganen Alt-Hippie. Dass Meditation in der Realität anders aussieht, ist schnell bewiesen. Spätestens, wenn man morgens um sieben Uhr vor Stefan Grob im «Kundalini Yoga mit Fokus auf Meditation» sitzt und dazu aufgefordert wird, im Takt mit den Händen auf den Boden zu schlagen.

Viele Wege führen zum Ziel

Etwas später sitze ich ihm wieder gegenüber, jedoch nicht auf einer Yogamatte im Fitnessraum, sondern in einem Café. Seine fröhliche Art und die gelassene Ausstrahlung zeigt sich auch hier. Was Meditation denn eigentlich genau ist, will ich wissen. «Meditation ist wie eine Insel im Alltag», sagt Stefan Grob. «Dadurch, dass man sich mit nichts beschäftigt, beschäftigt man sich immer mehr mit sich selbst.» Die bewusste Konzentration auf sich selbst ist nicht nur durch Meditation zu erreichen, sondern auch durch Yoga, Tai-Chi, Qi Gong und Kampfsport. Sein ganzes Leben lang habe er schon Kampfsport trainiert. Dabei sei es entscheidend, das Technische mit dem Mentalen zu verbinden. «Ein Mentaltraining erhöht die Aufmerksamkeit und hilft, den Gegner zu antizipieren – das führt schlussendlich zum Erfolg.»
Doch wozu führt die Konzentration auf sich selbst? «Du stärkst das Bewusstsein dafür, was du für eine Person bist, was dir gut tut, was du erreichen willst und was dir wichtig ist im Leben.»

Die «innere Ruhe» als inhaltsloser Trend?

Etwas anders formuliert, steht auf der Website des Unisports: «Der perfekte Ausgleich zum Studium und die ideale Prüfungsvorbereitung.» Geht es also darum, durch Meditation leistungsfähiger zu werden? Der Trend um die Vorzüge der fernöstlichen Lebensweise besteht also nicht aus ernsthaftem Interesse, sondern bloss als Mittel zum Zweck?
Stefan Grob differenziert: Er lobt das vielseitige Sportangebot der Uni. Laut ihm sollten sowieso bereits Kindergartenkinder lernen zu meditieren, denn schlussendlich profitiert die ganze Gesellschaft davon: «Meditation ist auch für die Wirtschaft gut. Was hat ein Unternehmen von einem gestressten Manager? Was bringt es, wenn sich die Leute gestresst fühlen, krank werden und vom Sozialstaat gepflegt werden müssen? Kollateralschäden», beantwortet er die Fragen sogleich selbst. Er, der seit 16 Jahren Geschäftsführer und Inhaber einer Kommunikationsberatungsagentur ist, spricht aus Erfahrung.
Seine Erfahrungen in der Wirtschaftswelt vereint Stefan Grob mit Yoga. So hat er etwa bei einem Kommunikationsseminar die Teilnehmer zu einer dreiminütigen Meditation aufgefordert. Im Anzug und in den Lackschuhen setzten sich diese auf den Boden. Doch statt wie erwartet drei Minuten lang in Starre zu verharren, war voller Körpereinsatz gefragt. Die Teilnehmer mussten mit geballten Fäusten und dem Einsatz ihrer Stimme in die Luft boxen. Eine Meditation, um Ärger loszuwerden. «Erstaunlicherweise kam das gut an, nur einer hat den Raum verlassen», meint Stefan Grob mit einem ansteckenden Lachen. Was er denn denjenigen rät, die immer noch skeptisch sind? «Einfach mal ausprobieren und mitmachen.»

Bild Benjamin Manser

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