Zöglings-Flaggschiff-Veranstaltung (Alumni Flagship Event)

Wer sind eigentlich diese Alumni? Kamen die nicht im letzten Dan-Brown-Roman vor und streben schon seit Jahrhunderten die Weltherrschaft an? Um dies herauszufinden, machten wir uns auf, um den ersten Anlass von HSG Alumni Zürich zu beobachten.

Das Treffen mit dem geheimnisvollen Namen «Flagship Event» findet im Autohaus Zürich Nord in Oerlikon statt. Es ist aber weit und breit kein Schiff zu sehen, stattdessen stehen da jedoch viele glänzende Autos. Das Ganze sieht nicht wirklich nach Geheimgesellschaft aus. Die Alumni (wird anscheinend «Eilömnai» ausgesprochen), welche wir hier antreffen, sind ehemalige HSGler aller Altersklassen, welche sich darauf freuen, endlich wieder mal Freunde und Weggefährten von früher zu treffen und mit ihnen zu plaudern. Mit einer gewissen Genugtuung stellen wir fest, dass frühere HSGler-Generationen anscheinend mit noch weniger weiblichen Kommilitonen auskommen mussten. Auf der Bühne sind bequeme Sessel für die spätere Diskussion aufgestellt. Der Saal ist in ein Dämmerlicht getaucht, so dass man sich fast schon wie in einem Jazzclub fühlt. Die grosse Glasfront des Autohauses trägt zusätzlich zu einer stilvollen Atmosphäre bei. Der Beginn der Diskussion wird jedoch ganz und gar nicht nachtclub-mässig durch ein, nun ja, sehr «peppiges» Jingle angekündigt.

«Die Macht der Medien» war das Thema der Veranstaltung. An der Diskussion nahmen teil: André Dosé, ehemaliger CEO der Swiss, Reto Brennwald, Arena-Moderator, und Thomas Borer-Fielding, ehemaliger (Sonder-)Botschafter der Schweiz in Berlin. Mit einem kurzen Auftritt brillierte Roger Köppel, Verleger der Weltwoche.

Selbstbewusst und nicht ohne die üblichen Spitzen gegen alles Staatliche, die EU und den Sozialismus führte Herr Köppel in das Thema ein. Aus seiner Sicht hat eine Demokratie nichts mit Vertrauen zu tun, sondern ist nur instrumentalisiertes Misstrauen. Kontrapunkte scheint er selbst «sans crise» instrumentalisiert zu haben. Er kritisierte die starke Konformität in der Schweizer Medienlandschaft, welche ohne den nötigen journalistischen Abstand Obama zujubelte. Man hätte sich auch viele Probleme erspart, wenn man früher nicht nur das Austreten bekannter Investmentbanker aus der UBS bedauert, sondern auch die möglichen Hintergründe beleuchtet hätte. In diesem Kontext gestand er Schwächen in der eigenen Berichterstattung ein, relativierte dabei deren Konsequenzen, da die Macht der Medien überschätzt wird. Die EU-Referenden seien trotz Medienunisono zur Alternativlosigkeit eines EU-Beitritts «erfolgreich abgewehrt» worden. Vielleicht rechtfertigt er mit seiner suggerierten Machtlosigkeit die später folgendermassen durch den Arena-Moderator in Frage gestellte Seriosität seiner Publikation: «Ich lese jedes Mal so viele Dinge in der Weltwoche, die nicht der Wahrheit entsprechen.» Köppel entschuldigte sich und verliess dann das Rampenlicht, bevor die anderen Diskutanten das Podium bestiegen.

Bei den Vorstellungen von Dosé und Brennwald fiel oft das Wort «bescheiden», nur bei Borer-Fielding hielt sich der Moderator zurück. Herr Borer-Fielding war Botschafter in Berlin. Er ist weniger durch seine schöne Frau und grössere Partys bekannt, die ihm eine medienwirksame Verteidigung des Schweizer Bankgeheimnisses ermöglichten, als vielmehr durch einen vom «Blick» erfundenen Skandal, der ihn schlussendlich seinen Job kostete. Daher war es nicht verwunderlich, dass er die «Boulevardisierung» der Medien anprangerte, da sie über sein Privatleben schrieben. Durch den Arena-Moderator wurde Borer-Fielding darauf hingewiesen, dass es erst durch eine ungeschickte Äusserung einer seiner Vorgesetzten in Bern möglich wurde, sein Privatleben zum Politikum zu machen. Auf die Frage, was Herr Borer-Fielding nach seinen Erfahrungen rate, sprach dieser von einer stark verbreiteten Mediengeilheit der Menschen. Er selbst könne daher nur zur Bewahrung eines Low-Profils raten; dies liess einige Zuhörer schmunzeln.

Nach der Podiumsdiskussion geht es zum gemütlichen Teil des Abends. Die Alumni werden von Fackelträgern zur benachbarten Automesse geleitet. Allmählich vermischen sich die Ex-HSGler mit den übrigen Besuchern der Messe, womit wir den Alumni-Aspekt des Abends leider aus den Augen verlieren – dafür gewinnen nun Messebesucherinnen unsere Blicke: Im Salon gibt es für HSG-Begriffe aussergewöhnlich viele Frauen (und nicht alle sind hier angestellt, sondern manche auch mit ihrem Vater da). All die Jahre verfluchend, in denen wir die Einladungen von Familie und Kollegen zu Automessen ausgeschlagen haben, machen wir uns auf einen ausgiebigen Rundgang. Im obersten Stockwerk finden wir auch noch die letzte Zutat für einen verheissungsvollen Abend: einen «Töggeli»-Kasten. Und damit nicht genug: Kaum haben wir ein paar Runden gespielt, werden wir von zwei attraktiven jungen Damen gefunden, die mitspielen möchten. Erst im Gespräch merken wir, dass die beiden auch an der HSG studieren und am Alumni-Event teilgenommen haben. Dies zeigt uns: Es ist nie zu früh, Alumnus oder Alumna zu werden.

Ach ja, Autos gab es an der Messe auch noch.

Unsere Bewertung: drei von fünf Flaggschiffen für den Eilömnai-Event.


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