Author Archives: Fabian Kleeb

Fabian Kleeb

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Chefredaktor
  • qualität wird grossgeschrieben

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    Bevor wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen, gilt es kurz, knackig und ungeschönt den Sachverhalt darzulegen: Die Jungfraubahn Holding AG, deren Verwaltungsrat Thomas Bieger seit 2006 präsidiert, bewegte zwischen 2014 und 2016 den Jahresendkurs ihrer Titel bis zu vier Prozent. Die FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) stellte fest, dass hierdurch gegen das Verbot der Marktmanipulation verstossen wurde. Eine solche Marktmanipulation ist im Gegensatz zu Kursmanipulation nicht strafbar, sondern lediglich ein aufsichtsrechtlicher Tatbestand. Soweit zu den nackten Fakten.

    Schenkt man jedoch dem Lead eines tagblättischen HSG-Bashing-Artikels Glauben, so wurde die Jungfraubahn trotzdem straffällig, da sie angeblich ihren Aktienkurs manipuliert haben soll. Da hat wohl jemand den Bericht der FINMA etwas zu schnell überflogen – Markt und Kurs können leider unmöglich als Synonyme ausgelegt werden.

    Mathe ist nicht jedermanns Sache

    Darüber hinaus wurden im Blätterwald gewisse – gelinde ausgedrückt lausige – Vorwürfe der persönlichen Bereicherung verlautbart. Durch die Marktmanipulation soll unser werter Herr Rektor, der Aktien im Wert von plus minus einer Million Franken an der Jungfraubahn hält, Vermögenssteuern im grossen Stile eingespart haben. Wesentliches Detail am Rande: Aus der nicht für alle simplen Rechnung resultieren mögliche Steuereinsparungen von unter 200 «Stutz» pro Jahr. Wirklich sehr gut vorstellbar, dass der verarmte Herr Bieger hierfür Marktmanipulationen in Auftrag gibt.

    Es gilt festzuhalten, dass selbst Hollywood das Bild des manipulierenden HSGlers nicht besser als das Tagblatt und Co. in Szene setzen könnte. Hierfür erhalten sie wohlverdiente Oscars in der Form von Leserkommentaren, die der HSG wenig bis gar nicht schmeicheln. So schreiben aufgestachelte Wutbürger vom «Institut für Engineering der Geldpumpe von unten nach oben» oder von Kursen für skrupelloses Betrügen – und das erst noch völlig frei von jeglichem Unrechtsbewusstsein.

    Ein wahrhaftiges Spektakel, diese langatmige HSG-Hetzjagd, deren Zweck sich mir bei bestem Willen nicht erschliesst. Offenbar vermögen Orgasmus-erregende Klickzahlen selbst ungerechte, dürftig recherchierte Berichterstattung zu rechtfertigen – qualität wird im Journalismus bekanntlich grossgeschrieben…

  • Interview mit Jolanda Neff

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    Spitzensport und Studium – ein herausfordernder Balanceakt, der keine Zeit fürs Sofa übriglässt. Trotzdem denkt Mountainbike-Weltmeisterin Jolanda Neff nicht daran, auf die Normalität des Studiums zu verzichten.

    Sie sind auf gutem Weg, die beste Mountainbikerin aller Zeiten zu werden. Inwiefern realisieren Sie
    Ihren Erfolg?

    Ich durfte sicher ein paar schöne Erfolge feiern. Man darf aber nie vergessen, dass unzählige Stunden Aufbau und Training dahinterstecken. Seit meinem ersten U23-Weltmeister-Titel (2012) sind bereits fünf Jahre vergangen. Grosse Erfolge brauchten meist mehrere Anläufe, in denen ich immer wieder etwas verbessern konnte. Wenn es sein müsste, könnte ich den Weg für einen solchen Erfolg wie den Weltmeister-Titel noch einmal gehen. Das gibt mir Sicherheit.

    Wieso klappte es ausgerechnet in dieser Saison mit dem Weltmeistertitel?

    In den vergangenen drei Jahren gewann ich im Frühling jeweils fast alle Rennen. Dieses Jahr gewann ich bis im Mai kein einziges – eine komplett andere Situation also. Vor der EM Ende Juli war ich guten Mutes und nahm mich dann mit einem Sturz selbst aus dem Rennen. Durch die erlittene Schulterverletzung sah ich mich gezwungen, den Fokus mitten in der Saison neu zu setzen. Danach konnte ich mich einen Monat lang gut vorbereiten, mit Qualität trainieren und das Weltcup-Finale in Italien gewinnen. Zwei Wochen später wurde ich Weltmeisterin in Australien.

    Wie wichtig ist Ihnen die Bestätigung eines Erfolgs?

    Es ist immer ein anderes Paar Schuhe, etwas zum ersten, oder aber zum zweiten Mal zu gewinnen. Nach dem Gewinn des ersten Gesamtweltcups als jüngste Siegerin aller Zeiten war mir die Bestätigung extrem wichtig. Beim zweiten Mal ist der Wettkampf zwar derselbe, aber alles rundherum ist so viel schwieriger. Dreimal mehr Leute wollen dir einen Tipp geben.

    Wiegt der eigens von Ihnen erzeugte Druck schwere als jener von aussen?

    Den Druck machst du dir schlussendlich immer selbst. Da ich das, was ich tue, gerne mache, gibt es gar keinen eigentlichen Druck. Ich habe meine Ziele und möchte diese erreichen. Du bist derjenige, der im Endeffekt entscheidet, wie nahe du etwas an dich heranlässt. Wenn die Öffentlichkeit das Gefühl hat, ich müsse das Rennen gewinnen, will ich das in der Regel schon seit fünf Jahren. Deshalb fällt es mir relativ leicht, mit hohen Erwartungen von aussen umzugehen.
    Ist verstärkte Abschottung gegenüber der Öffentlichkeit kein Thema?
    Das wird schnell als arrogant oder hochnäsig aufgefasst. Du musst immer zu allen freundlich bleiben und für dich selbst wissen, was richtig ist. Irgendwann lernt man besser damit umzugehen, auch wenn es immer wieder aufs Neue eine Herausforderung ist. Dadurch, dass ich in den ersten drei Monate der Saison «nirgends» war, interessierte sich niemand mehr für mich.

    Ihr Vater ist Ihr Trainer. Wie häufig kommt es zu Konflikten?

    Jeder Athlet ist individuell. Für den einen passt dieser Trainer-Typ, und für den anderen ein völlig anderer. Mit meinem Vater harmoniert es wunderbar. Er tickt ähnlich wie ich und weiss genau, wie er mir seine Inputs verklickern kann. Konflikte gibt es nie, er streitet nicht gerne. Ich möchte an der Situation nichts ändern. Von aussen scheint es so, dass er nur Trainer von mir ist, weil er gleichzeitig mein Vater ist. Er wird nie als der Trainer angeschaut, der mich zur Weltmeisterin machte.

    Wie häufig empfinden Sie das Training als Pflichtprogramm?

    Ich gehe immer gern trainieren. Wenn ich an einem Tag nicht aufs Velo kann, gefällt mir das gar nicht. Schön ist, dass man beim Velofahren nicht ständig am Anschlag ist. Wenn flaches Erholungstraining angesagt ist, belastet dich das nicht sehr stark. Im Gegenteil: Es baut dich eher auf. Anschliessend fühlst du dich besser und frischer. Logischerweise gibt es aber auch harte Trainings, nach denen man erschöpft und glücklich ist.

    Was tun Sie, um abzuschalten und sich zu entspannen?

    Das Problem ist: Ich habe keine Zeit dafür. Das Training ist meine «Erholungszeit». Als ich letztens bei meinem Bruder in der WG war, chillten alle auf dem Sofa. Erst da wurde mir klar, dass man das überhaupt kann (lacht). Mir fehlt es aber gar nicht, aufs Sofa zu liegen. Wenn ich Velofahren gehe, schaue ich, dass möglichst immer eine Kollegin oder ein Kollege mitkommen kann. Daneben würde ich mir trotzdem mehr Zeit mit Kollegen wünschen.

    Wie formulieren Sie Ihre Ziele für einen Grossanlass wie Olympia?

    Die interne Formulierung der Ziele mit dem Trainer ist weniger zurückhaltend als die externe Formulierung in den Medien. Sobald du in den Medien einmal etwas sagst, hängen sie dich an dem auf und nehmen dich auseinander. Ich finde, dass es nur heisse Luft ist, über Ziele zu reden. Es macht viel mehr Sinn, über das zu reden, was du bisher erreicht hast. Beispielsweise ist als dreifache Weltmeisterin das logische Ziel Olympia. In Rio war mein Ziel gesund ans Rennen zu gehen – keine konkrete Platzierung.

    Bei Olympia in Rio resultierte ein 8. Platz im Strassenrennen sowie ein 6. Platz im Mountainbike. Würden Sie rückblickend etwas anders machen?

    Im Frühling würde ich ein paar Sachen sicher anders machen. Nicht einmal weniger auf Strassenrennen setzen, aber vielleicht das Höhentrainingslager anders gestalten. Die Zeit in Rio würde ich etwas anders organisieren, auch in Bezug auf die Betreuer. Schlussendlich waren das meine allerersten Olympischen Spiele. Es ist ein Prozess, bis man weiss, wie das System «Olympia» funktioniert – ein Geheimrezept gibt es nicht.

    Verletzungen während Grossanlässen machten Sie erst im Nachhinein publik. Leidet da nicht die Glaubwürdigkeit darunter?

    Ich weiss selbst nicht, ob ich das nochmals gleichmachen würde. Mir war es kurz nach dem Rennen einfach nicht möglich, das zu sagen. Ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, Ausreden für eine mittelmässige Leistung zu suchen. Im Rahmen meines Saisonrückblicks schrieb ich dann alles so, wie es war. Wie gesagt, es waren meine ersten Olympischen Spiele und ich habe Mühe damit, wenn mir dann vorgeworfen wird, in einem so bitteren Moment keine Erklärung abgegeben zu haben. Die nicht endenden Vorwürfe machen es schwierig, diese Enttäuschung abzuhaken.

    Haben Sie direkt nach Abschluss der Kantonsschule mit der Aufnahme eines Studiums geliebäugelt?

    Nach der Matura war es für mich kein Thema. Während des letzten halben Jahres an der Kantonsschule habe ich mir jeden einzelnen Tag abgestrichen. Ich wollte nur noch trainieren und besser werden. Nach der Matura war ich drei Monate in Neuseeland, danach kam die Saison und im Anschluss daran durfte ich ins Sportmilitär. Das dauerte den ganzen Winter über. Dann war sogleich die Saison 2013 an der Reihe. Im nächsten Winter trainierte ich so gut wie noch nie. In der nachfolgenden Saison gewann ich erstmals den Gesamtweltcup. Es lief wie am Schnürchen und ich war Profisportlerin, bevor ich es selbst merkte.

    Schlussendlich war Ihnen das Leben als reine Profisportlerin doch zu wenig erfüllend.

    Im Winter 2014/2015 spürte ich, dass ich noch etwas für den Kopf brauche. Ich begann ein Fernstudium in Geschichte. Dieses war spannend und cool, aber organisatorisch unmöglich. Das Problem war, dass man an vier Samstagen pro Semester anwesend sein musste. Und Samstag ist Renntag. Ich habe tatsächlich Rennen abgesagt, um dort anwesend sein zu können. Auch im Olympia-Jahr wollte ich nach wie vor etwas für meinen Kopf tun. Ich lernte Spanisch. Das war cool, weil ich es mir selbst einteilen konnte. Es war «nice to have», hatte aber keinen klaren Weg. Dann kam die Idee eines regulären Studiums mit reduziertem Pensum auf.

    Werden Sie die Doppelbelastung Studium und Spitzensport aufrechterhalten?

    Das Studium an der Universität Zürich (Anm. d. Red.: Geschichte im Hauptfach, französische und englische Literaturwissenschaften im Nebenfach) will ich unbedingt beibehalten. Es gibt mir die Möglichkeit, mich in einem Umfeld zu bewegen, indem es nicht um den Sport geht. Die Leute reden mit mir, weil ich neben ihnen im Vorlesungssaal sitze und nicht, weil ich Velofahre. Das gibt mir eine Normalität, die ich sehr schätze. Zudem gefallen mir die Strukturen, die mir das Studium gibt.

    War die HSG für Sie eine Option?

    Leider nein. Ich finde die HSG sehr cool und habe auch Freunde, die dort studieren. Der einzige Grund, der für mich dagegensprach: Es sind nicht meine Fächer – ich bin nicht der Typ für Wirtschaft und Zahlen.

    Als 24-Jährige gehören Sie zu den eher älteren Studierenden.

    Auch mit meinen 24 Jahren komme ich mir nicht uralt vor an der Uni. Es kommt bestimmt niemand an die Uni und denkt von mir «Wow, die ist aber alt…» Ich werde sowieso immer jünger eingeschätzt. Ausserdem habe ich einen guten Grund, warum ich «erst» auf dieser Stufe des Studiums bin und das sind keine verhauenen Prüfungen.

    Wie kommen Sie mit Druck bei Klausuren zurecht?

    Vor Prüfungen bin ich nicht so nervös. Im schlimmsten Falle erhalte ich eine schlechte Note. Weh tut das aber nicht.

    Werden Sie an der Uni häufig um ein Selfie gebeten?

    Fragen nach Selfies oder Unterschriften gibt es eigentlich nicht. Ich spreche nicht über den Sport und versuche, eine möglichst normale Studentin zu sein. Ich geniesse es, mit meinen Mitstudierenden übers Studium sowie Gott und die Welt zu reden. Ich kenne genug andere Leute, mit denen ich über den Radsport sprechen kann.

    Sie leben seit noch nicht allzu langer Zeit in einer WG.

    Ich wohne in einer für mich wirklich perfekten WG. Meine beiden Mitbewohnerinnen sind ebenfalls Olympionikinnen und verstehen den Sport bestens.

    Sie sind glücklich als Single. Hätte in Ihrem straffen Zeitplan ein Freund überhaupt Platz?

    Also wenn er nur auf dem Sofa herumliegen will, würde es schwierig werden. Es wäre sicher einfacher, wenn er auch Velofahren würde. Ich habe wirklich nichts gegen Leute, die nicht Sport als liebstes Hobby haben. Vom Zeitmanagement her würde es einfach furchtbar kompliziert werden. Ich bin nicht direkt auf der Suche, weil dies zeitintensiv ist und ich auch nicht die grosse Partygängerin bin. Zurzeit sind meine Prioritäten anders gesetzt und ich habe auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen.

    Aus welchen Gründen würden Sie mit dem professionellen Mountainbiken aufhören?

    Es müsste viel passieren, bis ich mich gegen den Radsport entscheiden würde. Es wird eher so sein, dass ein äusserer Einfluss dazu führt. Familie kann ein Grund werden, ist aber noch weit weg.

    Wo sehen Sie sich nach Ihrer Profi-Karriere?

    Klar mache ich mir die Überlegung: «Was fange ich danach mit dem Studium an?» Aber bis ich damit fertig bin, dauert es bestimmt noch fünf Jahre. Das ist eine lange Zeit und ich will mich jetzt noch gar nicht auf ein konkretes Ziel festlegen. Ich kenne aber Leute, die dasselbe studiert haben wie ich. Deren Beschäftigungen geben mir eine Zukunftsperspektive.

  • Leben wir in einer Diktatur der Konzerne?

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    Das Vimentis-Politpodium rief mit der Wahl des Diskussionsthemas zum kollektiven Rotsehen auf: Zur Thematik «Steckt die Sozialdemokratie in der Krise?» kreuzten linke und (mitte-)rechte Politexponenten die Klingen.

    Eine Wirtschaft, die im Dienst der Menschen steht. Eine Wirtschaft, die allen nützt und nicht nur ein paar wenigen. Eine demokratisierte Wirtschaft, welche die herrschenden Machtverhältnisse aufzubrechen vermag. Das ist die Vision Wirtschaftsdemokratie, welche von Barbara Gysi (Vizepräsidentin SP und Nationalrätin) vorgestellt wurde. Ein wahrhaftiger Paukenschlag zum Auftakt der im Audimax einer Wirtschaftsuni steigenden Podiumsdiskussion, an der des weiteren Tamara Funiciello (Präsidentin Juso und Berner Stadträtin), Andri Silberschmidt (Präsident Jungfreisinnige) sowie Claudio Zanetti (Nationalrat SVP) mit von der Partie waren.

    Andri Silberschmidt holte sogleich zum Gegenschlag aus: «Der Begriff Wirtschaftsdemokratie ist sehr beschönigend, um dem Anliegen Privateigentum abzuschaffen Ausdruck zu verleihen.» Mit der Frage, ob wir Eigentum demokratisch denken, ja Eigentum gar verstaatlichen sollen, brachte Moderatorin Olivia Kühni daraufhin Tamara Funiciello ins Spiel. «Heute gewinnt man Macht daraus, dass man etwas besitzt. Die Herren auf dem Podium sagen, dass wir genauso weitermachen können, wie es heute läuft», gab Funiciello zur Antwort. Gemäss der Juso-Präsidentin macht die Demokratie zurzeit aber an den Toren der Fabriken und Läden halt. Im Gegenzug unterstrich Claudio Zanetti, dass der Staat den einzelnen Unternehmen nicht reinreden darf.

    Privateigentum vs. Staatseigentum

    Silberschmidt entpuppte sich wiederum als hartnäckiger Gegenspieler der Sozialdemokratie: «Die Idee der Sozialdemokratie ist doch old-fashioned.» Staatseigentum anstelle von Privateigentum führe zu Ineffizienz. Mit dem Statement, dass die gesündeste Regulierung doch der Wettbewerb wäre, outete sich der 23-Jährige als Freisinniger par excellence. Funiciello konterte wie aus der Kanone geschossen: «Der Trend zur Privatisierung hat dazu geführt, dass die Polkappen schmelzen und wir uns in einer gewaltigen Ökologiekrise befinden. Wir leben in einer Diktatur der Konzerne, in der die Möglichkeit der Menschen zu entscheiden immer kleiner wird.»

    Dies dementierte SVP-Nationalrat Claudio Zanetti: Die Schweiz wäre längst EU-Mitglied, wenn wir von Konzernen regiert würden. Tatsächlich sei das Gegenteil der Fall: «Wir haben ein massgeschneidertes System für unsere Volkswirtschaft.» Dass man für die Gesamtheit arbeiten würde, sei illusorisch. Dem fügte er hinzu, dass es dank dem Kapitalismus auf der ganzen Welt noch nie so wenig Hunger gab.

    Das konnte Barbara Gysi so nicht auf sich sitzen lassen: «Es ist zynisch zu sagen, dass der Kapitalismus zu wenig Hunger geführt hat.» Die Lebensmittel seien falsch verteilt, sowie auch die anderen Güter. Das führe zu Hunger, Kriege und Migration. Somit sei der Kapitalismus bei weitem nicht so segenbringend und führe vielmehr dazu, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht. Andri Silberschmidt machte sich in diesem Zusammenhang für mehr Freihandel stark. Tamara Funiciello hingegen ist entschieden gegen solche Vorhaben: «Freihandelsabkommen zwingen die Menschen dazu, keine Schutzzölle zu errichten.» Sowieso sieht sie gar keine Krise der Sozialdemokratie: «Dort, wo sich Parteien links positionieren, sind sie erfolgreich. Sie sollen sich keinesfalls dem Kapitalismus unterwerfen.»

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    Soziales Netz Marke «Hängematte»

    Andri Silberschmidt brachte anschliessend vor, dass wir grundsätzlich auf Eigenverantwortung leben sollten. Diesem Grundsatz laufe das zur Hängematte mutierende soziale Netz zuwider: «Ich plädiere auf eine Reduktion der sozialen Ausgaben.» Darauf entgegnete Funiciello, dass wir uns sehr wohl in der Hängematte zurücklehnen können. Doch dann kommen Leute wie Trump an die Macht. «Wenn es so weitergeht, werden nur noch die Extremen wie Claudio Zanetti oder aber ich gewählt.»

    Nun sah sich Zanetti zu einer Replik gezwungen: «Ich bin kein Extremer. Ich bin nur bezüglich Freiheit extrem. Wenn Sie Arbeitsplätze zerstören wollen, müssen wir Mindestlöhne einführen.» Darauf antwortete Funiciello mit einem nur sehr schwer zu überhörenden Hohn in der Stimme, dass sie in Zanettis «Bubble» leben möchte, da diese extrem schön sein muss.

    Die Juso-Präsidentin äusserte sich weiter als grosse Freundin der Digitalisierung. Je weniger wir arbeiten müssen, desto besser: «Ich setze mich für eine 25-Stunden-Woche ein.» Dem hielt Silberschmidt entgegen, dass Arbeit per se doch gar nichts Schlimmes ist. Hingegen sollte man damit aufhören, Branchen künstlich am Leben zu erhalten. Mit dieser Vorgehensweise gaukle man den Arbeitern eine Zukunft vor, die sie nicht haben werden.

    Claudio Zanetti lenkte die Diskussion schliesslich in Richtung des Lohnes. «Die besten Löhne sind dort zu finden, wo es keine Gewerkschaften gibt.» Funiciello erwiderte, dass sich die gesteigerte Produktivität nicht in den Löhnen, sondern vielmehr in Dividenden niedergeschlagen haben.

    Rechtes Lob für die SP

    Moderatorin Olivia Kühni vermochte während des Abends mit breitem politischem Fachwissen aufzutrumpfen. Doch mit ihren etwas trägen Moderationskünsten konnte sie das Publikum nur vereinzelt von den begrenzt bequemen Audimax-Hockern reissen. Immerhin brachte sie mit ihrer Schlussfrage Nationalrat Zanetti zum Eingeständnis, dass der Volksentscheid zur Unternehmenssteuerreform III wohl richtig war. «Bei dieser Vorlage hat man es wahrscheinlich übertrieben.» In solchen Fällen schätze er die als Korrektiv wirkende SP. Andri Silberschmidt hingegen findet Gefallen am Demokratischen an der Sozialdemokratie: «Wir können miteinander diskutieren.»

    Die politisch linksstehende Seite des Podiums durfte sich zum Abschluss der Debatte in Selbstreflexion versuchen. Barbara Gysi gab sich mit dem Kurs der SP Schweiz sehr zufrieden. Allerdings sollte ihrer Meinung nach der Fokus stärker auf andere Länder gesetzt werden. Dem pflichtete Funiciello bei und äusserte darüber hinaus den Wunsch, die Zusammenarbeit innerhalb der Sozialdemokratie auszubauen. Schliesslich wünschte sie sich, öfter zu gewinnen.

    Mit diesem – je nach politischer Ausrichtung – zuversichtlich stimmenden oder aber angsteinflössenden Schlusswort nahm das mehr oder weniger atemberaubende Katz-und-Maus-Spiel ein Ende. Man darf gespannt sein, ob die Sozialdemokratie zukünftig die rote Karte gezeigt, oder aber rote Rosen geschenkt bekommt.

  • Beziehungsstatus Schweiz-EU: Es ist kompliziert

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    Kaum war der politische Schlagabtausch von Moderator Reto Brennwald lanciert, stellte Hans-Peter Portmann (FDP) klar: «Die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU stellt für mich keine Liebesbeziehung dar.» Vielmehr handle es sich «nur» um ein Vertragsbündnis. Claudia Friedl (SP) gab sofort Gegensteuer und beteuerte, dass es der Schweiz nur dann gut gehe, wenn es auch der Europäischen Union gut geht. Für Rechtsprofessor Thomas Geiser sind die Bilateralen Verträge mit der EU durchaus mit dem Rechtsinstitut der Ehe vergleichbar. SVP-Nationalrat Lukas Reimann fand hingegen harte Worte: «Die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU ist eine Scheinehe.»

    Nach dem ersten Kreuzen der Klingen rückte das hauchdünne Abstimmungsergebnis zur Masseneinwanderungsinitiative (MEI) in den Mittelpunkt. Geiser argumentierte, dass die Bilateralen Verträge von der Stimmbevölkerung im Gegensatz zur MEI nicht mit einem Zufallsmehr, sondern mit Zustimmungen von 60% und mehr angenommen wurden. Von dieser Aussage zeigte sich erstaunlicherweise der FDP-Vertreter stärker angegriffen als SVP-Exponent Reimann. Portmann forderte, dass man endlich vom unredlichen Begriff «Zufallsmehr» wegkommen soll. Mit 56.6% war die Stimmbeteiligung vergleichsweise immens hoch. Zudem sagten zwei Drittel der Stände Ja.

    Mehr als nur Moderator

    Nach einer provokanten Frage des Moderators zum unbefriedigenden Verhandlungsergebnis des Bundesrates holte SP-Nationalrätin Friedl sogleich zur Gegenfrage aus: «Haben Sie denn tatsächlich das Gefühl, dass der Bundesrat bezüglich restriktiver Umsetzung der MEI noch nichts versucht hat?» Nonchalant und mit einem breiten Grinsen bejahte der ehemalige Rundschau- und Arena-Moderator. Mit diesem pointierten Statement vermochte Brennwald beim Publikum gleich reihenweise Sympathiepunkte einzuheimsen.

    Anschliessend stellte Portmann klar, dass er den von seiner Partei initiierte «Inländervorrang light» für Nonsens und «Wischiwaschi-Zeug» hält. Der in dieser Thematik einzige Querschläger seiner Partei ist dezidiert gegen die nationalrätliche Vorlage, da sie innenpolitisch Schaden anrichten würde. Für Reimann ist klar, dass der «Inländervorrang light» nichts Anderes als eine Nullrunde verkörpert. Einzige Folge des Konzepts wäre eine Zunahme der Bürokratie.

    Referendum oder neue Volksinitiative?

    Ein allfälliges Referendum vonseiten der SVP macht für Lukas Reimann in der aktuellen Situation keinen Sinn, da sich seiner Meinung nach ein Referendum nicht gegen den Status Quo richten kann. Portmann vertritt die konträre Ansicht, dass nach einem von der SVP gewonnenen Referendum der Verfassungsartikel ab Februar 2017 in Kraft treten würde – und zwar mit Höchstzahlen und Kontingenten. Dem fügte Lukas Reimann an, dass die von ihm präsidierte AUNS (Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz) früher oder später eine Volksinitiative zur strikten Umsetzung der MEI lancieren wird, falls die SVP den Mut dazu nicht hat.

    Friedl lenkte die Diskussion anschliessend in Richtung «Horizon 2020» und erhoffte sich, damit beim akademischen Publikum zu punkten. Portmann holte bei dieser Thematik aber prompt zum nächsten Gegenschlag aus: Er stellte klar, dass SP-Präsident und Ständerat Christian Levrat die Verknüpfung des Forschungsprogramms mit der Personenfreizügigkeit in einem Bundesbeschluss vorantrieb. Reimann fügte hinzu, dass «Horizon 2020» gefährdet sei, weil mit der Schweiz und Grossbritannien zwei der allerbesten Forschungsländer auf dem Absprung stünden. Dem entgegnete Professor Geiser, dass erfolgreiche Wissenschaft massgeblich von umfassenden Forschungsnetzwerken abhängt.

    Raus aus der Sackgasse

    Thomas Geiser beteuerte, dass er alles andere als ein schlechter Demokrat sei. Mit der im November 2015 zustande gekommenen Initiative will er lediglich dem Volk das letzte Wort geben. Zurzeit ist es am Bundesrat, dem Parlament eine Botschaft zur RASA-Initiative zu unterbreiten. Für Geiser, der kein Politiker ist und dies auch nie sein wollte, ist ein Gegenvorschlag zur Initiative vonseiten des Bundesrates wahrscheinlich. Auch der bürgerliche Portmann anerkannt die Legitimität der RASA-Initiative. Inhaltlich kritisiert er, dass die Initiative den Verfassungsartikel 121a restlos streicht und damit den Bevölkerungswunsch nach einer gemässigten Zuwanderung ignoriert.

    Dann liess sich der schlagfertige Portmann zu einer Aussage hinreissen, die im ziemlich gut gefüllten Audimax für Lacher sorgte: «Ziehen Sie auch bei einem vertretbaren Gegenvorschlag die Initiative nicht zurück, Herr Professor!» Geiser konnte den Zürcher Nationalrat beruhigen, indem er beteuerte, dass ein Rückzug nur unter einer bestimmten Voraussetzung in Frage kommt: Falls feststeht, dass der Gegenvorschlag dem Volk zur Abstimmung unterbreitet wird. Die Stimmbevölkerung wird aller Voraussicht nach in naher Zukunft also noch einmal über die Frage befinden können.

    Rahmenabkommen als Schreckgespenst?

    Zum Abschluss der lebendigen, aber zuweilen etwas zu technischen Diskussion sinnierten die Podiumsteilnehmer über die Zukunft der Beziehung Schweiz-EU. Reimann plädierte darauf, dass ein allfälliges Rahmenabkommen mit der EU keine Option sein darf. Die Schweizer Bevölkerung sei nämlich noch nie so entschieden gegen einen EU-Beitritt gewesen wie heute. Claudia Friedl rief dazu auf, dem Verhältnis zur EU Sorge zu tragen und den Wert der Bilateralen Verträge keinesfalls zu unterschätzen.

    Nach Hans-Peter Portmann besteht die vorläufige beste Taktik darin, Tee zu trinken und abzuwarten. Der Bundesrat sollte seiner Meinung nach die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen sistieren, da die Schweiz momentan nur schlechte Karten ziehen kann. Die Grundwerte der EU werden überleben, jedoch nicht mehr sakrosankt sein. Dann kann die Schweiz wieder in die Verhandlungen einsteigen. Reimann glaubt daran, dass die EFTA eine mögliche Alternative zur EU bilden könnte und «die in Brüssel am Schluss alleine zurückbleiben.»

    Bei der Reflexion über die Zukunft des Euros forderte Thomas Geiser das Publikum schliesslich dazu auf, an der HSG ein Seminar über einen möglichen Austritt eines Staates aus dem Euro auf die Beine zu stellen. Für die zukünftige Entwicklung der Beziehung zwischen der Schweiz und der EU wäre ein umfassendes Paartherapie-Seminar wohl auch keine schlechte Idee…

    Bilder Daniel Bötticher

  • Von der HSG in den Nationalrat

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    Diese HSGler wollen es wissen und kandidieren bei den kommenden Wahlen für den Nationalrat. Hier stellen sie sich vor.


    Alain Foto 3
    Alain Schwald (1991) – FDP ZH
    VWL, 5. Semeter
    Nebenjobs: Videojournalist bei St.Gallen TV
    Weitere Engagements: Politik, Streethockey

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Temperamentvoll, sportlich, eloquent.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Martin Kolmar. Seine Vorlesungen sind zugleich lustig und interessant. Ich schätze diesen Unterhaltungswert.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Die diesjährige Startwoche als Tutor beim Dokuteam Video. Die Arbeit mit den Assessis hat viel Spass gemacht und das Endprodukt kann sich ebenfalls sehen lassen.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Als ich im Assessment die Prüfungen verbockt habe.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Schon zuhause wurde viel über Politik gesprochen. Meine Eltern sind ebenfalls in der FDP und so bin ich dann in der Kantizeit den Jungfreisinnigen beigetreten.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Ich bin in meiner Grundeinstellung bestärkt. Einige Konzepte und Modell, die ich hier gelernt habe, haben mich meine Meinung überdenken lassen, wie z.B. die Internalisierung von externen Effekten in Bezug auf Atomenergie.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Durchaus positiv. Natürlich kommen auch dumme Sprüche, aber die gibt es immer und sind selten ernst gemeint. Manchmal kämpft man mit Vorurteilen; HSG, gutes Elternhaus, Jungfreisinnige. Klischees eben.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Die grosse Terrasse der Uni im Hauptgebäude. Dort findet man Ruhe und kann die schöne Aussicht geniessen.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Manchmal bin ich zu temperamentvoll. Besonders zuhause vor dem Fernseher wenn ich mir die „Arena“ anschaue (lacht).

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Mehr Platz für die Studierenden. Es wird langsam echt eng. Man sollte sich auch nicht allzu sehr nur auf die Noten und ECTS Punkte fokussieren. Studieren beinhaltet so viel mehr.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Weniger Staat und Bürokratie; z.B. Bauvorschriften abbauen oder all diese Gebühren für Dinge wie eine Wohnsitzbestätigung oder Ähnliches.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Da ich selber Medienschaffender bin, habe ich für beide Seiten Verständnis. Man braucht als Reporter eine gute Story, auf der anderen Seite will man möglichst kritikfrei davonkommen und muss aufpassen was man sagt. Es ist ein Geben und Nehmen würde ich sagen.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Zwischen 10 und 15 Stunden pro Woche und etwa 4000.- aus dem eigenen Sack. Über das Budget der Partei kann ich keine zuverlässige Aussage machen.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Es ist klar, dass wir nicht einfach unsere Grenzen aufmachen können. Wir müssen einerseits vor Ort Asylzentren aufbauen und langfristig natürlich die Befriedung der aktuellen Krisengebiete anstreben. Um das Flüchtlingsproblem in Europa zu lösen befürworte ich einen europäischen Verteilschlüssel auf freiwilliger Basis.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative stellt hier das grösste Problem dar. Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass wir noch einmal Abstimmen werden, sobald ein referendumsfähiger Gesetzesvorschlag zur Umsetzung vorliegt. Von der RASA-Initiative halte ich wenig.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Bis jetzt klappt das ganz gut. Ich bin noch nicht am Limit, auch wenn ich während des Wahlkampfs sehr viel unterwegs zwischen Zürich, wo ich kandidiere, und der HSG, sowie der Arbeit hier in St. Gallen.


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    Joel Drittenbass (1992) – GLP SG

    MLaw
    Nebenjobs: Parteisekretär glp St.Gallen
    Engagements: Vizepräsident jglp Kanton St.Gallen, Präsident glp Andwil, Mitglied der GPK in Andwil

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Jung, liberal, nachhaltig.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Benjamin Schindler, weil er ein ausgezeichneter Rechtsprofessor ist, der perfekt vorbereitete Vorlesungen hält.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Die Startwoche war wirklich eine coole Erfahrung.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Hochnäsige Persönlichkeiten/Studenten nerven mich. Sie führen sich auf, als wären sie bereits CEO eines grossen Konzerns. Ab und zu vermisse ich typisch schweizerische Tugenden an der HSG – wie Demut und Bescheidenheit.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Mich hat die Asyldebatte der SVP politisiert. Später habe ich begonnen, mich für das Verhältnis zwischen Ökonomie und Ökologie zu interessieren.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Durch mein Studium kam ich zur festen Überzeugung, dass ein marktwirtschaftliches Energie- und Umweltlenkungssystem die effizienteste sowie wirksamste Massnahme zur Erreichung der Energiewende ist. Die Regulierungs- und Subventionierungspolitik des Bundes führt dagegen zu weiteren Ineffizienzen und beseitigt dabei die originäre Ursache der Problematik nicht.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Die Reaktionen fielen grundsätzlich sehr positiv aus. Allerdings war ich häufig mit falschen Vorurteilen gegenüber der glp konfrontiert. Beispielsweise schätzten mich einige Studierende als links ein. In Tat und Wahrheit bin ich aber alles andere als links.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Eigentlich nicht wirklich, aber Peter und Paul ist wirklich ein ausgezeichneter Platz mit Aussicht auf den Bodensee und die Stadt. Für mich als Langstreckenläufer ist es darüber hinaus ein tolles Trainingsgelände.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich möchte gerne offener auf Menschen zugehen können. In der Politik ist es elementar, keine falsche Scheu zu haben.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Jede Fakultät sollte für die Studenten einen eigenen Pausenraum haben. Ein gemeinsamer Pausenraum würde den Austausch zwischen den Studenten fördern.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Schweizer sollten ihren eigenen Horizont öffnen. Darüber hinaus sollten sie sich von der konservativen Grundhaltung distanzieren.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich habe bereits zahlreiche Medienanfragen beantwortet. Mit dem St. Galler Tagblatt pflege ich einen sehr guten Kontakt. Selten rege ich mich über überspitzt formulierte Titel oder Texte auf.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Zeitlich ist der Aufwand extrem. Zwei Abende pro Woche sowie der gesamte Samstag sind für Aktionen der Partei reserviert. Finanziell steht mir ein tiefer vierstelliger Betrag zur Verfügung. Dieser wurde von der Ortspartei und Spendern finanziert.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Wichtig ist eine strikte Unterscheidung zwischen Kriegsflüchtlingen (sog. Schutzbedürftige) und politischen Flüchtlingen, welche an Leib und Leben bedroht sind. Beide haben das Recht, sich in der Schweiz niederzulassen, wobei Schutzbedürftige nach Ende des Krieges in ihr Herkunftsland zurückkehren sollten. Die Flüchtlingskrise kann mittels einem europäischen Verteilschlüssel und der Hilfe entlang der Flüchtlingsströme reduziert werden. Asylsuchende sollten zudem schneller in den Arbeitsprozess integriert werden. Ein innovativer Ansatz wäre beispielsweise, dass Schutzbedürftige einen Teil ihres in unserem Land erzielten Einkommens auf ein spezielles Bankkonto überweisen, um nach ihrer Rückkehr im  Herkunftsland mit diesem Vermögen ein KMU zu gründen. Hilfe zur Selbsthilfe ist meine Devise in der Flüchtlingspolitik.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Einen EU-Beitritt lehne ich dezidiert ab. Meiner Meinung nach sollten wir unbedingt versuchen, die bilateralen Verträge zu retten. Bezüglich der Personenfreizügigkeit sollte die EU endlich ein Verhandlungsmandat verabschieden. Schlussendlich muss sich das Schweizer Stimmvolk wohl in naher Zukunft entweder für die strikte Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative oder für den Erhalt der bilateralen Verträge entscheiden.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Ich bin sowohl im Studium als auch in der Politik gezwungen, Prioritäten zu setzen. Die Anzahl Credits habe ich zugunsten einer ausgewogenen Work-Life-Balance reduziert. Darüber hinaus gilt der Sonntag bei mir strikt als freier Tag.


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    Kathrin Gabathuler (1992) – UFS SG

    BWL, 5. Semester
    Nebenjobs: Service im Einstein, Cashless bei der FC St.Gallen Events, Promo bei Frontal-Promo
    Engagements. Kampfrichterin Leichtathletik Turnverein Sennwald

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Zuverlässig, organisiert, sarkastisch.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Prof. Dr. Dirk Schäfer. Er konnte uns mit seiner Art im Assessment ein eher trockenes Thema (Finanzielle Führung) unglaublich interessant nahe bringen. Genau das zeichnet einen guten Dozenten aus.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Startwoche 2.0. In meiner zweiten Startwoche hatten wir wirklich eine tolle Truppe zusammen. Diese Woche zähle ich definitiv zu einer meiner schönsten Wochen an der HSG.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Als ich das Assessment beim ersten Mal nicht bestanden habe, war ich leicht enttäuscht. Das würde ich jetzt aber nicht als „schlimm“ bezeichnen. Schlimmer für mich war das Gefühl im Vergleich zu meinen Kommilitonen nicht intelligent, ambitioniert oder engagiert genug zu sein.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Als ich nach St. Gallen zog, wollte ich mich politisch engagieren. Für Politik interessiere ich mich schon seit ich in der Primarschule erstmals damit in Kontakt kam.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Dank der HSG habe ich jetzt mehr Wissen. Meine Grundprinzipien haben sich nicht wesentlich verändert. Ich hinterfrage einfach mehr. Die HSG hat mir geholfen die Dinge aus neuen Perspektiven zu sehen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Eigentlich wusste das gar niemand (lacht). Jetzt erhalte ich aber ausschließlich positives Feedback.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Ich mag die Stadt als Ganzes. Müsste ich wählen, wäre es die Altstadt.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Weniger Selbstzweifel.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Man bekommt bereits im Assessment das Gefühl vermittelt, zu einer Elite zu gehören. Dies könnte man sicher in einer abgeschwächten Form oder gar nicht vermitteln.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Mehr Toleranz. Leben und leben lassen. Die Leute kümmern sich viel zu stark um Dinge, die sie schlichtweg nichts angehen.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich persönlich habe noch keine Erfahrungen mit Medien gemacht, weder negativ noch positiv. Was mich jedoch beunruhigt ist die Entwicklung weg vom sachlichen Journalismus hin zum Sensationsjournalismus.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Ich investiere vor allem Zeit, kein Geld. Eine genaue Zahl kann ich da gar nicht nennen.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Da scheint mir ein Verteilungsschlüssel am plausibelsten. Das ist jedoch nur Symptombekämpfung. Möchte man wirklich etwas an der Lage ändern, muss die Situation vor Ort verändert werden.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Wenn noch mehr so geistreiche Initiativen à la Masseneinwanderung kommen, sehe ich da keine Zukunft mehr. Wir müssen jetzt wirklich aufpassen, dass wir unseren wichtigsten Handlungspartner nicht noch mehr provozieren. Die Schweiz ist von der EU abhängig und nicht umgekehrt.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Bis jetzt habe ich immer leicht über 30 Credits gemacht. Das hat wunderbar funktioniert.


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    Oliver Straub (1989) – JSVP TG

    MBF
    Nebenjobs: Kundenberater bei Credit Suisse AG
    Engagements: Präsident JSVP Thurgau, Vize-Präsident JSVP Deutschschweiz

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Zielstrebig, gelassen, positiv denkend.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Torsten Tomczak, aufgrund seiner lockeren und witzigen Art den Stoff zu vermitteln. In seine Vorlesungen fliessen sehr viele gute Beispiele mit ein.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Persönliche Kontakte dank regem Austausch mit Studierenden bleiben mir als tolle Erinnerung.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Die HSG stellt die Vorlesungen nach wie vor nicht online. Warum? Dieser Umstand ist unbegreiflich.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    2009 war ich mit einem Kollegen am Tag der Jugendpolitik. Anschliessend kam meine politische Laufbahn dank des Jugendforums ins Rollen.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Meine politischen Ansichten sind durch die HSG kaum merklich beeinflusst worden, da nur sehr wenige politische Kurse angeboten werden und wir als politisch interessierte Menschen keinen Verein gründen dürfen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Ich erhielt vorwiegend positive Rückmeldungen. Der Grossteil der Studenten an der HSG befindet sich bekanntlich auf einer freiheitlichen Linie und teilt dementsprechend viele meiner politischen Ansichten.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Ich habe noch nie in St. Gallen gewohnt und kenne folglich nicht sehr viele ausserordentlich schöne Plätze hier. Peter und Paul ist aber immer einen Besuch wert – mit Glacé und Blick auf den Bodensee.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich weiss es nicht.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde die überfälligen Podcast-Aufzeichnungen einführen. Ausserdem gilt es, dem zunehmenden Platzproblem entgegen zu wirken. Freie Arbeitsplätze sind oft Mangelware.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Die Schweiz würde ich freiheitlicher gestalten. Darunter fällt die Aufhebung unnötiger Regulierungen (Bsp. Verbote/Gesetze).

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich habe bisher sowohl positive als auch negative Erfahrungen gesammelt, meistens aber positive. Ab und zu werden leider nicht repräsentative Titel gesetzt.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Zeit investiere ich wirklich sehr viel. All die Plakate, Inserate, Flyer, Messen und auch die Planung fallen häufig auf mich zurück. Das Geld für meinen Wahlkampf stammt von Spenden sowie von der Partei selbst.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Gesetze durchsetzen – dies gilt auch für die EU! In der Schweiz sollten wir Grenzkontrollen wiedereinführen. Wir können schlichtweg nicht die gesamte Bevölkerung bedrohter oder wirtschaftlich schwacher und rückständiger Länder aufnehmen. Vor Ort Helfen ist nach wie vor hoch im Kurs. Hierbei muss man auf eine gezielte Einsetzung der Entwicklungsgelder achten.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Die Schweiz soll ein eigenständiges und unabhängiges Land bleiben. Die Masseneinwanderungsinitiative, der Volkswillen also, muss textgetreu umgesetzt werden. Ich stufe die zukünftige Beziehung als verhalten positiv ein. Der Fakt, dass die EU einzig die Personenfreizügigkeit künden würde, sollte uns mutiger agieren lassen. Der Rest der bilateralen Verträge ist ungefährdet.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Als Student hat man die Zeit und Pflicht, politisch interessiert zu sein und beispielsweise Podiumsdiskussionen zu besuchen. In vielen Jungparteien gibt es sehr viele Studenten. Dieser Umstand zeigt, dass das Zusammenspiel zwischen Studium und Politik gut funktioniert.


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    Samuel Brülisauer (1994) – SP SG
    B.A. Internationale Beziehungen
    Nebenjobs: Barkeeper
    Engagements: Co-Präsident JUSO SG, Vorstand VSC Sektion St.Gallen/Appenzell

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Sympathisch, diplomatisch, kritisch.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Christoph Frei, da er einerseits eine sehr inspirierende Persönlichkeit ist und andererseits eine gute Auffassung von Lehre hat. Im Dialog ist er aktiv und verfügt nicht zuletzt über ein unglaubliches Wissen.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Meine schönsten HSG-Erinnerungen habe ich allesamt als Vorstandsmitglied der SHSG sammeln können. In einem coolen Team wichtige, aber auch schöne Aspekte anzusprechen und zu bearbeiten, sowie der Dialog mit der Uni bereitete mir viel Freude.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Meine ersten drei bis vier Wochen hier an der HSG habe ich in ziemlich schlechter Erinnerung.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Bereits in der Sekundarschule war ich politisch interessiert. Noch während meines ersten Jahres an der Kantonsschule trat ich den JUSO bei. Daraufhin war ich knapp drei Jahre lang nur beschränkt politisch aktiv. Dann erlebte ich als Teilnehmer und später als Vorstand und Vize-Präsident des Vereins Jugendparlament die Session über mehrere Jahre mit. Dadurch wurde ich endgültig vom politischen Virus infiziert.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Meine Positionen schärften sich – trotz erheblicher politischer Gegensätze an der HSG. Grundlegend hat sich meine Fähigkeit politisch zu denken verbessert.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Ich bin zwar einer der rar gesäten Linken hier an der HSG, trotzdem werde ich toleriert und erhalte grundsätzlich positive Reaktionen. Zahlreiche Studenten wissen über mein politisches Engagement. Darauf werde ich beinahe täglich angesprochen. Häufig handelt es sich um Sticheleien, die jeweils von einem Schmunzeln begleitet werden.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Mein Lieblingsplatz ist der „Schwarze Engel“. Etwas klischeehaft, ich weiss…

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich verfüge über das Potenzial, mich in eine Thematik emotional hineinzusteigern. Damit tut man sich nicht immer einen Gefallen. In diesen Momenten wünschte ich mir etwas mehr Gelassenheit.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Konkret: Die gewinnorientierte Wirtschaft sollte etwas weniger stark gewichtet werden, dafür aber die für die wirtschaftliche Entwicklung wichtigen Themen, ohne maximale Gewinne.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    An sich geht es uns gut. Allerdings wünschte ich mir etwas mehr Bereitschaft, unseren Wohlstand mit dem Rest der Welt zu teilen. Beispiele wie die Bereicherung durch Waffenexport stören mich, da die Konsequenzen aussen vor gelassen werden und einzig die Gewinnoptimierung zählt.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Meine Erfahrungen sind grösstenteils positiv. Ich als Jungpolitiker bin für die Medien prädestiniert.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Ich investiere sehr viel Zeit, aber relativ wenig Geld. Zurzeit arbeite ich einzig und allein für die Politik. Es kommt ein ordentliches Wochenpensum zusammen. Private Spenden (ca. 1500 SFr.) sind die einzigen Geldquellen für meinen Wahlkampf.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Als erstes muss die Debatte abgeändert werden. Wir müssen eine stärkere Solidarität an den Tag legen und mehr Flüchtlinge aufnehmen. Daneben muss die Problematik vor Ort gelöst werden und so auf langfristige Ziele hingewirkt werden.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Die bilateralen Verträge müssen unbedingt überleben. Wir müssen höllisch aufpassen, wie wir mit unserem Verhältnis zur EU umgehen. Die Schweiz ist am kürzeren Hebel. Einen EU-Beitritt lehne ich aber momentan ab.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Bei mir lässt es sich nur zu Ungunsten des Studiums vereinbaren. Durch meine vielen Engagements, vor allem durch die letztjährige Vorstandsposition in der SHSG, leistete ich sehr viele Überstunden. Zeit für das eigentliche Studium bleibt kaum übrig.


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    Ramon Eberdorfer (1994) – JFDP SZ
    BWL, 3. Semester
    Nebenjobs: Keine
    Engagements: Asia Club, English Society, Österreicher Club

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Liberal, konsequent, pragmatisch.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Prof. Dr. Martin Kolmar; seine VWL-Vorlesung ist Unterhaltung pur. Die guten Sprüche sind einzigartig!

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    In meiner Startwoche war ich im Dokuteam Internet.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Wenn bei der Notenaufschaltung die Seite wieder nicht geht und dir aber alle Freunde schreiben, wie es denn bei dir aussieht.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Ich habe mich schon immer für Politik interessiert. Zu den Jungfreisinnigen bin ich während der Kantizeit gekommen.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Gar nicht.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    «Um Gotteswillen!» hörte ich oft (lacht). Nein, meistens ironisches Erstaunen mit ein wenig Überraschung.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Mir gefällt die Einstein Hotel-Bar. Die ist sehr gemütlich und als Hobbybarkeeper kann ich dort auch mit den Fachleuten etwas Fachsimpeln.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde mich gerne mehr auf die wichtigen Sachen fokussieren und mich nicht in Details verlieren.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich habe den Eindruck, dass man sich mehr und mehr Richtung Massenabfertigung bewegt, während heutige Alumni einen fast schon familiären Umgang untereinander zu pflegen scheinen. Das ist mittlerweile wohl leider auf der Strecke geblieben.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Man sollte wieder nach Lösungen suchen, Kompromissbereit sein und nicht ständig nur Probleme bewirtschaften.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Mir gefällt, dass man bewusst die Jungparteien zeigt und uns so bekannt macht. Negativ finde ich, dass leider Schlagzeilen oft wichtiger sind als Inhalte.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Etwa 15 Stunden pro Woche. Jeder Kandidat bei den Jungfreisinnigen bringt CHF 250.00 in die Wahlkampfkasse ein. Über das gesamte Parteibudget kann ich nichts sagen.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Ich bin dafür, dass Stabilität in der Krisenregion geschaffen wird. Der IS muss bekämpft werden. Sobald der IS nicht mehr in der Region tätig ist, kann die Schweiz dann in beratender Funktion bei der Staatsbildung Unterstützung leisten.Wer asylberechtigt ist, soll hier auch Schutz bekommen. Das gilt natürlich nicht für Wirtschaftsflüchtlinge.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Zentral ist der Erhalt der Bilateralen Vertäge. Das Problem ist, dass die Masseneinwanderungsinitiative angenommen wurde: Die EU wird jegliche Umsetzungsvariante ablehnen.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Das ist ziemlich einfach – die HSG lässt einem hier sehr viele Freiheiten. Ich muss ab und zu Vorlesungen sausen lassen, denn im Wahlkampf geht die Politik nun mal vor.


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    Sandro Morelli (1990) – CVP SG
    MLaw, 3. Semester
    Nebenjobs: Momentan wegen Wahlkampf keine
    Engagements: ELSA, FC Weesen, Skiclub Schänis, Bürgermusik Benken

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Beharrlich, initiativ, lösungsorientiert.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Definitiv Prof. Dr. Roland Müller. Seine Arbeitsrechtsvorlesung ist spannend, inhaltlich anspruchsvoll und sehr dynamisch. Zudem ist er sehr eloquent.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Die Graduation-Party – alle im Freudentaumel.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Die wunderbar bequemen Sitzbänke im Hauptgebäude. Mein Kreuz wird die HSG bestimmt nie vergessen (lacht).

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Viele in meiner Kantiklasse waren politisch sehr engagiert und sind es auch noch heute. Nicht wenige davon sind mittlerweile ebenfalls Jungpolitiker.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Gar nicht. Sonst hätte ich vielleicht die Partei wechseln müssen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Diejenigen die es wissen freuen sich, dass sie nun jemanden in der Politik persönlich kennen.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Der Klosterplatz. Zusammen mit dem angrenzenden Regierungsgebäude und der Klosterwiese ist er sehr einladend und schön anzusehen.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde gerne die Dinge etwas ruhiger angehen. Ich kann mich schnell in etwas hineinsteigern.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Es wäre schön, wenn sich die Professoren öfter zu politischen und gesellschaftlichen Themen äussern würden. Gerade auf lokaler oder kommunaler Ebene wird hier zu oft Zurückhaltung geübt. Oder allgemein parteipolitische Vereine an der HSG, warum genau hat man diese verboten?

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde sofort die Familien sowie den Mittelstand entlasten. Zudem muss der politische Diskurs (besonders im Wahlkampf) wieder mit Ernsthaftigkeit geführt werden.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Journalisten verstehen oft wenig von (Sach-)Politik. Sie suchen Schlagzeilen und keine Inhalte. Regionalzeitungen schätze ich sehr für ihr Interesse an den Jungparteien. Das schafft Vielfalt.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Etwa 20 Stunden in der Woche. Als Parteipräsident ist der Wahlkampf sehr zeitintensiv.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Direkthilfe vor Ort: Wir müssen dafür sorgen, dass die Flüchtlinge gar nicht erst zu uns kommen müssen, sondern schon Vorort oder in Nachbarländern Schutz finden. Wer hier ankommt, und unter die Asylgesetzgebung fällt, den sollten wir natürlich aufnehmen. Auch einen europäischen Verteilschlüssel würde ich befürworten.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Wir müssen an den Bilateralen festhalten. Immerhin verdienen wir jeden dritten Franken im Euroraum. Das Volk will die Zuwanderung begrenzen. Die CVP steht dazu, will dies aber über eine Schutzklausel lösen. Wenn die EU dies ebenfalls nicht akzeptiert, braucht es eine erneute Volksabstimmung – die Initiative gegen Masseneinwanderung verlangt ja bekanntlich keine Kündigung von Verträgen. Die RASA-Initiative ist deshalb überflüssig.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Ich schreibe meine Masterarbeit parallel zum Wahlkampf. Dies lässt einen gewissen zeitlichen Handlungsspielraum zu.


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    Yusuf Barman (1991) – JFDP SG
    BWL, 7. Semester (Wipäd)
    Nebenjobs: Teilzeitmitarbeiter Sicherheitsdienst
    Engagements: Politik, Feuerwehr, Militär

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    (keine Antwort)

    Wer war/ist dein Lieblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Ich denke immer gerne an die Privatrecht Übungen im Assessment bei Roland Müller zurück. Herr Müller war stets sehr kompetent und hat es gut verstanden, mir seine Freude am Fach zu vermitteln. Seine Übungen habe ich deswegen auch nie verpasst.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Als mein Bruder an die HSG kam und ich ihm den Start an der HSG mit meinen Tipps erleichtern konnte. .

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Als man sich zu Beginn des Assessments zuerst einmal in der Flut der Informationen an der HSG zurechtzufinden musste.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Ich spürte schon früh, dass ich gut in die FDP passen würde. Richtig politisch aktiv wurde ich aber erst, als ein Kollege von der HSG mir den Kontakt zum Präsidenten der Jungfreisinnigen vermittelt hat. Mit ungefähr 20 Jahren war ich dann Mitglied der Jungfreisinnigen und habe mich anfangs, da ich gerade frisch aus dem Militär kam, vor allem für militärische Themen interessiert. Während den Vorbereitungen für die Nationalratswahlen wurde ich angefragt, ob ich interessiert wäre, an den Bewerbungsgesprächen für die Nationalratswahlen teilzunehmen und habe dann auch sogleich zugesagt. Im Wahlkreis Rorschach hatten wir auch noch keine Regionalpartei und so habe ich mich für die Gründung einer solchen stark gemacht.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Ich habe erst hier verstanden, wie wichtig ein liberales Wirtschaftssystem für die erfolgreiche Entwicklung der Schweiz überhaupt ist. Ein gewisses Grundverständnis hatte ich diesbezüglich zwar schon früher, an der HSG konnte ich mich aber vertieft damit beschäftigen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Mit an Politik interessierten Mitstudenten kamen auch mal intensive und spannende Diskussionen zustande. Als Politiker mit Migrationshintergrund wird man beispielsweise auch schnell nach seiner Meinung bezüglich der Flüchtlingspolitik befragt. Negative Reaktionen musste ich aber nie erfahren, höchstens ein paar kritische.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Den Marktplatz, dort treffe ich mich gerne mit meinen Bekannten. Er ist sehr zentral gelegen und da es in St. Gallen öfters regnet, kann man sich dort bei der Bushaltestelle auch schnell unterstellen.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde öfters in den Vorlesungen an der HSG erscheinen.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Man sollte den jungen Politikinteressierten auch Möglichkeiten bieten, sich entsprechend zu engagieren. Beispielsweise wollten wir einen Verein der Jungfreisinnigen an der HSG gründen, das war uns aber nicht erlaubt.  Grundsätzlich würde ich natürlich auch mehr neutrale Möglichkeiten, mit Politik an der HSG in Berührung zu kommen, sehr begrüssen

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Die bürokratischen Prozesse in der Verwaltung sollten gekürzt und vereinfacht werden. Heutzutage wird man fast schon überrumpelt mit allen Abstimmungen. Bis aber mal einen Prozess in Gang kommt und etwas umgesetzt werden kann, geht es leider noch immer sehr lange.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich achte darauf, dass ich am Schluss auch richtig zitiert werde und verlange deswegen die Artikel immer zum Gegenlesen. Vor allem wenn ich zu heiklen Sachverhalten Stellung beziehe, weiss ich, dass ich damit auch entsprechend sensibel umgehen muss. Bisher wurden aber alle von mir eingegeben Korrekturen auch wie gewünscht vorgenommen. Als Jungpolitiker, der selber für den Wahlkampf kein grosses Budget zur Verfügung hat, bin ich natürlich froh, dass mir in den Medien eine Plattform für meine politischen Anliegen geboten wird.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Ich investiere vor allem meine Zeit. Von Februar bis April war ich stark bei der Parteigründung der Jungfreisinnigen in Rorschach engagiert. Jetzt, so kurz vor den Wahlen, ist es auch sehr zeitintensiv. Momentan beschäftige ich mich circa 16 Wochenstunden mit meinem Wahlkampf. Geld investiere ich dabei selbst wenig. Finanziell werde ich partiell noch von der FDP und den Jungfreisinnigen unterstützt.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Für mich ist es völlig klar, dass die Schweiz die Augen vor der Flüchtlingsproblematik nicht verschliessen darf. Wir sind aber ein kleines Land und können als solches nicht alle aufnehmen. Es muss möglichst schnell ein System entwickelt werden, das die Flüchtlinge gut in unsere Gesellschaft integriert. Man sollte auch nur so viele Menschen aufnehmen, wie dann auch anständig untergebracht werden können. Es wäre nicht zielgerichtet, wenn wir zu viele Menschen in der Schweiz willkommen heissen würden und diesen dann hier keine gute Zukunft bieten könnten. Das würde über lange oder kurze Frist nur zu erhöhter Kriminalität und Fremdenhass führen. Es gefällt mir übrigens auch nicht, wie gewisse Parteien momentan die Flüchtlingsproblematik für ihre Zwecke instrumentalisieren, nur um mehr Stimmen gewinnen zu können.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?

    Die Schweiz muss mit der EU zusammenarbeiten. Das ist nicht nur für die Wirtschaftspolitik der Schweiz essentiell, sondern beispielsweise auch in der gegenwärtigen Flüchtlingsproblematik. Da muss ein realistisches Kontingent verhandelt und dieses dann auch so durchgesetzt werden. Ich finde es wichtig, dass die Schweiz mit der EU eine Verhandlungsbasis auf Augenhöhe finden und auch ihre wichtige Stellung als neutrales Land in der Mitte Europas beibehalten kann. Dabei soll die Schweiz auch gerne eine Moderationsrolle innehaben. Die Tendenz in letzter Zeit, dass die Schweiz sich von der EU zu stark unter Druck setzen lässt, gefällt mir nicht. Vereinbarungen mit der EU sollten in fairen Verhandlungen zustande kommen und dann auch wirklich so durchgesetzt werden können.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Das Studium an der HSG ist sehr selbststudiumslastig, das ermöglicht es mir, mich zusätzlich in der Politik zu entfalten. Ich denke, das wäre an anderen Universitäten sicher nicht so einfach möglich gewesen.


  • Wenn die Farbe der Krawatte polarisiert

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    SRF-Mann Urs Wiedmer äusserte sich vor Beginn der Elefantenrunde im prisma-Interview zu brennenden Themen wie Überalterung in der Politik, Sensationsjournalismus und Parteienfinanzierung. Auch wenn es von Parteien aller Seiten schon Angebote gab, schliesst der Berner – zumindest vorläufig – einen Rollenwechsel vom Journalisten zum Politiker aus.

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    Urs Wiedmer (Mitte) an der Elefantenrunde. (Foto: Livia Eichenberger)

    Urs Wiedmer, wie vorhersehbar ist eine Diskussion wie beispielsweise die Elefantenrunde an der HSG?
    Ich führe vielmals Vorgespräche und kenne die Positionen und Argumente der jeweiligen Politiker ziemlich genau. Allerdings gibt es in jeder Diskussion auch überraschende Momente. Diese zu meistern, ist nicht immer einfach.

    Verfolgen Sie als Moderator in Diskussionen von einem Veranstalter vorgegebene Ziele?
    Vor der Annahme der Moderation einer Vorstellung muss klargestellt sein, dass ich journalistisch frei sein darf. Häufig unterhalte ich mich im Voraus mit den jeweiligen Veranstaltern – so auch hier an der HSG. Man bespricht, in welche Richtung die Diskussion gehen soll. Innerhalb eines bestimmten Themenblocks bin ich aber komplett frei, wie ich die Fragen schlussendlich stelle.

    Hat sich die Diskussionskultur in den letzten Jahren verändert?
    Gross verändert hat sich die Diskussionskultur in den letzten Jahren nicht. Es hängt vielmehr vom Rahmen der Diskussion ab. In der Arena ist eine Art Showkampf gefragt, um die Zuschauer am späten Freitagabend wach zu halten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Momente, in denen ruhige und sachliche Diskussionen gefragt sind.

    Wie schwer fällt es Ihnen, Politiker zu unterbrechen?
    Es gibt Situationen, in denen man sich gezwungen sieht, Politiker zu unterbrechen, um in einer Diskussion die vorgegebene Linie beibehalten zu können. Ich kann problemlos Leute unterbrechen, wahnsinnig schwierig ist das nicht. Man fällt ins Wort und spricht so lange weiter, bis der andere schweigt.

    Die heutige Berichterstattung zielt immer mehr auf den sogenannten „Sensationsjournalismus“ ab – Realität oder Mythos?
    Mit dem Internet ist zwar alles viel schneller geworden, aber grundsätzlich nur wenig boulevardesker. Viele Medien wollen schnell informieren und verzichten dabei bewusst auf Tiefgang. Aber es gibt auch nach wie vor Medien, die Stories sehr hintergründig ausleuchten.

    Mit welchen Unterschieden in Ihrer Arbeit als Bundeshaus-Korrespondent sind Sie kurz vor den Wahlen konfrontiert?
    Wir als SRF stellen uns ständig die Frage, ob wir einem Politiker die Plattform geben wollen, um sich profilieren zu können oder nicht. Grundsätzlich agieren wir sehr zurückhaltend in dieser heissen Phase.

     Sind Sie für eine Offenlegung der Finanzierung der einzelnen Parteien?
    Transparenz wäre meiner Meinung nach gut und eigentlich auch nötig. Man sieht im aktuellen Wahlkampf, dass der Einfluss von Geld nicht weniger wird. Die aktuellen Videos und der Kauf der 20-Minuten-Frontseite fallen durchaus auf. Es würde mir als Wähler eindeutig helfen, zu wissen, wer welche Partei oder welchen Kopf in welcher Form unterstützt.

    Online-Wahlhilfen sind populär wie nie zuvor. Welchen Einfluss sehen Sie in diesem Hilfsmittel?

    Parteimitglieder wählen grundsätzlich ihre Partei. Diejenigen, die noch nicht verankert sind, machen sich vielleicht ein Bild über eine Plattform. Wir Journalisten schauen uns die Profile der Politiker häufig an. Für persönliche Zwecke habe ich aber noch nie eine benutzt.

    Einzelnen Parteien wird im Wahlkampf «Themenbewirtschaftung» vorgeworfen.
    Einzigartig ist im aktuellen Wahlkampf, dass lediglich ein einziges Thema – die Flüchtlingskrise – im Mittelpunkt steht. Zu Beginn sprach nur die SVP von diesem Thema. Die restlichen Parteien verweigerten sich vorerst, über dieses Thema zu diskutieren. Aber schon bald sahen sich die Parteien durch die Aktualität gezwungen, Statements zu den aktuellen Geschehnissen abzugeben.

    Gibt es eine Amerikanisierung des Wahlkampfs zu beobachten?
    Es wird beobachtet, wie andernorts Aufmerksamkeit generiert wird und ahmt gewisse Dinge nach. Die vielen Videos und Songs und vor allem deren hohen Beachtung zeigen, dass der Stellenwert dieser Elemente steigt. Von einer Amerikanisierung würde ich allerdings nicht reden. Es gibt keine Parteien oder Politiker, die mit einem Car durch die Schweiz reisen, um die Leute zu mobilisieren. Wenn es nur noch um die Form des Wahlkampfs und nicht mehr um die Inhalte geht, wird es gefährlich. Als Partei muss man sich überlegen, ob man nur noch Köpfe, oder eben auch Inhalt verkaufen will.

    Wie stehen Sie zu einer Professionalisierung der Schweizer Politik?
    Die Geschäfte, über die in der heutigen Zeit bestimmt werden muss, sind extrem komplex. Ein Thema wie die aufgegleiste Energiestrategie ist viel komplexer als beispielsweise die Frage, ob man Schneekanonen will, oder nicht. Um fundierte Meinungen zu haben, muss man sich in der Materie sehr gut auskennen. Und dies braucht wahnsinnig viel Zeit. Dieser Aspekt spricht für ein Berufsparlament. Aber: Es ist gut, wenn das Volk, und vor allem auch die Politiker selbst wissen, woher sie kommen und nicht abgehoben sind.

    Sämtliche Wahlbarometer sagen der neuen Mitte (BDP/GLP) herbe Verluste voraus. Wieso haben kleine Parteien in der Schweizer Politlandschaft einen solch schweren Stand?
    Es ist attraktiver, aussen an den Polen zu politisieren. Mit dem Konsens zwischen den Polen macht man kaum Schlagzeilen. Eine nicht zersplitterte Mitte wäre ein schwergewichtiger Block. Wer weiss, eventuell wird sich die Mitte um BDP und CVP – gerade auf die Bundesratswahl hin – wiederfinden.

    Ist die Überalterung in der Politik ein ernsthaftes Problem?
    In diesem Parlament sollen sämtliche Altersschichten vertreten sein, und zu diesen gehören auch ältere Leute. Ich würde nicht soweit gehen und über 70-Jährigen den Sitz im Parlament verwehren. Sowohl jung als auch alt soll die Freiheit haben, in der Schweiz politisieren zu können. 

    Filippo Leutenegger und Matthias Aebischer sind nur zwei Beispiele – haben Sie persönlich noch nie mit einer politischen Karriere geliebäugelt?
    Ich habe meine Karriere grundsätzlich nie geplant. Als ich die Arena vor fünf Jahren übernahm, habe ich gesagt, dass ich die Seite nie wechseln werde. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich berichte lieber über die Politik und versuche so, Themen zum Gespräch zu machen.

    Hat es schon Angebote von Parteien gegeben?
    Ja, diese hat es natürlich schon gegeben – erfreulicherweise von allen Seiten. (lacht)

    Zu polarisierenden politischen Themen werden auch Sie eine klare Meinung haben. Neutral zu bleiben fällt Ihnen nie schwer?
    Das ist für mich ein Ausdruck der Professionalität. Grösstenteils erhalte ich bezüglich meiner Neutralität positives Feedback. Zwar werde ich nicht selten mittels der Farbe meiner Krawatte einer bestimmten politischen Ecke zugeordnet. (lacht) Solange ich in sämtliche Ecken verortet werde, weiss ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

    Welche Aufgabe werden Sie am Wahlsonntag innehaben?
    Ich werde mich im Bundeshaus befinden. Als sogenannter Flyer werde ich hinter die Kulissen des Bundeshauses blicken. Das kommt für mich einem „Zückerchen“, das die ganze Parlamentswahl noch versüssen wird, gleich…