Marktreise nach Paris und Luxemburg– oder die Städte der tausend Metrostationen und unendlichen Fussmärschen

Nach einem halben Jahr täglichem Pilgern ins ISC-Haus in die Dufourstrasse 83 ist es nun endlich soweit: Die Marktreise steht an und die weite Welt lockt uns hinaus. Das ISC-Haus leert sich und ein Grossteil der Teammitglieder ist nun für rund fünf Wochen unterwegs in den jeweiligen Märkten.Wenn auch anstrengend, so ist es eine aufregende und spannende Zeit, da wir nun, nach mehr als vier Monaten Vorbereitungszeit endlich unsere Kontakte persönlich treffen. Verstreut in Asien, den Vereinigten Staaten und ganz Europa ernten wir nun den Lohn für unsere Vorbereitungsarbeit: Wir betreuen die bereits aufgebauten Kontakte und bauen unsere Netzwerke aus, um den Markt zu stärken und möglichst viele Persönlichkeiten von einer Teilnahme zu überzeugen. Als Verantwortliche für Frankreich, Belgien und Luxemburg beginnt meine Reise mit zwei Wochen Paris. Stadt der Liebe, croissants au chocolat und Fashionweeks? Für mich eher die Stadt der tausend Metrostationen. Was man an einem typischen Marktreisetag in der version française so alles erlebt, lest Ihr hier:

Heute stehen vier Meetings an: Zwei Unternehmenskontakte, eine Journalistin und ein Professor der Sciences Po. Allgemein steht in Frankreich viel Arbeit an, da das Symposium noch weitgehend unbekannt ist und die Konkurrenz mit zahlreichen Tagungen und Konferenzen rund um Paris nicht schläft. Um mit der Metro rechtzeitig um 8.00 Uhr am ersten Termin zu erscheinen, muss ich um 7.00 Uhr aus dem Haus. Das petit déjeuner im Hotel muss ich für heute auslassen, nur mit einem Brötchen auf dem Weg schaffe ich es rechtzeitig zum Termin. Der Herr aus der Bankenbranche lässt mich erst mal ganze 20 Minuten warten. Trotzdem ist es ein erfolgreicher Termin, da der Kontakt uns bereits kennt und dieses Jahr endlich einmal ans Symposium kommen will. Das Thema „Facing Risk“ spreche ihn sehr an und er werde seiner Sekretärin ausrichten, dass sie die zwei Tage im Mai reservieren soll. Ob dies nur eine Floskel war, wird sich herausstellen.

Nach weiteren 30 Minuten Metrofahrt läuft dann auch das Gespräch mit dem Professor der Sciences Po gut. Er ist bereit für eine Zusammenarbeit im Bereich der Leaders of Tomorrow, den 200 Studenten, die jedes Jahr an das Symposium eingeladen werden. Weniger erfolgreich läuft es hingegen bei der Journalistin von Le Monde, die mich zum Lunch einlädt. Wir möchten sie als Pressevertreterin ans Symposium einladen und erreichen, dass sie einen Artikel über uns publiziert. Aufgrund der Wahlen in Frankreich am 6. Mai wird es ihr aber nicht möglich sein, etwas zu publizieren. Die élection présidentielle in Frankreich rund um Sarkozy sind nicht nur in diesem Termin ein grosses Thema, sondern zurzeit Gesprächsthema Nummer eins in allen Kreisen und bereitet mir nicht selten Mühe, die Kontakte von einer Teilnahme zu überzeugen. Wir sprechen über alternatives Vorgehen, um trotz Wahlen Wirtschaftsjournalisten für das Symposium zu begeistern. Schlussendlich gehe ich mit vielen Inputs aber ohne konkrete Ergebnisse aus dem Termin heraus.

Mein letzter Termin für heute findet am späteren Nachmittag etwas ausserhalb von Paris statt. Ich treffe mich mit einem Kontakt, der uns bereits seit einiger Zeit kennt und auch unterstützt. Mein Ziel ist es, die Unterstützung seitens seines Unternehmens auch dieses Jahr weiterzuführen. Der Herr aus der Kosmetikbranche sagt ohne grosse Diskussionen zu und der Termin ist nach kurzer Zeit bereits beendet – mit Erfolg. Dies gefällt und macht die endlos erscheinenden Metrofahrten und 20 Minuten Wartezeit allemal wett. Zurück im Hotel schreibe ich Gesprächsverdankungen, führe noch einige Telefonate und bereite den nächsten Tag vor. Schlussendlich bleibt am Ende des Tages dann auch noch Zeit für andere Sachen als das ISC. Ich treffe mich mit einem Freund, den ich seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen habe für ein Abendessen, was zwar wieder Metrofahrt bedeutet, aber dieses Mal avec plaisir. 

Nach einem kurzen Aufenthalt in Brüssel sieht in Luxemburg die Sache dann ganz anders aus. Vorbei ist es mit den endlosen Metrofahrten. Zu den meisten Terminen kann ich gemütlich in der Innenstadt à pied laufen. Ja, Luxemburg macht seinem Ruf eines Zwergstaates alle Ehre. Vorbei ist auch die Anonymität der Grossstadt Paris, hier kennt jeder jeden. Dies spiegelt sich auch in meiner Marktarbeit wider. So sieht einer unserer Förderer, mit dem ich mich zum Mittagessen treffe, die Frau des Finanzministers, stellt mich ihr kurzerhand vor und schlägt ihr vor, dass ihr Mann doch ans Symposium kommen solle. Auf diese Art spricht sich das Symposium schnell herum und in manchen Gesprächen muss ich gar nicht mehr grosse Überzeugungsarbeit leisten. Anders sieht es bei sogenannten Neukontakten aus, welche wir in diesem Jahr zum ersten Mal ansprechen. Hier braucht man gute Argumente, viel Überzeugungskraft und le bon sens, was nicht immer einfach ist. Generell kann ich aber in Luxemburg auf ein gut ausgedehntes Netzwerk zurückgreifen, was mir sehr zu Hilfe kommt. Nicht ohne Grund ist Luxemburg das Land, in dem ich aus meinem Markt nicht nur die meisten Gelder gewinnen, sondern auch die meisten Kontakte für eine Teilnahme begeistern kann. Sätze wie „Wissen Sie, da kommen wir viel lieber zu Ihnen als ans WEF“ hört man natürlich gerne.

Anstatt ins ISC-Haus bin ich also täglich mit der Métropolitain, wie die Pariser sie liebevoll nennen, zu diversen Meetings gepilgert, verteilt in Bürogebäuden in der ganzen Stadt. In Luxemburg habe ich zahlreiche Kilometer zu Fuss zurückgelegt und weiss nun, dass man sich besser jedes der rund 40 Gesichter mit denen ich mich getroffen habe merkt, da man ihnen nicht selten wieder auf der Strasse in petit Luxembourg begegnet. Mit vielen interessanten Inputs von Diskussionen mit CEO’s, Journalisten und Professoren kann ich nun also auf eine erfolgreiche Marktreise zurückblicken. Der Grundstein für das 42. St. Gallen Symposium ist gelegt und nun stehen uns mit dem Start in die Organisationsphase die letzten drei Monate bevor. Au revoir Paris, Bruxelles et Luxembourg, à bientôt au Symposium!

Anja Moser (21) studiert im 4. Semester International Affairs an der HSG und ist seit September 2011 im International Students’ Committee (ISC) für den Markt Belgien, Frankreich und Luxemburg verantwortlich. 

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