Gelungener Anlass trotz Fehlen des Titans im Tor

Im Rahmen des ersten Sport Economic Day wurde vergangenen Dienstag an der Universität St. Gallen ein Forum veranstaltet, auf welchem sich Praktiker und Akademiker aus der Sportwelt rund um die verschiedenen Dimensionen ihres Metiers austauschen konnten. Organisiert wurde es vom schweizerischen Institut für empirische Wirtschaftsforschung, dem SEW. Die Veranstaltung wurde allerdings vorhergehend von der Absage des dreifachen Welttorhüters Oliver Kahn überschattet, der aufgrund einer Hüftoperation kurzfristig verhindert war. Dennoch vermochte der Abend auch ohne sein prominentes Aushängeschild einige interessante Akzente zu setzen.

Als Erstes waren die Akademiker an der Reihe, namentlich mit Prof. Dr. Uwe Pühse von der Universität Basel. Der Referent führte in raschem Tempo durch die zahlreichen Forschungsprojekte und Tätigkeitsfelder seines Instituts. Dabei machte er auf die weltweit zunehmende Übergewichtsproblematik aufmerksam, welche zu seiner Besorgnis auch in der Schweiz von wachsender Bedeutung sei. Insbesondere bei Kindern herrsche heute ein akuter Bewegungsmangel, welche für die Kinder auf verschiedensten Ebenen Folgen hat. Nicht nur die Gesundheit, sondern auch die soziale Integration und die schulischen Leistungen würden unter dieser Inaktivität leiden. Pühlses Kernbotschaft war, dass man den Nachwuchs bereits früh in sportliche Aktivitäten einführen solle, denn dies sei entscheidend für die allgemeine Entwicklung und das lebenslange Verhältnis zu Sport.

Etwas methodologischer wurde es dann als die Ökonomin Prof. Dr. Christina Felfe ans Rednerpult trat. Die Wissenschaftlerin stellte dem Publikum als Vertreterin des SEW eine neue Studie vor, die empirisch den Einfluss von Sport auf das soziale Verhalten, den Bildungserfolg und den Umgang mit Emotionen untersuchte. Die Zielgruppe dabei waren wiederum Kinder und Jugendliche. Welfe stellte bei den Probanden eine Korrelation zwischen dem frequentierten Treiben von Sport und der Steigerung ihres Humankapitals fest. Interessant dabei war, dass sich dieser Effekt bei Mädchen stärker auszuprägen schien, als bei Jungen. Wie bereits ihr Vorredner, empfahl die Professorin daher bei Kindern ein verstärktes Fördern sportlicher Aktivitäten.

Danach folgte mit Matthias Remund die Sichtweise eines Praktikers. Der Direktor des Bundesamtes für Sport und Bewegung war aus der Hauptstadt nach St. Gallen angereist. Mit rhetorischer Stärke und Prägnanz verschaffte er dem Publikum einen Überblick über die Sportförderung, welche der Bund in der Schweiz betreibt. Remund war es dabei wichtig, die Notwendigkeit des Engagements der Bevölkerung zu betonen. Der Staat stelle lediglich die Rahmenbedingungen und helfe da, wo die finanziellen Anforderungen an Projekte private Mittel übersteigen. Ein entscheidender Zielkonflikt lag nach Sicht des Staatsvertreters im Kampf um immer rarer werdende Räume. Denn diese seien eine notwendige Bedingung um die nötigen Infrastrukturen für eine sportlich aktive Bevölkerung zu gewährleisten.

Der wohl interessanteste Redner jedoch folgte zum Schluss. Mit viel Überzeugung und Leidenschaft stellte Jakob Schlichtig das Entwicklungsprojekt Amandla EduFootball vor, welches durch eine integrative Verknüpfung von Fussball und Bildung eine Verbesserung der Lebensumstände in den Townships von Kapstadt zum Ziel hat. Mit einem konzeptionell bis ins letzte Detail durchdachten Hilfseinsatz, welcher bereits kurzfristig Erfolge verzeichnen konnte, zeigte Schlichtig, was man mit einem BWL-Studium fernab von Banking und Consulting sonst noch so anstellen könnte.

Als Fazit ist der Sports Economics Day trotz ein wenig spärlich erschienenem Publikum zumindest inhaltlich als Erfolg zu werten, da mit einer vielfältigen Auswahl an Referenten ein breites Spektrum rund um die Spannungsfelder des Sports abgedeckt werden konnte, und ein Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis ermöglicht wurde. Und für das Fehlen des Titans im Tor wurde man am Ende immerhin mit original signierten Autogrammkarten entschädigt.


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