«Es gilt immer, die Balance zwischen Beruflichem und Privatem zu finden»

Rechnungslegung und Finanzbuchhaltung – für viele etwas vom Langweiligsten, das man sich vorstellen kann. Dirk Schäfer ist Dozent für finanzielle Führung und erklärt prisma, warum sein Leben alles andere als öde ist.

An einem sonnigen Samstagmorgen besuchen wir Dirk Schäfer in Zürich. Von Balkon und Terrasse am Fusse des Zürichbergs aus geniesst man einen wunderschönen Blick über die ganze Limmatstadt. Auffallend ruhig ist die Gegend, und das ist es, was dem Dozenten für Finanzielle Führung daran auch so gefällt – die Kombination aus hektischem Stadtleben und natürlicher Idylle. Im Haus fallen zunächst die modern-geradlinigen Möbel und die vielen Kunstwerke auf. Mit ausdrücklichem Hinweis aber auch der Sessel im Wohnzimmer, der geradezu zum stundenlangen Lümmeln einlädt. «Das ist mein Lieblingsort. Hier kann ich in aller Ruhe meine Zeitung oder Arbeiten lesen.» Praktisch ist auch sein leichtes Gewicht, so dass man an der Fensterfront mit der Sonne wandern kann. Der Sessel ist jedoch nur einer der vielen heimelig anmutenden Orte im Haus des Dozenten.

Vom Nachhilfelehrer zum Dozenten

Zunächst möchten wir wissen, wie er denn zu seinem Job gekommen sei und was ihm daran Spass bereitet. «Man könnte meinen, die Freude an der Lehre nutze sich mit der Zeit ab, dies ist bei mir aber überhaupt nicht so», beschreibt Dirk Schäfer seine Lehrtätigkeit. Im Zuge der Bologna-Reform konnte er zudem den Master in Accounting and Finance massgeblich mitgestalten und ist heute sowohl administrativ als auch inhaltlich für das Programm verantwortlich. Besonders gefallen ihm die Vielfalt, die seine Arbeit mit sich bringt, und der Kontakt zur Praxis.

Doch bis zu seiner heutigen Tätigkeit war es ein langer Weg. Nach Abitur und Militärdienst absolvierte Dirk Schäfer eine Banklehre bei der Sparkasse, die ihm auch zu einer Stelle als Nachhilfelehrer in einer Familie verhalf, die man zur Wirtschaftselite zählen darf. Von seinen Fertigkeiten begeistert, meinte der Herr des Hauses schliesslich, dass die HSG genau das Richtige für den heutigen Dozenten wäre. Diesen Rat beherzigte dieser dann auch, packte seine Siebensachen und zog von seinem gerade erst bezogenen Studienort Aachen nach St. Gallen.

Nach seinem Studium war er am Management Zentrum St. Gallen als Berater tätig. «Ich bin der HSG aber von Anfang an treu geblieben», ergänzt Dirk Schäfer, der sich neben dieser Anstellung auch in Lehraufträgen engagiert hat. Als ihm die Universität eine Vollzeitstelle als Dozent anbot, zog er sich nach und nach aus dem Beratungsgeschäft zurück. Einige Kunden betreut er aber heute noch. Kontaktfreude und Arbeit mit Menschen ist auch eine seiner persönlichen Vorlieben. Gerne erinnert er sich heute zurück an Projekte, die er mit anderen Personen zusammen gemacht hat. So zum Beispiel an Kontakte aus dem Coaching-Programm oder der Entwicklung des Masters.

Kunstführer und Sportmuffel

Grosse Freude bereitet Dirk Schäfer auch die konstruktiv-konkrete Kunst. Im Haus hängen mehrere Bilder von Künstlern aus dem deutschsprachigen Raum, mit entsprechender Literatur im Bücherregal. Sogar im Garten kann man noch Kunstwerke finden, die mit anderen Stücken im Gästezimmer gleich nebenan eine Einheit bilden. «Es soll hier eine Wohlfühlwohnung für beide sein», meint er auf die Frage nach dem auffallenden Mix aus verschiedenen Kunstrichtungen, die ihm und seinem Lebenspartner gefallen. Dieser scheint nämlich nicht nur dem Modernen zugeneigt, sondern hat auch einen alten Sekretär in die Gemeinschaft eingebracht, der auf den ersten Blick so gar nicht in den Raum passt. Wer den Kaufentscheid beim dazugehörigen braunen Lederhocker in Form eines Weihnachtspäckchens gefällt hat, dürfte dann aber wieder klar sein.

Als wir ihn fragen, ob er denn auch sportliche Hobbys habe, meint Dirk Schäfer: «Hier driften Eigen- und Fremdbild klar auseinander.» Früher habe er oft Tennis gespielt und ging joggen, heute finde sich kaum mehr Zeit dafür – ausser der Sport werde fest in einen Stundenplan eingebaut. Zu diesem Thema meldet sich auch plötzlich die Stimme seines Lebenspartners aus dem Hintergrund: «Er ist sowieso ein Meister darin, Ausreden zu finden, wenn es um Sport geht!» Etwas später gesteht Dirk Schäfer sogar, dass er sich auch nicht für den Passivsport auf dem Sofa begeistern könne und eigentlich keine Sportmannschaft hat, für die er sein letztes Hemd geben würde. «Ich kann Ihnen zwar einiges über Fussball erzählen, aber mein Wissen erstreckt sich nicht über die Berichterstattungen in den Medien hinaus. 90 Minuten sind mir sowieso zu lang, da gefällt mir das Executive Summary gleich viel besser!»

Wahlfreiheit ist wichtig

Ausserdem wollen wir von Herrn Schäfer wissen, was ihm denn an Zürich besonders gut gefällt. «Die Wahlfreiheit! Ich kann hier im Grünen wohnen und bin trotzdem in zehn Minuten am Bahnhof.» Die Stunde Pendelzeit nach St. Gallen sieht er übrigens als positiven Zeitgewinn, insbesondere, wenn er diese im Zug verbringt. Wäre er gezwungen, der Limmat den Rücken zuzukehren, sähe er sich vor allem in Wien, Hamburg oder Köln. Keinesfalls aber liesse er sich den Wohnort vom Beruf aufzwingen. «Es gilt immer, die Balance zwischen Beruflichem und Privatem zu finden.» Ebenfalls vorteilhaft ist seine Wohnlage, wenn es um Ferien geht. Als Mensch, der seinen Urlaub gerne im Süden Europas verbringt und dem insbesondere Mallorca ans Herz gewachsen ist, kommt ihm eine halbe Stunde Tramfahrt zum Flughafen sehr entgegen. «Ich brauche nicht den Massentourismus, aber die Balearen haben auch sonst viel zu bieten.» Zudem seien die täglichen Flüge von grossem Vorteil, auch für Kurzentschlossene.

Einen Blick in die Glaskugel und seine persönliche Zukunft wagt Dirk Schäfer aber nicht, vielmehr will er sich gar nicht daran messen müssen, was man sich selbst vorausgesagt hat. Durchaus vorstellen kann er sich aber, Verwaltungsratsmandate anzunehmen oder Projekte mit ehemaligen Studierenden zu verwirklichen, die sich mit einer guten Idee selbständig machen wollen. Auf die Abschlussfrage, ob er den Studierenden noch etwas mitgeben wolle, meint er scherzhaft: «Der MAccFin ist natürlich das beste Sprungbrett in eine erfolgreiche Karriere überhaupt!» Wirklich freuen würde er sich aber über persönliches Feedback, denn nur so könnten Weiterentwicklungen effektiv vorangetrieben werden. Oder anders ausgedrückt: Nur so können Eigen- und Fremdbild zumindest im akademischen Bereich zur Übereinstimmung gebracht werden.

Zur Person
Dirk Schäfer
Geboren: 2. September 1965 in Hilden (Nordrhein-Westfalen)
Hobbys: Freundschaften pflegen, Architektur, moderne Kunst, Tennis, Joggen
Lieblingsessen: Wiener Schnitzel (mit Preiselbeeren!)
Lieblingsmusik: Aktuelles aus dem Radio, Klassik zur Entspannung
Lieblingsfilm: Love Actually
Lieblingsort: Sessel im Wohnzimmer


Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

*

*