Blutspenden mit Hindernissen

Voller guter Absichten wollte die prisma-Redaktion gemeinsam Blut spenden gehen. Doch die gesetzlichen Anforderungen an einen Spender und die Angst vor Nadeln stellten für den durchschnittlichen Studenten ein grösseres Hindernis dar als gedacht.

Blut ist ein Wort, dem man mit unterschiedlichen Emotionen begegnet. Allzu oft wird es leider in einem negativen Kontext gesehen, ob nun in Richtung Unfall, Krieg, Blutopfer oder in einem sonstigen schmerzhaften Zusammenhang. Doch Blut bedeutet auch Leben.

Seit einigen Jahren wird es äusserst gerne mit Vampiren in Verbindung gebracht. So hört man von einem neuen Trend bei Jugendlichen, welche dem Vampir-Hype verfallen sind und sich gegenseitig beissen, oder auch von Subgruppen, welche sich als moderne Vampire sehen und Blut trinken. Würden sich die Trends so weiterentwickeln, wäre wohl das Aufkommen einer kannibalischen Gesellschaft zu befürchten.

Nun gut, die Idee des Trinkens von Blut ist nicht ganz neu, denn auch am christlichen Abendmahl wurde im übertragenen Sinne Blut angeboten. Aber wie wäre es denn zur Abwechslung mit einer 180°-Wendung? Blut geben statt Blut nehmen als Trend? Bis zum Weltblutspendetag (14. Juni) ist es ja nicht mehr weit.

Abschreckende Nadel und andere Hindernisse

Persönlich habe ich lange nicht ans Blutspenden gedacht. Als ich dann auf einen Artikel mit dem Titel «Junge Spender sind gesucht!» gestossen bin, habe ich mich zum ersten Mal gefragt: «Warum eigentlich nicht?» Zu wenig Zeit, um regelmässig zu spenden, habe ich keineswegs, da ohnehin ein Abstand von etwa drei Monaten zwischen den jeweiligen Blutspenden verlangt wird. Es war wohl eher die Nadel, die mich abgeschreckt hat. Ob Blut zu spenden wirklich unangenehm ist, oder ob ich einfach feige bin, wollte ich mit einem Selbstversuch testen. Einige prisma-Mitglieder hatten sich entschlossen, dasselbe zu tun. Kaum hatten wir ein Datum vereinbart, zu dem wir gemeinsam spenden gehen wollten, wurde ich mit einer Erkältung gestraft. So war ich dazu verdammt, die Spendenaktion als passiver Zuschauer mitzuerleben.

Das Erste, was mir auffiel, war die Atmosphäre im regionalen Blutspendezentrum. Obwohl auch Ärzte in weissen Kitteln herumliefen, herrschte nicht dasselbe Gefühl wie in Krankenhäusern. Während des Wartens haben wir sogar Kaffee und diverse Getränke angeboten bekommen. Trotz der verbreiteten Meinung «there is no such thing as a free lunch» scheint es zumindest Gratiskaffee auf der Welt zu geben.

Bevor es mit dem Spenden losgeht, gilt es, einen Fragebogen auszufüllen, um die eigene Spendetauglichkeit zu überprüfen. Sofort wird einem bewusst, dass Blutspenden gar nicht so einfach ist. Da trifft man einmal die Entscheidung, anderen Menschen etwas zu geben (was laut Vorurteilen für HSG-Studierende relativ ungewöhnlich ist), und stolpert dabei über diverse Hürden. Nebst der Anforderung von einem Mindestgewicht von 50 kg werden einem unter anderem folgende Fragen gestellt: Ob man in den letzten 72 Stunden in zahnärztlicher Behandlung war, tierisches Gewebe übertragen bekommen hat, in den letzten vier Monaten eine Tätowierung oder ein Piercing machen lassen hat oder ob man den Sexualpartner in den letzten sechs Monaten gewechselt hat. Die meisten der (teilweise doch sehr persönlichen) Fragen machen aus gesundheitstechnischen Gründen ja auch Sinn.

Bei ein oder zwei Fragestellungen schnellen die Augenbrauen aber doch in die Höhe. So zum Beispiel bei derjenigen, ob man vor dem 1.1.1986 Wachstumshormone erhalten hat. Vielleicht können ältere Generationen mehr mit dieser Frage anfangen. So auch mit der Frage, ob man zwischen 1969 und 1980 für sechs Monate oder länger in Grossbritannien oder Nordirland war. Ist der Fragebogen erst ausgefüllt, werden Blutdruck und Hämoglobin durch einen Piekser in den Finger bestimmt. Auch hier lässt sich eine Hürde finden: Mit einem zu niedrigen oder zu hohen Blutdruck kann einem die Spende verwehrt werden. Sollte alles in Ordnung sein, folgt für erstmalige Spender ein persönliches Gespräch, in welchem der Gesundheitszustand vertieft abgeklärt wird. Erst wenn alle Schritte erfolgreich durchlaufen sind, darf man Blut spenden. Die eigentliche Spende dauert fünf bis zehn Minuten. Einer Person werden zirka 400 ml Vollblut abgenommen, denn ein Blutverlust von mehr als einem Liter könnte bereits tödlich enden.

Wie fühlt sich Blutspenden nun an? Für die beiden prisma-Mitglieder, die schlussendlich als Spender in Frage kamen, war es das erste Mal. Beim einen hat es sich bisher einfach nie ergeben, während der andere Mühe mit der Nadel und dem Blut an sich hatte. Trotz unterschiedlichem Nervositätsgrad vor dem Spenden waren sich beide einig: Den Pieks am Anfang spürt man, wie bei einer Impfung. Danach verbleibt noch ein leichtes Ziehen. Nach der Prozedur sollte man ausserdem nicht zu schnell aufstehen, um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden. Gleich im Anschluss werden einem wieder Getränke und auch ein kleiner Imbiss angeboten.

Die Spende wird untersucht und unterteilt

Das erste Mal Blutspenden war also durchgestanden. Die Spende selbst wird aber nicht einfach in einem Blutlager deponiert. Sie wird vorerst ins Labor zur Untersuchung gebracht, wobei sie bei einem positiven Testbefund bei Krankheiten wie HIV oder Syphilis unverzüglich vernichtet wird. Und da verwendbares Blut heutzutage nur noch selten als Vollblut übertragen wird, teilt man es nach der Laboruntersuchung in die Blutbestandteile rote Blutzellen, weisse Blutkörperchen, Blutplättchen und Plasma. Die Haltbarkeit der Komponenten unterscheidet sich allerdings stark: Blutplättchen sind nur fünf Tage haltbar, während das Plasma im gefrorenen Zustand bis zu zwei Jahre aufbewahrt werden kann. Die weissen Blutkörperchen werden vernichtet, um das Übertragungsrisiko allfälliger Krankheitserreger zu reduzieren. Vermutlich sind aus diesem Grund wohl vor allem Spender von Blutplättchen gesucht. Diese Spende dauert zwar länger (60–90 Minuten), mit einer Spende kann man aber zwei Leben retten und ausserdem gibt es hier im Gegensatz zur Vollblutspende eine Entschädigung von 20 Franken.

Wer spendet wem?

Vor einer Bluttransfusion ist die Blutgruppe und der Rhesus von Spender und Empfänger passend zu wählen. So muss der Rhesus (+ / -) bei beiden der gleiche sein, während es sich mit den Blutgruppen folgendermassen verhält: Spender mit der Blutgruppe 0 sind Universalspender, vertragen ihrerseits aber nur Blut aus der eigenen Blutgruppe. Glücklicherweise besitzen in der Schweiz zirka 41 Prozent der Bevölkerung die Blutgruppe 0, womit sie nach der Blutgruppe A mit 47 Prozent an zweiter Stelle stehen. Und da Menschen mit der Blutkategorie AB von allen anderen Gruppen Blut beziehen können, muss einem die geringe Zahl von vier Prozent der Schweizer Bevölkerung mit der Blutgruppe AB kein Kopfzerbrechen bereiten. Schwieriger ist es dann, wenn man einen negativen Rhesus hat, da 85 Prozent der Schweizer einen positiven Rhesuswert aufweisen.

Schliesslich bleibt nur noch zu sagen: Gerade aufgrund der Tatsache, dass wir nicht alle kompatible Spender abgeben, sollten die Leute mit «passendem» Blut auch spenden gehen. Ganz nach dem Motto «Häsch’s guet – spend Bluet!»

About Blood

Hunde haben wie die Menschen vier Blutgruppen. Katzen hingegen neun, Kühe sogar 800.

Blut muss nicht immer rot sein! Während das Eisen dem menschlichen Blut eine rote Farbe verleiht, haben Krebse augrund des Kupfergehalts blaues Blut, während Blutegel grünes Blut haben.

Alle zwei Sekunden braucht ein Mensch Blut (USA).

Blut macht ca. 8 Prozent des menschlichen Körpergewichtes aus (fünf bis sechs Liter Blut).

Blut besteht zu 49.5 Prozent aus Wasser – und ist somit wirklich dicker als Wasser.


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