An der HSG wird kräftig um die künftigen Absolventen geworben. Der «war for talents» ist in vollem Gange, und so umwerben vor allem die Grossen aus dem Finanz- und Dienstleistungssektor, aber auch die Konsumgüterkonzerne die Studierenden. Daneben geht fast vergessen, dass es für Absolventen der HSG viele weitere Optionen gibt. Die Gründergarage vermittelte den HSG-Angehörigen in den vergangenen vier Wochen, dass die Selbständigkeit ebenfalls einen interessanten Werdegang versprechen kann.
Der Name der Gründergarage entstand dabei in Anlehnung an die Garage als Symbol für den Erfinder, welcher sich tüftelnd und schraubend die Nächte um die Ohren schlägt, um seine visionäre Idee umzusetzen. Dies ist mehr als ein Mythos. Beispielsweise erwarb Google 2006 jenes Haus, in dessen Garage Larry Page und Sergey Brin die Suchmaschine nur acht Jahre zuvor entwickelt hatten.
In der Gründergarage wurden über 50 Projekte rund um das Thema Unternehmertum vorgestellt. Die meisten Projekte liessen sich in eines der fünf Themenfelder Unterstützungsangebote für Gründer, Erfolgreiche aus der Praxis, Studentische Gründungen, Studentische Initiativen sowie Social Entrepreneurship einordnen. Bei den Unterstützungsangeboten stellte sich beispielsweise das Startfeld vor – ein Gemeinschaftsprojekt der HSG und weiterer regionaler Partner. Auch Venture Kick war an der Gründergarage präsent – eine Initiative privater Geldgeber, welche die Verdoppelung der Anzahl Spin-offs an Schweizer Hochschulen anstrebt. Aus der Praxis eines erfolgreichen Gründers berichtete unter anderem der HSG-Alumnus Florian Schweitzer, ein Mitgründer von Brains-ToVentures. Indem Beteiligungen an Start-ups erworben werden, ist Brains-ToVentures als Kapitalgeber tätig.
Bei den studentischen Gründungen stellten sich unter anderem die Student’s Card, der Fahrradhersteller Schwingding und die Handelsplattform BookRecycling.ch (Artikel auf S. 51) vor. Ebenso gewährten zahlreiche studentische Initiativen einen Einblick in ihre Tätigkeit, so beispielsweise das Start-up-Weekend und die Startwoche. Auch prisma war in der Gründergarage präsent.
Neben diesen eher konventionellen Themen des Unternehmertums waren auch Projekte aus dem Bereich des Social Entrepreneurship an der Gründergarage präsent. So stellte sich beispielsweise die Studenteninitiative Oikos vor, welche sich für Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt einsetzt (Artikel S. 30). Ebenfalls gewährten einige Unterstützungsplattformen aus dem Bereich des sozialen Unternehmertums einen Einblick in ihr Angebot und in ihre Arbeitsweise, unter anderem The Hub Zürich, ein Forum für soziale Unternehmer.
Neben den Projektpräsentationen fanden zahlreiche weitere Anlässe rund um das Thema Unternehmertum statt, so beispielsweise Workshops zu diversen Themen und ein Gründerwettbewerb. Die grosse Resonanz unter den HSG-Angehörigen sowie die Tatsache, dass sich über 50 Projekte im Rahmen der Gründergarage vorgestellt haben, zeigen, dass deren Einführung ein wichtiger Schritt war und einem starken Bedürfnis entspricht. Eine Neuauflage der Gründergarage ist daher bereits heute beschlossene Sache.
Gut zu wissen
Die Gründergarage fand in diesem Semester zum ersten Mal statt. Sie wurde durch Prof. Dr. Dietmar Grichnik vom Lehrstuhl für Entrepreneurship des Instituts für Technologiemanagement (ITEM) und seinem Team um Florian Forster ins Leben gerufen. Die Gründergarage wird künftig regelmässig durchgeführt. Die genauen Daten der zweiten Ausgabe werden unter www.startup.unisg.ch bekanntgegeben, wo auch zahlreiche weitere Informationen rund um das Thema Unternehmertum an der HSG verfügbar sind.
VWL-Student Fritz hat genug von St. Gallen und beschliesst, für ein halbes Jahr im Austauschsemester in Argentinien weiterzustudieren. Voller Vorfreude auf die bevorstehende Reise feiert er diese Neuigkeit im Fischli. Dort lernt er in der VIP-Lounge den Assessmentstudenten Peter kennen, der in nur einem Semester zur allseits bekannten Partyfeiergrösse am St. Galler Partyhimmel avancierte. Nach etlichen Wodka-Mischgetränken kommt den beiden die zündende Idee: Peter könnte doch Fritz‘ Zimmer während des Austauschsemesters mieten!
Am 01.01.2011 zieht Peter in die WG ein. Peter, der Partylöwe, feiert jedoch während des Frühlingssemesters weiterhin jede Nacht durch, was schliesslich in einer miserablen WHA resultiert. Abgeschreckt von den bereits angesammelten Minuskredits, beschliesst er, das Studium abzubrechen. Peter möchte nun das Zimmer nicht mehr länger bezahlen. Damit ist Fritz, der in Argentinien weilt, nicht einverstanden. Wer hat Recht?
Hast du eine ähnliche rechtliche Frage, bei der du Hilfe benötigst? Probleme mit den Eltern, dem Arbeitgeber oder deinen WG-Mitbewohnern? Der Verein Law Clinic der Universität St. Gallen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Studierende bei rechtlichen Problemen kostenlos zu unterstützen. Fragen können an info@law-clinic.ch geschickt werden. Die Vertraulichkeit wird selbstverständlich gewährleistet. Der Verein besteht aus Rechts- und Law-and-Economics-Studenten und ist offen für weitere Mitglieder, die ihr rechtliches Wissen gerne in praktischen Fällen vertiefen möchten. Melde dich noch heute unter info@law-clinic.ch.
… und wer muss nun die Miete bezahlen? Wie die Story um Fritz und Peter ausgegangen ist, erfahrt ihr im prisma-Blog.
Dass die Finanzkrise auch an unserer Universität nicht ohne Spuren vorbeigezogen ist, wissen wir spätestens seitdem die Studiengebührenerhöhung beschlossene Sache ist. Dass unsere Universität in Bezug auf die innovative Beschaffung von zusätzlichen Geldmitteln meisterlich vorgeht, wissen wir aber spätestens seitdem die Bibliothek Vorhängeschlösser zum Preis von CHF 15 je Stück veräussert.
Dieser Preis erscheint dem Laien auf den ersten Blick leicht überhöht. Kostet doch ein handelsübliches Schloss zwischen CHF 6.80 und CHF 10.50. Bei diesem oberflächlichen Preisvergleich wird leider zu oft übergangen, dass die HSG-Vorhängeschlösser aus dem Panzerstahl ausrangierter Schweizer Panzer gegossen wurden. Nach dem Vorbild des restlichen Gebäudes halten nun auch die Vorhängeschlösser einem direkten Artilleriebeschuss ohne Weiteres stand. Zusätzlich ergänzt wird dieses unbestreitbare Qualitätsmerkmal durch die selektive Wirkung des Preises. Im Prinzip funktioniert das Preissystem für Vorhängeschlösser ähnlich wie bei den Studiengebühren: Nur diejenigen, die wirklich wollen, erhalten ein/einen Vorhängeschloss/Studienplatz. Der einzige Unterschied besteht darin, dass, obwohl die Vorhängeschlösser indirekt durch den Schweizer Steuerzahler subventioniert werden, der Preis für Ausländer und Schweizer der gleiche ist. Das ist zwar erfreulich im Sinne der Gleichbehandlung, ändert aber am grundsätzlich überzogenen Preis von CHF 15 herzlich wenig. Zu hoffen bleibt deshalb nur, dass die Bibliothek in Zukunft ein Einsehen hat und ihre Monopolstellung nutzt, um den Preis für Vorhängeschlösser nachhaltig zu senken.
Eines der diesjährig unterstützten Projekte ist das Orchester der Universität St. Gallen. Durch die Unterstützung kann das Orchester weiterhin regelmässig auftreten und den Zuhörern ein ansprechendes Programm bieten; auch konnte ein Weihnachtskonzert durchgeführt werden. Ein grosser Teil der Gelder wird dabei für so genannte «Zuzüger» genutzt. Dies sind Musiker aus der Region, die jene Stimmen spielen, die nicht von Studierenden besetzt werden konnten. Zudem tritt das Uniorchester mit Solisten auf, die ebenfalls bezahlt werden müssen.
Das Vis Moot Court Team nahm dank der finanziellen Hilfe an einem internationalen Wettbewerb in Privatrecht teil. Die vier Master-Studenten konnten die HSG Alumni für einen Unterstützungsbetrag gewinnen, da sie ihre Platzierung gegenüber dem letzten Jahr deutlich verbessert hatten. Erfolgreiche Platzierungen werden von der Alumniorganisation mit einem Anerkennungsbetrag honoriert.
Vergabungsanträge können jederzeit an HSG Alumni gestellt werden, in der Regel jedoch nur einmalig. Damit soll sichergestellt werden, dass möglichst viele unterschiedliche Initiativen zum Zuge kommen. Um gefördert zu werden, muss ein Projekt die strategischen Ziele von HSG Alumni (Friend-, Brain- und Fundraising) erfüllen und die Qualität und das Ansehen der HSG stärken. Ob und wie hoch die Unterstützung geleistet wird, entscheidet ein Vergabungsausschuss, in welchem zwei Alumni und ein Vertreter der Universität Einsitz haben.
Trotz überstandenem Assessmentjahr und erfolgreichem Bachelorabschluss stehen den HSG-Studenten an der eigenen Universität nicht alle Türen offen. Für die Zulassung zu den Masterstudiengängen Banking and Finance (MBF) und Strategy and International Management (SIM) muss der B.A. HSG eine Mischleistung aus GMAT, Notenschnitt, Motivationsschreiben und extracurricularen Aktivitäten erbringen. Zur Aufnahme des neuen Studiengangs in Organisation und Kultur (MOK) sind indes mindestens ein 5.0-Schnitt vorzuweisen sowie Essay und Motivationsschreiben einzureichen.
Die Schwierigkeit, die Zulassungskriterien zu erfüllen, sei an einem Beispiel verdeutlicht. Unser Beispielstudent Hans Muster schloss seinen BWL-Bachelor mit 4.8 ab. Hans arbeitet parallel zu seinem Studium bei einer namhaften schweizerischen Grossbank und möchte sich im MBF-Programm einschreiben. Das Punktemaximum beträgt 105 Punkte. Um direkt in den Masterstudiengang aufgenommen zu werden, muss Hans über alle vier Kategorien 80 Punkte oder in der Kombination GMAT plus Notenschnitt 70 Punkte erreichen. Bei der aktuellen Gewichtung erhält er für seinen Schnitt im Bereich Notenschnitt 18 von 30 möglichen Punkten. Mit dieser Voraussetzung gibt es für Muster keine Möglichkeit, die Kombi-Variante zu erfüllen. Im extracurricularen Bereich erzielt Hans eine niedrige Punktzahl, da er neben seiner Arbeit kaum Zeit für Vereinsaktivitäten gefunden hat. Dies sei mit 5 von 15 Punkten bewertet. Zwischenstand: 23 von 45 Punkten. Um jetzt noch seinen Wunsch-Master in Angriff nehmen zu dürfen, benötigt er im GMAT die Höchstpunktzahl; vorausgesetzt er erreicht 7 von 10 Punkten im Motivationsschreiben. Infolge seines Notenschnitts darf Hans in allen MBF-Kriterien insgesamt nur 12 Punkte verlieren. Das SIM- Auswahlverfahren gestaltet sich für Hans noch schwieriger, dort darf er maximal 8 Punkte einbüssen. Mit seinem 4.8-Schnitt erfüllt er die 5.0-Hürde im MOK von Anfang an nicht, womit sich sämtliche Rechnerei erübrigt.
Das geschilderte Beispiel und dessen Ausgangslage trifft laut dem Graduate Survey Report 2010 der Universität St. Gallen auf 56 Prozent aller Bachelorabsolventen zu. So viele Studierende erzielen laut der Untersuchung einen Schnitt unter der goldenen Fünfer-Grenze. Diesen Studenten bleibt die freie Wahl aus den HSG-Master-Programmen verwehrt, da sie die Zulassungsbedingungen zu den drei speziellen Mastern kaum erfüllen können.
Auf Anfrage kommentiert der Studiensekretär Dr. Jan Metzger die Master-selektion wie folgt: «Die HSG beschränkt gezielt die Zulassung zu denjenigen Programmen, in welchen aufgrund der gestiegenen Nachfrage die Qualitätsziele gefährdet sind beziehungsweise waren. Die Beschränkung der Masterzulassung trifft Bewerber mit HSG- und mit externen Abschlüssen gleichermassen, da die HSG gemäss Vorgaben der SUK (Schweizerische Universitätskonferenz) an die Gleichbehandlung im Sinne der Lissabonner Konvention gebunden ist.» Durch die Beschränkungen sollen die akademische Qualität des Unterrichts und die Wettbewerbsfähigkeit der Absolventen sichergestellt werden.
Diese Gründe für eine zweite Selektion an der HSG sind jedoch kaum nachvollziehbar. Schliesslich haben alle Bachelorabsolventen die gleichen Prüfungen abgelegt und bestanden, warum also eine weitere Auswahl? Die Assessmentschranke dient dazu, die Verschiedenartigkeit der Gymnasialabschlüsse auszugleichen. Nach Bestehen des Assessmentjahres kann zwischen den vier Bachelorstudiengängen frei gewählt werden. Die Bachelorabsolventen stellen jedoch bereits eine homogene Masse dar und unterscheiden sich einzig durch ihre Notenschnitte. Es ist also unklar, welche Qualitätsangleichung durch die zweite Selektion angestrebt wird. Wieso können die B.A. HSG nicht zwischen allen Masterstudiengängen auswählen? Es kann doch nicht sein, dass die eigenen Studenten für einige Masterstudiengänge nicht gut genug sind.
Den Absolventen des HSG-Bachelorstudiums sollten alle Masterstudiengänge offen stehen. Im Assessmentjahr und im Bachelor wird die Frage, wer vom Student zum B.A. HSG wird, durch die Notenverteilung und die Minuspunkte geregelt. Da die Kriterienbewertung zur Erreichung eines Masterabschlusses über die gleichen Praktiken erfolgt, wird im Master von selbst eine Auswahl stattfinden. Es bleibt zu hoffen, dass an der HSG künftig die Note 4 wieder von allen Instanzen – ohne Ausnahme – als genügend anerkannt wird.
«Begeben Sie sich zusammen mit Ihrer Familie in den kleinsten Raum Ihres Hauses (meistens das Bad). Nehmen Sie Matratzen und genug Esswaren mit. Füllen Sie Ihre Badewanne mit Wasser, damit Sie später genug Trinkwasser zur Verfügung haben. Wenn das Dach weggeblasen wird, ziehen Sie die Matratzen über den Kopf und beten Sie.»
Was sich wie Kriegsvorbereitungen anhört, ist eine Durchsage der australischen Regierung in den Abendnachrichten vom 2. Februar. Die Bewohner des Bundesstaates Queensland müssen sich an jenem Abend gefühlt haben wie am Vorabend der Apokalypse. Ein Zyklon der höchsten Kategorie 5 und mit einem Einflussgebiet, dessen Grösse ganz Westeuropa bedeckt hätte, näherte sich der Küste – und die Leute mussten ausharren und abwarten, bis die Katastrophe in der Nacht über sie hereinbrechen würde. Evakuationszentren waren überfüllt und wiesen Leute ab, und der Sturm war zu gross, um vor ihm fliehen zu können.
Der Zyklon Yasi zerstörte Dörfer, Plantagen, unzählige Häuser – und das im selben Bundesstaat, der in den Wochen zuvor schon eine der schlimmsten Überschwemmungen in der Geschichte Australiens erdauern musste. Ein Gebiet so gross wie die Flächen von Frankreich und Deutschland zusammen wurde überflutet. Ironischerweise in einem Land, welches erst vor zwei Jahren eine 15 Jahre andauernde Dürreperiode überstanden hatte. Im Jahr 2009 war es im Bundesstaat Victoria so trocken, dass bei Buschfeuern im Frühjahr 4‘500 Quadratkilometer Land verbrannt wurden, wobei 173 Menschen starben.
Man sollte meinen, dass in einem Land, das sich solch extremen Umweltbedingungen ausgesetzt sieht, die Diskussion über Umweltschutz und Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert hätte als anderswo. Dennoch gibt es auch in Australien noch Vertreter der Meinung, dass diese Katastrophen alle natürlichen Ursprungs seien; die Fluten und der Zyklon seien schliesslich nur von einem verstärkten La-Niña-Zyklus ausgelöst worden. Dieses Phänomen ist sehr komplex; bewiesen ist aber, dass die Rekordwassertemperaturen im Indischen Ozean eine grosse Rolle in der Verstärkung des periodisch auftretenden Phänomens gespielt haben. Leider ist aber zu beobachten, dass auch auf höchster Regierungsstufe die Themen Umweltschutz und Klimaveränderung sehr unbeliebtes sind.
Joshua Sydney-Smith absolviert momentan seinen Bachelor of Environmental Sciences an der Deakin University in Melbourne und ist Co-Präsident des Deakin Enviro Club. Er ist der Meinung, dass Australien global eine Vorbildrolle in Sachen Umweltschutz einnehmen könnte und auch sollte. Dem stehe aber die Ignoranz der momentan führenden liberalen Politiker im Wege. 2010 wurde der damalige Premierminister Kevin Rudd praktisch zum Rücktritt gezwungen – hauptsächlich, weil er einen Kohlendioxid-Reduktionsplan (Carbon Pollution Reduction Scheme, CPRS) in seiner eigenen Regierung nicht durchsetzen konnte. Sydney-Smith befürchtet, dass, solange die dafür verantwortlichen Politiker der Liberal Party und der Family First Party das Sagen haben, Australien weiterhin einer der grössten Kohlendioxid-Emittenten (pro Kopf) weltweit bleiben wird.
An den australischen Universitäten hingegen bietet sich ein weit fortschrittlicheres Bild. Sydney-Smith berichtet, dass das Angebot an Studiengängen zu Umweltthemen in den letzten Jahren signifikant angestiegen sei, fügt jedoch hinzu, dass das jeweilige Engagement der Universitäten für Nachhaltigkeit sehr stark vom verfügbaren Budget abhänge. Es sei gern gesehen, wenn eine Universität Anstrengungen unternehme, um zum Beispiel ihre CO2-Emissionen zu senken – aufgrund des grossen finanziellen Aufwands setzten die meisten Universitäten aber ihre Prioritäten anderweitig. Grosse Universitäten wie die University of Sydney oder die University of Queensland etablierten aber ein ziemlich umfangreiches Programm zur Verbesserung der Nachhaltigkeit auf dem Campus. Dazu gehören Umbauten von bisher nicht umweltverträglichen Gebäuden, Umstellung der universitätseigenen Fahrzeugflotte auf energiesparende Modelle (z.B. Toyota Prius) oder das Suchen nach energieeffizienten Lösungen für IT-Systeme. Dazu kommen verschiedene studentische Initiativen wie Car-Pooling-Gemeinschaften oder Clubs wie Sydney-Smiths Enviro Club. Solche Clubs beschäftigen sich mit Umweltschutz, Biodiversität und Nachhaltigkeit. Der Deakin University Enviro Club versucht einerseits, das Bewusstsein für umweltbezogene Themen an der Universität zu fördern; eines der Ziele dabei ist es, die Universität in Richtung CO2-Neutralität zu bringen. Dazu wurden auch schon in einer Guerilla-Aktion auf dem Campus Bäume gepflanzt. Andererseits versuchen sie, durch selbst organisierte Aktivitäten einen Teil zu einer nachhaltigeren Umwelt beizutragen. Im letzten Jahr wurden in den Gebieten, deren Vegetation von den Buschfeuern praktisch ausradiert wurde, Bäume wieder angepflanzt; Strände wurden gesäubert, Studierende arbeiteten an Programmen zum Schutz von Meeresschildkröten, Fledermäusen, Reptilien und Koalas mit.
Sydney-Smith ist klar, dass all diese Massnahmen nicht mehr als Tropfen auf den heissen Stein sind – solange die Regierung in Canberra nicht mitspielt, ist es schwierig, in grossem Masse etwas zu verändern. Dass nach sämtlichen apokalyptisch anmutenden Umweltkatastrophen, die das Land kürzlich gebeutelt haben, immer noch eine solche Ignoranz herrscht, ist traurig und wird zum Beispiel auch dadurch reflektiert, dass die Gelder, die dem Wiederaufbau nach den Queensland-Fluten zugute kommen, direkt dem extrem nötigen Umweltschutzbudget abgezogen werden.
Normalerweise sollten Umweltkatastrophen wie jene in Australien Anreiz genug sein, sich ernsthaft mit dem globalen Problem Umweltschutz zu beschäftigen – zumindest in Australien selbst. Doch offensichtlich scheinen auch die kürzlichen Ereignisse keinen genügend starken Anreiz darzustellen. Gründe dazu könnten vielleicht in der australischen Einstellung gegenüber Katastrophen zu finden sein. Ein grosses Mass an Pragmatismus und der Gedanke des «we’ll be alright» führen dazu, dass man sich halt auf Fluten oder Zyklone so gut vorbereitet, wie es eben geht, die Katastrophe abwartet und hinterher wieder aufräumt und versucht, die ganze Situation irgendwie positiv zu sehen. Joshua Sydney-Smith hat Angehörige in Queensland, deren Häuser komplett zerstört wurden. Sein Kommentar dazu: «It’s devastating but they’ll rebuild. It really isn’t that bad.»
Die University of Queensland in Brisbanes Stadtzentrum wurde von den Fluten stark beschädigt; grosse Teile des Campus standen unter Wasser. Einen guten Monat später wird der Lehrbetrieb pünktlich zu Semesterbeginn aber wieder aufgenommen – mit praktisch keinen Einschränkungen. Dazu wurden finanzielle Hilfspläne für von den Fluten Betroffene und eine spezielle Unterkunftshotline für Studierende eingerichtet, deren Wohnheime beschädigt wurden.
Mit unglaublich effizienter Vorbereitung und dem Wiederaufbau nach Katastrophen wie der Flut oder dem Zyklon wird diesen ein Grossteil ihres «Schreckenspotenzials» genommen. Durch den gewaltigen Zyklon Yasi ist direkt kein einziger Mensch ums Leben gekommen – dies wohl dank der guten Informationslage vor dem Sturm und die vorbereitenden Massnahmen der Bevölkerung. Doch im Prinzip ist das nur reine Symptom-Bekämpfung. Optimismus und Pragmatismus alleine werden die klimatischen Verhältnisse nicht ändern – ein bisschen mehr Panik wäre zumindest in der politischen Arena also wünschenswert. Sonst muss man sich fragen, welche Form von Apokalypse nötig ist, um die Australier dazu zu bringen, auch auf höchster politischer Ebene eine globale Vorbildrolle in Sachen Umweltschutz einzunehmen.
Welche Eigenschaften zeichnen einen Unternehmer aus? Was interessiert die Entrepreneure von morgen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich START St. Gallen.
Unternehmertum ist ein umfassendes Thema, dessen Ergründung viel Zeit in Anspruch nimmt. In Kurzfassung können folgende vier Punkte als Essenz des Unternehmertums benannt werden: Passion und Begeisterung, Inspiration und Kreativität, Innovation und Know-how sowie Mut. START ermöglicht es Studierenden, innerhalb von zwei Tagen einen fundierten Einblick in die Welt der Entrepreneurship und der erwähnten Kernfähigkeiten zu erlangen. Beim START Jam am 28. März 2011 werden Studierende bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen unterstützt. Innerhalb von 24 Stunden werden alle Stationen von Business Model bis Pitching durchlaufen, welche für ein Start-up relevant sind. Dabei werden die Teilnehmer von zahlreichen Experten unterstützt und die besten Business Models im Rahmen des Business Model Awards prämiert.
Das START Summit begrüsst am 29. März unter anderem die Hauptredner Professor Fredmund Malik und Professor Günther Faltin. Weiter bietet das START Summit interaktive Workshops rund um das Thema Unternehmertum an – eine optimale Plattform, um mit Gründern, Unternehmern, Professoren und am Unternehmertum interessierten Studierenden in Kontakt zu treten und Ideen auszutauschen.
Das START Team freut sich, dich an diesen Veranstaltungen zu begrüssen. Anmeldung unter www.startglobal.org.
Am 27. November 2010 wurde die Ausschaffungsinitiative in der Schweiz mit 52.9 % der Stimmen angenommen. Die Konsequenzen der Abstimmung hat der aus Mitteldeutschland stammende BWL-Student Franz-Friedrich Hermann Salomon von G. (Name geändert) im Februar 2011 am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Er wurde als erster Deutscher zunächst im Schnellverfahren binnen 15 Minuten abgeurteilt und im Anschluss an die Verurteilung direkt in die Bundesrepublik ausgewiesen, wo ihn der Chauffeur seines Vaters bereits an der Grenze empfing.
«Dass es überhaupt so schnell gehen konnte, ist ein Phänomen», erklärt ein Insider des Prozesses gegenüber diesem Magazin. «Die Beweislage war eher unklar und es war strittig, ob der Tatbestand überhaupt ausreicht.» Auch Franz-Friedrich H. S. v. G. fühlt sich ungerecht behandelt und spricht von einem Komplott. Der leidenschaftliche Sozialhilfebetrüger wurde Anfang Februar bei einem Einbruch in die Büroräume diverser hochrangiger UBS-Angestellter ertappt, wo er Kokain für seine Drogenkundschaft stehlen wollte. Auf der Flucht kam es mehrmals zu schweren Delikten gegen Leib und Leben. «Was hier natürlich vom Richter hätte berücksichtigt werden müssen, ist die Motivation des Verurteilten zu seiner Tat», so Franz-Friedrichs Anwalt. «Ohne den schlechten Wechselkurs des Euro und die geplanten Studiengebührenerhöhungen wäre es sicherlich niemals so weit gekommen und mein Mandant könnte sein Studium fortsetzen. Jetzt steht er natürlich erst recht vor dem existenziellen Abgrund, so ganz ohne Studienplatz.»
Nicht bestätigten Hinweisen zufolge soll der Deutsche inzwischen aber wieder an der HSG weilen. Als Schweizer Bergbauer verkleidet, habe er sich in einer nächtlichen Aktion zurück über die Grenze schleusen lassen. Vielleicht also sehen wir unseren Kommilitonen schon bald wieder auf dem Campus.
In seinem fünften Roman führt der österreichische Schriftsteller und Psychiater Paulus Hochgatterer, wie schon in seinem letzten Werk «Die Süsse des Lebens», seine Leser in die fiktive Stadt Furth am See. Dort werden neuerdings Kinder von jemandem geschlagen, der sich «die schwarze Glocke» nennt. Kommissar Kovacs, der mit einer unterbesetzten Abteilung zu kämpfen hat, könnte sich weitaus Besseres vorstellen, als nach dem Täter zu suchen. Lieber würde er fischen gehen, schliesslich wird doch jedes Kind mal geschlagen. Doch dank der Intervention des reichen Vaters eines Opfers muss er sich wohl oder übel mit den geschlagenen Kindern beschäftigen.
Ebenfalls in den Fall involviert ist Horn, Chef der psychiatrischen Abteilung des Further Krankenhauses. Er kümmert sich um die psychologische Betreuung der Kinder. Neben diesen beiden Charakteren, die mit ihren eigenen Problemen und Gebresten beschäftigt sind und deshalb nur eine beobachtende Rolle einnehmen, wird die Geschichte durch weitere skurrile Protagonisten miterzählt, ausgeschmückt und bereichert. Da ist zum Beispiel die Primarlehrerin, die mit einem Mönch zusammen ist, der nur normal sein kann, wenn er Bob Dylan hört. Zu Horns und Kovacs‘ beobachtender Haltung kommt die Erzählperspektive eines Mädchens. Sie erzählt dem Leser von ihrer kleinen Schwester, von der Verrückten und ihm, den sie Bill nennt. Sie denkt sich ihre Welt in Fluchtwegen und unterhält ihre Schwester, die ja doch bald zurück muss, mit Geschichten von Pelikanen, und erklärt ihr die Matratzen im Zimmer hinter dem Schrank. Sie müsse sie kennen, denn wenn sie aussuchen dürfe, welche sie wolle, solle sie die weiche nehmen und nicht die aus Latex.
Die Erzählung ist voll von kleinen Details und Verwirrungen, die anfangs eher unbedeutend erscheinen, doch für den Fortgang der Geschichte entscheidend sind. Sie machen die Erzählung reicher und zeichnen die Charaktere schärfer, insbesondere die von Kovacs und Horn. Und ganz allmählich wird einem als Leser bewusst, welches Grauen diese beiden Mädchen erleben und erlebt haben, und man merkt, dass die geschlagenen Kinder nur die Spitze des Eisberges sind. Man ist dem Autor dankbar, dass er sie nie direkt aussprechen lässt, was geschehen ist, und einem die Details erspart bleiben.
Hochgatterer erzählt in seinem neusten Buch eine Geschichte, die zwar von einem Verbrechen ausgeht, jedoch trotzdem kein Kriminalroman ist. Es ist vielmehr das Porträt einer Kleinstadt und ihrer Menschen, welches sich aus den vielen Einzelsträngen wie ein Mosaik zusammensetzt. Hochgatterer zeigt klar auf, dass trotz der Nähe zueinander und der Verbindung, die zwischen allen und allem besteht, die wichtigsten Dinge manchmal übersehen werden und im Alltag untergehen.
Das Matratzenhaus
Autor: Paulus Hochgatterer
294 Seiten
Erschienen bei: Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2010