Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Am OpenAir St.Gallen haben Partymachen und gute Musik unter freiem Himmel bereits seit 1977 eine lange Tradition. Nach einigen Ausgaben in Abtwil wechselte es ins Sittertobel, wo es auch dieses Jahr wieder stattfindet. Dieser Durchführungsort bietet den grossen Vorteil, dass man die nötige Abkühlung nach besonders heissen Acts durch einen Sprung ins kühle Nass der Sitter kriegt. Badezeug ist also Pflicht!
Das OpenAir St.Gallen bietet vielen HSGlern eine Gelegenheit, unmittelbar nach ihren Semesterprüfungen richtig Party zu machen und die Resozialisierungsphase im Schnelltempo zu durchlaufen. Dieses Jahr findet das OpenAir St.Gallen vom 30. Juni bis zum 3. Juli statt. Diejenigen, die nach dem Openair noch Prüfungstermine wahrnehmen müssen, können es auch ein bisschen gemässigter angehen lassen und sich ausserdem gleich noch gratis mit Oropax zum Lernen eindecken. Sicherheitshalber sollten die mitgebrachten Skripten und Bücher jedoch wasserdicht verpackt sein, schliesslich gehört nicht nur der Regen zu den regelmässigen Festivalbesuchern, sondern auch das Bier soll ja bekanntlich in Strömen fliessen.
Mit Acts wie Linkin Park und Queens of the Stone Age verspricht auch das diesjährige Programm des OpenAir St.Gallen wieder eine grandiose Show. Daneben finden sich im Line-up auch zahlreiche Bands für den exquisiten Geschmack, sodass Musikliebhaber der verschiedensten Genres auf ihre Kosten kommen.
Ebenfalls nicht weit von St. Gallen findet sich die Hip-Hop-Hochburg des Festivalsommers. Das Openair Frauenfeld öffnet am 8. Juli seine Tore für alle, die hippen und hoppen, groven und chillen wollen. Seit 1987 wird die Allmend in Frauenfeld im Sommer zum Tummelplatz für Musikbegeisterte.
Als grosser Wurf aus den USA sind dieses Mal Snoop Dogg und Wu-Tang Clan dabei. Die Clubhitlieferanten dieses Jahres, darunter Pitbull, Taio Cruz und Far East Movement, geben sich ebenfalls die Ehre. Doch nicht nur aus Übersee kommen die Künstler in Scharen, auch aus dem grossen Nordkanton wurden einige angeworben, unter anderem Bushido, was nicht bei allen Festivalbesuchern für Begeisterung gesorgt hat. Regelmässigen Frauenfeldbesuchern wird das Line-up allerdings nur allzu bekannt vorkommen. Deshalb: Warum nicht den Openair-Frischling dieses Jahres besuchen?
Das Touch the Air in Wohlen, der Nachfolger des letztjährigen Touch-the-Lake-Festivals, bietet heisse Acts aus dem Hip-Hop-, Elektro- und R&B-Bereich. Unter anderem Laserkraft 3D, Timbaland, Redman & Method Man und Ludacris. Das Openair findet vom 23. bis 26. Juni statt. Der 4-Tages-Pass kostet maximal 149 Franken. Wer sein Ticket früh kauft, kriegt es günstiger: Die ersten 1000 Stück wurden für 89 Franken rausgegeben, momentan liegt der Preis bei 129 Franken.
Wer dagegen eher auf Altbewährtes setzen will, ist beim Gurtenfestival genau richtig. Auf dem Berner Hausberg findet schon seit 1977 ein Musikfestival statt, welches zu Beginn als Folkfestival bekannt war. Ab 1991 wurde das Gurtenfestival zu einem normalen Openair mit gemischtem Sound. Auf 850 Metern über Meer und mit fantastischer Aussicht auf die Stadt Bern ist das Gurtenfestival quasi die Bergvariante unter den Openairs. Dies macht sich bereits bei der Anreise bemerkbar: Statt per Bus oder Tram wird das letzte Stück, der Aufstieg zum Gipfel, mit der Zahnradbahn zurückgelegt. Kommt man gerade von einem Bad in der Aare, so ist der Aufstieg ein Kulturschock: Von der Zahnradbahn aus sieht man auch schon mal Sherpas mit ihren Mauleseln auf den ausgetrampelten Fusspfaden neben den Schienen und oben angekommen liegt auch im Hochsommer nicht selten ein halber Meter Schnee. Zudem können die teilweise sintflutartigen Regenfälle das Gelände in eine gigantische Spielwiese für Schlammcatcher verwandeln, wie das obige Bild eindrücklich zeigt. Es lohnt sich daher, die Highheels und Segelschuhe im Schrank zu lassen und stattdessen die Bergschuhe und Armeestiefel auszugraben.
Während des Gurtenfestivals umgibt den Hügel eine dunstige Mischung aus Rauch von den Grillfeuern und Schwaden von gerauchtem Cannabis. Zusammen mit den wunderbaren letzten Sonnenstrahlen gipfelt dies gegen Abend bei einem Besuch der – meist den Newcomern und Nischenbands vorbehaltenen – Waldbühne in einer fast mystischen Erfahrung. Schliesslich erklingen dort auch schon mal psychedelische Klänge. Auf der Hauptbühne hingegen finden sich auch zahlreiche bekannte Namen. So rocken vom 14. bis 17. Juli unter anderem die Arctic Monkeys und Kaiser Chiefs den Berg. Daneben finden sich auch die Namen von Hip-Hop-Acts wie The Streets und Blumentopf im Line-up.
Gewinne eines von zwei Nachtschwärmer-Tickets des Openairs St. Gallen oder einen von zwei 4-Tages-Pässen des Gurtenfestivals! Zur Teilnahme an der Verlosung: Schreib bis 22.05.11 eine Mail mit Ticketwunsch an redaktion@prisma-hsg.ch.
Das Hippiechick
Sie ist das Mädchen, das versucht, in ihrer hohlen Hand Wasser zum Zelt zu transportieren, weil Plastikflaschen schlecht für die Umwelt sind. Sie achtet beim Zeltaufbau darauf, mit ihren Heringen keine Regenwürmer zu verletzen. Man erkennt sie leicht an den nackten Füssen, dem übergrossen Strickjäckchen und der farbigen Peace-Flagge am Zelt.Der ekstatische Tänzer
Ihm ist es egal, ob er gerade auf dem Boden, deinen Füssen, oder Scherben tanzt, denn er fühlt die Musik. Man könnte seinen Tanzstil zwar auch als Symptom für eine psychische Störung deuten, doch meistens handelt es sich nur um eine vorübergehende Überdosis von Drogen, Alkohol und Sonne oder um einen unglücklichen Cocktail von allen dreien. Er erinnert sich zwar Stunden später nur an wenig, doch er weiss: Er hat das Festival so was von gerockt!Die minderjährige Tussi
Ihre Ausrüstung eignet sich eher für einen Shoppingtrip in Paris als für ein Festival. Ihre Absätze bleiben dauernd im Schlamm stecken und ihr Kleidchen rutscht, dennoch ist sie die Königin des Openair-Geländes. Ihre erste Mission ist erfüllt, sobald der Hennaplayboyhase auf ihrer Schulter sitzt. Ihr Erkennungszeichen sind die abgebrochenen Fingernägel, denn Papis Nobelzelt war doch etwas störrischer als erwartet. Ausserdem hat sie nicht nur ihr Blackberry, sondern auch ihre Louis Vuitton immer bei sich. Und auch wenn sie das Openair nur knapp überlebt, auf Facebook fand sie es dann doch «uh huere geil».
Zu Beginn des Herbstsemesters begannen wir, den Prozess zu planen. Mit Hilfe von zwei McKinsey Beratern, die dieses Projekt pro bono betreuten, trugen wir zunächst Vorstellungen von der Studentenschaft aus Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Darauf aufbauend führten wir Workshops mit dem Vorstand, Mitgliedern und anderen Anspruchsgruppen durch. Abschliessend stellten wir die Ergebnisse vor allen interessierten Studierenden zur Diskuss-ion. Das Ergebnis ist ein breit getragener Konsens, der sich in Form des folgenden Mission Statements zeigt:
«Als Studentenschaft der Universität St. Gallen vertreten wir einerseits die Interessen aller an der HSG immatrikulierten Studierenden, andererseits bieten wir Dienstleistungen in allen direkt studienbezogenen Bereichen an. Wir vertreten die aktuellen Interessen und nachhaltigen Anliegen der Studierenden im Rahmen einer konstruktiven Zusammenarbeit mit allen universitären Anspruchsgruppen. Neben den Dienstleistungen im Bereich Studium koordinieren wir die Vereine, führen ressourcenintensive Grossprojekte durch und unterstützen Projekte in der Aufbauphase, sofern diese im Interesse eines Grossteils der Studierenden liegen und diesen zugänglich sind.»
Anhand dieses Auftrages soll im kommenden Vorstandsjahr ein umfassendes Portfoliomanagement durchgeführt werden. So kehrt die SHSG zu ihren Kernaufträgen der Interessenvertretung und der studiennahen Dienstleistungen zurück und kann fokussierter handeln. Auch die Strukturreform trägt dazu bei, dass die Studentenschaft zukünftig entsprechend ihres Kernauftrages einen Schwerpunkt auf die Interessensvertretung legt und flexibler handeln kann.
Die beschriebene Ausrichtung war vielen bereits implizit klar, soll nun aber innerhalb der SHSG für mehr Zusammenhalt und unter allen Studierenden für mehr Transparenz sorgen.
Der Anstoss zur Gründung von STARTFELD ist unter anderem durch den ehemaligen Rektor Prof. Ernst Mohr gekommen. Im Jahr 2009 wurde Prof. Chris- toph Müller beauftragt, mit Partnern einen Verein ins Leben zu rufen, der als Plattform für Jungunternehmer in der Ostschweiz fungiert. Die Hauptidee bestand darin, einen übergreifenden Inkubator zwischen der HSG, der FHSG, der EMPA und der Stadt St. Gallen zu schaffen. Es sollte nicht nur Beratung und Coaching für Start-ups angeboten werden, sondern auch eine Vermittlung von Finanzierungen und Räumlichkeiten. Seit April können bis zu 300‘000 Franken Seedmoney von der mit der St. Galler Kantonalbank gegründeten Stiftung STARTFELD zinsfrei geliehen werden.
Um sich bei STARTFELD zu bewerben, benötigt man eine innovative Geschäftsidee, welche ein wirtschaftliches Wachstumspotenzial in der Ostschweiz (SG, AR und AI) besitzt. Studenten und Mitarbeiter der HSG können über die STARTFELD-Sprechstunde an der HSG oder über die Internetseite www.startfeld.ch Kontakt aufnehmen. Bei einer kostenlosen Erstberatung steht ein Projektpate dem Gründerteam mit seinem Fachwissen zur Verfügung. Danach entscheidet ein Expertenkomitee, ob das Projekt weiter gefördert wird, und wenn ja, in welchem Umfang. So können Jungunternehmer in den Genuss eines Förderpaketes kommen, welches neben einem langfristigen Coaching auch Checks beinhaltet, welche bei akkreditierten Dienstleistern (Rechtsanwälten, Treuhändern und sonstigen) für Unternehmenszwecke eingelöst werden können. Bei einem hohen Investitionsbedarf kann das Projekt an den Stiftungsrat weiterverwiesen werden.
Der Verein arbeitet gemeinnützig und zieht keinen Gewinn aus den unterstützten Projekten. Durch STARTFELD soll der Brain-Drain, also die Abwanderung von Fachkräften und Start-ups aus der Ostschweiz, gesenkt werden. STARTFELD will die Jungunternehmer von Anfang bis Ende begleiten und sie so an den Wirtschaftsraum Ostschweiz heranführen.
Interessenten finden weitere Informationen über STARTFELD unter www.startfeld.ch oder auf der Seite des Center for Entrepreneurial Excellence www.cee.unisg.ch. Gründungsinteressierte sind zudem eingeladen, den STARTFELD-Jungunternehmertreff zu besuchen, der jeweils am ersten Donnerstag im Monat um 19:00 Uhr stattfindet.
Soll es Aufgabe einer Universität sein, Studierende zu Trägern gesellschaftlicher Verantwortung zu machen? Vor knapp einem Jahr sind Studierende und Unileitung in der Diskussionsrunde GO BEYOND dieser Frage nachgegangen. Der Ausgang ähnelt so manchem Weltklimagipfel: gegenseitige Zugeständnisse, aber kein verbindliches Ergebnis.
Auch zahlreiche studentische Initiativen waren vertreten, deren Anliegen es ist, das gesellschaftliche Engagement an unserer Universität zu fördern. Doch dem Wunsch einer inhaltlichen Neuausrichtung des Lehrplans wurde von offizieller Seite nicht entgegengekommen. Von dem Gedanken getragen, dann eben alleine aktiv werden zu müssen, hat sich im Herbst eine elfköpfige Gruppe das Ziel gesteckt, einen Kurs über Entwicklungspolitik auszuarbeiten und akkreditieren zu lassen.
Die Zusammenarbeit im Team ist betont offen. Wer kann, hilft mit. Auf eine hierarchische Struktur wird verzichtet, genauso wie auf Frontalunterricht im Kurs. Die Kooperation mit Organisationen wie SEKEM aus Ägypten, die für ihren Ansatz der agrarwirtschaftlichen Erneuerung 2003 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden ist, schafft Praxisnähe. Ein optionales Praktikum kann angehängt werden. Vor kurzem ist das gemeinsame Konzept schliesslich offiziell angenommen worden und ab Frühjahrssemester 2012 kann der Kurs «International Development» auch gewählt werden. Wenn euer Interesse geweckt wurde oder ihr mithelfen möchtet, dann meldet euch doch über www.indeed.blum-group.de. Wir freuen uns auf euch!
Ich identifiziere mich mit den Grundwerten der HSG in Bezug auf nachhaltiges Wirtschaften, solider ökonomischer Ausbildung und dem Verständnis der gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge.
Hast du wirklich das Gefühl, dass Nachhaltigkeit und Ethik die HSG ausschlaggebend prägen?Ich kann das nur aus meiner persönlichen Sicht beurteilen: Jeder einzelne hat die Aufgabe, das Gesagte kritisch zu hinterfragen und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen. Und ich bin davon überzeugt, dass sich jeder Studierende diese kritischen Fragen stellt.
Und von Seiten der Uni kommt hier nichts?Sicherlich. Aber meiner Ansicht nach ist es nicht die Aufgabe einer Uni, zu sagen, was richtig und was falsch ist. Wir sollten so ausgebildet werden, dass wir uns eine eigene Meinung selbst bilden können.
Wie bist du eigentlich nach St. Gallen gekommen?Das war ein langjähriger Prozess. Ursprünglich wollte ich Linienpilot bei der Swissair werden. Nach meiner Matura im Jahre 2005 wurden aber keine Piloten gebraucht. So hat mich nicht zuletzt auch der Niedergang der Swissair wegen falscher Managemententscheidungen an die HSG gebracht.
Du warst bei der Studentenschaft bis jetzt ein Aussenstehender. Ist es nicht problematisch, ohne Erfahrung in dieser Organisation das Präsidentenamt zu übernehmen?Ich sehe es als Chance und bin optimistisch, dass ich mich in der Übergangsphase genügend informieren und mir das nötige Know-how aneignen kann. Das Argument «wir haben es immer schon so gemacht, also machen wir es weiterhin so» ist nicht annehmbar. Es ist sicher nicht unser Ziel, die SHSG komplett neu auszurichten. Aber wir wollen mit unserer Aussenperspektive motiviert ans Werk gehen, kreative Ideen einbringen und frische Lösungsansätze verfolgen.
Es wird auf jeden Fall einen Umbruch geben?Man darf nicht vergessen, dass bereits durch die Statutenreform ein grundlegender Umbruch eingeleitet wurde. Das ist der Auslöser für die neue Ordnung.
Wie erlebst du die Übergangsphase und die Zusammenarbeit mit dem alten Team?Konstruktiv, positiv. Ich möchte mich an dieser Stelle für ihr Engagement, das sie im vergangenen Jahr geleistet haben, ganz herzlich bedanken.
Du bist mit einer deutlichen Mehrheit gewählt worden. Wie erklärst du dir das?Ich versuche, es wie folgt einzuordnen. Einerseits hatte ich eine grosse Unterstützung aus meinem Umfeld. Andererseits gab es Leute, die zwei Masterstudenten eine Chance geben wollten, weil sie den Überblick über die Jahre hinweg haben. Da hatte die Gegenkandidatur vielleicht ein Handicap. Zu guter Letzt waren einige wohl mit der Arbeit des bisherigen SHSG-Vorstandes unzufrieden – und erhoffen sich durch diese Wahl einen Wandel.
Vor allem der Dialog Klub hat aktiv für dich Werbung gemacht. Wie kam es dazu?Das ist eine gute Frage. Ich kann mir das auch nicht abschliessend erklären. Von den Konflikten, die zwischen der Uni und dem Dialog Klub stattgefunden haben, habe ich nur aus der Zeitung und offiziellen Schreiben erfahren. Die aktuelle Vereinspräsidentin habe ich gerade eben am Vereinspräsidententreffen das erste Mal gesehen.
Trotzdem ist von Seiten Dialog Klub erstaunlich viel gekommen: Facebook-Gruppen, Rundmails etcetera. Das ist mehr als nur punktuelle Unterstützung; das war eine koordinierte Kampagne. Hat das alles wirklich ohne dein Wissen stattgefunden?Ich hatte bis Donnerstagabend der Wahl-Woche nicht mal einen Facebook-Account. Dann wurde ich dazu eingeladen, ein offizielles Statement für die Gruppe «Philipp Wellstein als Präsident» abzugeben. Ich muss offen und ehrlich sagen, dass ich von dem, was ihr hier ansprecht, wenig mitbekommen habe. Selbstverständlich haben mich Leute angerufen. Ich bin jederzeit per Mail und Telefon erreichbar – wenn man Fragen oder Anliegen hat, kann man einfach auf mich zukommen.
Viele wählten dich, weil du Schweizer bist. Spielt die Nationalität für das Amt überhaupt eine Rolle?Grundsätzlich besteht sicher der Wunsch nach derselben Diversität, wie wir sie an der Uni haben. Offenbar ist diese in den vergangenen Jahren nicht adäquat abgebildet worden. Deshalb gab es wohl auch einige Wähler, die dieser Entwicklung entgegentreten wollten. All jene, die das jetzt beschäftigt, kann ich beruhigen: Mit drei Schweizern, zwei Deutschen und einem Österreicher ist im neuen Vorstand diese Diversität eindeutig zu erkennen.
Was wird sich nach einem Jahr Philipp Wellstein an der Spitze der SHSG geändert haben?Ich hoffe, wieder ein breites Interesse der Studierenden an der Tätigkeit der Studentenschaft zu wecken. Das ist ein ambitiöses Ziel, aber wir können es erreichen. Ich möchte beispielsweise versuchen, als Präsident präsenter an der Uni zu sein – sei es dadurch, dass ich selbst in Vorlesungen gehe, um Sachen anzukünden, oder indem ich Vereinsanlässe besuche.
Hat das bis jetzt gefehlt?Das ist eine berechtigte Frage, ich kann sie aber nicht abschliessend beantworten.
Die Beschränkungen der Masterstudiengänge waren Wahlkampfthema. Was wollt ihr ändern?Wir möchten auf verschiedenen Ebenen tätig werden. Einerseits soll diese Diskussion sofort auf den Tisch kommen. Andererseits müssen wir das Beste aus der gegebenen Situation machen. Aber wenn ich hören muss, dass Studieninteressierten anscheinend empfohlen wird, lieber einen Bachelor an einer FH oder ein Fernstudium irgendwo im Ausland an dubiosen Unis zu absolvieren, um bessere Noten und somit grössere Chancen für die Masterzulassung in St. Gallen zu haben, dann ist das eine besorgniserregende Entwicklung. Da schadet sich die Uni selbst!
Und du hältst es für realistisch, das ändern zu können?Ich kann sicher keine Versprechen machen. Was ich machen kann, ist mein Bestes dafür zu geben, dass das Thema wahrgenommen und angesprochen wird. Wir wollen den HSG Bachelor-Abschluss im Bezug auf die Zulassung zu den Masterstudiengängen stärken. Denkbar wäre, dass man das aussercurriculare Engagement der Studierenden oder entsprechende Empfehlungsschreiben höher gewichtet, so hätten HSG-Studierende wieder fairere Chancen.
Wie stehst du zu den Erhöhungen der Studiengebühren?Ich kann heute nichts mehr daran ändern. Das war im Amtsjahr meines Vorgängers.
Wurde auch dieser Aufgabe unzureichend nachgegangen?Das kann ich nicht beurteilen, da ich die Faktenlage nicht kenne. Für mich geht es schlussendlich darum, die Interessen aller zu wahren. Aber wenn es nicht mehr möglich sein sollte, aufgrund zu hoher Gebühren ein Studium aufzunehmen, dann werden wir handeln müssen. Ob wir einen grossen Handlungsspielraum haben, kann ich im Moment noch nicht einschätzen. Und die steigende Differenz zwischen den Gebühren von Ausländern und Schweizern: Ist sie in dieser Grösse begründbar? Eine gewisse Differenz, wie es sie schon immer gab, ist nachvollziehbar und angebracht. Aber ich habe den Eindruck, dass wir in dieser Frage an der Uni zwei deutliche Lager haben (lacht).
Welchem würdest du dich zuordnen?Es ist meine Aufgabe, dass eine weitere Erhöhung der Studiengebühren in meinem Amtsjahr nicht vorkommt. Die Legitimität differenzierter Gebühren und deren Ausmass hingegen ist eine rein politische Frage – und es ist nicht meine Aufgabe, mich politisch zu äussern.
Warum? Siehst du dich denn nicht als Politiker?Nein, auf keinen Fall. Ich bin ja nicht Mitglied einer Partei.
Aber du bist doch Teil der Uni-Politik, das ist dein Job!Es ist klar, dass die Studierenden keine weiteren Studiengebührenerhöhungen möchten – egal in welchem Rahmen sie ausfallen. Das ist meine Meinung.
Was möchtest du deinen Mitstudierenden zum Abschluss dieses Interviews mit auf den Weg geben?Ich freue mich, gemeinsam mit meinem Vize-Präsidenten Tobias Weidmann und dem Vorstand das Amtsjahr am 1. Juni anzutreten und danke jetzt schon für alle Unterstützung, konstruktive Anregungen und dem Interesse der Studierenden für unsere Arbeit.
Welche Frau kennt sie nicht? Diese Uhr, die in uns allen tickt und im Laufe der Jahre immer lauter zu werden scheint – die berühmt-berüchtigte biologische Uhr. Schon manch eine Studentin wird sich gefragt haben, wie es nach dem Studium an der HSG im Privatleben aussehen könnte und soll. Die Studentin von heute weiss, dass ihr nach dem Studium viele Möglichkeiten offen stehen. Längst sind die Zeiten vorbei, als Karriere noch reine Männersache war. Klingt doch alles super, wäre da nicht dieses nervende Ticken. Stellt sich also die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, so viel Fleiss und Aufwand in ein Studium zu stecken, wenn man schon vorab weiss, dass man vor den Dreissigern eine Familie gründen möchte. Gerade einmal drei bis vier Jahre gearbeitet zu haben und dann wieder auszusteigen, wird kaum eine Frau beruflich erfüllen. Und vergessen wir nicht die Schwierigkeiten, die sich bei einem gewünschten Wiedereinstieg ins Berufsleben ergeben können.
Demzufolge scheint es verständlich, dass knapp 10 Prozent aller Studentinnen an der HSG beim Ticken der Uhr auf Durchzug geschaltet haben und ihren Kinderwunsch rechts liegen lassen. Soziologin Mariella Hager hat in ihrer Studie «Kinderwunschlos glücklich?» unter den kinderlosen Akademikerinnen fünf Typen ausgemacht: Es gibt die klassische Karrierefrau, die Freiheitsliebende, die als Single unabhängig sein will, und die Kinderfeindliche, die den Kontakt mit Kindern grundsätzlich meidet. Dazu kommt die ängstliche Pessimistin, die sich durch ein Kind überfordert sieht oder Angst vor dem Schmerz der Geburt oder dem Risiko eines behinderten Kinds hat. Zum fünften Typus gehört die Partner-Orientierte, die sich sorgt, dass ein Kind die Partnerschaft gefährden könnte, oder ihren Partner als ungeeignet ansieht, ihren eigenen Kindern ein guter Vater zu sein.
Nichtsdestotrotz ist sich die Mehrheit aller Studierenden, die sich an der Umfrage beteiligt haben, bezüglich der Familienplanung einig: Bei den Frauen gaben 52.4 Prozent an, dass sie sich zwei Kinder wünschen, und bei den Männern 54.4 Prozent. Die Idealvorstellung von einem Haushalt mit zwei Kindern wird somit auch bei uns an der HSG bestätigt.
Umdenken insgesamt
Langfristig betrachtet, könnte eine bessere Familienpolitik dazu beitragen, dass Karriere und Kind nicht länger als Widersprüchlichkeit angesehen werden. Nötig ist ein Umdenken insgesamt: Die Unterprivilegierung von Frauen in der Arbeitswelt muss aufhören und der Wiedereinstieg in den Beruf muss erleichtert werden. Aber das Wichtigste bleibt der Kinderwunsch – wenn dieser nicht vorhanden ist, hilft auch die beste Familienpolitik nichts.
Selbstverständlich fliessen noch viele weitere Faktoren in die Entscheidung für oder gegen ein Kind mit ein. Betrachtet man beispielsweise das Ergebnis auf die Frage, ob wir es in der Zukunft schwerer haben werden als unsere Eltern, so antworteten 54.3 Prozent aller Befragten mit Ja. Wenn man davon ausgeht, dass die Zukunft eine nicht enden wollende Anzahl von immer grösseren Herausforderungen darstellt, ist es verständlich, dass man diese einem Kind lieber erspart.
Der Bachelor-Graduation-Day im März war ein wirklich schöner Tag. Nicht weil nun endlich feststand, dass ich die HSG für immer verlassen würde, sondern weil ich tatsächlich froh war, nach einigen Wochen noch einmal für einen entspannten Anlass an die Uni zurückkehren und gute Freunde wiedersehen zu können. Gerne hätte ich am Abend dieses Tages ebenso entspannt im Trischli gefeiert. Doch die nächtliche Party wurde dem Anlass in keinster Weise gerecht. Zwar hatte man die Eintrittspreise für Begleitpersonen seit der letzten Veranstaltung im Herbst auf akzeptable 15 Franken gesenkt, doch auch für diesen Preis kann man sicherlich etwas mehr erwarten als einen Stehplatz von einem halben Quadratmeter abseits der Tanzfläche ohne jegliche Bewegungsfreiheit. Entweder ist die HSG nicht in der Lage, sich gegenüber den Veranstaltern durchzusetzen, oder das Trischli ist einfach zu geldgeil und verbohrt. Wie auch immer: Eine Graduation-Party, bei der selbst die Absolventen noch eine Dreiviertelstunde anstehen müssen, um dann drinnen keinen Platz zum Tanzen zu haben, ist der sonst üblichen HSG-Organisation unwürdig. Diese Feier sollte dazu da sein, sich ein letztes Mal in St. Gallen mit seinen Mitabsolventen und Freunden zu amüsieren und seinen Abschluss zu feiern. Es stellt sich hier schon die Frage, warum es nicht möglich ist, den Club an diesem einen Tag im Semester für das weitere Publikum zu schliessen und für die nötige Exklusivität zu sorgen, die sich die HSG auch in allen anderen Lebenslagen stets selbst zuschreibt. So bleibt ein feierlicher Tag mit schalem Beigeschmack in Erinnerung.
Der Mensch ist allgemein der Ansicht, man dürfe alles kritisieren – nur ihn selbst nicht. Kein Wunder, dass die prisma-Umfrage schon vor dem Erscheinen auf Widerstand stiess. Vorbehalte der Universitätsleitung waren voraussehbar; unerwartet kamen Einsprüche von Seiten der SHSG: Ob wir uns bewusst seien, was für ein Bild wir von den HSGlern zeichneten, wurden wir gefragt. Wir würden die Uni in Verruf bringen!
Derartige Vorwürfe im Vorfeld sind meist ein gutes Zeichen – über 1’000 teilnehmende Studenten bestätigten dies. Es war überfällig, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, die wirklich interessieren. Dabei stellte sich manches Klischee als Mythos heraus. So bewältigt eine grosse Mehrheit das Studium, ohne auf unlautere Methoden wie Ritalin zurückzugreifen (Seite 39). Andererseits konnten wir einige Vermutungen bestätigen, die bisher als Märchen abgetan wurden – zum Beispiel die problematischen Zustände im Studierendensekretariat (Seite 36).
Vor allem zeigt die rege Rückmeldung: Es ist Zeit für eine neue Offenheit. Zu lange wurden Entscheidungen im stillen Kämmerlein getroffen. Weder bei den Beschränkungen der Masterstudiengänge, noch bei der Erhöhung der Studiengebühren konnte eine öffentliche Diskussion stattfinden. In der Chefetage der SHSG glaubte man die Probleme technokratisch lösen zu können – in Expertenkommissionen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit Vertretern, die durch mehr Enthaltungen als Stimmen gewählt wurden. Kein Wunder, dass sich viele Studierende nicht mehr für die Uni-Politik interessieren. In dieser Hinsicht ist diese Umfrage ein wichtiger Schritt hin zu mehr Demokratie an der HSG.
Der Wandel ist bereits im Gange. Im März wurden die Statuten der SHSG revidiert, jüngst wurde mit hoher Beteiligung ein neuer Präsident gewählt (Interview Seite 26). Auch beim prisma weht frischer Wind: Ab nächster Ausgabe übergebe ich die redaktionelle Leitung an Zanet Zabarac – mit der Gewissheit, dass unser Magazin weiterhin kritisch zu studentischen Themen berichten wird. In diesem Sinne wünsche ich dem neuen Team und dir – liebe Leserin, lieber Leser – alles Gute für die kommenden Semester.
Viel Spass bei der Lektüre!
Für viele ist diese Region ein schwarzer Fleck auf der Landkarte und so gut wie niemand wusste, was oder wo Tad-schikistan eigentlich ist. Bevor ich an der Universität St. Gallen meinen Bachelor begann, war ich eineinhalb Jahre in Asien und dem Nahen Osten rumgereist. Leider musste ich dann zurückkommen, um rechtzeitig zum Semesterstart wieder in der Schweiz zu sein. Seit dieser Zeit bin ich etwas rastlos und nutze jede Gelegenheit, noch mehr zu sehen und zu erleben.
Wie bist du zu diesem Praktikum gekommen?Im Sommer 2009 habe ich ein Praktikum bei einer lokalen NGO in Bangalore gemacht. Meine Chefin hat dort an einer Konferenz in Bangladesch von mir erzählt, woraufhin ich von einer lokalen NGO aus Tadschikistan eine Anfrage erhalten habe, ob ich nicht Lust hätte, auch bei ihnen reinzuschauen. So ein Angebot konnte ich unmöglich abschlagen. Als ich hier angekommen bin, habe ich aber schnell gemerkt, dass es viele Möglichkeiten für mich gibt. Ich habe eine 50-prozentige Festanstellung bei Caritas International bekommen. Dasselbe bei der International Organisation for Migration, die mir ebenfalls ein Teilzeitpraktikum angeboten haben.
Was machst du in Tadschikistan gerade genau?Bei Caritas International arbeite ich im Rahmen eines Income Generation Project mit, an der Verbesserung des Erscheinungsbildes einer lokalen Partnerorganisation. Bei der International Organisation for Migration arbeite ich in der «Migration for Development Unit» im Rural Growth Programme. Meine Aufgabe dabei ist es, ein Konzept und das Design einer Expansionsstrategie für dieses RGP-Projekt in den anderen Regionen Tadschikistans zu entwerfen. Zudem organisiere ich eine Situationsanalyse der migrationsspezifischen Initiativen der Sughd-Region. Durch das Centre for Development and Environment der Universität Bern habe ich die Möglichkeit erhalten, in ein weltweites Projekt zum Klimawandel Einblick zu erhalten. Das Pilotprojekt, bei dem ich mitwirke, plant, Systeme zur Produktivitätssteigerung des Landes zu dokumentieren und öffentlich zugänglich zu machen. Damit sollen die Ökosysteme des Landes verbessert und die landwirtschaftliche Bewirtschaftung belastbarer und anpassungsfähiger gemacht werden.
Worin bestand die grösste Herausforderung für dich?Momentan leben 80 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze und die Arbeitslosigkeit liegt bei 20 Prozent. Viele Tadschiken arbeiten daher unter sehr schlechten Bedingungen im Ausland, um ihre Familien versorgen zu können. Die grösste Herausforderung ist der Umgang mit diesen Tatsachen und dem historischen Hintergrund des Landes. Eine alltägliche Herausforderung ist auch die Sprache. Tadschikisch spreche ich fast gar nicht und mein Russisch reicht nicht wirklich aus, um mich hier zu verständigen.
Wo siehst du dich nach deinem Studium an der HSG?Das weiss ich noch nicht. Ich werde alles versuchen, um im öffentlichen Sektor etwas zu finden. Um herauszufinden, wo genau und auf welchem Gebiet ich mich spezialisieren möchte, nutze ich die Praktika, um mir klarzumachen, was in diesem Bereich möglich ist.
Alter: 21
Herkunft: Schönenbuch, BL
Studium: International Affairs, 4. Semester
Lieblingsmusik: Radiohead, Tool, Tori Amos, Muse
Lieblingsbuch: «Kafka am Strand» von Haruki Murakami
Lieblingsfilm: Die fabelhafte Welt der Amélie