Die Gründergarage hat bereits in der ersten Durchführung vor einem Jahr richtig eingeschlagen. Als Prof. Dietmar Grichnik und ich vor eineinhalb Jahren mit dieser Initiative gestartet sind, war mit einem solchen Erfolg nicht zu rechnen. Besonders gefreut hat uns die breite Unterstützung quer durch die ganze Hochschule bei der Organisation und der Durchführung. Hierbei ein dickes Danke an unsere starke HSG-Community!
Unternehmertum ist ein weiter Begriff. Man kann einen Coiffeur-Salon oder ein IT-Unternehmen gründen. Was ist der Fokus der Gründergarage?Unternehmertum bezeichnet nicht nur die eigentliche Gründung von innovativen Unternehmen, sondern auch Facetten wie das unternehmerische Führen von etablierten Unternehmen oder auch Social Entrepreneurship (was auch der Fokus meiner Forschung ist). Dazu haben wir ein breites Förderprogramm aufgesetzt, das weit über das Curriculum hinausgeht. Zusammen mit den HSG-Alumni haben wir zum Beispiel ein sehr starkes Jungunternehmer-Mentoring aufgebaut, bei dem die Expertise erfahrener HSG-Alumni-Unternehmer mit der Dynamik der Studierenden zusammentrifft. Bei der Gründergarage geht es grundsätzlich darum, eine Plattform für verschiedene Projekte zu bieten. Die Gründergarage ist auch ein wichtiger Teil unseres neuen HSG-Entrepreneurship-Campus, den wir gemeinsam mit Prof. Thomas Zellweger aufgebaut haben.
Wenn ich an innovative Universitäts-Spin-Offs denke, kommen mir spontan die ETH, das MIT oder Stanford in den Sinn. Wo steht da die HSG?Die HSG hat wenig Technologen am Standort. Geforscht wird hier aber auf ebenso hohem Niveau. Ausserdem gibt es viele HSGler, die durch ihr grundsätzliches Verständnis und ihr Interesse an Hochtechnologie Inventionen zu Innovationen machen. Erfolgreiche Gründer sind nicht (nur) Fachspezialisten, sondern vor allem auch gute Kommunikatoren. In neuen Lehrveranstaltungen wie beispielsweise High-Tech Start-up Management bringen wir Hochtechnologie in Form von Projektpartnerschaften mit ETH, EMPA und anderen sowie unsere Master-Studierenden zusammen. Und wie die ersten Durchführungen gezeigt haben, funktioniert dies grossartig!
Trotzdem wird an der HSG kein Ingenieurswesen vermittelt und branchenspezifische Master gibt es lediglich im Banking- und im Consulting-Bereich. Ist die HSG nicht der falsche Ort für Technologie-Unternehmertum?Ganz und gar nicht. Das Eine ist die Ausbildung, die an unserer Alma Mater vermittelt werden kann. Das Andere ist eine Denkweise, die auch bei den Studierenden der HSG mehr und mehr Einzug hält. Ein IT-Pro ist noch lange kein Technologie-Unternehmer! Oft ist es nicht die Technologie, sondern die Umsetzung einer Idee, welche den Erfolg ausmacht.
Unternehmerisch Interessierte sollen sich einfach mit uns in Kontakt setzen oder sich mit Gleichgesinnten in einem der studentischen Unternehmervereinen austauschen.
Florian Forster
Alter: 31Herkunft: NiederbayernStudium: TUM-BWL mit Informatik; Promotion an der WHU, nun HSGLieblingslektüre: brand eins, sonst meist Non-FictionLieblingsmusik: je nach Stimmung unterschiedlichste RichtungenLieblingsgericht: vieles – gerne scharf oder überbacken
Jeder Studierender kennt sie, die offiziellen Evaluationsbögen der Stelle für Qualitätsentwicklung der Universität St. Gallen. Dass es neben dieser Art der Beurteilung auch Evaluationsberichte von studentischer Seite gibt, wissen dagegen nur wenige. Als Teil der Interessenvertretung unter der Leitung des zuständigen Vorstands steht für das Evaluationsteam die Mitwirkung der Studentenschaft an der Entwicklung der Lehre im Vordergrund. Und dabei wird selten nur gemotzt: Stärken betonen, Schwächen aufzeigen, Verbesserungen vorschlagen – mit klaren Leitfragen rücken die Teammitglieder einzelnen Veranstaltungen oder ganzen Programmen zu Leibe. Im Unterschied zur verbreiteten Vorstellung, dass die Lehre dabei ausschliesslich aus eigener Sicht bewertet wird, fungiert das Team eher als Schnittstelle zwischen den Studierenden und unserer Alma Mater. Die Aufgabe besteht darin, die Meinungen und Wünsche möglichst vieler Studierender einzufangen und an die zuständigen universitären Stellen heranzutragen. Dafür werden qualitative Interviews sowie Umfragen durchgeführt und aufbereitet. Hierbei stellt sich natürlich die Frage, inwiefern wir Studierenden überhaupt etwas bewegen können. «Mit konstruktivem Feedback, das wir den Dozierenden für ihre Kurse geben, stossen wir fast immer auf offene Ohren. Realistische Verbesserungsvorschläge seitens der Studierenden werden positiv aufgenommen», meint Theresa Niederle, Vorstand Interessenvertretung.
Durch den Einsitz in verschiedenen Gremien und dem Kontakt zu Programmleitungen und lehrnaher Verwaltung besteht ein gutes Fundament für den Austausch. Evaluationsteamleiter Johannes Riehm stellt fest: «Ein Kommunikationskanal ist natürlich eine nötige Voraussetzung, aber wir finden umso mehr Gehör, je breiter die Beteiligung der Studierenden ist. Deswegen müssen die Umfragen möglichst repräsentativ sein!» Aktuell führen die Teammitglieder Interviews mit einzelnen Studierenden in Bezug auf das Kontextstudium. Damit soll ein erstes Stimmungsbild eingefangen werden. Ziel des Projektes ist es, den Stellenwert des Kontextbereichs unter den Studierenden zu analysieren und mögliche Optimierungspotenziale aufzudecken. Gerade in diesem Bereich sind die Programmleiter sehr interessiert, die Meinung der Studierenden zu erfahren. Das Kontextstudium mit seinen HaKo-, KuKo- und ReKo-Kursen bietet einen grossen Gestaltungsspielraum – im Gegensatz zu den Pflichtbereichen, die einen eher engen Rahmen vorgeben. So sind für die nächsten Jahre neue, innovative Gefässe geplant, die auch die strikte Trennung zwischen den drei Teilsäulen aufbrechen sollen.
Die WTO in der Sackgasse» ist seit Jahren das alles dominierende Thema in der internationalen Handelspolitik. Die Verhandlungen der Doha-Runde stecken fest und ein Vorankommen ist nach aktuellem Stand nicht zu erwarten. Ein guter Anlass, um der Welt der Handelsdiplomaten einmal vorzuleben, wie es idealerweise mit der WTO weitergehen könnte. Mit diesem Ziel sind seit Samstag, 14. April, 72 Studierende aus aller Herren Ländern zum oikos Model WTO an die HSG gekommen. Bis Donnerstag, 19. April, wird St. Gallen dann zum Schauplatz der internationalen Handelspolitik – zumindest in der Simulation. Fünf HSGler stehen hinter der Organisation der von «oikos» veranstalteten Konferenz.
Die Teilnehmer der Simulation schlüpfen für einige Tage jeweils in die Rolle eines Diplomaten, um die Interessen eines Landes in einem von sechs WTO-Komitees zu vertreten. Ganz nach dem Motto von oikos wird es inhaltlich um regionalen und nachhaltigen Handel gehen – Themen, die in den Augen der Organisatoren richtungsweisend für die Handelspolitik sein werden. Das schliesst aktuelle Probleme wie die mögliche Einführung einer Emissionssteuer durch die EU oder die zunehmende Bedeutung regionaler wirtschaftlicher Integration ein.
Die Organisatoren von oikos haben den Anspruch, die Simulation möglichst authentisch zu gestalten. Neben den Verhandlungen wird es deshalb für die Teilnehmer auch ausführliches Coaching durch Praktiker von der WTO, Genfer Botschafter und anderen Experten geben. Dafür ist eigens ein zweitägiger Trip zum WTO Sitz nach Genf geplant. Gleichzeitig bietet eine Simulation aber auch immer die Möglichkeit, zu einem gewissen Grad unrealistisch zu bleiben und visionäre Lösungsvorschläge zu verabschieden, die vielleicht heute noch über die gegebenen geopolitischen Möglichkeiten hinausgehen mögen. Eine gewisse Portion Idealismus darf eben auch nicht fehlen.
Beim diesjährigen Model WTO sind um die 35 Nationalitäten sowie alle Kontinente vertreten. Die Verhandlungen in den Komitees werden unterdessen von HSG-Studierenden geleitet, die die schwierige Aufgabe haben, einen Konsens zwischen den häufig entgegengesetzten Länderinteressen zu erwirken und dennoch neutral zu bleiben. Darauf wurden sie in einem HSG-Seminar im Februar ausführlich vorbereitet.
Ein Highlight der Konferenz ist die öffentliche Podiumsdiskussion am Dienstag, 17. April, zu den Herausforderungen der internationalen Handelspolitik. Die Themen, die die Teilnehmer tagsüber in ihren Komitees verhandeln, werden an diesem Abend von hochkarätigen Rednern diskutiert. Unter anderem werden eine Chefberaterin von Pascal Lamy und der HSG-Professor Simon Evenett sprechen. Das sollten sich auch WTO-Skeptiker nicht entgehen lassen.
Im Abendprogramm der Teilnehmer darf natürlich auch eine Social Night nicht fehlen, wie ein Beispiel aus den letzten Jahren zeigt. Da kommt es schon einmal vor, dass dem von Kater-Kopfschmerzen geplagten Vertreter der USA, der eigentlich ein Europäer ist, bei den morgendlichen Verhandlungen am nächsten Tag ein Deal abgerungen wird, mit dem er sein Land unbedacht in horrende Unkosten stürzt. Auch das ist Teil der Model-WTO-Erfahrung, denn neben allem Ernst soll ja auch der Spass nicht zu kurz kommen.
Ein tattriger alter Greis im grauen Kittel irgendwo zwischen fünf Meter hohen Bücherregalen sortiert einzelne Bücher und kopiert Seite für Seite zwischen einem Nickerchen oder einer Tasse Tee mit einem Löffelchen voll Zucker. Sieht nicht ungefähr so unsere Vorstellung von einem Archivar aus?
Bei unserem Uniarchivar trifft dieses Bild jedoch ganz und gar nicht zu. Er ist ein junger, dynamischer Mann mit einem sehr schönen Büro, einem 30-Zoll-Bildschirm und einer riesigen Fensterfront.
Doch wie sieht denn nun seine Arbeit aus, wenn er nicht zwischen Regalen hin- und herwuselt? Tatsächlich ist das Uniarchiv eine äusserst dynamische Einrichtung. Thomas Schwabach führt ein Team von einem Angestellten (80 Prozent) und zwei studentischen Mitarbeitern, ferner helfen auch die Bibliotheksauszubildende und der Bibliothekspraktikant stundenweise aus. Die Hauptaufgabe des Archivs ist es, als «Gedächtnis der Universität» die HSG in ihrer Entwicklung und das Verwaltungshandeln zu dokumentieren. Dies erweist sich als hochkompliziertes Unterfangen. Schlussendlich werden nämlich nur fünf Prozent der Unterlagen archiviert; der Rest wird weggeworfen. Die Originaldokumente werden nach und nach ins Staatsarchiv transportiert. Dort können auch viele der ältesten HSG-Dokumente eingesehen werden. Für die Benutzung von Dossiers gibt es datenschutzrechtliche Sperrfristen, die der Archivar beachtet.
Um der Aufgabe voll und ganz gerecht zu werden, hat Herr Schwabach eine eindrückliche Laufbahn hinter sich und einen Doktortitel in der Tasche. Er absolvierte den Magister in Geschichte und Soziologie in Deutschland. Nach seinem Studium folgten mehrere Jahre Arbeit in Archiven in Düsseldorf, in Weinstadt bei Stuttgart und in Detmold (Lippe). Während dieser Zeit machte er die zweijährige Fachausbildung zum höheren Archivdienst mit theoretischer Ausbildung an der Archivschule Marburg (Lahn). Zufällig fiel ihm die Stellenausschreibung der HSG im Internet auf, welche ihn sehr interessierte und so dürfen wir ihn jetzt unseren Uniarchivar nennen.
Thomas Schwabach verrät uns, dass man nicht nur eine gute Ausbildung mitbringen muss, um Uniarchivar zu werden. Nein, man muss nämlich auch einen «stark ausgeprägten Ordnungssinn» haben, der bei ihm zu Hause wohl ebenfalls durchdringt. Die Herausforderung liegt darin, dass man so strukturiert und ordnet, dass ein Dritter möglichst ohne Hilfe die Daten durchsuchen und das Gesuchte problemlos finden kann. Zudem muss ein Archivar ein Auge für das Wichtige haben, da Aussortieren und Wegwerfen den Beruf prägen. Also im Klartext: Man muss fähig sein, eine winzige Nadel in einem überdimensional grossen Heuhaufen finden zu können. Obwohl die Nadel eigentlich gar nicht erst in den Heuhaufen gelangen darf, weil man ja einen sehr ausgeprägten Ordnungssinn hat und somit sicherlich keine Nadel im Heuhaufen verliert.
Ein wichtiges Ziel des 1973 geborenen Archivars ist es, möglichst alle zentralen Dokumente digital nutzbar und somit auch im Volltext durchsuchbar zu machen. So sind beispielsweise bereits alle HSG-Jahresberichte ab 1900, das HSG-Blatt seit 1977 oder auch alle prisma-Ausgaben ab der ersten Ausgabe 1959 vollständig digitalisiert worden. Für diese wichtigen Quellen sollen Benutzer zukünftig aber nicht mehr notwendigerweise ins Archiv kommen müssen. Als nächster Schritt ist die Onlinestellung mit Suchfunktion geplant. Dazu sind jedoch noch ein paar technische Hürden zu bewältigen.
Seit Thomas Schwabach unser Uniarchiv leitet, hat sich einiges verändert. Er kann durch die Digitalisierung der Daten zügiger Auskunft geben, da der Aufwand, etwas zu finden, viel geringer ausfällt. Das Archiv ist ausserdem bekannter geworden, so dass Anfragen nicht mehr über unzählige Ecken laufen müssen, um bei Herrn Schwabach anzukommen. Die Verwaltungsmitarbeiter liefern mittlerweile weitgehend freiwillig ihre Dokumente ab. Es ist also nicht mehr erforderlich, auf die Anbietungspflicht nach dem Archivgesetz hinzuweisen. Der Service des Uniarchivs für Recherchen wird zunehmend sogar von HSG-Professoren genutzt. An dieser Stelle möchte Herr Schwabach an die Vereine der Uni St. Gallen appellieren: Plakate von Vereinen sind im Uniarchiv sehr erwünscht. So können die Vereine auf solche Affichen noch in 50 oder sogar 100 Jahren zurückgreifen. Die Entwicklung der einzelnen Vereine und deren eindrückliche Geschichte können so die Zeit überdauern. Also, packt eure Plakate und liefert sie im Archiv ab!
Natürlich werden wir auch über die Archiv-No-Gos aufgeklärt. Anhand von Beispielen wurde mir aufgezeigt, was man wirklich nie und nimmer machen darf (bzw. unbedingt tun muss), wenn man Unterlagen dauerhaft aufbewahren will.
1. Heftklammern entfernen.
2. Das Papier darf auf keinen Fall in von uns geliebten und von Archivaren verachteten Plastikmäppchen aufbewahrt werden. Plastik ist nämlich säurehaltig, so dass das Papier im Laufe der Zeit angegriffen wird. Über die Jahre kann es passieren, dass die Schrift nur noch an der Folie klebt und das Papier blank ist!
3. Gummis sind absolut tabu. Sie lassen sich später vom Papier nicht mehr ablösen.
4. Auf gar keinen Fall darf Papier mit gewöhnlichem Tesafilm befestigt werden, da das Klebeband vergilbt und das Papier ebenfalls.
5. Zu guter Letzt sollte man sich professionelle, säurefreie Archivschachteln anschaffen, diese mit Tuschestiften (Tusche verblasst nicht und ist wasserfest) anschreiben und in einem möglichst gleichmässig klimatisierten Raum aufbewahren. Auch Thomas Schwabach hat einige von diesen Schachteln für seine wichtigen persönlichen Dokumente zuhause, da sie praktisch und stabil sind und so die zahlreichen Umzüge schadlos überstanden haben.
Wir haben also gelernt, dass ein Uniarchivar nicht ein alter, zittriger Mann irgendwo in einem modrigen Keller ist, der ab und zu mal Bücher kopiert und in ihnen schmökert. Viel mehr stellt unser Archiv ein dynamisches Gebilde von mehreren Mitarbeitern dar. Um Archivar zu werden, muss man eine spezielle Ausbildung abschliessen, ziemlich ordentlich sein und die Spreu vom Weizen trennen können. Vereine dürfen dem Archiv gerne einen Besuch abstatten und vielleicht verirrt sich auch sonst mal ein Student dorthin. Es ist empfehlenswert!
Kraftklub ist ein pragmatisches Kleinod in Karl-Marx-Stadt, heutzutage politisch korrekt als Chemnitz bekannt. Nach der Gründung 2009 hinterliess die Band bereits an Auftritten auf dem Splash und im Vorprogramm von namhaften Künstlern wie Fettes Brot, Beatsteaks und Casper Abdrücke ihres Werdegangs.
Die Musik der fünfköpfigen Band ist eine Mischung aus Rap und Indie, aber, wie von ihnen selbst stets hervorgehoben, kein Crossover, sondern irgendwie anders, energetisch. Sobald die Musik kraftvoll und lebendig aus den Boxen tönt, entdeckt man die wahre Qualität der Band: Die Texte sind voller Lyrik und grandios inszenierter Andersartigkeit.
Diese Andersartigkeit ist eine erfrischende Abwechslung gegenüber dem herrschenden Einerlei in der heutigen Musikbranche. Sie ist eine herrlich überspitzte Darbietung von tausendfach gehörten Plattitüden und gleichzeitig die gnadenlose Abrechnung damit. Trocken, ironisch und irgendwie intelligent widerspiegeln sich die Wirren unserer Zeit in den Songs.
Ihr Lied «Zu Jung» beispielsweise steht für die Orientierungslosigkeit einer ganzen Generation. Einer Generation, die vor der übrig gebliebenen Asche des bereits Vergangenen steht und den gleichen verglühten Träumen hinterherschmachtet, sowie das selbe Bedürfnis nach Rebellion, das der Jugend eigen ist, verspürt. Doch irgendwie hat das einen faden Beigeschmack, denn die Rebellion ist nichts Neues mehr, nur ein seichter Aufguss: «Egal wo wir hinkommen, unsere Eltern waren schon eher hier.»
Ich wollte eigentlich schon immer eigene Shirts!», erzählt Ozan Günaydin, einer der drei Gründer des St. Galler T-Shirt-Labels AvantBart. Als er mit zwölf Jahren das Programm Photoshop bedienen konnte, fing er an, am Computer T-Shirt-Designs zu erstellen. Als er 2010 dann sein Studium an der HSG aufnahm, tat er sich mit seinen Freunden Boris Stoll und Mirco Kirchner zusammen, um das einstige Hobby auf professioneller Ebene voranzutreiben.
AvantBart ist ein «frisches, innovatives T-Shirt-Label, welches Technik, Lifestyle und Internet verbinden will», so das Mission Statement der drei Gründer. Gezielt wird dabei die Kooperation mit Künstlern aus der Region gesucht. Die T-Shirts werden stets in kleinen Auflagen gedruckt, die thematisch gegliedert sind. «Mit einem hohen Individualitätsgrad wollen wir AvantBart immer wieder neu erfinden. Wir wollen jung und flexibel sein und nicht in alten Denkweisen stecken bleiben.»
Dafür steht auch die enge Verzahnung der Produkte mit dem Internet. So war im Design der ersten verkauften T-Shirts ein Barcode versteckt, den man mit dem Smartphone abfotografieren konnte und damit Zugang zu geheimen Inhalten auf der Website der Gründer erhielt.
Ein offenes Label zu sein, wie es der Anspruch der Gründer ist, bedeutet für sie nicht auf ein modisches Genre beschränkt zu sein. So ist man derzeit mit einem Künstlerduo aus Basel im Gespräch, hat aber auch schon T-Shirts in Eigenregie, sowie in Kooperation mit Künstlern aus St. Gallen umgesetzt. Alle T-Shirts werden von den Gründern von Hand im Siebdruckverfahren bedruckt. Das ist ein spezielles Druckverfahren, bei dem das Druckmuster durch kleine Öffnungen im Gewebe der Textilien quasi von innen aufgetragen wird, was hohe Widerstandsfähigkeit garantieren soll. «Bevor die Farbe verschwindet, schmeisst du eher dein Shirt weg, weil du es so lange getragen hast», so Ozan Günaydin.
Die Produktion findet in einem Atelier statt, das einem vierköpfigen Künstlerkollektiv aus St. Gallen gehört. «Da gehen auch andere Künstler und Freunde von uns ein und aus. Das ist immer ein schönes Erlebnis dort und sehr inspirierend», so Ozan.
Der Name AvantBart ist, wie es sich für echte Künstler gehört, ziemlich spontan entstanden. Er setzt sich zusammen aus dem Wort «Avantgarde», also dem Teil einer Generation, der Dynamik verkörpert und zu neuen Ufern aufbrechen will. «Das Ganze haben wir dann mit Bärten verbunden! Wir mögen Bärte. So einfach ist das!», so Ozan.
Auch in Sachen Marketing werden unkonventionelle Wege beschritten. So gab es eine Guerilla-Marketing-Aktion in Luzern und es konnten bereits Berichte im St. Galler Tagblatt und in verschiedenen Blogs im Internet platziert werden. Wichtige Bedeutung kommt auch den in unregelmässigen Abständen stattfindenden Partys zu, auf denen T-Shirts verkauft und präsentiert werden. Die Einladung dazu erfolgt meist über Facebook, so dass es Sinn macht, sich bei Interesse in der entsprechenden Gruppe von AvantBart einzutragen.
Eine zweite Kollektion ist in Planung. Die Produkte können ausschliesslich im Internet erworben werden unter www.AvantBart.ch. Letztendlich wollen die Gründer aber gar keine Kunden haben. «Wir wollen Fans», so Ozan Günaydin selbstbewusst.
Während die Fortschrittlichkeit der HSG weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt ist, wirkt der St. Galler Kartendschungel auf die meisten Studierenden aus Freiburg, Zürich oder Bern rückständig. Die Luzerner etwa besitzen in Form der CampusCard eine Lösung für alle Fragen (siehe nebenstehende Tabelle). Auch für St. Gallen wäre «Eine für alles» wünschenswert – doch wo bleibt sie?
Schliesslich gäbe es viele Funktionen, um die eine Legi erweitert werden könnte. Besonders an der HSG würde sich etwa eine allgemeine Geldkartenfunktion anbieten, mit der das Essen in der Mensa oder die Kopien und Mahngebühren in der Bibliothek schnell und bargeldlos bezahlt werden könnten. Auch der GastroPass für AdHoc und MeetingPoint und der Nachweis für die Kraftraumeinführung liessen sich auf einer integrierten Legi speichern. Schliesslich könnte über eine solche Karte ebenfalls der Zugang zu Räumen und Gebäuden reguliert werden, auch wenn dies an der HSG im Gegensatz zu Universitäten mit Labors und anderen sensiblen Bereichen weniger relevant ist. Die Einsatzmöglichkeiten wären also vielfältig.
Die Frage nach einer multifunktionalen oder auch «integrierten» Legi ist allerdings keineswegs erst seit kurzem ein Thema. Im Gespräch mit Theresa Niederle, Vorstand der Interessensvertretung der SHSG, und Max Hesse, dem letztjährigen Vorstand Campus, ergab sich, dass bereits mehrere Generationen von Studentenvertretern in diesem Punkt mit der Verwaltung der Universität verhandelt haben. «Natürlich geht es einmal darum, dass man nicht immer tausende Karten dabeihat. Vor allem muss man aber eine solche integrierte Legi-Karte als notwendiges Infrastrukturprojekt sehen, schliesslich sollte unsere Universität auch in diesem Bereich zukunftsfähig sein», so Theresa. Die Verwaltung der Universität andererseits habe bisher kein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis gesehen: Die Kosten im Bereich von mehreren hunderttausend Franken liessen sich in keinem Falle durch den begrenzten Mehrwert hinsichtlich Praktikabilität und fortschrittlichem Auftreten rechtfertigen.
Im November kam dann das überraschende Einlenken der Universitätsverwaltung. Ein Projektantrag wurde in Auftrag gegeben, kurz darauf sollten Offerten eingeholt werden. Die Gründe für diesen plötzlichen Umschwung blieben dabei unklar. Viel weiter als bis zur Fertigstellung des Projektantrags kam es dann sowieso nicht, da wurde er auch schon wieder gestoppt und mit einer laut Verwaltungsdirektion günstigeren und besseren Variante ersetzt.
Auch an der Fachschule St. Gallen war die Einführung einer integrierten Legi-Karte geplant. Anders als an der HSG üblich, erhält die FHS jedoch kein Gesamtbudget vom Kanton zugeteilt, sondern nur projektbezogene Mittel. Für eben dieses FHS–Projekt waren nun die nötigen Mittel durch den zuständigen Hochschulrat nicht genehmigt worden. Den Hintergrund dafür bildeten vermutlich die aktuellen finanziellen Probleme des Kantons St. Gallen: Gemäss Finanzplan 2010 bis 2012 fährt der Kanton in diesem Zeitraum ein jährliches Defizit zwischen 124 Millionen und 224 Millionen CHF. Aufgrund dieses Defizits beschloss der Kantonsrat im Februar 2011 ein Massnahmepaket, das Einsparungen auf allen Gebieten beinhaltet. In diesem Massnahmepaket wurde beispielweise die jüngste Erhöhung der Studiengebühren beschlossen. Diese Einsparungen wurden in zwei Runden im Mai und Dezember umgesetzt. Warum das nun trotzdem Auswirkungen auf die Legi-Pläne der HSG hat, ist umstritten. An der HSG kursieren zwei Theorien dazu.
Die erste Theorie besagt nun folgendes: Laut eines unter Uni-Mitarbeitern und der Studentenschaft kursierenden Gerüchts führten die bisherigen Einsparungen bei den HSG-Verantwortlichen zu Furcht vor Kürzungen. Wenn sie auf dem Rosenberg das Legi-Projekt umsetzten, das zuvor am Fuss des Rosenbergs gescheitert war, würde der Fokus verstärkt auf die Ausgaben der HSG gelenkt. Das hätte nicht gerade positiven Einfluss auf künftige, kostspielige Pläne (siehe Ausgabe Protest, Campus 2022). Die Folge davon wären nämlich wiederum tiefe Einschnitte in Form von Mittelkürzungen. Doch nicht nur mögliche finanzielle Folgen, auch potenzielle Schäden in der Aussenwahrnehmung seien Teil des Kerns der administrativen Sorgen gewesen: Genannte Sparanstrengungen machten auch vor der Einstampfung bisher freiwilliger kantonaler Leistungen oder vor der Streichung von Zuschüssen zum Spital nicht Halt und schürten damit Unmut in der Bevölkerung – und Angst vor ähnlichen Kürzungen beim HSG-Budget.
Markus Brönnimann, als Verwaltungsdirektor zuständig für die Frage nach der integrierten Legi, verneint diese Theorie jedoch vehement. Auch er sähe eine ganzheitliche Legi gerne, die im Übrigen auch als Betriebsausweis für das Personal dienen könne. Jedoch hätten sich gleichzeitig mit dem Projektantrag zur integrierten Legi die finanziellen Aussichten des Kantons stark verschlechtert. In der Folge wurde die HSG vom Erziehungsdepartement beauftragt, verschiedene Sparmassnahmen für die Folgejahre zu präsentieren. Auch sei von den jährlichen Ausgabeüberschüssen von zirka 108 Millionen CHF, die aus Mitteln der öffentlichen Hand finanziert werden, ein Grossteil in Lehre und Verwaltung gebunden, so dass für neue Investitionen nur zirka drei bis fünf Millionen CHF übrig blieben: «Klar, ich fände es als Student ebenfalls toll, wenn mein Portemonnaie nur noch halb so dick wäre wie bisher. Für mich stehen aber andere Projekte weiter im Vordergrund, zum Beispiel die Entwicklung eines Intranets, das seinen Namen auch verdient, oder der Bau von festen Lehrräumen, die die Provisorien ersetzen.»
Was auch immer nun die tatsächlichen Beweggründe der Verwaltung waren, in der Folge wurde der erste Projektentwurf zugunsten eines neueren in Form eines Kompromisses abgelehnt. Dieser versucht, mit Hilfe einiger Einschränkungen in den Möglichkeiten der Legi, ein akzeptableres Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen zu finden. Der neue Entwurf sieht eine Zusammenführung der bisherigen Legi samt Ausleih-Funktion mit der Drucker-/Kopierkarte vor. Nötig wäre allein der Aufdruck des bisherigen Legi-Designs inklusive Ausleihe-Barcode auf die bisherigen Kopierkarten-Rohlinge. Neu sei bei diesem Vorschlag ausserdem die Möglichkeit, die Legi durch die Nutzung eines speziellen Thermobereichs über mehrere Semester hinweg zu verwenden. Eine solche Lösung komme bereits an der ETH Zürich zum Einsatz: Am Anfang des Semesters wird die Legi an entsprechenden Terminals neu validiert, also das alte Gültigkeitsdatum vollständig entfernt und das zum neuen Semester gehörende eingesetzt, so der HSG-Projektverantwortliche Eduard Lanker. Letztendlich fielen bei einer solchen Karte also nur die Kosten der Karte selbst und die Anschaffungs- und Installationskosten für die Terminals an. Diese seien aber mangels eingegangener Offerten seitens des Anbieters noch nicht genau zu beziffern.
Für die Studierenden stellt die Kombination aus Drucken, Bücherausleihe und Legi in einer einzigen Karte vorerst einen akzeptablen Kompromiss dar, der bereits eine Verbesserung der aktuellen Situation bedeutet. Praktischerweise lässt sich das geplante Trägersystem in Zukunft einfach um einzelne Funktionen erweitern, sofern die entsprechenden Mittel verfügbar sind. Eine zentrale Frage bleibt freilich unbeantwortet: Auch an der ETH oder der Universität Bern existieren bereits seit längerem vergleichbare Systeme. Selbst die Pädagogische Hochschule St. Gallen mit gerade einmal 1’000 eingeschriebenen Studierenden hat eine integrierte Legi zum bezahlen, Bücher ausleihen, kopieren und weitere Vergünstigungen. Dabei ist das Budget der PHSG nur unwesentlich geringer als das der HSG. Wieso müssen also ausgerechnet wir Angst vor Einsparungen haben und auf eine zeitgemässe Legi verzichten?
«Die Anderen»
Unicard, Bern
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Bezahlfunktion (Drucken/Mensa)
Diverse RabatteCampusCard, Luzern
Bücher ausleihen
Bezahlfunktion (Drucken/Mensa)
Diverse Rabatte
Zugang zu elektronisch verriegelten Räumen
Für Studierende und MitarbeiterCampus Card, Freiburg
Bücher ausleihen
Bezahlfunktion (Drucken/Mensa)
Diverse RabatteETH-Karte, Zürich
Bücher ausleihen
Zugang zum Prüfungsraum/Sportinfrastruktur
Diverse Rabatte (ÖV)
Mobility Membercard
Für Studierende und Mitarbeiter
Es ist Freitagmorgen und erneut führe ich eine unnötige Diskussion mit meiner besten Freundin darüber, dass sie ihre Tasche nicht einfach herumliegen lassen soll. Schliesslich weiss ich, wovon ich spreche: Es war an einem dieser Tage, an denen ich, gestresst und überarbeitet, noch schnell etwas in der Bibliothek ausdrucken musste. Ich lasse meine Tasche kurz bei den Kästchen stehen und mache mich auf den Weg zu den Druckern. Es sind ja nur zwei Minuten …
Es braucht wohl keine nähere Erläuterung des weiteren Geschehens, welches sich kurz nach meinem Verlassen der Tasche abspielte. Die Bilanz nach einer nachfolgenden Durchsuchung meiner geliebten Tasche führte zu folgendem Ergebnis: minus ein Portemonnaie, das ironischerweise leer war und nicht einmal einer renommierten Marke angehörte.
Dass sich an der HSG leichte Beute machen lässt, muss sich wohl auch fern vom Campus herumgesprochen haben. Bekannterweise haben wir nicht bloss mit HSG-Amateurdieben zu kämpfen, auch so genannte Meisterdiebe treiben hin und wieder gern ihr Unwesen an unserer Uni. So auch in der letzten Winterlernphase. Man hatte sich wohl erhofft von den gut betuchten, im Lernmodus versunkenen Studierenden profitieren zu können, aber dank jenen achtsamen Streberlingen, die sich kurz von ihren KKarten losreissen konnten, führte das Ganze schlussendlich zu einem Polizeiaufgebot.
Wenn sich schon Externe die Mühe machen, sich den Rosenberg hochzuquälen, um das grosse Los (oder das richtige Portemonnaie) zu erbeuten, stellt sich doch die Frage, wie gedankenlos HSG-Studierende mit ihren Wertgegenständen umgehen. Also schaut auf eure Wertsachen, schaut auf die eurer Kollegen und wenn ein verdächtiges Subjekt herumschleicht: Zivilcourage zeigen und ansprechen!