Ein Botschafter ist der offzielle Vertreter eines Staates in einem anderen Land. In meinem Fall ist dies der Vatikan oder, wie man korrekterweise sagen würde, der Heilige Stuhl. Ich vertrete dort die Interessen der Schweiz als Staat und nicht etwa die Interessen der Schweizer Katholiken. Mit dem Vatikan pflegen wir zudem einen politischen Dialog über Menschenrechte. Dieser ist für uns äusserst fruchtbar, da der Vatikan in den meisten Ländern durch seine Bischöfe und Priester über ein sehr dichtes Netz von Vertretungen verfügt.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?Das Interessante an meinem Beruf ist sicherlich dessen Vielseitigkeit. Zudem ist es eine Tätigkeit, in der man einen gewissen Einfluss auf die Aussenpolitik eines Landes hat. Natürlich bestimmt man die Politik nicht selbst, sondern ist Teil eines Systems. Allerdings gibt es innerhalb des erteilten Auftrags immer eine gewisse Bandbreite, deren Ausgestaltung von den jeweiligen Fähigkeiten und der Persönlichkeit abhängt.
Das Negative an Ihrem Beruf ist dann wohl, dass man sich ab und zu einen grösseren Handlungsspielraum wünscht, als derjenige, welcher einem gewährt wird.Das kommt vor. Ich denke jedoch, dass jedermann ab und zu einmal etwas tun muss, was er persönlich wohl anders machen würde. In der Schweiz ist das jedoch relativ selten der Fall, obwohl ich in jüngster Zeit hin und wieder einige Positionen vertreten musste, welche ich persönlich nicht teile. Ich denke hier beispielsweise an die Minarett-Initiative oder andere Entwicklungen bezüglich der Migrationspolitik.
Welchen Eindruck haben Sie von der allgemeinen Wahrnehmung der Schweiz im Vatikan?Die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Schweiz sind grundsätzlich gut. Ich denke, dies hat vor allem mit der Schweizer Garde zu tun. Durch diese hat die Schweiz eine Präsenz erhalten, welche die Bedeutung unseres Landes weit übersteigt. Es gibt allerdings auch gewisse Probleme. Die Schweizer Katholiken gelten aufgrund ihrer demokratischen Tradition im Allgemeinen als schwierig. Dies ist jedoch eher die Angelegenheit des Nuntius in der Schweiz, welcher dort den Vatikan vertritt.
Im Jahr 2008 haben Sie in einer Rede am Liberalen Institut in Zürich gesagt, die Schweiz sei im internationalen Vergleich ein Sonderfall. Wie kommen Sie zu dieser Aussage?Zuerst muss ich klarstellen, dass ich die Schweiz nicht in allen Bereichen für einen Sonderfall halte. Allerdings zeichnet sie sich in sehr wichtigen Aspekten aus. Betrachten Sie einmal das Beispiel Europarat: Von den 47 demokratischen Mitgliedstaaten besitzt nur einer, nämlich die Schweiz, derart starke direktdemokratische Rechte. Diese Rechte gehören untrennbar zur Schweiz, wie wir sie kennen. Es gibt keinen vergleichbaren Fall. Parallel dazu ist auch der Föderalismus in der Schweiz, welcher den Kantonen und Gemeinden einen hohen Grad an Finanzautonomie gewährt, weltweit einzigartig. Der dritte Aspekt ist die pluralistische Sprachenlandschaft und die damit verbundene relativ tolerante Politik, welche im internationalen Umfeld leider auch speziell ist. Aufgrund dieser drei Punkte sehe ich die Schweiz als Sonderfall. Meiner Meinung nach geht unsere Diskussion über diese Thematik häug in die falsche Richtung. Oft wird die Frage gestellt, ob wir überhaupt ein Sonderfall sein sollten. Wir sollten ein Sonderfall sein und damit eine Alternative bieten. Diese muss nicht besser oder schlechter sein, aber sie muss die politische Kultur bereichern.
Neben Ihrer Position als Botschafter waren Sie 2009 während dem halben Jahr, in dem die Schweiz den Vorsitz im Europarat innehatte, auch Mitglied im Europarat in Strassburg. Ausgehend von dieser Perspektive: Denken Sie, die Schweiz kann ihren bilateralen Sonderweg mit der EU noch lange aufrechterhalten?Wir leben in einer interdependenten Welt. Zwar existieren immer noch souveräne Staaten, aber diese sind zunehmend stärker miteinander vernetzt. Dies bedeutet allerdings nicht, dass man als Staat nicht mehr zu seinen Stärken und Vorteilen stehen sollte. Im Gegenteil. Je vernetzter und globalisierter die Welt wird, desto stärker wird vielleicht das kompensatorische Bedürfnis, seine nationale Identität zu verteidigen. Bezogen auf die Schweiz bedeutet dies aber keinesfalls, dass man sich gegenüber der EU abschotten sollte. Wichtig ist eine redliche Zusammenarbeit. Vorderhand bietet der vom Bundesrat verfolgte bilaterale Weg die beste Möglichkeit dazu.
Das war jetzt sehr diplomatisch. Was denken Sie, sind denn die Maluspunkte der Schweiz?Sehen Sie, es gibt immer eine Vorder- und eine Rückseite. Vielleicht dauert der demokratische Entscheidungsfindungsprozess in der Schweiz wesentlich länger als in einer präsidialen Republik. Umgekehrt muss man aber auch festhalten, dass Entscheide in der Schweiz eine höhere demokratische Legitimation besitzen. Dasselbe gilt auch für den Schweizer Föderalismus. Dieser kann auch eine enorme Trägheit besitzen, wenn auf alle Regionen so viel Rücksicht genommen wird.
Wie sieht es mit der Schweizer Mentalität aus?Die Frage ist doch, ob es überhaupt eine solche Mentalität gibt. Besteht die Schweizer Mentalität nicht viel mehr aus einer Tessiner, Genfer oder St. Galler Mentalität?
Was bringt diese unterschiedlichen Mentalitäten denn zusammen?Das zentrale Element sind sicherlich die enormen politischen Mitspracherechte, welche diese Regionen, wenn sie zu anderen Ländern gehören würden, mit Sicherheit nicht hätten. Würde die Schweiz diese Rechte abschaffen, wäre der Kern unserer Mentalität nicht mehr vorhanden.
Der internationale Druck im Allgemeinen, insbesondere im Lichte der Steueraffären, hat in den vergangenen Jahren merklich zugenommen. Droht der Eidgenossenschaft ein Imageverlust?Das Image hat sicher gelitten. Man kann sein Bild in der Welt, aus dieser Verteidigungsposition heraus, nicht über längere Zeit auf demselben Niveau aufrechterhalten. Im Allgemeinen würde ich jedoch sagen, dass die Schweiz weiterhin renommiert ist. Zudem bessert sich der Ruf, je weiter sie von der Schweiz weggehen. Man muss allerdings klar sehen, dass wir momentan von der Substanz zehren. Ereignen sich über längere Zeit weiterhin Vorkommnisse, wie wir sie in den letzten paar Jahren erlebt haben, droht ein ernsthafter Schaden. Wir müssen darauf achten, dass wir ein Bürgerstaat bleiben und uns nicht zu stark auf oberflächliche Imagebildung konzentrieren.
In einem Artikel der NZZ im November letzten Jahres sprechen Sie sich vehement für eine diplomatische Vollvertretung der Schweiz im Vatikan aus. Steht eine solche Annäherung zum Epizentrum des Katholizismus nicht im Widerspruch zu einem säkularen und zu grossen Teilen auch reformierten Staat wie der Schweiz?Im Vatikan befinden sich derzeit einundachtzig Botschaften; darunter auch einige von islamischen Ländern wie Ägypten oder Indonesien. Daher glaube ich nicht, dass hier konfessionelles Denken eine allzu entscheidende Rolle spielt. Die grossen Fragen von Religion, Politik und Toleranz stellen sich heute zudem überall auf der Welt. Diese werden meiner Ansicht nach nirgends derart intensiv diskutiert wie im Vatikan.
Abschliessend noch eine Frage. Was wünschen Sie sich in Zukunft für die Schweiz?Ich würde mir wünschen, dass die Schweiz die Stärke und das Selbstverständnis, welches sie besitzt, auch weiterhin auslebt. Zudem sollte sie vorhandene Potenziale und Chancen im Bereich der Integration noch besser ausschöpfen. Mit unserer starken Bürgergesellschaft sind wir fähig, mehr zu leisten. Die Schweiz soll sich bewusst sein, dass sich Weltoffenheit und Pflege der eigenen Identität im Zeitalter der Globalisierung nicht gegenseitig ausschliessen. Wenn sie dies solide umsetzt, wird sie eine lohnenswerte Zukunft vor sich haben.
Asien ist im Aufschwung. Fasziniert vom asiatischen Wirtschaftswunder strömen auch immer mehr junge Talente aus Europa gen Osten. Universitäten in Hongkong und Singapur werden so zu Epizentren des intellektuellen Transfers zwischen West und Ost und zum Schauplatz einer neuen Goldgräberstimmung. Die HSG bietet deshalb seit 2003 25 ihrer Studenten mit dem «Asia Term» ein spezielles Austauschprogramm an: Sie verbringen ihr fünftes Semester an der Singapore Management University, sollen die südostasiatische Kultur kennenlernen und praktische Erfahrung in der ökonomischen Welt der Tigerstaaten sammeln. Die Studentinnen und Studenten reissen sich darum – müsste man meinen.
Das ServicePortal erzählt uns jeweils ab Ende Januar eine andere Geschichte: Es gäbe noch freie Plätze für den Asia Term und man solle sich eine Bewerbung doch bitte noch überlegen. Die 25 offerierten Austauschplätze konnten in den vergangenen Jahren nur mit Mühe gefüllt werden. Eine Nachfrage bei Alumni des Programms bringt Klarheit: Sie alle schätzten die einmalige Kombination aus kulturellen Einblicken, praktischen Beratungsprojekten und der akademischen Herausforderung. «Ich durfte ein Beratungsprojekt mit BASF übernehmen und konnte im Rahmen dessen nach Bangkok reisen», freut sich Silvan Bienz, der 2012 am Asia Term teilnahm.
Die Anrechnung war sehr unkompliziert, die Kursauswahl allerdings stark eingeschränkt. Die Tatsache, dass 80 Prozent der Professoren aus St. Gallen importiert wurden und einige der Kurse für SMUStudenten nicht anrechenbar waren, legte fast schon den Verdacht nahe, dass die St. Galler unbedingt am Kontakt mit Einheimischen gehindert werden sollten. Grösstes Problem war aber der hohe Arbeitsaufwand, von dem die Teilnehmer des Asia Terms berichten. «Aufgrund der vielen nicht früh genug angekündigten Präsentationen mussten wir regelmässig Nachtschichten einlegen», berichten Silvan Bienz und seine Kommilitonen.
Deshalb verpasst sich der Asia Term nun eine Entschlackungskur: «Die Anzahl der minimal zu erfüllenden Credits wird von 25 auf 19 reduziert und der Arbeitsaufwand besser verteilt, um ausgeprägtere Reisen in der Region zu ermöglichen», so Matthias Schaub, der sich für das Programm verantwortlich zeichnet. Weil die Exil-St. Galler in die reiche Kultur Südostasiens eintauchen sollen, wird die Flexibilität bei der Kurswahl und Anrechnung erhöht. Klassen werden besser gemischt, es müssen weniger Dozenten eingeflogen werden und das Programm wird für Bachelor-Studenten von IA-, VWL- und BLE-Majors interessanter. Am vielfältigen Rahmenprogramm, das eine Studienreise nach Malaysia sowie Besuche bei Firmen und Behörden beinhaltet, will Schaub unbedingt festhalten. Auch die lehrreichen Praxisprojekte, bei denen die Asia Term-Teilnehmer Verantwortung in der Beratung lokaler Niederlassungen internationaler Unternehmen übernehmen, bleiben integraler Bestandteil des Austauschprogramms.
Diese Innovationen dürften bei zukünftigen Absolventen des Asia Term, der für den Einstieg in den zunehmend nach Asien orientierten Berufsmarkt sicherlich ein Plus ist, sehr willkommen sein und das Programm als eines der Flaggschiffe der Universität ungemein aufwerten. Ende Januar werden wir auf dem ServicePortal lesen können, ob das auf 50 Plätze ausgebaute Angebot auch auf eine entsprechende Nachfrage stösst. Bewerbungen aus allen Majors sind bis 15. Januar 2014 über die normale Austauschbewerbung möglich.
Weitere Informationen und Kontakt:
www.asiaterm.unisg.ch
singapore@unisg.chArtes Alicioglu berichtet auf www.prisma-hsg.ch/blog regelmässig von seinen Erlebnissen in Singapur.
Sämtliche neue Assessment-Studierende durften wir während der Startwoche im SHSG-Haus persönlich an der Universität St. Gallen willkommen heissen und ihnen bei einem gemütlichen Apéro die SHSG vorstellen.
Wir als Präsidententeam haben im April vier sehr engagierte und motivierte Kommilitonen rekrutieren können. Für diese haben wir uns nach einem Bewerbungsgespräch entschieden und dem Parlament zur Annahme vorgeschlagen. Zusammen mit uns haben sie per 1. Juni 2013 die Ämter übernommen. Der Vorstand setzt sich neben dem Präsidententeam aus Linus Schenk (Finanz), Philippe Teicht (Kultur & Marketing), Christoph Bucher (Interessensvertretung) und Julian Schwarzen (IT & Campus) zusammen. Léa Hagmann unterstützt uns als Assistentin in sämtlichen Belangen rund um die Vorstandstätigkeit.
Gemeinsam haben wir uns an zwei Tagen im August zur Strategieklausur getroffen. An diesen Tagen haben wir die Ziele festgelegt, welche der Vorstand während seines Amtsjahrs anstrebt. Daraus leiteten wir spezifische Massnahmen ab, die zur Erfüllung dieser Ziele erforderlich sind. Im Hinblick auf die Mission der Studentenschaft, welche die Interessensvertretung sowie die Dienstleitungen für die Studierenden ins Zentrum stellt, sind die folgenden Kernziele entstanden.
Im Zentrum steht die Förderung der Vernetzung, der Kommunikation und des Austausches zwischen dem Vorstand der SHSG und den Kommilitonen. Ferner wird darunter aber auch ein aktiver Austausch mit dem Studentenparlament (StuPa), den Gremien der Universität sowie den regionalen Politikern und Parteien verstanden. So ist es möglich, die Interessen sämtlicher Studentinnen und Studenten aufzunehmen und entsprechend zu vertreten. Der Charity Run soll wesentlich zur Vernetzung mit der Stadtbevölkerung beitragen.
Die Vereine in ihrer Tätigkeit unterstützen Die Vereinslandschaft ist das Unterscheidungskriterium zu anderen Universitäten in Bezug auf das soziale Leben und bildet auf eine gewisse Weise auch die Kernidentität der HSG. Die einzelnen Vereine durch ein erweitertes Leihangebot wie beispielsweise Kopierkontingente und weitere Dienstleistungen zu unterstützen, ist uns sehr wichtig.
Das Dienstleistungsangebot für die Studierenden von Seiten der SHSG ist sehr vielfältig. In Verbindung mit den Vereinen entsteht daraus ein sehr heterogenes Angebot an Aktivitäten und Möglichkeiten, sich zu engagieren. Dennoch gibt es gewisse Bereiche, die nicht oder nur schwer von den Vereinen abgedeckt werden können. Aus diesem Grund werden wir vermehrt neue Projekte wie «Kino an der Uni» bedarfsgerecht und nachfragebezogen initiieren und fördern.
Wie ihr sehen könnt, hängen sämtliche Ziele auch von euren Inputs ab. Wir sind offen gegenüber jeglichen Anregungen. Wenn ihr also gute Ideen, Projekte, Verbesserungsvorschläge oder Kritik habt, kommt zu uns, schreibt uns eine E-Mail oder ruft uns an. Dafür sind wir da!
Eine halbnackte Frau, nur mit einem knappen Bikinioberteil und Latex-Leggins bekleidet, räkelt sich auf dem Infodesk der HSG. Was den feuchten Träumen eines Studenten entnommen sein könnte, ist wirklich passiert. Die diesjährige Startwoche wurde wie bereits im letzten Jahr von St. Galler Clubs genutzt, um den neuen Studentinnen und Studenten das Nachtleben mittels aufsehenerregender Promoaktionen schmackhaft zu machen. Im Klartext hiess das dieses Jahr: Zwei C-Promis stolzierten über den Campus, gefolgt von einer ganzen Hofschaft von Promotern und Fotografen, um die Neueintretenden in die Clubs zu locken. Sogar vor den Zimmern der Arbeitsgruppen machten sie nicht halt und füllten damit die Schlagzeilen und Kommentarspalten von 20 Minuten & Co.
Besonders die Nackt-DJane und Erotikdarstellerin Micaela Schäfer fand wegen ihrer knappen Bekleidung auch über die Schweizer Boulevardpresse hinaus Erwähnung. Am meisten erhitzten sich die Gemüter über das eingangs erwähnte Foto (s. oben rechts), auf dem Micaela Schäfer den Infodesk dekoriert; die im adhoc wartende Kollegin und Dschungelcamp-Alumna Georgina Fleur schien dagegen geradezu brav.
Die Kritik kam von vielen Seiten. «Die Startwoche wurde leider erneut für Promotions-Touren von Clubs missbraucht», liess sich die Universitätsleitung auf blick.ch in Anspielung auf frühere Aktionen mit dem «Top»-Model-Kandidatin Gina-Lisa zitieren. Das via Boulevardpresse und Social Media in die Welt hinausgetragene Bild der «Trash-HSG» entspricht doch so gar nicht dem Selbstverständnis der Elite-Universität. «Uni St. Gallen is not amused» titelte 20 Minuten. Dass eine der beiden Sternchen augenzwinkernd einen Studiengang in Erotikwissenschaft vorschlug, dürfte wohl kaum zur Besänftigung der Verantwortlichen beigetragen haben, die sonst nicht einmal das Verteilen von Flyern auf dem Campus tolerieren.
Gegenüber prisma erklärt Marius Hasenböhler, Leiter Kommunikation der HSG: «Nach der Aktion während der Startwoche vom vergangenen Jahr haben die Verantwortlichen das Gespräch mit den regionalen Clubs gesucht. Sie baten um den Verzicht solcher Aktionen auf dem Campus.» Das Problem: Die Werbung beschränkt sich auf die Präsenz der Person und einer solchen kann nicht per se der Zugang zu einem öffentlichen Campus verwehrt werden. Die Universität sei nun daran, die Sachlage zu klären und stehe mit der Studentenschaft im Gespräch, damit sich ähnliche Vorfälle nicht wiederholen, sagt Hasenböhler. Ob das genügt?
Für die Studenten in der nächsten Startwoche ist es also gut möglich, dass auch sie Bekanntschaft mit einem «Promi» schliessen dürfen. Denn weshalb sollte sich auf nächstes Jahr etwas ändern, wenn man wieder fast den gleichen Prozess einleitet, der offensichtlich schon dieses Jahr in keiner Weise die St. Galler Clubs davon abgehalten hat, die Promotionsaktionen durchzuführen? Und wenn die Universität die Clubs bereits letztes Jahr bat, solche Aktionen zu unterlassen, weshalb haben sie sich dann nicht daran gehalten?
Ein schärferes Urteil erwartete Micaela Schäfer und Georgina Fleur – und damit verbunden nun auch die HSG – medial. Die Diskussion in der Online-Berichterstattung entbrannte unmittelbar: zwischen geschockten Lesern und Verteidigern, zwischen Bewunderern von provozierenden Marketingaktionen und ach so prüden Moralaposteln. «Sie haben ja niemandem etwas getan und zum Schauen gab es auch etwas», äusserte sich ein offensichtlich überzeugter und nun lernmotivierter Assessment-Student. Via Social Media konnten sich sogar die zwei betroffenen Frauen in die Diskussion einklinken. «Man sollte sich nicht so ernst nehmen und ich werde beim nächsten Mal einen Rollkragenpullover tragen», schrieb Micaela Schäfer auf Facebook, «ich wollte ohnehin mal wissen, wie sich das so anfühlt.» (Ihre Rechtschreibefehler wurden von der Redaktion korrigiert.)
Dass beide jedoch nur ihren Job gemacht haben, hat keine Erwähnung gefunden. Beide werden kaum Werbung für den Club gemacht haben, weil sie ihn so einmalig toll fanden, sondern weil sie dafür beauftragt wurden. Die Kritik müsste also viel weniger auf die beiden C-Promis als auf die Auftraggeber der Aktion abzielen. Wäre es deshalb nicht fair und notwendig, das Augenmerk weg von den beiden Models auf die Auftraggeber der Aktionen zu lenken? Weshalb die Clubs die Damen engagierten, dürfte wohl (besonders jedem HSGStudenten) einleuchten: Um Leute anzulocken und Mehreinnahmen zu generieren. Natürlich handelte es sich um eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Micaela und Georgina erhielten die in ihrem Metier so notwendige Publicity und die Clubs zusätzliche Besucher. (Friede, Freude, Eierkuchen, wenn da nicht die blöden Kritiker wären.)
Die Publicity in der Zielgruppe war zumindest gewiss. Obwohl jedem schnell klar gewesen sein dürfte, dass Madame Schäfer wohl kaum auf dem Campus war, um sich Studiengänge oder eine «Kunst-am-Bau-Führung» anzuschauen, verfehlte die Aktion ihre Wirkung nicht. Nichtsdestotrotz: Eine kritische Reflexion der Aktion fand teilweise auch unter den Studenten statt. Die Reaktionen reichten von «geil» über «peinlich» bis hin zu «entsetzt».
Im Zuge ihrer Tätigkeit im Doku-Team der Startwoche hinterfragten zwei Studentinnen beispielsweise die Geschehnisse und wandten sich an Christa Binswanger vom HSG-Fachbereich «Gender und Diversity». Die Situation mit den Werbeaktionen in St. Gallen sei auffallend ungewöhnlich, meinte die Expertin. Gerade in einem sozialen Raum wie der Universität seien solche Promoaktionen problematisch, da die «It-Girls» ein hoch sexualisiertes Frauenbild repräsentieren und dieses somit als potenzielle Botschaft an die neuen Studentinnen und Studenten herantragen, erklärt Binswanger. Ohne Frage zielen die «It-Girls» ja vor allem auf die männlichen Studenten als Adressaten respektive Kunden, wobei sie Weiblichkeit dabei gleichzeitig auf den sexy Körper reduzieren. Schon jetzt falle die optische Normierung der Studentinnen an der Universität St. Gallen stärker als an anderen Schweizer Universitäten ins Auge und ein grosser Druck auf die äussere Erscheinung sei sowohl bei HSGlern beider Geschlechter weit verbreitet.
Somit scheint angesichts einer fehlenden Handhabe der Universität der «aufgeklärte Konsument» die beste Möglichkeit zu sein, solche Werbeaktionen in Zukunft zu verhindern.
Jeden Mittwoch findet in der alten Turnhalle Bruggen das Training des Schwingerverbands St. Gallen und Umgebung statt. «Trainieren die etwa auf Matten?», denke ich mir noch, als ich den mit gelben Polstern ausgekleideten Raum, den Schwingkeller, betrete. Weit gefehlt! Der ganze Boden ist bedeckt mit Sägemehl, mehr als knöchelhoch liegt es auf dem Kellerboden. «Wir haben es gerade letztes Jahr frisch gewechselt. Das Salz in der Mischung macht das Sägemehl länger haltbar», erklärt mir Andreas Rohrer, der technische Leiter des Vereins.
Sowohl Lidl als auch Migros werben mit bekannten Schwingern, Filme wie «Hoselupf» mit Beat Schlatter und diverse Dokumentationen, auch im ausländischen Fernsehen, und nicht zuletzt das diesjährige Eidgenössische Schwing- und Älplerfest tragen zur neu erweckten Bekanntheit des «Urschweizersports» Schwingen bei. Der Sport, bei dem man sich zu zweit in den Ring begibt, sich an den Hosen festhält und durch gezieltes Werfen, Ringen und Festhalten versucht, den Gegner innerhalb des Sägemehlkreises auf den Rücken zu legen und dort festzuhalten, gehört zum Schweizer Kulturgut wie die Löcher im Emmentaler und die Bären im Bärengraben. Für mich wirkte dieses Treiben immer sehr archaisch und undiszipliniert – doch hinter solchen Kämpfen und besonders hinter den Siegen an einem Schwingfest steht hartes Training und Technik.
Nach dem Aufwärmen geht’s ans Schwingen: «Im Winter üben wir vor allem Schulschwünge und die Technik. Da im Sommer die Wettkämpfe statt- finden, sind die Trainings dann auch mehr auf Freigänge, also auf ‹freie Kämpfe› ausgerichtet», erklärt mir Rohrer weiter. Gerade erklärt der Trainer Peter Oertig, der selbst einmal einen Kranz an einem Eidgenössischen gewonnen hat, dass Technik nichts ist, wenn sie nicht intuitiv erfolgt. Man muss den Gegner sofort einschätzen können und quasi blind und ohne Nachzudenken seine Chance – oder besser gesagt – die Schwachstelle des Gegners erkennen; es ist mehr als blinde Raserei und unkoordiniertes Miteinanderringen. So ist denn auch die Punktevergabe beim Schwingen sehr differenziert – es gibt nicht nur Sieg, Niederlage und Unentschieden. Es wird zum Beispiel unterschieden, ob man verloren, sich aber gewehrt und gekämpft hat, statt sich einfach zu ergeben. Wer kämpfend verliert, wird mit einer höheren Punktzahl belohnt als ein freiwilliger Verlierer. Die Geste, dass am Ende eines Kampfes (Ganges) der Gewinner dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken klopft, zeigt, dass es hier vor allem um gegenseitigen Respekt geht.
Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest, welches Anfang September in Burgdorf stattfand, nahmen auch drei Schwinger des Schwingerverbands St. Gallen teil: Geisser Lars, Rang 38a nach vier Gängen mit 35.50 Punkte, Vestner Roman, Rang 33a nach sechs Gängen mit 53.00 Punkten und Oertig Marcel, der sich leider im vierten Gang verletzte und frühzeitig den Wettkampf beenden musste. Dabei bietet das Eidgenössische alle drei Jahre nicht nur eine Plattform für Schwinger, sondern auch für die Schweizer Sportarten Hornussen und Steinstossen. Der Schwingerkönig 2013 heisst übrigens Sempach Matthias. Im Schlussgang siegte er gegen Stucki Christian – bekannt aus der Lidl-Werbung. Die rund 300’000 Besucher am diesjährigen Eidgenössischen zeigten, dass diese Sportart die Bezeichnung «Schweizer» verdient.
Und wer sich jetzt fragt: Schwingen denn nur Männer? Nein, auch Frauen schwingen, allerdings in einem eigenen Verband, der bei Weitem nicht die Mitgliederzahlen des männlichen Pendants zählt.
Während Schwingerkönige regelmässig Migros- Plakate zieren und die Titelblätter der Blick- Zeitung füllen, schafft es das Hornussen nicht mal in die Kurzmeldungen von Tageszeitungen, und das obwohl ihm als eine der drei Schweizer Nationalsportarten eigentlich eine grosse Bedeutung zukommen müsste. Der Sport, bei dem ein Schläger den Nouss jeweils so weit wie möglich ins gegnerische Spielfeld schlägt und die abtuende Mannschaft den Nouss mit Schindeln so früh wie möglich abzufangen versucht, weist durchaus Ähnlichkeiten zu Baseball oder Cricket auf. Im Gegensatz zu diesen Sportarten kämpft das Hornussen jedoch mit mangelndem Nachwuchs und lückenhaft besetzten Mannschaften. Die Anzahl registrierter Vereine sei seit Jahren rückläufig, so Walter Moser, Vorstandsmitglied des eidgenössischen Hornusserverbandes und aktiver Spieler der Hornussergesellschaft Gossau.
Die Herkunft der Sportart ist aber trotz oder gerade wegen der langjährigen Tradition sehr umstritten. Das Emmental ist zwar zweifelsohne eine Heimat des Hornussens, jedoch wurde die Sportart im 17. und 18. Jahrhundert durchaus schon in anderen Regionen der Schweiz gespielt. Da Hornussen jeweils an Sonntagen ausgeübt wurde und so in direkter Konkurrenz zum sonntäglichen Kirchenbesuch stand, wurde zeitweise sogar versucht, die Sportart zu verbieten.
Bei der seit 1917 bestehenden Hornussergesellschaft Gossau haben die meisten der älteren Spieler die Nähe zur Sportart von Zuhause mitbekommen. Häufig sei es der Vater, der den Sohn ans Hornussen führt, sagt Moser. Diese Vater-Sohn-Tradition führt möglicherweise dazu, dass man die aktiven Hornusserinnen an einer Hand abzählen kann.
Abgesehen von mangelnder Gender-Diversity kann man aber wenigstens alterstechnisch grosse Unterschiede feststellen. So spielt der Vereinsälteste mit 74 Jahren an der Seite von 18-Jährigen. Auch die bäuerliche Herkunft, die dem Hornussen angehaftet wird, lässt sich in Gossau nicht bestätigen. «Da spielt der Schreiner neben dem Banker», sagt Moser, der selbst gelernter Metzger ist.
Das gesellige Beisammensein steht für die Hornusser in Gossau zweifelsohne im Vordergrund. Das zweimal wöchentlich stattfindende Training verläuft gemächlich. Manche Spieler treffen ein, während andere schon mehrfach abgeschlagen haben. Andere wiederum gönnen sich als erstes ein Bier im Clubhaus. Man hüte sich aber davor, zu nahe an den Abschlagsring zu stehen, wenn der Schläger den Stecken durch die Luft fegt, um den Nouss mit bis zu 300 km/h vom Bock zu katapultieren. Moser zeigt auf dem etwa zwei Meter langen Stecken eine nur etwa vier Zentimeter lange Fläche, die für einen erfolgreichen Abschlag exakt auf den Nouss treffen muss.
Beim Hornussen kommen also sehr viele typisch schweizerische Eigenschaften zum Zug. Sei es das kameradschaftliche Zusammensein von Jung bis Alt, die demokratische Spielweise, die eine gleichwertige Beteiligung aller Spieler erfordert, oder die ausschlaggebenden Fähigkeiten von Konzentration, Präzision und Technik, die es zu beherrschen gilt. In dem Sinne ist das Hornussen die wohl schweizerischste Sportart überhaupt. Und wer weiss, vielleicht erlebt das Swiss Golf, wie Hornussen im Ausland genannt wird, schon bald auch einen Hype, wie ihn zurzeit das Schwingen erlebt.
«Angenommen, ein Mensch aus der Altsteinzeit hätte bis heute überlebt, was wäre er für ein Mensch?», fragt John Oldman (David Lee Smith) seine Professorenkollegen, die sich zu seiner Verabschiedung in seinem Wohnzimmer versammelt haben. «Ziemlich müde», witzelt der Biologe Harry. Als er und seine Kollegen allerdings begreifen, dass John von sich selbst spricht, vergeht ihnen das Lachen zunehmend. Wieso zur Hölle sollte ein angesehener Professor plötzlich behaupten, ein 14’000 Jahre alter Steinzeitmensch zu sein? Ein Scherz? John bleibt stur. Hat der Mann etwa den Verstand verloren? Der herangezogene Psychiater ist ratlos. Ist es denn tatsächlich unmöglich? Johns Geschichte widerspricht dem gesunden Menschenverstand, aber kann man beweisen, dass er lügt? Wie könnte John beweisen, dass er die Wahrheit spricht? Die Professoren geraten sich in die Haare und das Axiom «Sterben müssen wir alle» ins Wanken.
«The Man From Earth» bietet keine spektakulären Verfolgungsjagden, keine heissen Sexszenen und keine überdimensionierten Explosionen. Das Auge bleibt von Szenenwechseln im Sekundentakt verschont. Der ganze Film spielt in einem Zimmer, gefüllt mit einem bunten Haufen von Professoren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ohne die ständige Vergewaltigung der Sinnesorgane bleibt mehr Platz für die Stimulation des Geistes. Während die Augen an Ort und Stelle bleiben, führt der Film die Gedanken auf eine phantastische Reise durch verschiedene Zeiten und verschiedene Orte in Geschichte, Philosophie und Religion. Alles in allem ist der Film ein anregendes Gedankenspiel, das man am besten an einem ruhigen Abend mit einer Tasse Tee in der Hand geniessen sollte.
Erscheiungsjahr: 2007
Besetzung: David Lee Smith, Tony Todd, Annika Peterson
Mit dem Umbau des Hauptgebäudes wurden die drei Räume beim Korridor zwischen der A-Mensa und der Videoinstallation von Roman Signer der Studentenschaft übergeben. Sie sollten einen Rückzugsort bilden, einen Ort für ruhige Aktivitäten. Die Entscheidung, ob ein Ort mit Liegen zum Schlafen oder doch eher eine Chill-out-Lounge entstehen sollte, wurde der Studentenschaft überlassen. Im Mai 2012 stand der Entschluss fest: Die Idee eines Vorraums mit Empfangsdesk und zwei Räumen mit Liegen, um dem Bedürfnis nach einer kurzen Erholung nachzukommen, wurde als die optimalste Lösung erachtet und weiterverfolgt. Das Projekt «Ruheraum» wurde bis im darauffolgenden Herbst konzeptioniert und dem Studentenparlament vorgelegt. Die Universität hat der Studentenschaft lediglich die drei Räume überlassen; der Innenausbau wurde vollumfänglich von der Studentenschaft getragen. Aus diesem Grund bedurfte es eines positiven Entscheids von Seiten des Studentenparlaments. Mit nur einer Gegenstimme haben sich die Parlamentarier am 17. Oktober 2012 für den Ausbau der Lagerräume zu Ruheräumen ausgesprochen.
Im Anschluss an den Entscheid wurde die Planung weiter ausgefeilt und im Dezember dem Kanton zur Genehmigung vorgelegt. Das Projekt wurde nach einer Geduldsprobe bewilligt; der Bau konnte beginnen. Ganz nach dem Motto «von Studierenden für Studierende» wurden Architektur- Studierende für eine Projekteingabe angefragt. Die beiden ETH-Studentinnen Kylie Russnaik und Nathalie Schümperlin haben mit ihrem Entwurf überzeugt und wurden schliesslich mit der Planung des Innenausbaus beauftragt.
Der letzte Schliff und die Bauabnahme fanden erst in den letzten Tagen vor der Startwoche statt. Rechtzeitig auf den Semesterstart war jedoch alles bereit. Am Mittwoch der ersten Semesterwoche fand die o!zielle Einweihung der Räume statt. Der Ruheraum steht euch nun, nach Diskussionen und einigen Hürden, Warten auf Bewilligungen und einer knapp sechsmonatigen Bauzeit zur Verfügung. Nutzt ihn als Rückzugsort, als Ort der Ruhe und Entspannung und tankt so Energie für weitere Arbeits- und Lernstunden an der Uni!
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag, 10.00 bis 18.00 Uhr (Pilotphase im 1. Semester)Über www.myunisg.ch kann die Belegung der Liegen in Echtzeit eingesehen werden.
During almost the entire Soviet period, being a homosexual was a legally prosecuted crime. Men could be thrown into jail for three to five years for practicing homosexuality. Interestingly enough, love between women was also considered something immoral, but not similarly punished. It may seem strange, but before those measures were introduced, the USSR was «totally liberal» as far as homosexuality was concerned. Famous Russian poetess Marina Tsvetaeva used to live together with her husband and her female lover in the beginning of the twentieth century. It did not have to be kept a secret and people then did not have second thoughts about that lifestyle.
I don’t know why Stalin introduced a law to ban homosexuality, but, nonetheless, Soviet citizens were obliged to obey these rules for more than half a century, until the law was finally abolished. What can be observed in the Russian society nowadays is a footprint of those almost seven decades of denial of the right to homosexuals. During that time, people started to think about homosexuality as something shameful and disgusting. To my mind, those laws were the pillar of modern perception of homosexuals in Russia.
Something that has been cultivated for decades is hard to eradicate. The vast majority of the Russian society definitely disapproves of homosexual relationships. According to a recently conducted survey, 29 percent of the people believe that gay men and lesbians should be free to live their lives as they want. That probably is the lowest share in Europe, and the trend is declining. Of course, it is shameful.
Certainly, the statistics also point towards the role of current policies. The notorious federal law against propaganda of homosexuality is the most prominent example. This law limits opportunities for sharing opinion on homosexuality rather than banning propaganda. But homosexuals do not make propaganda. They are not trying to force anyone to stick to homosexuality but just express their opinion – and no one has the right to limit this. The politicians who argue heatedly against homosexual propaganda are in fact not against the propaganda as such but, in my opinion, have an unjust attitude towards homosexuals in general.
I once had a sincere talk with a bisexual Russian girl. She kept her orientation a secret because she did not believe that anyone would accept it. I don’t know why she dared to tell me her secret. I encouraged her, but at the same time I could feel the strong pressure lying on her when she spoke to me. Gay men must feel that even stronger, because it’s them who are addressed by the disapproval of homosexuality in the first place. I fully agree that homosexuality is normal, and I think that gays just have another way of thinking. Therefore, speaking to them is even more interesting and enriching. I hope that within the next years, more and more Russians will share my opinion.
Häh? – Die Lektüre einer Vielzahl der von uns täglich gelesenen Texte, sei es in Skripten, Fachbüchern oder Seminararbeiten, gibt uns oft Rätsel auf. Worum geht es eigentlich? Wir sprechen und schreiben, um Informationen oder Emotionen auszutauschen. Doch leider wird Sprache inzwischen viel zu oft verstümmelt, besonders im akademischen Kontext, in PR-Abteilungen oder – der Klassiker – in politischen Reden. Die eigentliche Aussage verschwindet hinter Wortkonstruktionen, die schön klingen, doch nichts aussagen.
Mittlerweile gibt es eine (nicht ganz ernst gemeinte) Software, die Qualität von inhaltslosem Gelaber trennt und den «Bullshit»-Indikator misst: den BlaBla-Meter (www.blablameter.de (http://www.blablameter.de)). Der Bla- Bla-Meter untersucht Textausschnitte auf Ihre Aussagekraft und bedient sich stilistischer Kriterien. Ein Algorithmus überprüft die Texte auf Nominalstil, den übermässigen Gebrauch von Fremdwörtern, unnötig lange Sätze oder bestimmte Phrasen. Wie der Prüfvorgang genau funktioniert, wird jedoch nicht verraten. Die Texte erhalten eine Note zwischen 0.0 (für besonders aussagekräftig) und 1 (für besonders katastrophal).
Erste prisma-Tests ergaben: Die Messung funktioniert überraschend gut. Während hochwertige journalistische Texte aus den Redaktionsstuben der NZZ oder der Süddeutschen einen Wert unter 0.3 erreichen, schaffen Texte von Nestlé und Syngenta einen Wert von über 0.6. Die Beschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie auf der Website der Allianz hingegen sprengte sogar den Index – Ergebnis: 1.18!
Es zeigt sich, dass der BlaBla-Meter sehr gut erkennt, welcher Text nur verkaufen will und welcher wirklich Inhalt vermittelt.
Der gescheiterte deutsche Kanzlerkandidat und Wortakrobat Peer Steinbrück erhält für seine letzte Rede im Deutschen Bundestag ein sensationelles 0.21, bei Angela Merkel («Sie kennen mich. Und jetzt wünsche ich Ihnen einen schönen Abend.») schlägt das Pendel auf 0.39 aus und vermeldet: «Sie sollten noch ein wenig daran feilen.» Um es in Steinbrücks Worte zu fassen: Sie stellt schöne Pappschachteln auf, die oft aber nicht mehr als heisse Luft beinhalten.
Wirft man die Graduierungsreden unseres Rektors, dem zuzugestehen ist, dass er fast schon von Amtes wegen regelmässig zur BlaBla-Werkzeugkiste greifen muss, in die Maschine, resultieren durchaus akzeptable Werte. Inhaltlich kann man sich zwar fragen, ob die Rede über Diversität in uns offenbar unmittelbar bevorstehenden Führungsaufgaben wirklich so zentral ist. Immerhin haben die Zuhörenden doch gerade drei (beziehungsweise vier oder fünf ) Jahre an der Universität mit der wahrscheinlich homogensten Studentenschaft Europas verbracht. Nichtsdestotrotz: Die Sprache ist meist bildhaft und klar, die Sätze kurz. Das Urteil des BlaBla-Meters: 0.33.
Einen noch besseren Wert erhält seine Rede vor Master-Absolventen des vergangenen Semesters: «0.25 – Ihr Text zeigt erste Hinweise auf ‹Bullshit›- Deutsch, liegt aber noch auf akzeptablem Niveau», vermeldet der Algorithmus respektvoll und stimmt der historischen Abhandlung über die Führungs- und Unternehmerqualitäten des Stadtgründers Gallus offenbar zu. Einige Kandidaten sind dennoch zu erkennen: «Den entschlossenen Ernst des Meisters und die liebevolle Güte des Vaters», so vergleicht die Rede die Anforderungen an Absolventen mit jenen an einen Abt, «würde man heute als Sicherstellung des Momentums und als gute Kombination positiver und negativer Konditionierung bezeichnen.» Aha?
Für weitere Satzleichen sucht man am besten da, wo alle Toten und Untoten am ehesten zu vermuten sind, nämlich auf dem Friedhof; in diesem Falle dem Syntax-Friedhof schlechthin, dem ServicePortal. Kursbeschreibungen, die während einigen Tagen und Wochen um die Wette strahlten und um Aufmerksamkeit buhlten, bei genauerer Betrachtung und nach den ersten Vorlesungen sich jedoch als das entpuppen, was sie wirklich sind: leere Worthülsen.
Ein Beispiel gefällig? «Die gesunkenen Kosten für die Produktion und Distribution von user-generated content erlaubt die Sub-Regionalisierung von Märkten und die Sub-Segmentierung von Zielgruppen in bisher für Bewegtbilder unzugängliche Nischen: Passgenau authentische Werbebotschaften für Kleinstsegmente werden von Mitgliedern des Segments selbst erstellt und verbreitet». Das Blabla-Meter schlägt Alarm, gibt der Kursbeschreibung eine vernichtende Note von 0.68 und meckert: «Sollten Sie eine echte Botschaft transportieren wollen, so scheint es fraglich, ob diese Ihre Leser auch erreicht. Sie müssen Universitätsprofessor sein!» – In der Tat.
Besonders Kurse über Geschichte und Recht fallen beim BlaBla-Meter durch – das liegt aber mitunter daran, dass dort die Kursbeschreibungen zum Teil sehr wissenschaftlich sind und in der Folge einen übermässigen Nominalstil aufweisen: «Was macht Europa heute aus? Von der Agrargesellschaft bis zur Industrienation sind Entwicklungsprozesse in verschiedenen Etappen und Ebenen zu beobachten: Mitte des 15. Jahrhunderts bilden sich in Europa mit der Verbreitung des Buchdrucks, den grossen Entdeckungsfahrten, der frühneuzeitlichen Staatsbildung (…)» – 0.72! Das ist kein BlaBla, sondern eigentlich eher informativ. Nun ja, auch der BlaBla-Meter stösst an seine Grenzen, denn Inhalt und Argumentation bewertet er nicht.
Nichtsdestotrotz, es gibt sie, die Kunstwerke aus der Feder unserer Professoren:
Miriam Meckel veröffentlichte im November 2012 im politischen Magazin Cicero eine aufwühlende Reportage über ein glückloses Amerika im Wahlkampf. «Kannst du mich erschiessen?» – Der Titel geht mitten durchs Herz, ebenso wie die beschriebenen Einzelschicksale, die kennzeichnend sind für die Orientierungs- und Hilflosigkeit eines ganzen Landes und nicht mehr aus dem Kopf raus wollen. Schwere Kost, klar verpackt. Der BlaBla- Meter urteilt: 0.15, der beste Wert aller untersuchten Texte.
Auch Monika Bütler erreichte mit ihren sonntäglichen Kolumnen in der NZZ regelmässig Werte zwischen 0.2 und 0.3. Und schliesslich bleibt Martin Kolmar zu erwähnen, der vor einigen Jahren im Tagesanzeiger wie gewohnt geistreich und wortstark den Expertenstand, dem er selbst angehört, kritisch hinterfragt. Die genannten Beispiele zeigen: Er kann gelingen, der Transfer von genauen Beobachtungen und abstrakten Theorien hin zur leicht verdaulichen Erzählung. Doch er gelingt nicht von selbst.
Zur Information: Dieser Text erhält einen Bla- Bla-Wert von 0.30. Wir schieben das jedoch auf die Negativbeispiele!
Die Blabla-Könige des Kontextstudiums
1. Management komplexer Projekte (Koller, Tockenbürger), 1.29
2. Kommunikation und Konflikt: Geschlechterspezifische und interkulturelle Aspekte (Yamaner), 1.26
3. Rhetorik und Kommunikationstraining für die juristische Praxis (Härter), 1.20
4. Gender und Diversity Management (Hartmann, Sander), 1.03
5. Issue Management und Lobbying in der Praxis (Rybach), 0.97Die aussagekräftigsten Kursbeschreibungen
1. Die Konsumenten und ihre Dinge: Techniken zur Codierung und Decodierung von Repräsentanz (Mohr), 0.28
2. Guter Stil: Eine Schreibwerkstatt (Peltzer), 0.33
3. Teamsituationen gestalten (Jenert, Raatz), 0.33
4. Management zwischen Staat und Markt (Spoun), 0.35
5. Bad Bank – Good Bank? Zur Ethik des Investmentbanking (Höver, Oermann), 0.35