Es war eine schöne Erfahrung. Ich konnte teilweise sogar anknüpfen an Diskussionen, die wir bereits zu meiner Studienzeit an der HSG geführt hatten. Es fiel mir ausserdem auf, dass es mehr Bars gibt in St. Gallen. Es ist bunter geworden.
Wie hat sich die Universität seit den 70ern verändert?Unter den Studenten empfinde ich vieles ähnlich. Bei uns war die Konfrontation härter zwischen den eher konservativen Studierenden in den Verbindungen, bei denen Militär und Karriere eine grössere Rolle spielten und auf der anderen Seite jenen, die nach etwas anderem gesucht haben: Drittwelt-, Frauen-, Film- und Theatergruppen oder linke politische Gruppierungen. Die Debatten wurden ziemlich unerbittlich geführt. Jetzt läuft die Diskussion weniger ideologisch, dafür habe ich den Eindruck, dass man teilweise ein bisschen aneinander vorbeidiskutiert.
Wie hat sich diese Konfrontation damals geäussert?In bester Erinnerung ist mir ein Propagandafilm über den Vietnamkrieg. Beide «Lager» sahen ihn sich in der Aula an und bei jedem Bombenabwurf wurde von der jeweiligen Seite geklatscht oder gepfiffen. Es war schwierig, neutral zu sein – und so wurde ich ein klarer Gegner des Krieges.
Sie haben Ihrem Unmut dann auch Ausdruck verliehen und mehrmals Artikel im prisma veröffentlicht, darunter Beiträge wie «Manager aller Länder, vereinigt euch» oder «Vom homo sapiens zum homo konsumus».Wir waren nur drei oder vier Studenten und hatten viele Freiheiten, unsere Gedanken und Gedichte zu veröffentlichen. Einmal, in einer schwärmerischen Phase, setzte ich mich in einem Gedicht kritisch mit der Mainstream-Haltung St. Gallens auseinander und erntete darauf viel Kritik. Mittlerweile bin ich nicht unglücklich, dass keine weiteren Gedichte von mir erschienen sind.
Wenn Sie sich noch einmal für ein Studium entscheiden müssten, kämen Sie dann wieder an die HSG?Ja, ich bin froh, dass ich die Grundregeln des ökonomischen Funktionierens hier erlernt habe. Ein Wert muss zuerst erarbeitet werden, bevor er verteilt werden kann. Gleichzeitig hat es an einer Uni abseits vom grossen Strom des ökonomistischen Denkens, auch Raum für Querdenker – die gibt es, wie ich in meiner Sesseltausch-Woche erlebt habe, offenbar weiterhin. Sich zum Beispiel mit Morozovs Thesen zum Internet auseinanderzusetzen, ist extrem bereichernd.
Im Rahmen des Sesseltausches mit Miriam Meckel haben Sie während einer Woche die Rolle des Theoretikers und Lehrers übernommen. Mit welchen Erwartungen sind Sie an diese Woche herangegangen?Einerseits hat es mich interessiert, wo die Medienwissenschaft heute steht und was wir Praktiker in den Redaktionen davon lernen können. Im Bereich Social Media, der Interaktion mit den Zeitungslesern und -nutzern, bewegt sich extrem viel und wir sind deshalb seit einigen Monaten daran, den Tagi neu aufzustellen – hier habe ich am meisten lernen können. Die zweite Hoffnung war, dass Miriam Meckel auf meinem Sessel eigene Akzente in einer Tagi-Ausgabe setzen kann …
… ohne dass am Abend zuvor die EDV der Redaktion zusammenbricht, wie es bereits an Miriam Meckels zweitem Arbeitstag in der Redaktion passiert ist.Das ist mir in meinen knapp fünf Jahren als Chefredaktor nie passiert und ich glaube, auch keiner meiner Vorgänger hat das in 120 Jahren in so einem dramatischen Ausmass erlebt.
Wie ging es Ihnen in dieser Situation? Konnten Sie noch schlafen?Ich war wie auf Nadeln und ständig in Verbindung mit der Redaktion. Wir hatten die Hoffnung, dass die technischen Probleme des Systems rasch behoben würden – wussten aber gleichzeitig, dass es immer schwieriger wird, die Abonnenten am nächsten Morgen noch zu erreichen. Um Mitternacht bin ich dann doch kurz eingenickt, beim nächsten SMS aber wieder aufgewacht und eine Stunde später wussten wir dann, dass eine Notausgabe erscheinen kann.
Was war das Highlight Ihrer Sesseltausch-Woche?Das waren einige sehr interessante Auseinandersetzungen auf hohem Niveau: Beispielsweise habe ich in einem Seminar verschiedene Zukunftsthesen von Aldous Huxley, George Orwell und Miriam Meckel zu verdichten versucht. Es entstand eine äusserst spannende Diskussion über das digitale Ich im Internet, den Verlust von Spontanität und Individualität, Überwachung und Fortschritt. Zudem haben mich zwei Studentinnen, die mit Herzblut Journalistinnen werden wollen, beeindruckt. Das ist schön; ich kann es übrigens nur empfehlen, es ist ein toller Beruf!
Sie geben den Lehrsessel also wieder frei und kehren zurück in den Newsroom?Ja. Es gibt ja noch ein paar offene Aufgaben zu lösen.
Eine davon ist die Konvergenz von Print- und Onlinejournalismus, für die Sie sich auch Inputs aus Ihrem Sesseltausch erhofft haben. Warum braucht es dieses Verknüpfen der beiden Kanäle überhaupt?Weil sich die Gewohnheiten der (zukünftigen) Leser – und neu eben auch Nutzer – ändern. Wir müssen unsere Dossierkompetenz auch digital und mobil anbieten und mit den neuen, interaktiven Möglichkeiten ergänzen. Eine 120-jährige, ehrwürdige Redaktion muss sich erneuern; das ist eine grosse Herausforderung. Den Integrationsweg dieser beiden Kulturen sind wir jetzt zu 80 Prozent gegangen, die letzten 20 sind noch offen.
Diese beinhalten auch, dass der Nutzer in Zukunft für die Inhalte zahlen müssen wird: Sie führen im 1. Quartal 2014 eine Paywall ein …… eine Zahlungseinladung … (schmunzelt)
Werden Sie mit diesem System Ihre Kunden behalten und profitabel sein können?Eine harte Bezahlschranke würde uns das Genick brechen. Die besten Artikel dürfen wir nicht hinter einem Schloss verstecken. Deshalb soll es eine Anzahl von vielleicht 30 Artikeln pro Monat geben, die jedem frei zugänglich sind. Die Paywall soll beweglich und porös sein, aber einzig die zahlenden Nutzer sollen das volle, multimedial angereicherte Angebot erhalten – die Darstellung komplexer Prozesse zur Horizonterweiterung ist unsere Daseinsberechtigung. Wir haben keine riesigen Umsätze budgetiert, aber eine grosse Redaktion mit Experten auf allen Kanälen lässt sich nicht ohne Bezahlung auf allen Kanälen finanzieren.
Die Konzentration könnte so weit gehen, dass eines der beiden Flaggschiffe der Zeitungslandschaft über die Klippe springen müssen wird?Ein Medium wie der Tagi wird immer überleben, wir müssen uns aber womöglich weitere Kooperationen überlegen, auch grenzüberschreitend. Das heisst, die Medienvielfalt ist doch bedroht? Die Gefahr der Meinungskonzentration besteht absolut nicht, die Vielfalt besteht ja bereits innerhalb der Redaktion selbst. Zudem ist das, was man früher oft als «Vielfalt» bezeichnete, eine Pseudo- Vielfalt. Es gab zwar viele Titel, aber sie hatten alle zu wenige Mittel, sodass sich alle auf die gleichen Agenturen und Korrespondenten verlassen mussten. Heute haben wir durch unsere Kooperationen ein eigenes Korrespondentennetzwerk, das so dotiert ist, dass es uns breite eigene Recherchen und Analysen erlaubt.
Ihr Fazit dieser Woche zusammengefasst in einer Twitter-Nachricht?In 6 Worten: Es kam noch besser als erhofft. Und in einigen mehr: Es gibt mehr Impulse der Forschung an die Redaktionen als gedacht, die Zusammenarbeit von Print- und Online-Medien eröffnet neue Horizonte.
Die Berichterstattung über den Sesseltausch des Tages-Anzeigers findet ihr hier.
Walter White (Bryan Cranston), ein brillanter Chemiker, hat es nie geschafft, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Als Lehrer an der High School von Albuquerque, New Mexico, bezieht er ein Jahresgehalt von 43’000 US-Dollar. Als ihm Lungenkrebs diagnostiziert wird, entschliesst er sich, sein chemisches Wissen zur Produktion von Metamphetamin einzusetzen, um für seine Familie vorzusorgen. Er legt sich das Pseudonym «Heisenberg » zu und verbündet sich mit seinem ehemaligen Schüler Jesse Pinkman (Aaron Paul). Während die beiden im Drogengeschäft immer weiter aufsteigen, beginnt Walter ein waghalsiges Doppelleben.
Eindrucksvoll verkörpert Bryan Cranston einen Mann, dessen Wandlung vom scheuen Walter zum mächtigen Heisenberg von zunehmender Skrupellosigkeit und moralischem Zerfall begleitet ist. Zur ursprünglichen Motivation, die Hinterbliebenen finanziell abzusichern, tritt die Sucht nach Anerkennung und Macht hinzu, die Befriedigung, etwas zu tun, in dem man gut ist, die Ambition, maximalen Profit mit einem perfekten Produkt zu erzielen. Gleichzeitig droht ihm die Familie immer mehr zu entgleiten, es sitzen ihm Gesetzeshüter und mexikanische Drogenkartelle im Nacken und sein Lehrling Jesse, der ihm mit einer Mischung aus Bewunderung, Furcht und Hass begegnet, entwickelt sich zu seinem wahren Antagonisten.
Zehn Primetime Emmy Awards, vier Golden Globe-Nominierungen, höchstbewertete Staffel einer TV-Serie aller Zeiten gemäss Metacritic und eine der quotenstärksten in der Geschichte des amerikanischen Kabelfernsehens dazu – die Liste der Auszeichnungen und Rekorde ist lang. Am besten verschlingt man alle 62 Episoden hintereinander. Oder, um es mit den Worten Jesse Pinkmans zu sagen: Watch it, bitch!
Laufzeit: 2008–2013
Erfinder und ausführender Produzent: Vince Gilligan
Besetzung: Bryan Cranston, Aaron Paul, Anna Gunn, Dean Norris, RJ Mitte, Betsy Brandt u. a.
Seit zehn Jahren haben pro Jahr drei Schweizer Jugendliche als Youth Representatives die Möglichkeit, Schweizer Delegationen an UNOKonferenzen zu begleiten. Die Youth Reps sind junge Erwachsene, welche die Stimme der jüngeren Generation an UNO-Verhandlungen vertreten und im Gegenzug die Jugendlichen über die Werte und Aktivitäten der UNO und ihrer Organe informieren. Anders gesagt: Die Jugenddelegierten bringen die Jugend zur UNO und die UNO zur Jugend.
Als diesjährige Youth Rep habe ich die Schweizer Delegation an die UNO-Generalversammlung in New York begleitet und zwei Wochen an den Verhandlungen im «Social, Cultural, and Humanitarian Committee» teilgenommen. Alle zwei Jahre verabschiedet dieser Ausschuss eine Resolution «Policies and Programmes Involving Youth». Der Fokus der diesjährigen Resolution lag auf Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Jugendliche. Sie waren denn auch Thema der Rede, welche von mir im Namen der Schweiz verfasst und vor den 193 UNO-Mitgliedstaaten vorgetragen wurde.
Die Schweizer Position hält es in internationalen Verhandlungen über soziale Entwicklung für besonders wichtig, erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert zu werden.
Nebenbei bemerkt: Dass die Resolution tatsächlich dem von den Verfassern vorgeschlagenen Fokus entspricht, ist noch alles andere als sicher – bei Inputs von Dutzenden von UNO-Mitgliedstaaten besteht durchaus ein gewisses Risiko, dass Resolutionen ein kleines Sammelsurium diverser nationaler oder regionaler Schwerpunktthemen werden.
So oder so, der Schlüssel zum Erfolg bei den Verhandlungen ist Geduld. Einerseits ist die Generalversammlung eine sehr partizipative Plattform für alle UNO-Mitgliedsstaaten, andererseits bringt dies den Nachteil mit sich, dass man kleine Erfolge schätzen lernen muss: Da die Generalversammlung nur Empfehlungen abgeben und im Gegensatz zum Sicherheitsrat keine bindenden Beschlüsse fassen kann, bringt eine Resolution, die nur knapp eine Mehrheit erreicht, herzlich wenig. Es gilt also, diejenigen Inhalte in den Verhandlungen herauszukristallisieren, die wirklich breiten globalen Konsens darstellen. Revolutionäres ist somit selten.
Die Resolutionen der Generalversammlung als wertlos zu bezeichnen, wäre jedoch verfehlt. Sie sind der kleinste gemeinsame Nenner der internationalen Gemeinschaft: Inhalte, die den Status der politischen Salonfähigkeit erreicht haben und auf denen im Idealfall aufgebaut werden kann. Manchmal ist es schon ein Erfolg, lediglich die «agreed language» vergangener Jahre zu verteidigen, in der aktuellen Resolution beispielsweise in Bezug auf die Gleichberechtigung von Frauen.
Ein Aspekt, den ich in meiner Rede im Hinblick auf die Ursachen wirtschaftlicher Perspektivenlosigkeit junger Menschen besonders hervorgehoben habe, ist die Frage von «Youth, Peace and Security ». In vielen von Konflikten betroffenen Ländern liegt der Anteil von Menschen unter 25 bei über 60 Prozent der Bevölkerung! Mit einer solchen Bevölkerungsstruktur ist es für eine friedliche Zukunft unabdingbar, dass Jugendliche an der Gesellschaft teilhaben und ihr Potenzial als «Peacebuilders» entfalten können. Dies setzt wiederum Ausbildungsmöglichkeiten sowie Möglichkeiten, die Ausbildung sinnvoll einzusetzen, voraus.
Zu diesem Thema blicke ich auf eine hochspannende Begegnung mit Ishmael Beah zurück. Er ist New York Times-Bestsellerautor und war Kindersoldat im Bürgerkrieg in Sierra Leone in den Neunzigerjahren. Nebst den offiziellen Verhandlungen finden täglich zahlreiche Nebenveranstaltungen statt, an denen Staaten Stellen innerhalb der UNO oder NGOs auf ein bestimmtes Thema aufmerksam machen. Diese Side Events sind aber auch Gelegenheiten für «spontane» Gespräche über die Resolution; das Klischee, dass Politik nicht (nur) im Konferenzsaal gemacht wird, sondern bei einem Bagel am gemeinsamen «Working Breakfast» oder bei einem Glas Wein am abendlichen Empfang, ist also nicht ganz unberechtigt. An einem solchen Event hat Beah interessante Gedanken zur Wechselwirkung von Frieden, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten geäussert.
Nach einem Konflikt werde der Notwendigkeit von langfristigen Engagements und dem Aufbau von verlässlichen Institutionen oft zu wenig Rechnung getragen. Beah hat das folgendermassen illustriert: Wenn man bedenkt, dass – selbst in hochentwickelten Gesellschaften – jemand mit einem Bachelor-Abschluss teilweise beschränkt etwas erreichen kann, wie soll dann ein junger Mensch in einem Land, welches mit den zusätzlichen Belastungen eines vergangenen Konfliktes zu kämpfen hat, mit einer tieferen Ausbildung nachhaltige Veränderungen realisieren können?
In Sierra Leone wurde jungen Männern nach dem Krieg angeboten, eine Ausbildung als Handwerker zu machen, beispielsweise als Mechaniker. Dass eine Gesellschaft Handwerker braucht, soll hier überhaupt nicht in Frage gestellt werden. Es werden jedoch keine Probleme gelöst, wenn in einem Land mit 10’000 Autos 20’000 Mechaniker ausgebildet werden. Ishmael Beah hat betont, dass es beim Erstellen von Aufbauprogrammen essenziell ist, immer die Gesellschaft vor Augen zu haben, die wieder aufgebaut werden soll – und alle ihre Mitglieder mit ihren individuellen Plänen und Talenten.
Nebst den diversen Highlights wie der oben erwähnten Rede vor der gesamten Generalversammlung, Begegnungen mit Diplomatinnen und Diplomaten aller Kontinente oder dem Treffen mit dem Schweizer UNO-Botschafter zählt auch die Zusammenarbeit mit Jugenddelegierten aus knapp 30 Ländern zu den grossen Erlebnissen meiner Teilnahme an der UNO-Generalversammlung. Die erwähnte Jugendresolution ermutigt die Mitgliedsstaaten «to consider including youth representatives in their delegations». Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung jünger als 25 Jahre ist, wächst der Konsens, dass politische Pläne, welche junge Menschen betreffen, von diesen mitgetragen werden müssen. Viele Staaten haben der Aufforderung zur Etablierung eines solchen Programms für Jugenddelegierte bereits Rechnung getragen, leider jedoch vorwiegend nur auf dem europäischen Kontinent. Um wirklich von Jugendpartizipation bei der UNO sprechen zu können, müssen auch mehr junge Stimmen aus Afrika, Asien und Lateinamerika gehört werden können. Damit Jugendliche generell in wirklich effektiver Weise an der Weltpolitik mitarbeiten können, ist verstärktes Engagement der Regierungen nötig, was wiederum nur dann erreicht werden kann, wenn die (junge) Zivilgesellschaft weiterhin für ihre Rechte eintritt.
Ruhe, gedämpftes Licht, einzelne Gongschläge – Auf einer Yoga-Matte liegend, mit dem Kopf auf einem kleinen Kissen und die Beine in eine Fleecedecke gehüllt, liegen wir im neu eröffneten Ruheraum. Die Augen sind geschlossen und der Körper wird immer schwerer … Wir haben noch nie zuvor mithilfe von Klangschalen meditiert und sind dementsprechend gespannt, was uns erwartet.
Zuvor konnten wir schon kurz mit dem Leiter des Kurses, René Schori, sprechen. Er selbst ist vor ungefähr sechs, sieben Jahren zufällig auf die Klangschalen gestossen. Geplant war eine Trekkingtour durch Nepal. Diese unterbrach er aber spontan, als er einen Einheimischen kennenlernte, der ihm das Spielen und Meditieren mit den Klangschalen beibrachte. Er liess sich für ein paar Wochen unterrichten, bevor er wieder zurück in die Schweiz flog, um dann aber bald seinen neuen Freund für Kurse und Events in die Schweiz einzuladen. Während er uns von seiner spannenden Reise und dem ersten Kontakt mit den Klangschalen erzählt, schweift unser Blick immer mal wieder auf die Klangschalen, die er in der Ecke aufgereiht hat. Die Schalen werden in Nepal von Hand angefertigt und bestehen aus einer Legierung von sieben bis zwölf Metallen. Sie werden mit einem Klöppel angeschlagen; hält man eine qualitativ hochwertige Schale auf der Handfläche, spürt man die Vibration bis zu vier Minuten! Die Klänge, welche die Schalen von sich geben, werden je einem Chakra, den acht Energiepunkten des menschlichen Körpers, zugeordnet und sollen beispielsweise helfen, den Körper zu erden.
Wir liegen an dem besagten Dienstagabend zwischen 18.45 und 20.00 Uhr im Ruheraum auf unserer dünnen Matte und lauschen den Geräuschen, die Herr Schori mit den Klangschalen erzeugt. Die Meditation beginnt mit einem Glöckchen-Schlag und geht sehr ruhig und langsam weiter. Ein tiefer Gong, noch einer, ein höherer Gong … Die Töne der Schalen erklingen zunehmend gleichzeitig und es entstehen Harmonien verschiedenster Tonarten. Wir liegen da, die Augen geöffnet und zählen die Minuten … Geht das nun noch eine ganze Stunde so? Der erste Typ im Raum ist eingeschlafen und atmet tief und schwer. Wir versuchen, uns nicht zu sehr auf ihn zu konzentrieren, sondern uns den Klängen der Musik zu widmen – ein schwieriges Unterfangen! Wir liegen beide hellwach in Geist und Körper da und fragen uns, wann die meditative Wirkung wohl einsetzen wird. Aber plötzlich, wir wissen nicht, was geschah, wie viel Zeit verstrichen ist, erklingen wieder die drei Glockenschläge, die das Ende der Meditation ankündigen. Eben noch konnten wir die verstrichene Zeit gut einschätzen und just am Ende der Meditation ist uns das Zeitgefühl abhanden gekommen. Unseren steifen Rücken zufolge, deren Schmerz wir aber während der Meditation vergessen konnten, müssten es Stunden gewesen sein, die wir liegend auf dem harten Boden verbracht haben.
Obwohl alle Teilnehmer sehr passiv daliegen, ist es doch Arbeit, den Kopf zu leeren, aktiv zu entspannen und loszulassen. Es war nicht ganz einfach, von der einen Minute auf die andere den Alltag und stressigen Start an der Uni auszublenden und sich den Klängen der Schalen hinzugeben. Der Leiter des Kurses empfiehlt daher auch, den Kurs mindestens zwei bis drei Mal zu besuchen, um die optimale Tiefenentspannung zu erreichen. Wir fanden dieses Erlebnis super und können es allen empfehlen, die einmal in andere Sphären abheben möchten. Anmeldungen für die etwas andere Uni- Stunde sind über unisport.unisg.ch möglich.
Der Fonds zur Förderung des studentischen Engagements und der Sozial- und Kulturfonds unterstützen studentischen Einsatz mittels Darlehen, Defizitgarantien und Leistungen à fonds perdu (ohne Rückzahlungsverpflichtung). Beide Institutionen unterstützen Projekte unterschiedlichster Art.
Gemäss Reglement hat der Sozial- und Kulturfonds die Mission, die soziale Lage von HSGStudenten zu verbessern, sowie gemeinnützige studentische Aktivitäten zu unterstützen. Die dafür notwendigen Mittel stammen zum Teil aus dem freiwilligen «Beitrag zum Sozialfonds» in Höhe von zwölf Franken, den man mit der Semesterrechnung entrichten kann. Mit diesen Geldern werden einerseits eigene Projekte der Studentenschaft finanziert, wie etwa der Ruheraum; andererseits unterstützt der Fonds akkreditierte Vereine, Initiativen und Kommissionen, die alternative Projekte an der HSG ins Leben rufen möchten. Darüber hinaus hilft er aber beispielsweise auch Studenten mit Kindern bei der Finanzierung der Kosten für die Kinderkrippe.
Auch der Fonds zur Förderung des studentischen Engagements wurde mit dem Ziel gegründet, Projekte zu unterstützen, die allen Studierenden zugutekommen. Zum einen stützt er Vereine, Kommissionen und Initiativen mit gemeinnützigen Zwecken projektunabhängig. Allerdings ist diese Art der Förderung generell auf zwei Jahre und 5’000 Franken pro Jahr begrenzt, Ausnahmen sind jedoch vorgesehen. Zum anderen stellt der Fonds Mittel für konkrete Projekte zu Verfügung, um insbesondere jungen Projekten zu helfen, ihr Budget auszugleichen. Einschränkend vermerkt das Reglement, dass ein einzelnes Projekt über maximal zwei Runden unterstützt werden kann. Danach sollte es durch eigene Mittelakquise finanziert werden. Schliesslich erstattet der Fonds Reisespesen Studierender, die an nichtkommerziellen Wettbewerben teilnehmen.
Wer Gelder aus den Fonds benötigt, kann sich unter Nennung des ersuchten Betrages, sowie der Art der Zuwendung an die jeweilige Kommission wenden. Du möchtest Mittel aus den Fonds beantragen und hast noch offene Fragen? Weitere Informationen über den Ablauf des Zuteilungsverfahrens kannst du den Reglementen und Leitfäden des jeweiligen Fonds entnehmen. Diese sind abrufbar unter http://myunisg.ch/de/services/ fonds-der-shsg.html .
Allein im Jahr 2012 starben in den USA 39 Personen durch Amokläufe, bei welchen gestörte Einzeltäter legal erworbene Waffen auf sich trugen. In der Schweiz hingegen sucht man vergeblich nach ähnlichen Zwischenfällen. Und das, obwohl die Schweiz mit 2.5 Millionen registrierten Waffen nach dem Jemen und den USA die dritthöchste Schusswaffendichte pro Kopf aufweist. Zwar liegt dies hauptsächlich an den 1.2 Millionen Militärwaffen, die zu Hause aufbewahrt werden, doch trotzdem kann man sich fragen: Wie ist das möglich? Gibt es in der Schweiz einfach weniger gewaltbereite Einzelgänger? Oder liegt es vielleicht daran, dass Privatpersonen nur sehr schwer an Waffen und Munition kommen?
Wir wollen herausfinden, wie schwer es denn für zwei ganz normale Studierenden wie uns tatsächlich ist, eine Waffe zu kaufen. Gleich zu Beginn werden wir überrascht: In der Stadt St. Gallen gibt es erstaunlich viele unauffällige Geschäfte, die Schusswaffen anbieten. So führt unser Selbstversuch zunächst in die Brühlgasse, wo dank dem Trischli nebenan die Kundschaft nie ausgehen dürfte. Der Laden wird gerade von drei jungen Männern heimgesucht, die sich in gebrochenem Deutsch nach Softair-Pistolen erkundigen. Wir geben vor, unserem guten Freund, Sportschütze und Waffennarr, zum Geburtstag eine Waffe schenken zu wollen. Der Verkäufer mit dünnem, weissen Oberlippenbart zeigt uns verschiedene Schusswaffen. Von Pistolen, Gewehren bis hin zu von John Wayne handsignierten Western-Revolver gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas Passendes. Sogar Pistolen in so exotischen Farben wie Pink oder gravierte Waffen sind auf Bestellung erhältlich. Wer eher vergangenen Zeiten nachtrauert, wird auch fündig: Die etwa 100-jährigen Ordonnanzrepetiergewehre sind sogar mit Bajonett, einer auf das Gewehr aufgesetzten Speerspitze, erhältlich.
Es dauert jedoch nicht lange, bis der Verkäufer auf den für einen Kauf erforderlichen Waffenerwerbsschein hinweist, welchen wir aber nicht besitzen. Was wir denn auch ohne einen solchen Schein kaufen könnten, wollen wir wissen. Da zeigt er uns in der Kategorie der Repetierwaffen (das heisst, die Munition muss von Hand nachgeladen werden) ein Gewehr mit angeblich 3’500 Joule Eintrittsgeschwindigkeit. Diese Waffe, erklärt er bereitwillig, würde glatt sechs hintereinander aufgereihte Personen mit einem einzigen Schuss durch den Kopf töten. Und um diese zu erwerben, müssten wir lediglich einen aktuellen Strafregisterauszug vorweisen. Leicht schockiert stehen wir da und hören in Folge wilde Verschwörungstheorien über Korruption, Immigranten und die St. Galler Polizei, welche die eigenen Bürger im Stich lasse. Deshalb gäbe es immer mehr Leute, die sich bewaffnen wollten, vom Zuhälter bis zum Pfarrer, wie uns der Verkäufer erklärt. Da wir weder Waffenerwerbsschein noch Strafregisterauszug besitzen, müssen wir das Geschäft mit leeren Händen wieder verlassen. Wir versuchen unser Glück an der Rorschacher Strasse.
Der Laden wird von einem Jäger geführt, was die Vielzahl von ausgestopften Tieren an der Wand nahelegt. So lächeln uns Rehköpfe und Fasane entgegen, während wir unsere Geschichte vom waffennärrischen Freund wiederholen. Auch hier werden wir prompt auf den obligatorischen Waffenerwerbsschein hingewiesen, der für (halb-) automatische Waffen vorausgesetzt wird. Ein aktueller Strafregisterauszug hingegen würde beispielsweise für eine Jagdflinte schon ausreichen. Als wir uns nach deren Tötungsfähigkeit erkundigen, lacht der Verkäufer über unsere Ahnungslosigkeit und betont: «Wir erschiessen damit ausgewachsene Rehe.» Als wir uns für ein UZI-ähnliches Modell interessieren, erfahren wir zudem, dass Waffen mit Serienfeuer, also Maschinenpistolen, in der Schweiz eine Sondergenehmigung voraussetzen. Diese Sondergenehmigung beinhaltet unter anderem, dass die Polizei jederzeit eine Hausdurchsuchung beim Inhaber durchführen darf, um zu kontrollieren, ob die Maschinenpistole tatsächlich beim Besitzer ist.
Wenn wir einen Strafregisterauszug vorweisen könnten und uns beispielsweise für ein Jagdgewehr interessierten, so dürften wir dann aber auch gleich die passende Munition dazu kaufen. Wir könnten das Geschäft also theoretisch mit einer schussbereiten, absolut tödlichen Waffe verlassen – und das vollkommen legal.
Wer lieber kein sperriges Jagdgewehr möchte, sondern eine handliche halb- oder vollautomatische Waffe, braucht einen Waffenerwerbsschein. Doch wie erhält man diesen ominösen Waffenerwerbsschein? Ein Blick auf das Antragsformular für eine solche Genehmigung auf der Webseite des Bundesamtes für Polizei genügt, um zu sehen, dass die Kriterien äusserst spärlich ausfallen. Neben den Personalien und einem guten Leumund, was der beizulegende Strafregisterauszug beweisen sollte, wird lediglich der Grund für den Kauf erfragt. Hier hat man die Wahl zwischen Sport-, Jagd- und Sammelzwecken, wobei Letzteres als Auffangbecken für so ziemlich jeden Kauf fungieren dürfte. Grundsätzlich ist also jede unbestrafte Person im Stande, einen Waffenerwerbsschein zu erhalten und somit scharfe Feuerwaffen zu erwerben. Allerdings sind vor dem Waffenbüro, so heissen die kantonalen Zulassungsstellen, nicht alle gleich. Für Bürger bestimmter Länder ist der Erwerb von Waffen jeglicher Art verboten, unabhängig von ihrem Leumund. Von dieser Regelung der Waffenverordnung sind unter anderem Kroaten, Albaner, Türken und Sri-Lanker betroffen.
Wer weder Waffenerwerbsschein noch Strafregisterauszug beantragen möchte, muss sich mit weniger scharfen Waffen begnügen. Jedoch gibt es auch hier einige Überraschungen. So fallen beispielsweise Schlagringe und Stöcke unter die verbotenen Waffen und sind somit auf der gleichen Sicherheitsstufe angesiedelt wie Maschinengewehre. Pfeffersprays hingegen sind ab 18 Jahren frei erhältlich, da sie offiziell nicht als Waffen gelten und deshalb unter das Chemikaliengesetz fallen. Die Möglichkeit, sich Waffen mit fadenscheinigen Gründen zu erschleichen, besteht aber kaum. Waffenanbieter halten sich strikt an die Bestimmungen und verweisen gleich zu Beginn auf die nötigen Dokumente, was bei einem Strafmass von bis zu fünf Jahren Gefängnis bei illegalem Vertrieb von Waffen auch naheliegt.
Unser Selbstversuch hat gezeigt, dass jede gewillte, nicht straffällige Person in der Schweiz an eine Waffe kommen kann. Dabei seien die Möglichkeiten, die der Schwarzmarkt bietet, mal aussen vor gelassen. Dass es in der Schweiz trotzdem nicht zu- und hergeht wie im Wilden Westen, liegt daher nicht an einer eingeschränkten Erhältlichkeit von Waffen, sondern an anderen Faktoren. Ein hoher Lebensstandard, soziale Sicherheit sowie die professionelle Betreuung von psychisch labilen Patienten sind wohl nur einige Gründe dafür, dass wir nur äusserst selten Amokläufe erleben müssen, die in den USA schon fast an der Tagesordnung sind. Dass wir dabei aber eines der liberalsten Waffengesetze weltweit haben, dürfte den wenigsten bewusst sein.
«Im militärischen Kontext assoziiere ich den Begriff Waffe primär mit Sicherheit und Selbstschutz, jedoch auch mit Gefährlichkeit und dadurch mit Verantwortung. Als ehemaliger Sportschütze würde ich den Begriff Waffe aber auch mit der Bezeichnung Sportgerät (vergleichbar mit den Skis des Skifahrers) assoziieren.»
«Respekt, Gefahr, Schutz, Macht, Sicherheit, Ernsthaftigkeit, Absolutheit. Als Offizier bewahre ich meine persönliche Dienstwaffe, eine Pistole SIG 220 zuhause auf. Sie gehört wie der Helm und der Tarnanzug zu meiner Militärausrüstung. Zudem schiesse ich auch im Schützenstand mit dieser Waffe. Dies entspricht meinem Verständnis von der Schweizer Milizarmee und dem Wehrgedanken.»
«Gefahr und Sicherheit; Angriff und Verteidigung; das Böse und das Gute. Als Kommandant einer Panzergrenadier-Kompanie trainiere ich mit meiner Einheit regelmässig den Gebrauch schwerer Waffen zum Schutz der Bevölkerung. Meine Dienstwaffen (Pistole und Gewehr) sind bei mir zu Hause: Ich bin stolz auf diese Besonderheit der Schweiz und das grosse Vertrauen zwischen Staat und Bürger!»
«Mit Waffen assoziiere ich Gewalt, Militär, Angst und Blut. Generell mag ich Waffen und das Schiessen nicht. Im Militär hatte ich hauptsächlich Angst vor den anderen Soldaten, welche unfähig waren, die Waffen richtig zu kontrollieren und teils mit geladener Munition im Gewehr rumfuchtelten. Meine persönliche Waffe habe ich nur noch für das obligatorische Schiessen zu Hause.»
«Die Begriffe Gewalt, laut, Mord und Metall kommen mir in den Sinn, wenn ich an Waffen denke. Ich habe keinen persönlichen Bezug zu Waffen und hatte auch noch nie eine Schusswaffe in der Hand (ein Küchenmesser würde ja auch als Waffe zählen, oder?). Mit Waffen komme ich heute nur in Games, wie Halo, in Kontakt.»
«Gewalt, Krieg, Armee, Schutz vor häuslicher Gewalt – diese Begriffe verbinde ich mit Waffen. Ich habe aber keinen persönlichen Bezug zu Waffen, abgesehen von der ‹Chügeli-Pistole› von früher, die meinem Bruder gehörte und die ich später geklaut habe.»
«Ich assoziiere die folgenden Begriffe mit Waffen: Krieg, Gewalt, Gefahr, Schiessen und Macht. Ich habe absolut gar keinen Bezug zu Waffen, hatte noch nie eine in der Hand und spiele auch keine solchen Games, das finde ich sinnlos.»
«Waffen? Da fällt mir ein: Gewalt, Nötigung, Selbstverteidigung, Aggression, Bestätigung. Abgesehen von den paar Waffen, die ich vor dem Militär schon in der Hand gehalten hatte, habe ich keinen Bezug dazu. Meine eigene Waffe habe ich zwar zu Hause, die ist aber zerlegt.»
Schrei vor Glück oder schick’s zurück – Während sich die einen darüber aufregen, bei den boomenden Online-Händlern durchwegs die falsche Grösse zu bestellen, machen sich die anderen einen Sport daraus und schicken fröhlich Pakete hin und her. Diese Kaufbulimie ist der Renditekiller schlechthin: Zalando beispielsweise berichtet von einer Retourenquote von bis zu 50 Prozent. Das kostet bei Händlern sowie Kunden Zeit, Geld und Nerven.
Besonders Schuhe weisen hohe Rücklaufquoten auf: In einer repräsentativen Studie gab nur ein Drittel der Konsumenten an, Schuhe nicht zurückzuschicken; ein Viertel der Online-Käufer schickt in der Regel die Mehrheit der bestellten Paare zurück. Das kostet nicht nur Porto, sondern mindert auch den Wert der Waren. Ein Riesenproblem!
Doch oft lassen sich Fussform und Grösse, geschweige denn Tragkomfort der im Internet gesichteten Traumstilettos oder neuer Sneakers nur schwer einschätzen, zumal sie sich von Marke zu Marke stark unterscheiden. Könnte man nur im Voraus feststellen, ob der im Online-Shop angepriesene Schuh auch tatsächlich passt! – «Kann man!», sagte sich Timo Steitz, als er sich nach einem Jahr Praxiserfahrung bei einem mittelständischen Sportschuhentwickler eingehend mit dem Problem beschäftigt hatte.
Daraufhin reichte er an der ESADE in Barcelona, wo er sein Masterstudium fortsetzte, bei einem Geschäftsmodellwettbewerb seine Idee ein, dem Nutzer die Wahl seiner Schuhe im Voraus zu erleichtern – und gewann. Mit einem Bein in Spanien und einem in St. Gallen baute er anschliessend ein kleines Kernteam auf und überlegte, wie sich die Idee am besten implementieren lässt.
Im November 2012 wurde schliesslich gegründet, im Februar fand ein Prototypen-Test in Spanien statt. Der anfängliche Plan, dass der Käufer mit einem Tool zu Hause einen «digitalen Fussabdruck» erstellen sollte, entpuppte sich als wenig praktikabel. Die umständliche und ungenaue Erfassung war zu wenig benutzerfreundlich. Stattdessen werden die Online-Käufer, wenn es nach den Jungunternehmern von ShoeSize.Me geht, in Zukunft vor dem Kauf auf Zalando, Deichmann & Co. Daten zu ihrer bisherigen Schuhwahl hinterlegen. Den «Referenzschuh » vergleicht ein Algorithmus dann mit aktuellen Modellen und empfiehlt die passende Form und Grösse.
Ein entsprechendes Plug-in hat das Team um Timo im Sommer 2013 entwickelt und ist nun daran, Online-Versandhäuser in der Schweiz und Spanien zu finden, die es implementieren. «Dabei können wir nicht nur die Kosten durch tiefere Rücksendequoten massiv senken, sondern werden auch für einen wachsenden Umsatz sorgen», ist Timo überzeugt. «Denn wenn der Schuhkauf übers Internet komfortabler wird, werden weniger Kunden in den Laden gehen und die Schuhe probieren müssen; der Absatz übers Internet wird deshalb weiter steigen!»
Timo ist sich sicher, den wachsenden Internethandel mit seiner Idee nutzerfreundlicher zu machen. Deshalb wird er ab Januar, wenn er aus seinem CEMS-Austausch in Helsinki zurückgekehrt ist und sein Master-Studium abgeschlossen hat, seine ganze Zeit und Energie dafür investieren, dass wir nie mehr den falschen Schuh kaufen. Wir dürfen gespannt sein!
Es war eine der Möglichkeiten, die sich nach meinem Studium entwickelte. Begonnen hat es mit einem Praktikum bei einer deutschen Rundfunkanstalt, welches ein Professor vermittelt hatte. Danach schrieb ich für Zeitungen, arbeitete in einer Nachrichtenagentur und für den Rundfunk. Anschliessend ging ich bereits 1981 als freiberuflicher Journalist in den Iran, da mir die Wartezeit, um als Auslandskorrespondent zu arbeiten, zu lang war. Heute wäre ein solcher Schritt wohl kaum noch möglich. Denn sie benötigen als Freiberufler sehr viele Aufträge, um überhaupt vernünftig leben und arbeiten zu können.
Wegen der Kosten?Genau. Als Korrespondent benötigen sie im Orient zumindest einen Übersetzer, welchem sie die Reisekosten sowie Vergütungen finanzieren müssen. Zudem bezahlen die Medien heutzutage immer weniger für denselben Aufwand und dieselbe Arbeit. Man steht als unabhängiger Korrespondent vor zunehmenden Problemen, wohingegen früher vergleichsweise angenehme Arbeitsbedingungen möglich waren.
Warum genau haben Sie sich denn für den Iran und den Mittleren Osten als Schauplatz Ihrer Berichterstattung entschieden?Ich besass während meines Studiums immer schon ein bestimmtes Interesse am Iran. Denn dieses Land spielte in der deutschen Studentenbewegung in den Sechzigerjahren eine grosse Rolle. Es gab oft Demonstrationen gegen das damals im Iran herrschende Schah-Regime. Ich wollte mich allerdings nicht damit zufrieden geben, lediglich gegen irgendjemanden zu demonstrieren und machte mir stattdessen vor Ort selbst ein Bild, also reiste ich als Student in den Iran. 1979, als ich bereits Journalist war, brach in dem Land dann die islamische Revolution aus. Natürlich brannte ich darauf, die Geschehnisse vor Ort als Korrespondent zu begleiten. Zu Anfang berichtete ich nur an meinen freien Tagen aus dem Iran und flog, so oft es der Arbeitsplan zuliess, nach Teheran. Zwei Jahre später machte ich den Iran dann zu meinem alleinigen Standort und kündigte meinen Vertrag in Deutschland.
Und sind bis heute geblieben.Ja, zumindest habe ich immer aus der Region berichtet. Denn es ist mir wichtig, nicht von einer Ecke des Globus in die nächste zu springen. Sie benötigen enorme Spezialkenntnisse, um sich mit den Problemen einer Region ernsthaft auseinandersetzen zu können und über sie zu berichten. Die analytischen Instrumente und der Augenschein allein reichen nicht aus. Gerade wenn ein Gebiet völlig anders als die westeuropäischen Staaten funktioniert, benötigen sie lange, um die Unterschiede wirklich zu begreifen.
Wie gehen Sie demnach bei der Berichterstattung genau vor?Ich arbeite immer mit Menschen zusammen, die in dem jeweiligen Land leben. Sie können meine Informationslücken schliessen, die ich als Westeuropäer besitze, und Kontinuität in die Betrachtung der Prozesse bringen, da sie sich immer vor Ort befinden. Normalerweise sind das ein Fahrer, ein Producer und ein Kameramann. Ich habe mir über die Jahre im Mittleren Osten ein Netz von solchen Mitarbeitern aufgebaut. So erhalte ich auch Zugänge zu unterschiedlichsten Kontakten und kann diese auch pflegen. Ohne solche Arbeitszusammenhänge steigt die ohnehin immer vorhandene Gefahr, dass ich beginne, in meinen Berichten Stereotypen zu reproduzieren und damit Vorurteile zu verstärken.
Wie beurteilen Sie denn die jüngsten Entwicklungen im Iran? Steht dem Land eine Öffnung gegenüber dem Westen bevor?Der neue iranische Präsident Hassan Rohani stammt aus dem Zentrum der herrschenden Klasse. Damit kann er als pragmatischer Vermittler zwischen den verschiedenen Fraktionen auftreten. Rohani möchte keine Verwestlichung des iranischen Systems, sondern signalisiert lediglich Verhandlungsbereitschaft und wartet jetzt auf internationale Reaktionen. Die Grundposition des Iran, insbesondere im Atomkonflikt, hat er nicht verschoben. Rohani möchte den Westen aber nicht verprellen und arbeitet auf eine Lösung der Spannungen hin. Dabei steht er unter massivem Druck radikal-konservativer Kräfte. Seine Ziele, wie der Abbau der internationalen Sanktionen, die Wiederherstellung der Geldwertstabilität oder die Integration der Bedürfnisse der Bevölkerung in die iranische Politik, sind äusserst ehrgeizig. Es handelt sich also nicht um eine Änderung des Systems, sondern um einen Neuanfang iranischer Politik nach einer Dekade der Misswirtschaft.
Die Atompolitik des Iran bleibt also bestehen?Absolut. Dass der Iran die Atombombe bauen will, bleibt ein Vorwurf aus dem Westen, der im Lande bestritten wird. Ich bin der Überzeugung, dass der Iran lediglich die Fähigkeit erwerben möchte, die Bombe bauen zu können, und nicht plant, dies dann zu tun. Der Westen muss dem Iran darüber hinaus Anreize bieten, auf diesen Schritt der nuklearen Aufrüstung für immer zu verzichten. Druck ist zur Erreichung dieses Zieles eher kontraproduktiv. Dabei gilt es, die geografische Situation des Irans zu berücksichtigen. Der Atom-Staat Pakistan ist ein direkter Nachbar. Israel schliesst nicht aus, Iran mit nuklearem Arsenal anzugreifen und selbst die Weltmacht USA hat gegenüber Iran keine Atomwaffen-Verzichtserklärung abgegeben. Diese Umstände machen es unheimlich schwierig, den Iran davon abzuhalten, die Fähigkeit zum Bombenbau zu erwerben. Der Westen hat in dieser Beziehung bisher versagt.
Die Mittelost-Politik des Westens wird von Ihnen ja auch in Ihrem neuen Buch «Die Logik der Waffen» beschrieben. Können Sie diese genauer ausführen?Die USA haben in den letzten Jahren zwei Konflikte in der Nahost-Region verloren und müssen einer neuen Harvard-Studie zufolge sechs Billionen US-Dollar für deren Kosten tragen. Diese Einsätze können also unmöglich ökonomisch motiviert gewesen sein. Es handelte sich um reine Hegemonialpolitik. US-Regierungen haben versucht, die Region nach eigenen Vorstellungen mit militärischen Mitteln neu zu organisieren. Da dies offensichtlich nicht funktionierte, verfolgt USPräsident Obama eine neue Taktik, die ich im Buch zu beschreiben versuche. Im Gegensatz zu den offenen Kriegen der Vergangenheit erfolgt die neue Kriegsführung vor allem mit Einsatz von Drohnen, Computern und Spezialkommandos. Die USA informieren nicht mehr über die Einsätze und ermordeten Menschen mithilfe von Drohnenangriffen. Der Cyberwar gewinnt an Bedeutung und Attentate werden anonym ausgeführt. Im Iran wurden beispielsweise mehrere Nuklearwissenschaftler durch Autobomben ermordet und Zentrifugen in Atomanlagen durch einen Computervirus ausser Kraft gesetzt.
Wer ist denn für diese Ermordungen verantwortlich?Die US-Regierung führt eine sogenannte «Kill List», auf der Personen aufgeführt sind, die getötet werden sollen. Wer genau für die Morde verantwortlich ist, bleibt meist unklar, doch die westlichen Staaten verurteilen diese Morde nicht. Das ist eine Katastrophe für die globale politische Kultur. Langfristig unterminiert der Westen durch solch ein Verhalten seine Glaubwürdigkeit. Wenn Bürger westlicher Staaten ermordet werden, nennt man die Täter Terroristen. Wenn die USA in Pakistan mit Drohnenangriffen über 3’000 Menschen töten, nennt man das «smart policy» oder intelligente Nutzung von Macht. Die Amerikaner haben mittlerweile ein globales Netz von Drohnen-Stützpunkten aufgebaut, von denen aus sie jederzeit Menschen töten können. Völkerrechtlich gesehen sind solche Drohnenangriffe absolutes Neuland, weshalb sie überhaupt nicht geregelt sind. Diese Lücke scheint Politiker jedoch nicht ernsthaft zu interessieren. Dabei müssten die Regelwerke geändert werden, wenn sich die Rahmenbedingungen für Kriege ändern.
Wird diese Art von Kriegsführung ein Stück weit auch von westlichen Medien durch einseitige Berichterstattung ermöglicht?Die Medien tragen insofern Verantwortung, als sie ihrer Aufgabe der aufklärenden Berichterstattung nicht mehr gerecht werden. Verdeckte amerikanische Kriege werden oftmals nicht einmal wahrgenommen. Es ist nicht so, dass Journalisten freiwillig Propaganda für die US-Regierung betreiben, aber sie durchschauen deren Politik nicht mehr. Wenn die USA Menschen umbringen, wird kaum darüber berichtet, doch wenn Terroristen Menschen töten, sind das Ereignisse, mit denen die Welt in Atem gehalten wird. So verhält es sich auch beim Iran. Das global gezeichnete Bild des Iran befindet sich schlichtweg in einer Schieflage. Doch auch die Politiker und eine unaufmerksame Öffentlichkeit tragen Verantwortung dafür. Insbesondere die Schweiz sehe ich aufgrund ihrer neutralen Position in einer gewissen Handlungspflicht gegenüber solchen Missständen.
Was denken Sie denn, wo diese Entwicklungen noch hinführen?
Die politischen Anstrengungen, um die Situation der Menschen in den Krisengebieten des arabischen Frühlings zu verbessern, werden zunehmend geringer. Bis zum Sturz der Diktatur in Tunesien gab es nicht einmal 100 Tote. In Ägypten waren es dann knapp 1’000 und in Libyen bereits 30’000 bis 50’000 Opfer. In Syrien ist man jetzt bereits bei 120’000 Todesopfern. Die Verwilderung dieser Konflikte nimmt also wahnsinnige Ausmasse an. Es werden nicht mehr politische, sondern nur noch militärische Lösungen gesucht. Zudem traut man den arabischen Staaten die Demokratie nicht wirklich zu, da in diesen Ländern dem Westen nicht genehme islamische Parteien gewählt werden. Die Regierung von Mohammed Mursi in Ägypten hat keinerlei ausländische Hilfe erhalten, während die USA zeitgleich die Putschisten des Militärs unterstützt haben. Als diese dann an die Macht gelangten, erhielten sie bereits am ersten Tag neun Milliarden US-Dollar von den Golfstaaten. Mit solch einer Vorgehensweise lässt sich in arabischen Staaten kein demokratisches System aufbauen.