Tag Archive: politik

  1. Pride Month: Podiumsdiskussion

    Leave a Comment

    Bei der Pride Month Podiumsdiskussion ging es um mehr Inklusion von LGBTQI+ Personen, sowie Inklusion allgemein, vor allem in der Politik. Dieses Event wurde von Pride Month HSG sowie Pride Month der Stadt St.Gallen gemeinsam organisiert, unter anderem um Pride Month auch für Personen ausserhalb der Universität zu öffnen.  

    Jürg Brunner (Präsident Stadtparlament St. Gallen, SVP), Andi Giger (St. Gallen Pride), Miriam Rizvi (Stadtparlament St.Gallen, JUSO), Andreas Bisig (Kantonsrat St.Gallen, Präsident GLP Linth), Andrea Scheck (Präsidentin SP Kanton St. Gallen), Luc Zuffrey (Pride@HSG)

    v.l.n.r.: Jürg Brunner (Präsident Stadtparlament St. Gallen, SVP), Andi Giger (St. Gallen Pride), Miriam Rizvi (Stadtparlament St.Gallen, JUSO), Andreas Bisig (Kantonsrat St.Gallen, Präsident GLP Linth), Andrea Scheck (Präsidentin SP Kanton St. Gallen), Luc Zuffrey (Pride@HSG)

    Die Diskussion war durchweg respektvoll und alle Meinungen wurden angehört. Was wichtig anzumerken ist, dass alle Teilnehmenden den Fokus des Gesprächs als Ausgangslage akzeptierten: Alle waren sich einig, dass mehr Inklusion in der Politik das Ziel ist. Die Meinungsverschiedenheiten und Diskussion kamen mehr durch die Umsetzung und den Ausblick auf bisherige und kommende Fortschritte.  

    Als Zuschauende war interessant, wie abgesehen von politisch unterschiedlichen Hintergründen, auch für eine Diversität in Geschlechtern, Generationen und Sexualitäten gesorgt wurde. Zum Beispiel blieb bei mir die Szene hängen, in welcher Jürg Brunner erklärte, wie in einer besseren, inklusiveren Welt das Geschlecht einer Person irrelevant wäre, dass man die Kategorie beispielsweise komplett von Identitätskarten streichen könnte. Während so eine „gender-blindness“ an sich nicht schlecht klingt, ist sie utopisch und kommt von einer privilegierten Position, wie Miriam Rizvi und Andrea Scheck anschliessend erklärten. In der echten Welt wird man nun mal als ein Geschlecht gesehen/interpretiert (auch wenn es mit der eigenen Identität nicht übereinstimmen mag). Aufgrund dieser Identität kann es zu Diskrimination und Gewalt kommen. Deswegen sind solche „Blindheits“-Aussagen abweisend von der Realität, die viele Menschen auf der Strasse, zuhause oder am Arbeitsplatz erleben.   

    Ein weiteres grosses Thema war die gegenderte Sprache. Dieses Thema wurde mehrfach angesprochen, allein schon, weil die Umsetzung der inklusiven Sprache auf der Bühne selbst mehrere Stolperschritte erlitt. Alle waren der Meinung, dass mit einer wachsenden Anzahl Frauen, die in Ratssälen repräsentiert werden (ca. 40% im Kantonsratsaal), eine inklusive Sprache notwendig ist. Meinungsverschiedenheiten kamen hauptsächlich durch die Strenge, die man für die Anwendung benutzen wollte. Beispielsweise waren die Mitglieder linker Parteien eher der Meinung, dass es selbstverständlich sein sollte, genauso wie die Inklusion von Frauen in der Politik nicht allzu gross gefeiert werden sollte, da es sich um eine Selbstverständlichkeit handelt.  

    Was noch problematisch ist, ist die Exklusion von nicht-binären Personen sowie trans Personen. Diese, genauso wie andere Randgruppen (damit sind ausgeschlossene Personengruppen gemeint, die aber nicht unbedingt Minderheiten sind), erhalten längst nicht genug Repräsentation in der Politik. Deswegen sind viele Gesetze, die in ihrem Interesse sind, schwer umzusetzen; viele Politiker*innen aber vor allem viele Wähler*innen setzen sich oft nur für Themen ein, die sie persönlich betreffen. Ein weiteres Problem, weshalb „Randgruppen“ wie beispielsweise BIPOC-Personen, Personen aus ärmeren Verhältnissen, und die zuvor genannten Mitglieder der LGBTQI+ Gemeinschaft, nicht in der Politik vertreten sind, ist dass der Hass gegen diese Personen überwältigend sein kann. So musste eine Politikerin, Sarah Akanji, sich deswegen aus den Wahlen zurückziehen.  

    Es ist ein Teufelskreis: Will man sich engagieren, wird man verscheucht. Will man Repräsentation, ist diese verscheucht worden. Will man für ein progressives Gesetz wählen, welches Inklusion für LGBTQI+ (oder auch andere) Personen garantieren soll, ist es nicht möglich, da die Poltiker*innen die sich dafür eingesetzt hätten, verscheucht wurden. Kein Wunder, dass das politische Engagement so niedrig ist.  

    Der grösste Schritt in die richtige Richtung, angesichts solcher Tatsachen, ist „Awareness“ zu generieren. Beispielsweise durch die Organisation einer Pride Month. Damit können sich Menschen, die sich zuvor nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben, bilden.  

    Ein weiteres Problem, welches durch mehr Awareness behoben werden kann, ist das Pinkwashing und Rainbow Capitalism. Das ist beispielsweise, wenn eine Firma ein Produkt pink oder regenbogenfarben anmalt, vor allem während Pride, um es an Frauen oder LGBTQI+ Personen zu verkaufen. Dabei geht es aber nur um das Geld. Besonders komisch (im nicht-witzigen Sinn) wird es, wenn man folgendes Bild betrachtet, was das Problem besser illustriert als Wörter es jemals könnten:  

    Firmen Logos während Pride, vs. dieselben Firmenlogos in Ländern, die LGBTQI+ Personen verfolgen und ermorden. Kritiker*innen wollen Konsistenz.

    Firmen Logos während Pride, vs. dieselben Firmenlogos in Ländern, die LGBTQI+ Personen verfolgen und ermorden. Kritiker*innen wollen Konsistenz.

    Awareness kann helfen, die Konsument*innen darauf zu sensibilisieren, sowie die eigentlichen Konzerne dazu zu bringen, sich für echte Inklusion zu bemühen. Eine ordentliche Marktforschung der Konsument*innen-Basis, wenn diese LGBTQI+ Personen beinhalten soll, würde bereits einen riesigen Fortschritt bedeuten Firmen Logos während Pride, vs. dieselben Firmenlogos in Ländern, die LGBTQI+ Personen verfolgen und ermorden. Kritiker*innen wollen Konsistenz.

    Pride = Rainbow, give me money now. Beispiel-Produkte, die dem Rainbow Capitalism verfallen sind.

    Zuletzt durfte sich das Publikum ebenfalls melden. Für Studierende, die regelmässig Arbeiten schreiben müssen, war wieder der Sprachstandard ein Diskussionsthema. Die kantonsweiten Richtlinien sollten wieder für mehr Inklusion angepasst werden. Etwas zynisch meinte Andreas Bisig dazu, dass es zwar gut wäre, aber leider mit dem heutigen Klima im Kantonsratsaal unrealistisch.  

    Alles in allem muss man Fortschritt balanciert betrachten. Jeder Schritt nach vorne, für mehr Awareness und Inklusion, ist gut. Das heisst nicht, dass es nicht noch einen langen Weg nach oben gibt. Die Autorin sieht es optimistisch, und fühlt sich geehrt, bei den Anfängen der St.Galler Pride-Kultur dabei zu sein. Besser spät als nie.  

  2. Pro und Contra zur Konzernverantwortungsinitiative

    Leave a Comment

    Ein wichtiges Signal für mehr Verantwortung, politisch und wirtschaftlich aber der falsche Weg 

    Contra von Patrick Sarzio

    Dass das Handeln einiger Konzerne moralisch nicht zu verantworten ist und unterbunden werden sollte, ist unumstritten. Die Konzernverantwortungsinitiative spricht hier etwas an, vor dem sich Unternehmen und der Bundesrat zu lange weggeduckt haben. Das Problem: Sie weist den falschen Weg. 

    Betroffen von der Initiative sind nicht nur die oft nicht ganz zu Unrecht gescholtenen Grosskonzerne, sondern gerade viele KMU – es könnte sich um bis zu 80.000 handeln, von denen 80% unter zehn Mitarbeitern haben. Sollte eine Firma dieser Grösse sämtliche Lieferanten prüfen und dokumentieren müssen, bliebe nur der Rückzug aus dem entsprechenden Markt oder der Weg in die Insolvenz.  

    Dass diese Überprüfung nicht so einfach ist, wie oft beschrieben, zeigt das Beispiel Fairphone: Dieses Unternehmen, das sich die Produktion nachhaltiger Smartphones auf die Fahnen geschrieben hat, ist nicht in der Lage, die Herkunft sämtlicher Materialien zu dokumentieren. Selbst edle Absichten und ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Management garantieren diese nicht und schützen genauso wenig vor möglichen Klagen. 

    Gerade die Wirtschaft betroffener Länder dürfte daher unter der Initiative leiden. Wenn sich kleine Unternehmen fürchten müssen, für die Verfehlungen anderer geradestehen zu müssen, ohne darauf einen direkten Einfluss zu haben, werden sie sich unweigerlich aus risikobehafteten Regionen zurückziehen. Arbeitsplätze fallen somit entweder ganz weg oder werden durch ausländische Konzerne übernommen, die keinerlei Rücksicht auf die Menschenwürde nehmen. 

    Ebenso schwerwiegend dürften die politischen Konsequenzen der Initiative sein. Das Recht und seine Auslegung ist nicht die Angelegenheit der Schweiz, sondern des betroffenen Landes: Die Handlungen gingen von einem anderen Unternehmen in einem anderen Staat unter anderen Gesetzen aus. Die Schweiz wird somit nicht zu einem Verfechter globalen Rechts, sondern greift direkt in die Souveränität anderer Länder ein und suggeriert dabei, dass diese zur eigenständigen Regulierung und Gesetzgebung nicht in der Lage seien. Dies wiederum scheint mit der Schweizer Prämisse von Eigenständigkeit und Neutralität kaum vereinbar. 

    Die Schweiz ist kein Global Player und will auch keiner sein. Die Einwohnerzahl beträgt mit ca. acht Millionen gerade einmal ein sechzigstel der Einwohner Europas und ein Tausendstel der Weltbevölkerung. Die Initiative spricht reale Probleme an, setzt aber auf einen nationalen Alleingang, der kaum in der Lage sein wird, das Problem zu lösen. Es braucht dazu eine gemeinsame, globale Kraftanstrengung.  

    Ein Ablehnen der Initiative führt hier nicht ins Leere, der indirekte Gegenvorschlag tritt danach automatisch in Kraft. Er greift die guten und wichtigen Punkte der Initiative auf, setzt aber auf internationale Kooperation im Rahmen der EU statt nationaler Alleingänge und nimmt KMU aus. Er beinhaltet eine Berichterstattungspflicht für Publikumsgesellschaften und grosse Finanzinstitute mit über 500 Beschäftigen im Bereich Umwelt, Sozial- und Arbeitnehmerbereiche. In Bezug auf Konfliktmineralien und Kinderarbeit geht der Gegenentwurf sogar weiter und verpflichtet zu einer jährlichen, öffentlichen Berichterstattung über die Erfüllung der Sorgfaltspflichten. Die Haftungsfrage ändert sich durch den Gegenentwurf nicht – da aber gerade grosse Unternehmen zur Sorgfalt verpflichtet werden, ist eine Erfüllung dieser Sorgfaltspflicht auch tatsächlich im Bereich des Möglichen.

    Die KVI als starkes Zeichen für Verantwortlichkeit, Menschenrechte und Umweltschutz 

    Pro von Sven Schumann

    Das Ziel der KVI ist unbestritten und von keiner Interessensgruppe oder Partei ernsthaft in Frage gestellt: Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Schweizer Konzerne grundlegende und international anerkannte Menschenrechte auch bei ihren Tätigkeiten im Ausland einhalten müssen. Auch, dass gegen diesen Grundsatz verstossende Konzerne dafür juristisch verantwortlich gemacht werden sollten, ist unumstritten. Der Abstimmungsstreit dreht sich deshalb für einmal nur um die Frage, ob die Initiative die richtige Lösung für das allerseits anerkannte Problem sei. Da vom Ziel der Initiative niemand mehr überzeugt werden muss, konzentriert sich die Pro-Argumentation vor allem auf die Entkräftung der von den Initiativgegnern vorgebrachten Vorbehalte und Warnungen, wie in der Folge exemplarisch gezeigt wird. 

    Aus dem Lager der Initiativgegner ist zu hören, dass die Annahme der Initiative eine Klagewelle herbeiführe, die nicht nur über Konzernen, sondern auch über unseren KMU einbrechen würde und so den Schweizer Wirtschaftsstandort angreife. Dass dieses Argument einem Faktencheck nicht standhält, wird bei der Betrachtung des Initiativtextes und dem Schweizer Rechtssystem klar. Während der Initiativtext kleinere und mittlere Unternehmen explizit ausnimmt, bietet unser Rechtssystem denkbar schlechte Voraussetzungen für solche Klagen, wie wir sie zum Beispiel aus amerikanischen Filmen kennen. Das Risiko eines Prozesses ist hoch und teuer, die Schweiz kennt keine Sammelklagen und die Zusprechung von Schadenersatz erfolgt traditionell in sehr konservativem Rahmen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu solchen Klagewellen kommen wird, ist deshalb klein. Spitzzüngig kann sogar der Standpunkt vertreten werden, dass der Schweizer Wirtschaftsstandort nach «Cryptoleaks», Bankenskandalen und bekanntgewordenen Unternehmenspraktiken wie beispielsweise von Nestlé und Glencore nur gewinnen kann, wenn die Schweiz für einmal verantwortungsbewusst voranschreitet. 

    Spannend ist die Frage, wie sich die Initiative konkret auf arme Länder mit Schweizer Unternehmenspräsenz auswirken würde. Gegner der Initiative, weisen darauf hin, dass sich Schweizer Unternehmen aus den Gebieten zurückziehen könnten und ihr Platz von internationalen Unternehmen aus Ländern eingenommen werde, die nicht für ihre grosse Begeisterung für Menschenrechte bekannt sind. Diese Argumentation ist zynisch, da sie die Übeltaten mit Schweizer Beteiligung verharmlost und somit auch legitimiert. Ausserdem lässt sie ausser Acht, dass die Geschäfte wirtschaftlich viel zu lukrativ und im Falle der Rohstoffbranche auch standortgebunden sind. Sprich ein Unternehmen wie Glencore kann und wird sein Kupfer oder Silber nicht fortan in den Schweizer Alpen schürfen, sondern sich gegebenenfalls anpassen müssen. 

    Am 29. November wird sich zeigen, ob es dem breiten, überparteilichen und weit ins bürgerliche Lager reichenden Bündnis gelang, auch die übrigen Vorbehalte der Gegner zu entkräften und das Abstimmungsvolk ein starkes Zeichen für Verantwortlichkeit, Menschenrechte und Umweltschutz setzen konnte. 

  3. Kunst und Demokratie? Raus aus der „Wohlfühlzone“!

    Leave a Comment

    Die HSG ist bekannt für ihren Status als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas.Trotz ihres vorwiegend auf die Wirtschaft zugeschnittenes Angebot verfügt die Universität über verschiedene Angebote, die den Studierenden auch humanistische und künstlerische Facetten zugänglich machen. Einerseits besteht an der HSG eine beachtliche Kunstsammlung mit Kunstwerken von berühmten Künstlern wie Alberto Giacometti oder Jean Arp, ohne dabei zu vergessen, dass die Architektur des Hauptcampus selbst einen kunsthistorischen Meilenstein des Brutalismus darstellt. Andererseits bietet die Universität auf Bachelor- und Master-Niveau Kontextstudien an, welche eine flächendeckende Vertiefung in andere Fachrichtungen ermöglichen, und dabei oftmals auch die Kunstwerke auf dem HSG-Campus miteinbinden. Im Frühjahrssemester 2017 ist ein neuer Kurs zum bisherigen Angebotskatalog der HSG dazu gestossen: „Kunst und Demokratie“ mit Prof. Tina Freyburg, die den Lehrstuhl für Comparative Politics innehat, ermöglichte den Studierenden, ihre „Wohlfühlzone“ zu verlassen und künstlerisch aktiv zu werden.

    Auch wegen meines politikwissenschaftlichen und kunsthistorischen Hintergrunds wollte ich mehr über dieses „Neue Ding“ im Masterstudium erfahren und durfte dazu den ehemaligen MIA-Studenten Julian Vasiljevic befragen. Julian ist ein ehemaliger HSG-Student aus Berlin mit Bachelor- und Masterabschluss in International Affairs.

    Wie unterscheidet sich dieser Kurs von anderen HSG-Kursen?

    Im Vergleich zu anderen Kursen fiel Julian bei „Kunst und Demokratie“ sofort die enge Betreuung durch die Dozierenden auf, sprich zwei Dozierende (Tina Freyburg und Rebecca Welge) und ein Bildhauer (Friedhelm Welge). Die Struktur des Kurses erschien auch nicht so streng wie er dies manchmal in anderen Kursen erlebte; als Studierender erhielt man relativ viel Raum, um sich einzubringen, mitzumachen und sich kreativ zu betätigen. Ein Teil der entstandenen Bilder sind übrigens im Unigebäude an der Müller-Friedbergstrasse 8 (5. Stock) zu sehen.

    Was lernt man in einem solchen Kurs?

    In einem ersten Schritt wurde den Studierenden zuerst das politikwissenschaftliche Grundwissen über die relevantesten demokratischen Theorien vermittelt. Die darauffolgende Anwendung – wie man Demokratie in Kunst „hineininterpretiert“ und dann künstlerisch umsetzt – entpuppte sich als ein etwas schwieriger Schritt. Zu diesem Zweck suchten sich die Studierenden ein paar Kunstwerke an der HSG heraus, mit der Aufgabe die unterschiedlichen Demokratiemodelle anzuwenden. In Julians Fall war dies die Giacometti Skulptur im 2. Stock im Hauptgebäude, die er mit dem liberalen Demokratiemodell verband. Die Verbindung zwischen Kunst und Demokratie diskutierten die Teilnehmer auch am Leben und Werk von Joseph Beuys. Dieser hat sich durch seine Kunst aber auch neben seiner Kunst stark für seine politische und demokratische Überzeugung eingesetzt. Das darauffolgende künstlerische Schaffen sollte den Studierenden die Möglichkeit geben, ihre eigenen Auffassungen der Demokratie in eigenen Kunstwerken zu reflektieren und diese dann auch im angemessenen Umfeld auszustellen. Zum Abschluss des Praxisworkshops haben alle Teilnehmer zusammen ein grosses Gemälde entworfen. In dieses Werk flossen die erworbenen künstlerischen Fähigkeiten, aber auch das entwickelte demokratische Verständnis mit hinein. Nach Julian hatte der ganze Prozess, dieses Werk zu kreieren, auch etwas Demokratisches an sich. Es ging um Diskussionen, Entscheidungen, Kompromisse, Arbeitsteilung und ein gemeinsames Ergebnis. Das Ergebnis fand er sehr beeindruckend. Er hätte von sich selbst nicht gedacht so etwas einerseits malen zu können und andererseits auch so viel Freude daran zu haben. Für Julian war der Lerneffekt sehr gross im künstlerischen wie auch in der Wahrnehmung von Demokratie.

    Was ist Kunst und Demokratie?

    Julians Meinung nach gibt es einen riesigen Interpretationsspielraum zum Tandem „Kunst und Demokratie“. Beispielsweise kann ein Kunstwerk einerseits mit Demokratie in Verbindung gebracht werden, andererseits kann man die Demokratiefrage auch auf den Kunstmarkt anwenden. Bei Gerhard Richters Werken wird meist der Preis über den Markt bestimmt und oft weiss man nicht, wer da die Fäden in der Hand hat. Bei solchen Vorgehensweisen kann es natürlich auch undemokratische Elemente entfalten. Der deutsche Bildhauer Friedhelm Welge hat den Studierenden besonders bei der Interpretation der Kunstwerke und dem Entwickeln und Ausdruck von Kreativität unter die Arme gegriffen.

    Herausforderungen?

    Da es sich um die Erstauflage handelte, war es für die Dozierenden interessant zu sehen, wie ihr Konzept ankommt und wie weit man mit den Studierenden im Thema Kunst gehen kann. Beim politikwissenschaftlichen Theorieteil musste man sich ausführlich mit den verschiedenen Theorien auseinandersetzen und im kunstangewandten Teil haben Studierende und Dozierende gleich viel dazu beigetragen, da alle gemalt haben. Dabei musste man sich schon aus der Wohlfühlzone wagen. Vergleichsweise macht man in anderen HSG-Kursen, was man normalerweise so tut, man schreibt, man hält eine Präsentation oder absolviert eine Prüfung. Bei Kunst und Demokratie stand jedoch das individuelle politische Verständnis und das künstlerische Schaffen im Vordergrund, wobei das aktive Malen sich für Julian ein bisschen auch als Herausforderung entpuppte. Ein bisschen Selbstüberwindung schafft dem Abhilfe.

    Warum sollte man einen solchen Kurs im Kontextstudium besuchen?

    „Kunst und Demokratie“ war eine Veranstaltung, die man normalweise nicht an der HSG antrifft. Der Kurs war dafür ausgelegt, etwas Neues im Kontextstudium auf Masterebene auszuprobieren und kreativ aktiv zu werden. Inhaltlich lernt man viel zum Thema Demokratie und auf spielerische Art und Weise werden die Bildenden Künste erprobt und erlernt. Der Kurs soll auch ein Ansporn sein, sich mit der eindrücklichen Kunstsammlung der HSG gründlicher auseinanderzusetzen. Die Dozierenden planen, den Kurs erneut anzubieten.

    Mehr Informationen

    Über den Autor

    Alexander Griesser promoviert derzeit an der HSG zum Thema Populismus und Kunstfotografie. Ausserdem arbeitet er als Wissenschaftlicher Assisstent und Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Spanische Sprache und Literatur (SHSS-HSG) und dem Centro Latinoamericano-Suizo (CLS-HSG).

  4. Beziehungsstatus Schweiz-EU: Es ist kompliziert

    Leave a Comment

    Kaum war der politische Schlagabtausch von Moderator Reto Brennwald lanciert, stellte Hans-Peter Portmann (FDP) klar: «Die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU stellt für mich keine Liebesbeziehung dar.» Vielmehr handle es sich «nur» um ein Vertragsbündnis. Claudia Friedl (SP) gab sofort Gegensteuer und beteuerte, dass es der Schweiz nur dann gut gehe, wenn es auch der Europäischen Union gut geht. Für Rechtsprofessor Thomas Geiser sind die Bilateralen Verträge mit der EU durchaus mit dem Rechtsinstitut der Ehe vergleichbar. SVP-Nationalrat Lukas Reimann fand hingegen harte Worte: «Die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU ist eine Scheinehe.»

    Nach dem ersten Kreuzen der Klingen rückte das hauchdünne Abstimmungsergebnis zur Masseneinwanderungsinitiative (MEI) in den Mittelpunkt. Geiser argumentierte, dass die Bilateralen Verträge von der Stimmbevölkerung im Gegensatz zur MEI nicht mit einem Zufallsmehr, sondern mit Zustimmungen von 60% und mehr angenommen wurden. Von dieser Aussage zeigte sich erstaunlicherweise der FDP-Vertreter stärker angegriffen als SVP-Exponent Reimann. Portmann forderte, dass man endlich vom unredlichen Begriff «Zufallsmehr» wegkommen soll. Mit 56.6% war die Stimmbeteiligung vergleichsweise immens hoch. Zudem sagten zwei Drittel der Stände Ja.

    Mehr als nur Moderator

    Nach einer provokanten Frage des Moderators zum unbefriedigenden Verhandlungsergebnis des Bundesrates holte SP-Nationalrätin Friedl sogleich zur Gegenfrage aus: «Haben Sie denn tatsächlich das Gefühl, dass der Bundesrat bezüglich restriktiver Umsetzung der MEI noch nichts versucht hat?» Nonchalant und mit einem breiten Grinsen bejahte der ehemalige Rundschau- und Arena-Moderator. Mit diesem pointierten Statement vermochte Brennwald beim Publikum gleich reihenweise Sympathiepunkte einzuheimsen.

    Anschliessend stellte Portmann klar, dass er den von seiner Partei initiierte «Inländervorrang light» für Nonsens und «Wischiwaschi-Zeug» hält. Der in dieser Thematik einzige Querschläger seiner Partei ist dezidiert gegen die nationalrätliche Vorlage, da sie innenpolitisch Schaden anrichten würde. Für Reimann ist klar, dass der «Inländervorrang light» nichts Anderes als eine Nullrunde verkörpert. Einzige Folge des Konzepts wäre eine Zunahme der Bürokratie.

    Referendum oder neue Volksinitiative?

    Ein allfälliges Referendum vonseiten der SVP macht für Lukas Reimann in der aktuellen Situation keinen Sinn, da sich seiner Meinung nach ein Referendum nicht gegen den Status Quo richten kann. Portmann vertritt die konträre Ansicht, dass nach einem von der SVP gewonnenen Referendum der Verfassungsartikel ab Februar 2017 in Kraft treten würde – und zwar mit Höchstzahlen und Kontingenten. Dem fügte Lukas Reimann an, dass die von ihm präsidierte AUNS (Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz) früher oder später eine Volksinitiative zur strikten Umsetzung der MEI lancieren wird, falls die SVP den Mut dazu nicht hat.

    Friedl lenkte die Diskussion anschliessend in Richtung «Horizon 2020» und erhoffte sich, damit beim akademischen Publikum zu punkten. Portmann holte bei dieser Thematik aber prompt zum nächsten Gegenschlag aus: Er stellte klar, dass SP-Präsident und Ständerat Christian Levrat die Verknüpfung des Forschungsprogramms mit der Personenfreizügigkeit in einem Bundesbeschluss vorantrieb. Reimann fügte hinzu, dass «Horizon 2020» gefährdet sei, weil mit der Schweiz und Grossbritannien zwei der allerbesten Forschungsländer auf dem Absprung stünden. Dem entgegnete Professor Geiser, dass erfolgreiche Wissenschaft massgeblich von umfassenden Forschungsnetzwerken abhängt.

    Raus aus der Sackgasse

    Thomas Geiser beteuerte, dass er alles andere als ein schlechter Demokrat sei. Mit der im November 2015 zustande gekommenen Initiative will er lediglich dem Volk das letzte Wort geben. Zurzeit ist es am Bundesrat, dem Parlament eine Botschaft zur RASA-Initiative zu unterbreiten. Für Geiser, der kein Politiker ist und dies auch nie sein wollte, ist ein Gegenvorschlag zur Initiative vonseiten des Bundesrates wahrscheinlich. Auch der bürgerliche Portmann anerkannt die Legitimität der RASA-Initiative. Inhaltlich kritisiert er, dass die Initiative den Verfassungsartikel 121a restlos streicht und damit den Bevölkerungswunsch nach einer gemässigten Zuwanderung ignoriert.

    Dann liess sich der schlagfertige Portmann zu einer Aussage hinreissen, die im ziemlich gut gefüllten Audimax für Lacher sorgte: «Ziehen Sie auch bei einem vertretbaren Gegenvorschlag die Initiative nicht zurück, Herr Professor!» Geiser konnte den Zürcher Nationalrat beruhigen, indem er beteuerte, dass ein Rückzug nur unter einer bestimmten Voraussetzung in Frage kommt: Falls feststeht, dass der Gegenvorschlag dem Volk zur Abstimmung unterbreitet wird. Die Stimmbevölkerung wird aller Voraussicht nach in naher Zukunft also noch einmal über die Frage befinden können.

    Rahmenabkommen als Schreckgespenst?

    Zum Abschluss der lebendigen, aber zuweilen etwas zu technischen Diskussion sinnierten die Podiumsteilnehmer über die Zukunft der Beziehung Schweiz-EU. Reimann plädierte darauf, dass ein allfälliges Rahmenabkommen mit der EU keine Option sein darf. Die Schweizer Bevölkerung sei nämlich noch nie so entschieden gegen einen EU-Beitritt gewesen wie heute. Claudia Friedl rief dazu auf, dem Verhältnis zur EU Sorge zu tragen und den Wert der Bilateralen Verträge keinesfalls zu unterschätzen.

    Nach Hans-Peter Portmann besteht die vorläufige beste Taktik darin, Tee zu trinken und abzuwarten. Der Bundesrat sollte seiner Meinung nach die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen sistieren, da die Schweiz momentan nur schlechte Karten ziehen kann. Die Grundwerte der EU werden überleben, jedoch nicht mehr sakrosankt sein. Dann kann die Schweiz wieder in die Verhandlungen einsteigen. Reimann glaubt daran, dass die EFTA eine mögliche Alternative zur EU bilden könnte und «die in Brüssel am Schluss alleine zurückbleiben.»

    Bei der Reflexion über die Zukunft des Euros forderte Thomas Geiser das Publikum schliesslich dazu auf, an der HSG ein Seminar über einen möglichen Austritt eines Staates aus dem Euro auf die Beine zu stellen. Für die zukünftige Entwicklung der Beziehung zwischen der Schweiz und der EU wäre ein umfassendes Paartherapie-Seminar wohl auch keine schlechte Idee…

    Bilder Daniel Bötticher

  5. HSG Delegates in New York

    Leave a Comment

    Im Kurs National Model United Nations (NMUN) werden 20 Bachelor Studierende auf eine Teilnahme an der weltweit grössten Simulation einer UNO-Konferenz in New York im März 2016 vorbereitet. Die Universität St. Gallen wird in diesem Jahr Afghanistan repräsentieren. Während dem Herbstsemester 2015 fanden regelmässige Meetings statt, um die zukünftigen Delegierten in die Strukturen und Prozesse der UNO einzuführen. Zwei dieser 20 Studierenden sind Aline Wani und Benjamin Reis. Aline und Benjamin sind beide im vierten Semester, sie studiert International Affairs, während er sich auf Jus spezialisiert hat. Sie werden in New York Teil der Comission on Narcotic Drugs (CND) sein. Die CND ist das zentrale Gremium für Drogenpolitik der UNO.

    Wir haben die beiden zu dem Modul und zu ihrer bevorstehenden Reise befragt.

    Was war deine Motivation, dich für diesen Kurs anzumelden?

    Benjamin: Ausschlaggebend waren für mich mein Interesse an Politik und internationalen Zusammenhängen. Ich setze mich oft mit dem aktuellen Weltgeschehen auseinander und dieser Kurs schien mir die optimale Gelegenheit, mehr über die UNO, eine der wichtigsten internationalen Organisationen, zu erfahren.

    Aline: Ich interessiere mich ebenfalls sehr für Politik und das internationale Geschehen. Zudem war ich bereits seit längerem daran interessiert, Neues über die komplexen und vielseitigen Vorgänge einer so einflussreichen Institution zu erfahren.

    Was gefällt euch besonders am Projekt NMUN?

    Aline: Im NMUN-Kurs lernte man sicheres Auftreten in Präsentations- und Verhandlungssituationen, wovon ich persönlich viel Neues mitnehmen konnte. Zudem befassten wir uns auch mit den formellen Seiten der UNO und erhielten so eine realistische Einsicht in die abwechslungsreichen Prozesse innerhalb der Organisation. Beispielsweise war es unsere Aufgabe, ein Position Paper (ein konzises Statement des Mitgliedsstaates für das entsprechende committee) zu verfassen. Hierbei war es vor allem wichtig, kurze und präzise Argumente anzuführen. Ausserdem war ich sehr dankbar dafür, dass Benjamin und ich dem CND committee zugeteilt wurden, da wir Beide die Drogenproblematik als eines der akutesten Probleme Afghanistans betrachten.

    Benjamin: Ich schätzte besonders den Praxisbezug. Viele meiner anderen Module sind akademisch orientiert. Des Weiteren war es für mich sehr spannend, sich in die Lage eines fremden Landes mit einer komplett anderen Mentalität zu versetzen. Um den Staat glaubwürdig vertreten zu können, war es notwendig, sich intensiv mit Land und Leuten auseinanderzusetzen. Zudem hat sich für mich wieder einmal bestätigt, dass die Diskrepanz zwischen offiziell kommunizierten Dokumenten und der Realität oftmals sehr gross sein kann. So hat Afghanistan etwa die Eröffnung von Rehabilitationszentren für Drogensüchtige als beispielhafte Entwicklung dargestellt. Bei weiteren Recherchen hat sich jedoch herausgestellt, dass lediglich 2,86% der Drogenabhängigen im Land Zugang zu solchen Einrichtungen haben.

    Was war dein bisheriges Highlight des Erlebnisses NMUN?

    Benjamin: Der Höhepunkt des Kurses steht erst noch bevor; Die tatsächliche Simulation in New York. Ich freue mich darauf, neue Bekanntschaften aus aller Welt zu schliessen und die Möglichkeit zu erhalten, den UNO Sitz in New York zu besichtigen.

    Werdet Ihr nach der Konferenz noch in New York bleiben und was wollt Ihr da unternehmen?

    Aline: Nach der Konferenz bleiben wir noch genau zehn Tage in den USA. Wir haben bereits einen Ausflug nach Washington DC. geplant. Des Weiteren freuen wir uns sehr auf das Basketball-Derby zwischen den Brooklyn Nets und den New York Knicks.

    Benjamin: Da es mein erster Aufenthalt in New York ist, werde ich bestimmt die allseits bekannten Sightseeing-spots aufsuchen.

    Könntest du dir auch eine spätere Karriere bei der UNO vorstellen?

    Aline: Ich könnte mir eine Zukunft bei einer internationalen Organisation sehr gut vorstellen. Mir ist allerdings bewusst, dass es nicht leicht werden wird, in einer der grossen Institutionen Fuss zu fassen.

    Benjamin: Obwohl es ein sehr interessantes Berufsfeld ist, sehe ich meine spätere Karriere in einem anderen Bereich. Man muss sich bewusst sein, dass man, sobald man für eine internationale Organisation arbeiten will, in einem extremen Konkurrenzverhältnis zu top ausgebildeten Leuten aus der ganzen Welt steht. Hat man sich wirklich das Ziel gesetzt, eines Tages für die UNO oder eine andere grosse internationale Organisation zu arbeiten, ist es in meinen Augen nötig, seine ganze Karriereplanung auf eine solche Stelle auszurichten. Dies kommt für mich momentan nicht in Frage.

    DSC_0067 (2)

    DSC_0079 (2)

    Vielen Dank an Aline und Benjamin für die Teilnahme an diesem Interview.

    Weitere Infos: Website National Model United Nations HSG und Projekt “National Model United Nations” HSG inSite

  6. Wenn alles zurückgelassen wurde – Dinner with Refugees

    Leave a Comment

    Während sich St. Gallen auf Weihnachten in familiären Kreisen einstimmt, geht es in andern Teilen der Welt nicht so friedlich zu und her. Am Dinner mit den Refugees konnten sich prisma-Redaktoren einen persönlichen und spurenhinterlassenden Eindruck verschaffen.

    Freundlich werden wir von Armel, eine der Organisatorinnen, empfangen und bekommen unser Namensschild. Anfangs fällt es uns noch etwas schwer, in einem Raum voller Fremden aufzutauen, doch schon nach kurzer Zeit lockert sich die Stimmung und man kommt mit Menschen aus den verschiedensten Ländern ins Gespräch. Im Hintergrund wird gekocht und der Raum ist von leckeren Düften durchzogen. Wir fragen uns, welches Gericht solche wohlriechenden Düfte erzeugt. Einer der drei Kurden erklärt auf unsere fragenden Blicke freundlich, dass es sich dabei um kein Nationalgericht handle, sondern eher um ein lokales Äquivalent zu Hamburgern, bestehend aus mit Koreander und Hühnchen gefüllten Reisbällchen. Anschliessend drehe man diese Bällchen in Ei und frittiere sie. Dazu gibt es Salat. Alle freuen sich enorm auf das Essen, das nicht nur gut aussieht, sondern auch richtig lecker schmeckt.

    Strapazen einer Flucht in die neue Zukunft

    Durch die individuellen Unterhaltungen beginnen die Studenten zu verstehen, dass die Bilder, welche  in der Zeitung abgebildet werden, nicht belanglos sind, sondern harte Realität. Obwohl bei vielen die Überquerung des Meeres mit dem Boot gut ging, so tragen sie doch bleibende Bilder in Erinnerung. Einer der Flüchtlinge erzählt, dass bereits nach einer Stunde auf dem Boot 25 Menschen verstorben seien und er immer wieder zu Gott gebetet habe, dass er lebend ankomme. Andere seien zwar heil angekommen, die Polizei habe dann jedoch viele ins Gefängnis gebracht, da sie illegal eingereist waren. Bei den einen habe die Reise in die Schweiz nur einige Wochen gedauert, wohingegen andere bis fast ein Jahr unterwegs gewesen seien. Und obwohl sie jetzt hier sind, und sie dankbar sind hier sein zu dürfen, sei es nicht einfach. Es gebe kein Zurück mehr, oder zumindest nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Sie haben alles hinter sich gelassen und wissen nicht, was jetzt auf sie zukomme.

    Erlebnisse, die Gänsehaut wecken

    Eine Geschichte, die uns besonders unter die Haut ging, war jene des Kochs. Im Irak studierte er für seinen Doktortitel in Finance, bis seine ganze Stadt von der ISIS kontrolliert wurde. Nun gab es für ihn zwei Möglichkeiten, von denen die Eine gar nicht erst in Frage kam. Entweder er wird nach 27 Jahren, in denen er vor allem für seine Zukunft gelernt hat, zum Krieger, oder er probiert sein Glück in andern Teilen der Welt. Seine Familie brachte sich in Sicherheit und er machte sich auf den Weg in die Schweiz. Hier sei es für ihn schwierig eine Universität zu finden an der er seinen Doktor abschliessen kann.

    Tief berührt und mit Gänsehaut und Mitgefühl über diese unzähligen Lebensgeschichten und das erlittene Leid, ging der Abend seinem Ende zu. Ein Abend, der an uns nicht spurlos vorbeizog, denn diese Geschichten sind keine Märchen sondern Biographien. Diese Menschen sind keine Eindringlinge in unser schönes Land, sondern Schutz suchende Menschen, wie du und ich, die auf eine bessere Zukunft hingearbeitet haben und vor deren Augen alles zu Grunde ging.

    Bilder: Alexandra Furio

  7. SVP Party: Tanzbein schwingen – Wähler gewinnen

    Leave a Comment

    Vor rund einem Monat berichteten wir über das polarisierende “Welcome to SVP”-Musikvideo. Am Samstagabend fand nun ausgerechnet in der Villa Wahnsinn, dem Club neben der AFG Arena St. Gallen, die offizielle “Welcome to SVP-Party” statt. prisma packte die Gelegenheit beim Schopf und besuchte die Feier jener Partei, die in der Vergangenheit eher durch Provokation als Party auffiel.

    Bilder: Paul Schaub

     

    «Seid ihr alle hier?!», ruft DJ Black Sheep den Feiernden zu. Die Menge rastet aus und Helene Fischer mit ihrem Song «Atemlos» ertönt aus den Boxen. Beim Plattenaufleger handelt es sich um niemand geringeren als Toni Brunner selber, den Parteipräsidenten der SVP, wobei Plattenaufleger wahrscheinlich ein bisschen weit hergeholt ist. «Wo-muss-ich-hier-auf-play-drücken» wäre wohl die treffendere Bezeichnung. Es herrscht ausgelassene Stimmung im Club. Die SVP zeigt sich von einer ganz anderen Seite.

    Die junge Generation als ungenutztes Wählerpotential

    Es war eine ganz und gar amüsante Party, mit welcher man sich Samstagabend in der Villa Wahnsinn konfrontiert sah. Der Eintritt war ab 16 Jahren und gratis für jedermann. Man konnte allerlei bekannte Gesichter der SVP antreffen. So nicht nur den Parteipräsidenten selber, sondern auch Christoph Mörgeli, Thomas Matter, Lukas Reimann, Thomas Aeschi und viele andere aus der Parteielite mischten sich unter die Gäste und waren für alle greifbar.

    Letzteren zu sehen war doch eine Überraschung. Es ist schliesslich ein etwas weiterer Weg vom Kanton Zug bis nach St. Gallen. Ebenfalls befindet sich hier so gar nicht die für Herrn Aeschi relevante Wählerschaft. «Ich bin der Einladung der SVP St. Gallen gefolgt«, berichtet er auf Ansprache. Er habe aufgrund seines Studiums an der HSG einen engen Bezug zu St. Gallen, sei zu seiner Studienzeit aber eher in Lokalen in der Altstadt verkehrt und habe sich deshalb gedacht, etwas Abwechslung würde sicher nicht schaden. Dementsprechend sei er vor allem als Privatperson hier und nicht in seiner politischen Funktion. Auf die Frage, was denn das Ziel des Abends und vor allem des Welcome-to-SVP Videos sei, antwortet er: «Ein grosses Problem heutzutage ist, dass viele junge Menschen nicht wählen gehen. Es gibt verschiedenste Wahlwerbekanäle, welche genutzt werden und der Film sei nur einer davon. Dieser habe jedoch genau zum Ziel die Jungen anzusprechen und sie zum Wählen zu motivieren. Am 18.10 wird sich zeigen, wie erfolgreich wir damit und unseren anderen Werbemassnahmen waren.«

    Eine neue Dimension des Wahlkampfes

    «Der nächste Song ist für Hansueli Vogt und Thomas Matter, welche grosse DJ Ötzi Fans sind«, ruft Toni Brunner ins Mikrofon und lässt als nächstes «Ein Stern« laufen. Die beiden Angesprochenen laufen vors DJ-Pult, klatschen gemeinsam nicht ganz im Takt zu dem Après-Ski Klassiker und feuern voller Begeisterung ihren Parteipräsidenten an. Handelt es sich hierbei um eine neue Dimension des Wahlkampfes? Als wir Toni Brunner nach seinem Auftritt fragen, ob er in seiner neuen Funktion als Discjockey nervös gewesen sei, antwortet er auf humorvolle Art und Weise: «Nein, gar nicht. Wissen Sie, ich gehe dieser Tätigkeit in regelmässigen Abständen nach, nämlich alle acht Jahre mal wieder.»

    In der Menge lassen sich erstaunlich viele junge Gesichter ausmachen. Das Ziel des Abends scheint somit teilweise in Erfüllung gegangen zu sein. Über den ganzen Event ist eine stetig zunehmende Besucherzahl zu beobachten, die aber überschaubare Ausmasse beibehält. Ivan Louis, im 5. Semester des Masters in Law and Economics und seit Juli 2015 St. Galler Kantonsrat für die SVP äussert sich überrascht über die grosse Anzahl an Gästen. Er hätte nicht mit so vielen Personen gerechnet, viele andere wahrscheinlich auch nicht.

    Schliesslich setzt der Höhepunkt des Abends ein, zumindest für die SVP-Anhänger. Das Welcome-to-SVP Musik-Video läuft an und wird auf einen grossen Bildschirm übertragen. Während die Klänge des Songs den Raum füllen, zeigt ein Gang zur Bar, wie weit die SVP in ihrem humoristischen Selbstverständnis bereit war zu gehen. Ein aufgehängtes Papier preist K.O.-Tropfen Shots für rund 5 Franken an. Wie kann man nur solch horrende Preise verlangen? Da ist auf jeden Fall die Grenze zwischen Spass und bitterem Ernst zu ziehen. Natürlich soll dies eine Anspielung auf die Zuger Sexaffäre von Markus Hürlimann sein, genau wie sie im Video selber schon aufgetaucht ist.

    Die SVP-Familie

    DJ Tommy alias Thomas Matter hat ebenfalls einen Auftritt am DJ-Pult. Ich persönlich hätte ja gerne noch DJ Zmörgeli zugejubelt, welcher sich leider jedoch nicht die Ehre gab und so gebe ich mich mit Thomas Matter zufrieden. Dieser lässt «We are Family» laufen. Der Song gerät sogleich in einen Loop und so geniessen die Zuschauer für die ersten drei bis vier Minuten seines Auftritts die sich wiederholenden ersten fünf Sekunden des Liedes. Trotz Loop bei «We are Family“» ist festzuhalten, dass sich die SVP, wie sich an diesem Abend gezeigt hat, dennoch als eine grosse Familie sieht. Auch wenn es die Familie ist, an welcher andere Familien oftmals Anstoss nehmen. Welche Erfahrungen und Eindrücke sind von der SVP-Party mitzunehmen? Nun ja, es gibt zweifellos gewisse Vorurteile, welche es nach diesem Erlebnis zu überdenken gilt. Physisch mitzunehmen gab es eine CD mit dem Welcome-to-SVP Song und ein Kondom mit der Aufschrift «Für mehr Sicherheit!».

  8. Von der HSG in den Nationalrat

    Leave a Comment

    Diese HSGler wollen es wissen und kandidieren bei den kommenden Wahlen für den Nationalrat. Hier stellen sie sich vor.


    Alain Foto 3
    Alain Schwald (1991) – FDP ZH
    VWL, 5. Semeter
    Nebenjobs: Videojournalist bei St.Gallen TV
    Weitere Engagements: Politik, Streethockey

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Temperamentvoll, sportlich, eloquent.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Martin Kolmar. Seine Vorlesungen sind zugleich lustig und interessant. Ich schätze diesen Unterhaltungswert.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Die diesjährige Startwoche als Tutor beim Dokuteam Video. Die Arbeit mit den Assessis hat viel Spass gemacht und das Endprodukt kann sich ebenfalls sehen lassen.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Als ich im Assessment die Prüfungen verbockt habe.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Schon zuhause wurde viel über Politik gesprochen. Meine Eltern sind ebenfalls in der FDP und so bin ich dann in der Kantizeit den Jungfreisinnigen beigetreten.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Ich bin in meiner Grundeinstellung bestärkt. Einige Konzepte und Modell, die ich hier gelernt habe, haben mich meine Meinung überdenken lassen, wie z.B. die Internalisierung von externen Effekten in Bezug auf Atomenergie.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Durchaus positiv. Natürlich kommen auch dumme Sprüche, aber die gibt es immer und sind selten ernst gemeint. Manchmal kämpft man mit Vorurteilen; HSG, gutes Elternhaus, Jungfreisinnige. Klischees eben.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Die grosse Terrasse der Uni im Hauptgebäude. Dort findet man Ruhe und kann die schöne Aussicht geniessen.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Manchmal bin ich zu temperamentvoll. Besonders zuhause vor dem Fernseher wenn ich mir die „Arena“ anschaue (lacht).

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Mehr Platz für die Studierenden. Es wird langsam echt eng. Man sollte sich auch nicht allzu sehr nur auf die Noten und ECTS Punkte fokussieren. Studieren beinhaltet so viel mehr.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Weniger Staat und Bürokratie; z.B. Bauvorschriften abbauen oder all diese Gebühren für Dinge wie eine Wohnsitzbestätigung oder Ähnliches.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Da ich selber Medienschaffender bin, habe ich für beide Seiten Verständnis. Man braucht als Reporter eine gute Story, auf der anderen Seite will man möglichst kritikfrei davonkommen und muss aufpassen was man sagt. Es ist ein Geben und Nehmen würde ich sagen.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Zwischen 10 und 15 Stunden pro Woche und etwa 4000.- aus dem eigenen Sack. Über das Budget der Partei kann ich keine zuverlässige Aussage machen.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Es ist klar, dass wir nicht einfach unsere Grenzen aufmachen können. Wir müssen einerseits vor Ort Asylzentren aufbauen und langfristig natürlich die Befriedung der aktuellen Krisengebiete anstreben. Um das Flüchtlingsproblem in Europa zu lösen befürworte ich einen europäischen Verteilschlüssel auf freiwilliger Basis.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative stellt hier das grösste Problem dar. Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass wir noch einmal Abstimmen werden, sobald ein referendumsfähiger Gesetzesvorschlag zur Umsetzung vorliegt. Von der RASA-Initiative halte ich wenig.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Bis jetzt klappt das ganz gut. Ich bin noch nicht am Limit, auch wenn ich während des Wahlkampfs sehr viel unterwegs zwischen Zürich, wo ich kandidiere, und der HSG, sowie der Arbeit hier in St. Gallen.


    Joel_Drittenbass_1


    Joel Drittenbass (1992) – GLP SG

    MLaw
    Nebenjobs: Parteisekretär glp St.Gallen
    Engagements: Vizepräsident jglp Kanton St.Gallen, Präsident glp Andwil, Mitglied der GPK in Andwil

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Jung, liberal, nachhaltig.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Benjamin Schindler, weil er ein ausgezeichneter Rechtsprofessor ist, der perfekt vorbereitete Vorlesungen hält.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Die Startwoche war wirklich eine coole Erfahrung.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Hochnäsige Persönlichkeiten/Studenten nerven mich. Sie führen sich auf, als wären sie bereits CEO eines grossen Konzerns. Ab und zu vermisse ich typisch schweizerische Tugenden an der HSG – wie Demut und Bescheidenheit.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Mich hat die Asyldebatte der SVP politisiert. Später habe ich begonnen, mich für das Verhältnis zwischen Ökonomie und Ökologie zu interessieren.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Durch mein Studium kam ich zur festen Überzeugung, dass ein marktwirtschaftliches Energie- und Umweltlenkungssystem die effizienteste sowie wirksamste Massnahme zur Erreichung der Energiewende ist. Die Regulierungs- und Subventionierungspolitik des Bundes führt dagegen zu weiteren Ineffizienzen und beseitigt dabei die originäre Ursache der Problematik nicht.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Die Reaktionen fielen grundsätzlich sehr positiv aus. Allerdings war ich häufig mit falschen Vorurteilen gegenüber der glp konfrontiert. Beispielsweise schätzten mich einige Studierende als links ein. In Tat und Wahrheit bin ich aber alles andere als links.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Eigentlich nicht wirklich, aber Peter und Paul ist wirklich ein ausgezeichneter Platz mit Aussicht auf den Bodensee und die Stadt. Für mich als Langstreckenläufer ist es darüber hinaus ein tolles Trainingsgelände.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich möchte gerne offener auf Menschen zugehen können. In der Politik ist es elementar, keine falsche Scheu zu haben.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Jede Fakultät sollte für die Studenten einen eigenen Pausenraum haben. Ein gemeinsamer Pausenraum würde den Austausch zwischen den Studenten fördern.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Schweizer sollten ihren eigenen Horizont öffnen. Darüber hinaus sollten sie sich von der konservativen Grundhaltung distanzieren.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich habe bereits zahlreiche Medienanfragen beantwortet. Mit dem St. Galler Tagblatt pflege ich einen sehr guten Kontakt. Selten rege ich mich über überspitzt formulierte Titel oder Texte auf.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Zeitlich ist der Aufwand extrem. Zwei Abende pro Woche sowie der gesamte Samstag sind für Aktionen der Partei reserviert. Finanziell steht mir ein tiefer vierstelliger Betrag zur Verfügung. Dieser wurde von der Ortspartei und Spendern finanziert.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Wichtig ist eine strikte Unterscheidung zwischen Kriegsflüchtlingen (sog. Schutzbedürftige) und politischen Flüchtlingen, welche an Leib und Leben bedroht sind. Beide haben das Recht, sich in der Schweiz niederzulassen, wobei Schutzbedürftige nach Ende des Krieges in ihr Herkunftsland zurückkehren sollten. Die Flüchtlingskrise kann mittels einem europäischen Verteilschlüssel und der Hilfe entlang der Flüchtlingsströme reduziert werden. Asylsuchende sollten zudem schneller in den Arbeitsprozess integriert werden. Ein innovativer Ansatz wäre beispielsweise, dass Schutzbedürftige einen Teil ihres in unserem Land erzielten Einkommens auf ein spezielles Bankkonto überweisen, um nach ihrer Rückkehr im  Herkunftsland mit diesem Vermögen ein KMU zu gründen. Hilfe zur Selbsthilfe ist meine Devise in der Flüchtlingspolitik.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Einen EU-Beitritt lehne ich dezidiert ab. Meiner Meinung nach sollten wir unbedingt versuchen, die bilateralen Verträge zu retten. Bezüglich der Personenfreizügigkeit sollte die EU endlich ein Verhandlungsmandat verabschieden. Schlussendlich muss sich das Schweizer Stimmvolk wohl in naher Zukunft entweder für die strikte Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative oder für den Erhalt der bilateralen Verträge entscheiden.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Ich bin sowohl im Studium als auch in der Politik gezwungen, Prioritäten zu setzen. Die Anzahl Credits habe ich zugunsten einer ausgewogenen Work-Life-Balance reduziert. Darüber hinaus gilt der Sonntag bei mir strikt als freier Tag.


    Kathrin Foto 2


    Kathrin Gabathuler (1992) – UFS SG

    BWL, 5. Semester
    Nebenjobs: Service im Einstein, Cashless bei der FC St.Gallen Events, Promo bei Frontal-Promo
    Engagements. Kampfrichterin Leichtathletik Turnverein Sennwald

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Zuverlässig, organisiert, sarkastisch.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Prof. Dr. Dirk Schäfer. Er konnte uns mit seiner Art im Assessment ein eher trockenes Thema (Finanzielle Führung) unglaublich interessant nahe bringen. Genau das zeichnet einen guten Dozenten aus.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Startwoche 2.0. In meiner zweiten Startwoche hatten wir wirklich eine tolle Truppe zusammen. Diese Woche zähle ich definitiv zu einer meiner schönsten Wochen an der HSG.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Als ich das Assessment beim ersten Mal nicht bestanden habe, war ich leicht enttäuscht. Das würde ich jetzt aber nicht als „schlimm“ bezeichnen. Schlimmer für mich war das Gefühl im Vergleich zu meinen Kommilitonen nicht intelligent, ambitioniert oder engagiert genug zu sein.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Als ich nach St. Gallen zog, wollte ich mich politisch engagieren. Für Politik interessiere ich mich schon seit ich in der Primarschule erstmals damit in Kontakt kam.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Dank der HSG habe ich jetzt mehr Wissen. Meine Grundprinzipien haben sich nicht wesentlich verändert. Ich hinterfrage einfach mehr. Die HSG hat mir geholfen die Dinge aus neuen Perspektiven zu sehen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Eigentlich wusste das gar niemand (lacht). Jetzt erhalte ich aber ausschließlich positives Feedback.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Ich mag die Stadt als Ganzes. Müsste ich wählen, wäre es die Altstadt.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Weniger Selbstzweifel.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Man bekommt bereits im Assessment das Gefühl vermittelt, zu einer Elite zu gehören. Dies könnte man sicher in einer abgeschwächten Form oder gar nicht vermitteln.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Mehr Toleranz. Leben und leben lassen. Die Leute kümmern sich viel zu stark um Dinge, die sie schlichtweg nichts angehen.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich persönlich habe noch keine Erfahrungen mit Medien gemacht, weder negativ noch positiv. Was mich jedoch beunruhigt ist die Entwicklung weg vom sachlichen Journalismus hin zum Sensationsjournalismus.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Ich investiere vor allem Zeit, kein Geld. Eine genaue Zahl kann ich da gar nicht nennen.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Da scheint mir ein Verteilungsschlüssel am plausibelsten. Das ist jedoch nur Symptombekämpfung. Möchte man wirklich etwas an der Lage ändern, muss die Situation vor Ort verändert werden.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Wenn noch mehr so geistreiche Initiativen à la Masseneinwanderung kommen, sehe ich da keine Zukunft mehr. Wir müssen jetzt wirklich aufpassen, dass wir unseren wichtigsten Handlungspartner nicht noch mehr provozieren. Die Schweiz ist von der EU abhängig und nicht umgekehrt.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Bis jetzt habe ich immer leicht über 30 Credits gemacht. Das hat wunderbar funktioniert.


    Oliver_Straub_1
    Oliver Straub (1989) – JSVP TG

    MBF
    Nebenjobs: Kundenberater bei Credit Suisse AG
    Engagements: Präsident JSVP Thurgau, Vize-Präsident JSVP Deutschschweiz

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Zielstrebig, gelassen, positiv denkend.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Torsten Tomczak, aufgrund seiner lockeren und witzigen Art den Stoff zu vermitteln. In seine Vorlesungen fliessen sehr viele gute Beispiele mit ein.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Persönliche Kontakte dank regem Austausch mit Studierenden bleiben mir als tolle Erinnerung.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Die HSG stellt die Vorlesungen nach wie vor nicht online. Warum? Dieser Umstand ist unbegreiflich.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    2009 war ich mit einem Kollegen am Tag der Jugendpolitik. Anschliessend kam meine politische Laufbahn dank des Jugendforums ins Rollen.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Meine politischen Ansichten sind durch die HSG kaum merklich beeinflusst worden, da nur sehr wenige politische Kurse angeboten werden und wir als politisch interessierte Menschen keinen Verein gründen dürfen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Ich erhielt vorwiegend positive Rückmeldungen. Der Grossteil der Studenten an der HSG befindet sich bekanntlich auf einer freiheitlichen Linie und teilt dementsprechend viele meiner politischen Ansichten.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Ich habe noch nie in St. Gallen gewohnt und kenne folglich nicht sehr viele ausserordentlich schöne Plätze hier. Peter und Paul ist aber immer einen Besuch wert – mit Glacé und Blick auf den Bodensee.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich weiss es nicht.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde die überfälligen Podcast-Aufzeichnungen einführen. Ausserdem gilt es, dem zunehmenden Platzproblem entgegen zu wirken. Freie Arbeitsplätze sind oft Mangelware.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Die Schweiz würde ich freiheitlicher gestalten. Darunter fällt die Aufhebung unnötiger Regulierungen (Bsp. Verbote/Gesetze).

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich habe bisher sowohl positive als auch negative Erfahrungen gesammelt, meistens aber positive. Ab und zu werden leider nicht repräsentative Titel gesetzt.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf? 
    Zeit investiere ich wirklich sehr viel. All die Plakate, Inserate, Flyer, Messen und auch die Planung fallen häufig auf mich zurück. Das Geld für meinen Wahlkampf stammt von Spenden sowie von der Partei selbst.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Gesetze durchsetzen – dies gilt auch für die EU! In der Schweiz sollten wir Grenzkontrollen wiedereinführen. Wir können schlichtweg nicht die gesamte Bevölkerung bedrohter oder wirtschaftlich schwacher und rückständiger Länder aufnehmen. Vor Ort Helfen ist nach wie vor hoch im Kurs. Hierbei muss man auf eine gezielte Einsetzung der Entwicklungsgelder achten.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Die Schweiz soll ein eigenständiges und unabhängiges Land bleiben. Die Masseneinwanderungsinitiative, der Volkswillen also, muss textgetreu umgesetzt werden. Ich stufe die zukünftige Beziehung als verhalten positiv ein. Der Fakt, dass die EU einzig die Personenfreizügigkeit künden würde, sollte uns mutiger agieren lassen. Der Rest der bilateralen Verträge ist ungefährdet.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Als Student hat man die Zeit und Pflicht, politisch interessiert zu sein und beispielsweise Podiumsdiskussionen zu besuchen. In vielen Jungparteien gibt es sehr viele Studenten. Dieser Umstand zeigt, dass das Zusammenspiel zwischen Studium und Politik gut funktioniert.


    Samuel_Brülisauer_1
    Samuel Brülisauer (1994) – SP SG
    B.A. Internationale Beziehungen
    Nebenjobs: Barkeeper
    Engagements: Co-Präsident JUSO SG, Vorstand VSC Sektion St.Gallen/Appenzell

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Sympathisch, diplomatisch, kritisch.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Christoph Frei, da er einerseits eine sehr inspirierende Persönlichkeit ist und andererseits eine gute Auffassung von Lehre hat. Im Dialog ist er aktiv und verfügt nicht zuletzt über ein unglaubliches Wissen.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Meine schönsten HSG-Erinnerungen habe ich allesamt als Vorstandsmitglied der SHSG sammeln können. In einem coolen Team wichtige, aber auch schöne Aspekte anzusprechen und zu bearbeiten, sowie der Dialog mit der Uni bereitete mir viel Freude.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Meine ersten drei bis vier Wochen hier an der HSG habe ich in ziemlich schlechter Erinnerung.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Bereits in der Sekundarschule war ich politisch interessiert. Noch während meines ersten Jahres an der Kantonsschule trat ich den JUSO bei. Daraufhin war ich knapp drei Jahre lang nur beschränkt politisch aktiv. Dann erlebte ich als Teilnehmer und später als Vorstand und Vize-Präsident des Vereins Jugendparlament die Session über mehrere Jahre mit. Dadurch wurde ich endgültig vom politischen Virus infiziert.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Meine Positionen schärften sich – trotz erheblicher politischer Gegensätze an der HSG. Grundlegend hat sich meine Fähigkeit politisch zu denken verbessert.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Ich bin zwar einer der rar gesäten Linken hier an der HSG, trotzdem werde ich toleriert und erhalte grundsätzlich positive Reaktionen. Zahlreiche Studenten wissen über mein politisches Engagement. Darauf werde ich beinahe täglich angesprochen. Häufig handelt es sich um Sticheleien, die jeweils von einem Schmunzeln begleitet werden.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Mein Lieblingsplatz ist der „Schwarze Engel“. Etwas klischeehaft, ich weiss…

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich verfüge über das Potenzial, mich in eine Thematik emotional hineinzusteigern. Damit tut man sich nicht immer einen Gefallen. In diesen Momenten wünschte ich mir etwas mehr Gelassenheit.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Konkret: Die gewinnorientierte Wirtschaft sollte etwas weniger stark gewichtet werden, dafür aber die für die wirtschaftliche Entwicklung wichtigen Themen, ohne maximale Gewinne.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    An sich geht es uns gut. Allerdings wünschte ich mir etwas mehr Bereitschaft, unseren Wohlstand mit dem Rest der Welt zu teilen. Beispiele wie die Bereicherung durch Waffenexport stören mich, da die Konsequenzen aussen vor gelassen werden und einzig die Gewinnoptimierung zählt.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Meine Erfahrungen sind grösstenteils positiv. Ich als Jungpolitiker bin für die Medien prädestiniert.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Ich investiere sehr viel Zeit, aber relativ wenig Geld. Zurzeit arbeite ich einzig und allein für die Politik. Es kommt ein ordentliches Wochenpensum zusammen. Private Spenden (ca. 1500 SFr.) sind die einzigen Geldquellen für meinen Wahlkampf.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Als erstes muss die Debatte abgeändert werden. Wir müssen eine stärkere Solidarität an den Tag legen und mehr Flüchtlinge aufnehmen. Daneben muss die Problematik vor Ort gelöst werden und so auf langfristige Ziele hingewirkt werden.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Die bilateralen Verträge müssen unbedingt überleben. Wir müssen höllisch aufpassen, wie wir mit unserem Verhältnis zur EU umgehen. Die Schweiz ist am kürzeren Hebel. Einen EU-Beitritt lehne ich aber momentan ab.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Bei mir lässt es sich nur zu Ungunsten des Studiums vereinbaren. Durch meine vielen Engagements, vor allem durch die letztjährige Vorstandsposition in der SHSG, leistete ich sehr viele Überstunden. Zeit für das eigentliche Studium bleibt kaum übrig.


    Ramon Foto 1
    Ramon Eberdorfer (1994) – JFDP SZ
    BWL, 3. Semester
    Nebenjobs: Keine
    Engagements: Asia Club, English Society, Österreicher Club

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Liberal, konsequent, pragmatisch.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Prof. Dr. Martin Kolmar; seine VWL-Vorlesung ist Unterhaltung pur. Die guten Sprüche sind einzigartig!

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    In meiner Startwoche war ich im Dokuteam Internet.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Wenn bei der Notenaufschaltung die Seite wieder nicht geht und dir aber alle Freunde schreiben, wie es denn bei dir aussieht.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Ich habe mich schon immer für Politik interessiert. Zu den Jungfreisinnigen bin ich während der Kantizeit gekommen.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Gar nicht.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    «Um Gotteswillen!» hörte ich oft (lacht). Nein, meistens ironisches Erstaunen mit ein wenig Überraschung.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Mir gefällt die Einstein Hotel-Bar. Die ist sehr gemütlich und als Hobbybarkeeper kann ich dort auch mit den Fachleuten etwas Fachsimpeln.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde mich gerne mehr auf die wichtigen Sachen fokussieren und mich nicht in Details verlieren.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich habe den Eindruck, dass man sich mehr und mehr Richtung Massenabfertigung bewegt, während heutige Alumni einen fast schon familiären Umgang untereinander zu pflegen scheinen. Das ist mittlerweile wohl leider auf der Strecke geblieben.

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Man sollte wieder nach Lösungen suchen, Kompromissbereit sein und nicht ständig nur Probleme bewirtschaften.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Mir gefällt, dass man bewusst die Jungparteien zeigt und uns so bekannt macht. Negativ finde ich, dass leider Schlagzeilen oft wichtiger sind als Inhalte.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Etwa 15 Stunden pro Woche. Jeder Kandidat bei den Jungfreisinnigen bringt CHF 250.00 in die Wahlkampfkasse ein. Über das gesamte Parteibudget kann ich nichts sagen.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Ich bin dafür, dass Stabilität in der Krisenregion geschaffen wird. Der IS muss bekämpft werden. Sobald der IS nicht mehr in der Region tätig ist, kann die Schweiz dann in beratender Funktion bei der Staatsbildung Unterstützung leisten.Wer asylberechtigt ist, soll hier auch Schutz bekommen. Das gilt natürlich nicht für Wirtschaftsflüchtlinge.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Zentral ist der Erhalt der Bilateralen Vertäge. Das Problem ist, dass die Masseneinwanderungsinitiative angenommen wurde: Die EU wird jegliche Umsetzungsvariante ablehnen.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Das ist ziemlich einfach – die HSG lässt einem hier sehr viele Freiheiten. Ich muss ab und zu Vorlesungen sausen lassen, denn im Wahlkampf geht die Politik nun mal vor.


    Sandro Foto 1
    Sandro Morelli (1990) – CVP SG
    MLaw, 3. Semester
    Nebenjobs: Momentan wegen Wahlkampf keine
    Engagements: ELSA, FC Weesen, Skiclub Schänis, Bürgermusik Benken

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    Beharrlich, initiativ, lösungsorientiert.

    Wer war/ist dein LIeblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Definitiv Prof. Dr. Roland Müller. Seine Arbeitsrechtsvorlesung ist spannend, inhaltlich anspruchsvoll und sehr dynamisch. Zudem ist er sehr eloquent.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Die Graduation-Party – alle im Freudentaumel.

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Die wunderbar bequemen Sitzbänke im Hauptgebäude. Mein Kreuz wird die HSG bestimmt nie vergessen (lacht).

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Viele in meiner Kantiklasse waren politisch sehr engagiert und sind es auch noch heute. Nicht wenige davon sind mittlerweile ebenfalls Jungpolitiker.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Gar nicht. Sonst hätte ich vielleicht die Partei wechseln müssen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Diejenigen die es wissen freuen sich, dass sie nun jemanden in der Politik persönlich kennen.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Der Klosterplatz. Zusammen mit dem angrenzenden Regierungsgebäude und der Klosterwiese ist er sehr einladend und schön anzusehen.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde gerne die Dinge etwas ruhiger angehen. Ich kann mich schnell in etwas hineinsteigern.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Es wäre schön, wenn sich die Professoren öfter zu politischen und gesellschaftlichen Themen äussern würden. Gerade auf lokaler oder kommunaler Ebene wird hier zu oft Zurückhaltung geübt. Oder allgemein parteipolitische Vereine an der HSG, warum genau hat man diese verboten?

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde sofort die Familien sowie den Mittelstand entlasten. Zudem muss der politische Diskurs (besonders im Wahlkampf) wieder mit Ernsthaftigkeit geführt werden.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Journalisten verstehen oft wenig von (Sach-)Politik. Sie suchen Schlagzeilen und keine Inhalte. Regionalzeitungen schätze ich sehr für ihr Interesse an den Jungparteien. Das schafft Vielfalt.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Etwa 20 Stunden in der Woche. Als Parteipräsident ist der Wahlkampf sehr zeitintensiv.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Direkthilfe vor Ort: Wir müssen dafür sorgen, dass die Flüchtlinge gar nicht erst zu uns kommen müssen, sondern schon Vorort oder in Nachbarländern Schutz finden. Wer hier ankommt, und unter die Asylgesetzgebung fällt, den sollten wir natürlich aufnehmen. Auch einen europäischen Verteilschlüssel würde ich befürworten.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?
    Wir müssen an den Bilateralen festhalten. Immerhin verdienen wir jeden dritten Franken im Euroraum. Das Volk will die Zuwanderung begrenzen. Die CVP steht dazu, will dies aber über eine Schutzklausel lösen. Wenn die EU dies ebenfalls nicht akzeptiert, braucht es eine erneute Volksabstimmung – die Initiative gegen Masseneinwanderung verlangt ja bekanntlich keine Kündigung von Verträgen. Die RASA-Initiative ist deshalb überflüssig.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Ich schreibe meine Masterarbeit parallel zum Wahlkampf. Dies lässt einen gewissen zeitlichen Handlungsspielraum zu.


    yusuf-barman-foto.1024x1024
    Yusuf Barman (1991) – JFDP SG
    BWL, 7. Semester (Wipäd)
    Nebenjobs: Teilzeitmitarbeiter Sicherheitsdienst
    Engagements: Politik, Feuerwehr, Militär

    Beschreibe Dich mit drei Adjektiven.
    (keine Antwort)

    Wer war/ist dein Lieblingsprofessor an der HSG und wieso?
    Ich denke immer gerne an die Privatrecht Übungen im Assessment bei Roland Müller zurück. Herr Müller war stets sehr kompetent und hat es gut verstanden, mir seine Freude am Fach zu vermitteln. Seine Übungen habe ich deswegen auch nie verpasst.

    Was ist deine schönste HSG-Erinnerung?
    Als mein Bruder an die HSG kam und ich ihm den Start an der HSG mit meinen Tipps erleichtern konnte. .

    Was ist deine schlimmste HSG-Erinnerung?
    Als man sich zu Beginn des Assessments zuerst einmal in der Flut der Informationen an der HSG zurechtzufinden musste.

    Wie bist du zur Politik gekommen?
    Ich spürte schon früh, dass ich gut in die FDP passen würde. Richtig politisch aktiv wurde ich aber erst, als ein Kollege von der HSG mir den Kontakt zum Präsidenten der Jungfreisinnigen vermittelt hat. Mit ungefähr 20 Jahren war ich dann Mitglied der Jungfreisinnigen und habe mich anfangs, da ich gerade frisch aus dem Militär kam, vor allem für militärische Themen interessiert. Während den Vorbereitungen für die Nationalratswahlen wurde ich angefragt, ob ich interessiert wäre, an den Bewerbungsgesprächen für die Nationalratswahlen teilzunehmen und habe dann auch sogleich zugesagt. Im Wahlkreis Rorschach hatten wir auch noch keine Regionalpartei und so habe ich mich für die Gründung einer solchen stark gemacht.

    Wie hat die HSG dich im Allgemeinen und auch in deinen politischen Ansichten beeinflusst?
    Ich habe erst hier verstanden, wie wichtig ein liberales Wirtschaftssystem für die erfolgreiche Entwicklung der Schweiz überhaupt ist. Ein gewisses Grundverständnis hatte ich diesbezüglich zwar schon früher, an der HSG konnte ich mich aber vertieft damit beschäftigen.

    Wie waren die Reaktionen deiner Mitstudenten auf dein politisches Engagement?
    Mit an Politik interessierten Mitstudenten kamen auch mal intensive und spannende Diskussionen zustande. Als Politiker mit Migrationshintergrund wird man beispielsweise auch schnell nach seiner Meinung bezüglich der Flüchtlingspolitik befragt. Negative Reaktionen musste ich aber nie erfahren, höchstens ein paar kritische.

    Hast du einen Lieblingsplatz in St.Gallen? 
    Den Marktplatz, dort treffe ich mich gerne mit meinen Bekannten. Er ist sehr zentral gelegen und da es in St. Gallen öfters regnet, kann man sich dort bei der Bushaltestelle auch schnell unterstellen.

    Wenn Du an dir etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Ich würde öfters in den Vorlesungen an der HSG erscheinen.

    Wenn du an der HSG etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Man sollte den jungen Politikinteressierten auch Möglichkeiten bieten, sich entsprechend zu engagieren. Beispielsweise wollten wir einen Verein der Jungfreisinnigen an der HSG gründen, das war uns aber nicht erlaubt.  Grundsätzlich würde ich natürlich auch mehr neutrale Möglichkeiten, mit Politik an der HSG in Berührung zu kommen, sehr begrüssen

    Wenn du an der Schweiz etwas ändern könntest, was wäre das dann?
    Die bürokratischen Prozesse in der Verwaltung sollten gekürzt und vereinfacht werden. Heutzutage wird man fast schon überrumpelt mit allen Abstimmungen. Bis aber mal einen Prozess in Gang kommt und etwas umgesetzt werden kann, geht es leider noch immer sehr lange.

    Was sind deine negativen/positiven Erfahrungen mit Medien?
    Ich achte darauf, dass ich am Schluss auch richtig zitiert werde und verlange deswegen die Artikel immer zum Gegenlesen. Vor allem wenn ich zu heiklen Sachverhalten Stellung beziehe, weiss ich, dass ich damit auch entsprechend sensibel umgehen muss. Bisher wurden aber alle von mir eingegeben Korrekturen auch wie gewünscht vorgenommen. Als Jungpolitiker, der selber für den Wahlkampf kein grosses Budget zur Verfügung hat, bin ich natürlich froh, dass mir in den Medien eine Plattform für meine politischen Anliegen geboten wird.

    Wie viel Zeit und Geld investierst Du in den Wahlkampf?
    Ich investiere vor allem meine Zeit. Von Februar bis April war ich stark bei der Parteigründung der Jungfreisinnigen in Rorschach engagiert. Jetzt, so kurz vor den Wahlen, ist es auch sehr zeitintensiv. Momentan beschäftige ich mich circa 16 Wochenstunden mit meinem Wahlkampf. Geld investiere ich dabei selbst wenig. Finanziell werde ich partiell noch von der FDP und den Jungfreisinnigen unterstützt.

    Welche Lösungsansätze siehst Du für die momentane Flüchtlingskrise?
    Für mich ist es völlig klar, dass die Schweiz die Augen vor der Flüchtlingsproblematik nicht verschliessen darf. Wir sind aber ein kleines Land und können als solches nicht alle aufnehmen. Es muss möglichst schnell ein System entwickelt werden, das die Flüchtlinge gut in unsere Gesellschaft integriert. Man sollte auch nur so viele Menschen aufnehmen, wie dann auch anständig untergebracht werden können. Es wäre nicht zielgerichtet, wenn wir zu viele Menschen in der Schweiz willkommen heissen würden und diesen dann hier keine gute Zukunft bieten könnten. Das würde über lange oder kurze Frist nur zu erhöhter Kriminalität und Fremdenhass führen. Es gefällt mir übrigens auch nicht, wie gewisse Parteien momentan die Flüchtlingsproblematik für ihre Zwecke instrumentalisieren, nur um mehr Stimmen gewinnen zu können.

    Wie siehst du die zukünftige Beziehung zwischen der Schweiz und der EU?

    Die Schweiz muss mit der EU zusammenarbeiten. Das ist nicht nur für die Wirtschaftspolitik der Schweiz essentiell, sondern beispielsweise auch in der gegenwärtigen Flüchtlingsproblematik. Da muss ein realistisches Kontingent verhandelt und dieses dann auch so durchgesetzt werden. Ich finde es wichtig, dass die Schweiz mit der EU eine Verhandlungsbasis auf Augenhöhe finden und auch ihre wichtige Stellung als neutrales Land in der Mitte Europas beibehalten kann. Dabei soll die Schweiz auch gerne eine Moderationsrolle innehaben. Die Tendenz in letzter Zeit, dass die Schweiz sich von der EU zu stark unter Druck setzen lässt, gefällt mir nicht. Vereinbarungen mit der EU sollten in fairen Verhandlungen zustande kommen und dann auch wirklich so durchgesetzt werden können.

    Wie kannst du dein Studium mit der Politik vereinbaren?
    Das Studium an der HSG ist sehr selbststudiumslastig, das ermöglicht es mir, mich zusätzlich in der Politik zu entfalten. Ich denke, das wäre an anderen Universitäten sicher nicht so einfach möglich gewesen.


  9. Podiumsdiskussion: Fünf Elefanten und ein Moderator

    Leave a Comment

    Der Wahlkampf tobt und die Parteien schenken sich nichts. Vimentis lud zur Elefantenrunde in der Aula ein.

    Gestern Abend, Donnerstag, lud Vimentis zur grossen Elefantenrunde mit fünf Vertretern der Parteien SP, CVP, BDP, FDP und SVP ein. Grosser Andrang herrschte vor der Aula der Universität St. Gallen und schon nach kurzer Zeit war kein freier Platz mehr zu finden, dies bei einem totalen Fassungsvermögen von insgesamt 700 Personen. Vor Beginn mussten aufgrund der vollen Aula sogar diverse Leute wieder weggeschickt werden. Diese liessen sich jedoch nicht so einfach vertreiben, sondern folgten von aussen durch die geöffneten Fenster gebannt der Podiumsdiskussion. Es sei logisch, wenn Elefanten kämen, dass man diese sehen wolle, begrüsst Urs Wiedmer, ehemaliger «Arena»-Moderator und jetziger Bundeshauskorrespondent bei SRF, die zahlreich erschienenen Studierenden und weiteren Zuschauer.

    Während einer kurzen Vorstellungsrunde, in der platitudenhaft die Positionen der einzelnen Parteifunktionäre dargelegt wurden, eröffneten Martin Landolt, Nationalrat und Parteipräsident der BDP, und Christophe Darbellay, Nationalrat und Parteipräsident der CVP, dem Publikum ihre gemeinsamen Jagderlebnisse. Dabei sei es auch einmal vorgekommen, dass sich die beiden Politiker ein Doppelbett teilen mussten, erzählt Christophe Darbellay lachend.

    Das erste Thema, welchem sich die Volksvertreter widmeten, war das momentan aktuellste – Migration. Toni Brunner, Nationalrat und Parteipräsident der SVP, meint, dass die Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht unschuldig an der momentanen Situation sei. Mit ihren ausgestreckten Armen habe sie die Flüchtlinge geradezu aufgefordert nach Europa zu kommen und deshalb seien wir momentan auch mit diesem Chaos im Asylwesen konfrontiert. Es werden alle aufgenommen und es werde nicht mehr zwischen Wirtschaftsflüchtlingen und Flüchtlingen unterschieden. «Das Dublin-Abkommen ist gescheitert.» Nationalrätin und Vizepräsidentin der SP, Barbara Gysi, entgegnet darauf, dass in der Welt Krieg herrsche und wir aus ethischen, wie auch aus moralischen Gründen dazu verpflichtet seien Hilfe zu leisten. «Es ist keine europäische Ministerin, die ihre Arme ausstreckt und sagt kommt hier her, sondern es ist die Not in einem vom Krieg gebeutelten Nahen Osten.» Abschliessend äusserte sich Martin Landolt folgendermassen zur Thematik: Die Migranten seien auch nur Menschen, welche auf der Suche nach einem neuen Leben seien und man dürfe den Ausdruck «Wirtschaftsflüchtling» nicht zum Schimpfwort machen.

    “Wirtschaftsstandort Schweiz»

    Christian Wasserfallen, Nationalrat und Vizepräsident der FDP, räumte ein, dass der starke Franken in der Export-Industrie im Moment das grösste Problem sei. In der Schweiz hätten 97.5 Prozent der Unternehmen 50 oder weniger Angestellte und vor allem diese international tätigen KMUs seien von der Aufwertung des Franken betroffen. «Wir müssen dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen in der Schweiz gut bleiben», sagt Christoph Darbellay. Vor allem der bilaterale Weg sei zu verankern. Wenn man die Zuwanderung senken wolle, ohne dass die Wirtschaft darunter leide, müsse man mehr inländische Arbeitskräfte generieren, so Martin Landolt. «Hierbei gibt es vor allem ein zentrales Potential – die Frauen.»

    Das letzte, von den Zuschauern gewählte, Thema war Bildung. In vielen Branchen habe man heutzutage einen Lehrstellenüberschuss, jedoch müsse man «die Gleichartigkeit aber Andersartigkeit der Berufslehre und des Studiums aufrecht erhalten», so Christian Wasserfallen. Toni Brunner fuhr fort, dass das duale Bildungssystem in der Schweiz schon richtig sei. Schlussendlich kam er auch auf die Maturitätsquote zu sprechen und unterstrich, dass man die Maturitätsquoten nicht auf «Teufel komm raus» erhöhen müsse.

    Nach rund 90 Minuten waren die Zuschauer an der Reihe. Eine Zuschauerfrage, an Christian Wasserfallen gerichtet, stach besonders heraus. «Wie sollte der Bundesrat in Anbetracht der aktuellen Prognosen in der nächsten Legislaturperiode zusammengesetzt werden?» Die Antwort darauf, kurz und bündig: «Der Bundesrat wird die Zusammensetzung haben, zwei, zwei, zwei und eins. Die drei wählerstärksten Parteien werden je zwei Sitze bekommen und die viertstärkste Partei einen.»