Tag Archive: Theater

  1. “Lili Elbe” feiert Weltpremiere im Theater St.Gallen

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    Die dänische Malerin Lili Elbe wurde 1882 als Einar Mogens Andreas Wegener in einem männlich gelesenen Körper geboren.  Noch vor ihrer Transition heiratete sie 1904 ihre Kommilitonin an der Königlichen Dänischen Kunstakademie, die Malerin Gerda Gottlieb. Vermehrt begann Lili Elbe, ihre weibliche Identität auszuleben. 1930 liess sie in Berlin und Dresden schliesslich zwei geschlechtsangleichende Operationen vornehmen, welche einige der ersten ihrer Zeit waren. Lili Elbes Geschichte fasziniert, da die Zuschauenden einen Einblick in ihr Leben voller Herausforderungen gewinnen. Sie etablierte sich als Transgender-Pionierin mit ihrem Coming Out und der Geschlechtsumwandlung in einer Zeit, in der geschlechtsangleichende Eingriffe noch unerforscht waren und es praktisch keine Vorbilder gab.

    Über Lili Elbe erschien auch 2015 schon der Film “The Danish Girl”. Nun hat es sich das Theater St.Gallen zur Aufgabe gemacht, diese Geschichte als Oper darzustellen. In der Umsetzung löste sich das Theater St.Gallen von dem stereotypischen Bild einer italienischen Oper und traditionellen Arien und wählte einen eher neoromatisch-postmodernen Stil, der die Oper für alle zugänglich macht, wie sich auch in dem recht vielfältigen Publikum zeigte.

    Die Oper überzeugt vor allem durch die wundervollen Bilder, die erzeugt werden. Dies gelingt etwa dadurch, dass Gerda Wegeners Bilder durch Darsteller:innen dargestellt werden, die an Seilen über den Galeriebesucher:innen in der Luft schweben und sich zur Musik bewegen. Insgesamt ist die Musik eingängig und melodiös. Die Inszenierung stellt die Geschichte, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts zuträgt, auf eine moderne Weise dar und lässt sich als experimentell und kreativ beschreiben. Spannenderweise wird auch die Tankompanie des Theater St.Gallens als Alter Egos von Lili Elbe an verschiedenen Stellen eingebunden. Teilweise begeben sich die Alter Egos von der Bühne in die Gänge des Parketts in die Nähe des Publikums. Tanz wird als zentrales Motiv in der Oper genutzt, um das Gefühl auszudrücken, im eigenen Körper nicht zu Hause zu sein. Lili Elbe wird gespielt von der Baritonin Lucia Lucas. Der Komponist der Oper, Tobias Picker, lernte Lucia Lucas kennen, als er sie für die Titelrolle des Don Giovanni besetzte. Damit war sie die erste transsexuelle Opernsängerin, die eine Hauptrolle auf einer amerikanischen Bühne spielte. Begeistert von der Zusammenarbeit mit Lucas arbeitete Picker auch für die Oper “Lili Elbe” im Auftrag des Theater St.Gallen mit Lucas zusammen, welche auch als Dramaturgin wirkte.

    Die Dernière der mit Dynamik und stilistischer Vielfältigkeit ausgezeichneten Oper des Komponisten Tobias Picker und des Librettisten Aryeh Lev Stollman findet am 3.12. statt . Die Oper dauert etwa 2,5 Stunden und es gibt eine Pause. Die Oper ist verständlich und fokussiert sich auf Lili Elbes letzte Lebensjahre in den 1920ern, doch für mehr Hintergrundwissen lohnt es sich, den Film “The Danish Girl” anzuschauen oder sich grob über das Leben von Lili Elbe zu informieren.

  2. Das Stiefelchen in der Grabenhalle

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    Durch den Tod seiner geliebten Schwester Drusilla seiner jugendlichen Naivität beraubt, verfällt Gaius Iulius Caesar, vielleicht besser bekannt als Caligula, in einen Wahn. Trunken vor Macht und dem Willen, Unmögliches zu erreichen, beginnt der zuvor gutmütige Kaiser seine Untertanen zu drangsalieren. Mit bestechender Logik begründet er sein Vorgehen; trotzdem zweifeln die Anderem an seinem Verstand. Nach und nach dezimiert sich die Anzahl seiner Anhänger, die Überlebenden verschwören sich gegen ihn und versuchen auch seine letzten Unterstützer zu überzeugen, sich von ihm abzuwenden. Doch wenn man nicht für ihn ist – ist man gegen ihn?

    Mit dem Stück von Albert Camus, das von historischen Texten inspiriert ist, hat sich das Studententheater St. Gallen eine schwere Kost vorgenommen. Durch die gleichzeitig moderne, aber mit den Kostümen trotzdem “wahrheitsgetreue” Inszenierung gelingt es dem Ensemble aber, die düstere Atmosphäre im caligulianischen Palast aufzulockern. Wenig überraschend war denn auch die gestrige Premiere in der Grabenhalle ausverkauft. Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Studententheaters überzeugten durch ihre Leistung, allen voran die beiden Hauptdarsteller Sophia Stöckl als Caesonia und Manuel Schär als Caligula, die den Wahnsinn gekonnt darzustellen wussten. Durch den Einsatz von Videotechnik gelang es dem Ensemble zudem dem Publikum ein Bühnenbild zu bieten, das man so auch aus grossen Häusern kennt.

    Die Inszenierung läuft noch heute und morgen Abend in der Grabenhalle, jeweils um 20.00 Uhr. Plätze sollten vorreserviert werden, Informationen zum Vorverkauf finden sich auf der Facebookseite des Theaters.

  3. Russisches Drama in St. Gallen

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    Iwan Petrowitsch Wojnizkij, genannt Wanja, lebt mit seiner Nichte Sonja und seiner greisen Mutter Maria Wassiliewna auf dem Landgut seiner toten Schwester. Seit neustem lebt auch sein Schwager, Ehemann der verstorbenen Schwester, Professor Serebrjakow, mit seiner neuen, wunderschönen Frau Jelena auf dem Gut. Seinen Lehrstuhl für Kunst in der Stadt hat er aufgegeben, krankheitsbedingt, sagen die einen, weil er schlicht nicht fähig genug sei, die andern. Der Professor leidet, an Gicht, an Rheuma, an allem und an nichts. So ist der Bezirksarzt Astrow häufiger Gast auf dem Gut, um sich um die Gesundheit des Professors zu kümmern. So sehr das Gejammere ihres Vaters Sonja entnervt, so sehr freut sie doch die Anwesenheit von Astrow auf dem Gut, ist sie doch schon lange heimlich verliebt in ihn. Doch nicht nur Sonja scheint die Anwesenheit des Arztes auf dem Gut zu gefallen, auch die schöne Jelena findet Gefallen an Astrow, der etwas Abwechslung in den sonst so tristen und öden Alltag bringt. Und so kommt es, wie es kommen muss, wenn sich Langeweile und allzu viel Menschliches miteinander mischen…

    „Onkel Wanja“ wurde 1896 von Anton Tschechow verfasst und schliesslich 1899, kurz vor der Jahrhundertwende, in Moskau uraufgeführt. Das Studententheater St. Gallen freut sich auch dieses Semester, eine neue Interpretation eines alten Klassikers zeigen zu dürfen, die ihm neues Leben einhaucht.

    Die Premiere findet am Montag, 9. Mai 2016, 20.00 Uhr, im Figurentheater an der Lämmlisbrunnenstrasse 34 in St. Gallen statt. Weitere Aufführungen folgen Dienstag bis Donnerstag, 10. bis 12. Mai 2016, jeweils um 20.00 Uhr.

    Die Tickets kosten CHF 15 und können via studententheater.stgallen@gmail.com reserviert werden oder am Vorverkaufsstand vom 2. bis 4. Mai 2016 (von 10.00 bis 16.00 Uhr) und am 9. und 10. Mai 2016 (von 10.00 bis 14.00 Uhr) im Bibliotheksgebäude bezogen werden.