Die Welt will betrogen sein

Felix Krull und seine Bekenntnisse geben einen unterhaltsamen und leichten Theaterabend.

Als Sohn eines Schaumweinproduzenten ist Felix an ein gehobeneres Leben gewöhnt – doch der Schaumwein hält nicht, was er verspricht. Die Kunden werden immer weniger, bis das Geschäft des Vaters bankrott geht und sich dieser das Leben nimmt. Ein Freund der Familie will Felix nach Paris schicken, dort soll er das Hotelgewerbe kennenlernen. Doch: Der Wehrdienst steht ihm im Weg. Geschickt zieht er sich, quasi spielend leicht, aus der Affäre und reist nach Paris, nicht ohne auf seiner Reise noch das eine oder andere Schmuckstück einzustecken. In Paris angekommen ist er zunächst Liftboy und danach Kellner – er erfüllt seine Aufgaben meisterhaft und lebt nebenher ein elegantes Doppelleben. Das Stück endet relativ abrupt – er geht auf Reisen, natürlich unter falschem Namen.

Felix kann selbst nicht immer sagen, welche Rolle er nur spielt und wen er wirklich verkörpert. Die Inszenierung von Thomas Manns Roman in der Regie von Lars-Ole Walburg überzeugt einerseits durch ein karges, aber dennoch beeindruckendes Bühnenbild und andererseits durch die schauspielerische Leistung der vier Felix. So ist die Bühne eine spiegelnde Fläche, manchmal ein spiegelnder, offener Würfel, in der sich mal Felix, mal das Publikum reflektiert und das Licht Muster an die Theaterdecke zaubert.  Kein besseres Bühnenbild kann man sich für die Darstellung der vielschichtigen Persönlichkeit von Krull vorstellen. Die Botschaft des “Nichtwissens” wird dadurch noch mehr verstärkt.  Die vier Schauspieler Brömmelmeier, Geyersbach, Güldenberg und Zerzawy spielen nicht nur Krull, sondern auch alle andere Personen im Stück – mit einer blonden Perücke sind sie die Schwester Olympia, ein Glitzerjacket verwandelt sie in einen Hoteldirektor. So erzählen die vier, mal gemeinsam, mal einzeln die Geschichte von Felix Krull.

Kurzweilige und intelligente Unterhaltung während 90 Minuten  – sehr empfehlenswert.


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