Pietà

Der südkoreanische Meister Kim Ki-duk präsentiert ein düsteres Drama um einen Mann, der durch seine wiedergefundene Mutter auf den Weg der Läuterung gebracht wird.

Kalt und rücksichtslos bestreitet Kang-do seinen Lebensunterhalt als Schuldeneintreiber in einem heruntergekommenen Industrieviertel Seouls. Auf seinen täglichen Streifzügen «arbeitet» er eine Liste säumiger Schuldner ab, kleine Handwerksbetriebe, welche bei seinem Boss in der Kreide stehen: Er zwingt seine Opfer, eine Invaliditätsversicherung abzuschliessen, dann schlägt er sie zu Krüppeln. Sein Boss kassiert die Versicherungssumme. Kurz vor seinem dreissigsten Geburtstag begegnet ihm auf dem Heimweg Min-sun, die behauptet, seine lang verloren geglaubte Mutter zu sein und ihn um Verzeihung bittet. Genervt und verunsichert stösst Kang-do sie grob zurück. Doch Min-sun lässt nicht locker. Tagelang folgt sie ihm auf Schritt und Tritt bei seiner Arbeit und bis zu seiner Wohnung. Mit der Zeit öffnet sich Kang-do zunehmend und lässt sie schliesslich bei sich leben. Zögerlich versuchen die beiden, so etwas wie eine normale Mutter-Sohn-Beziehung aufzubauen. Doch ist Min-sun wirklich diejenige, für die sie sich ausgibt? Als sie plötzlich verschwindet, macht sich Kang-do verzweifelt auf die Suche.

Nach eigenen Angaben war Kim Ki-duk bei einem Besuch des Petersdoms von Michelangelos Pietà tief beeindruckt. Sie dient ihm als Inspiration für einen Film, in dem er Schmerz und Sühne, aber auch Vergebung und Erlösung, zentrale christliche Elemente also, mit den Motiven der menschlichen Geldgier und der wiedergefundenen Mutter verbindet. Seine Handschrift ist dabei immer deutlich erkennbar: spärliche Dialoge, für unser westliches Filmverständnis fast schon überscharf gezeichnete Charaktere, eine ruhig dahinfliessende Geschichte. Diese wird jedoch immer wieder von Szenen extremer Gewalt unterbrochen, wodurch dem Zuschauer stets auch ein Bewusstsein von Fragilität vermittelt wird. Wenn die Kamera Kang-do auf dem Weg zu seinen Opfern durch die engen, ungeteerten Gassen begleitet, vorbei an Pfützen und Abfallbergen, vorbei an heruntergekommenen, verrosteten Wellblechhütten und Bauruinen, dann wird die innere Verrohung des Protagonisten allein durch die Kraft der Bilder reflektiert. Somit sei dieser Film allen sehr empfohlen, welche die südkoreanische Filmkultur kennenlernen wollen und dabei auch bereit sind, sich auf einen Künstler wie Kim Ki-duk einzulassen.

Erscheinungsjahr: 2012
Drehbuch und Regie: Kim Ki-Duk
Besetzung: Lee Jung-jin, Jo Min-su
Laufzeit: 104 Min.


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