Author Archives: Jana Pensa

  • prisma Abroad – Niels an der Aalto University Helsinki (Finnland)

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    Zuallererst: Erzähl ein bisschen etwas über dich!

    Hi, ich bin Niels, studiere eigentlich Betriebswirtschaftslehre an der HSG aber verbringe mein letztes Semester meines Bachelors im Austausch an der Aalto University in Helsinki. 

    Wieso hast du dich für Helsinki entschieden? Ist ja nicht die typische erste Wahl für ein Austauschsemester?

    Ich habe gelesen, dass Finnland das glücklichste Land der Welt sei und wollte einfach mal selbst nachsehen, wieso das so ist. Natürlich waren aber auch der gute Ruf der Aalto und des skandinavischen Bildungssystems sowie Helsinki als aufstrebende Startup-Metropole unter den vielen Gründen. 

    Sind die Leute in Finnland wirklich so glücklich? Falls ja, wieso?

    Auch wenn es viele Menschen hier nicht direkt zeigen und zum Beispiel in der Metro kaum jemand lächelt, sind die Finnen alle sehr zufrieden und auch immer für einen Spass zu haben. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass sie sich über wenige Sachen Sorgen machen müssen. Der Lebensstandard in Finnland ist sehr hoch, das Bildungssystem ist hervorragend und auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind immer pünktlich. Das Einzige, was vielleicht etwas deprimierend für manche ist, ist die Dunkelheit und die damit verbundene Kälte.

    Ist es in Finnland wirklich so kalt und dunkel, wie immer gesagt wird?

    Jein. Jetzt im Dezember wird es schon um 15 Uhr dunkel und die Temperaturen sind nur selten über dem Nullpunkt. Auch der November war ziemlich «slushy» wie die Finnen sagen (dieses Wetter, wenn der Schnee draussen sulzig ist und man die Sonne den ganzen Tag nicht sieht). Davor war das Wetter aber ziemlich vergleichbar mit St.Gallen. Und glücklicherweise bin ich für die richtig kalten Monate Januar und Februar wieder in der Schweiz.

    Jetzt wo es so kalt ist, was ist da deine Überlebensstrategie?

    Ich habe mir in Helsinki eine richtige Winterjacke gekauft, da die Jacke, die ich in St.Gallen immer anhatte, einfach nicht mehr ausgereicht hat. Und falls ich trotzdem noch friere, gibt es ja stets die Möglichkeit, eine finnische Sauna zu besuchen.

    Verbringen die Finnen wirklich so viel Zeit in der Sauna?

    Ganz klar Ja! Überall in Finnland gibt es die Möglichkeit, in eine Sauna zu gehen. Sogar die Studentenwohnheime haben eine eigene Sauna. Ich persönlich bin eher der sporadische Sauna-Besucher, aber es gehört einfach zur finnischen Kultur. 

    Was gibt es sonst noch für typische finnische Traditionen?

    Unter Studierenden gibt es eine ganz spezielle: Die Overalls. Jeder bekommt seinen eigenen Overall in der Farbe seiner Fakultät. Die Aalto Business Students beispielsweise haben einen Overall in «dollar green». Wenn du Teil eines Vereins bist oder eine Veranstaltung besuchst, bekommst du ein Badge, welchen du an deinen Overall nähen kannst. Je mehr Badges du auf deinem Overall hast, desto besser.

    Was kann man sonst noch alles während einem Austauschsemester in Helsinki machen?

    Unglaublich viel! Während meines Austauschs habe ich dank KY-Sub, welches sich um die Austauschstudierenden der Aalto Business School kümmert, Orte wie Tallinn, St. Petersburg oder Levi (Lappland) besucht. Jeder dieser Trips war absolut einzigartig und ich habe viele enge Freundschaften geschlossen. Zudem hatte ich die Möglichkeit an Slushteilzunehmen, der grössten Startup Konferenz Europas mit 25’000 Teilnehmern.

    Warst du neben den ganzen Reisen überhaupt noch an der Uni?

    Ja definitiv! Allerdings sind viele Kurse an der Aalto noch mehr auf Selbststudium und Gruppenarbeiten ausgelegt als an der HSG, weswegen man sehr flexibel bei der Zeiteinteilung ist. Zum Lernen habe ich aber trotzdem viel Zeit an der Uni verbracht, da das Learning Center und die Startup Sauna, vergleichbar mit dem HSG Makerspaceeine wirklich einzigartige und kreative Lernatmosphäre bieten. 

    Wie geht es jetzt nach dem Austausch für dich weiter?

    Da ich mit meinen Kursen hier in Helsinki auch meinen Bachelor an der HSG abschliesse, werde ich im kommenden Jahr ein halbjähriges Praktikum machen, bevor ich dann im Herbst meinen Master anfange. Trotzdem werde ich versuchen nach meiner Ankunft ein paar Tage an der HSG und in St.Gallen zu verbringen. Obwohl ich hier in Helsinki eine fantastische Zeit verbracht habe, fehlt mir das Studentenleben in St.Gallen schon auch ein bisschen.

  • Living a not so plastic life

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    Gerade in der Weihnachtszeit und der immer mehr diskutierten Plastikproblematik stellt sich die Frage, ob es das ganze Verpackungsmaterial wirklich braucht. Sei es für Geschenke oder Produkte im Laden, viele Verpackungen sind oft überflüssig. Sobald die Verpackungen nicht mehr gebraucht werden, werden diese weggeworfen und oftmals nicht richtig recycelt. Das führt dazu, dass sich das Plastik jahrelang (und hier handelt es sich nicht um Jahrzehnte sondern um Jahrtausende) auf Müllhalden oder sogar in den Ozeanen ablagert.

    Was für einen Effekt diese Plastikablagerung im Meer hat, wurde in den letzten Jahren immer präsenter, Diskussionen lauter und Massnahmen getroffen. So wurden zum Beispiel die bisher kostenfreien Plastiksäckchen in der Schweiz mit einem Preis von 5 Rappen versehen, was einen grossen Erfolg nach sich zog – die Verwendung von Plastiktüten ging um 80% zurück. Die EU will den Plastikverbrauch ebenfalls mindern, zehn Wegwerfprodukte sollen verboten werden . Die Schweiz allerdings will sich nicht an dieser Regelung beteiligen und will kein Verbot einführen. Nichtsdestotrotz gibt es bereits einige Massnahmen, die freiwillig durchgeführt werden. So hat sich zum Beispiel die Gastronomiekette gegen Strohhalme stark gemacht und diese in ihren Restaurants und Clubs verboten.

    Nackte Duschgels

    Diesem Problem hat sich auch Lush angenommen, indem sie zum Beispiel daran arbeiten eine Alternative zu Plastik zu finden. Ausserdem verkaufen sie so oft wie möglich ihre Produkte «nackt», das heisst ohne Verpackungsmaterial. In Mailand und Berlin gibt es seit diesem Jahr sogar zwei Shops, die nur Produkte im Sortiment haben, die gar keine Verpackung benötigen. In den regulären Läden werden momentan circa 65% der Produkte unverpackt angeboten.

    Doch wie kann man ein Duschgel oder eine Bodylotion ohne Verpackung verkaufen? Lush hat sich da etwas ganz Spezielles einfallen lassen. Statt den herkömmlichen flüssigen Shampoos, Bodylotions und Duschgels produzieren sie diese in fester Form. Eingepackt werden sie lediglich in ein Papier, somit kann man die problematischen Plastikverpackungen umgehen. Falls es bei Produkten gar nicht möglich ist, die Verpackung zu umgehen, dann setzt Lush auf 100% recyceltes Prolypropylen. Auch muntert das Unternehmen seine Kunden dazu auf, die gebrauchten Verpackungen zurückzubringen oder eine alternative Verpackungsart wie zum Beispiel ihre Knot Wraps zu verwenden. Diese sogenannten Knot Wrapsbestehen aus Stoff, der zu 100% aus recycelten Plastikflaschen besteht. Die speziellere Art der Knot Wrapsmit dem Namen Vintage ist ein Upcycling aus alten Schals und Tüchern.

  • Best Practices für die (k)olmarische Nutzenmaximierung

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    Beim Säuli Rennen Wetten auf das spieltheoretische Pareto-Optimum setzen.

    Ob Amateur oder Experte – es ist jedem geraten beim Säulirennen nicht einfach ins Blaue hinein zu spielen. Ganz im Gegenteil, besonders während der OLMA Zeit werden Rennstatistiken auf das peinlichste genau analysiert und ausgewertet, der ein oder andere kann gerade hier Kenntnisse aus Risk Management und der Spieltheorie anwenden und seinen Intellekt unter Beweis stellen.

    Degustationshallen – almost paradise?

    Besonders den Studenten, die nicht aus der Schweiz kommen, sind die Degustationshallen wärmstens zu empfehlen. Denn hier findet nicht nur jeder eine Nische, sondern es gibt auch eine formidable Auswahl an Bier, Wein, Spezialitäten und die Abende vergehen hier wie im Flug.

    Fotografische Ausstattung

    Die OLMA hat gerade aus ästhetischer Perspektive so einige Highlights zu bieten. So sieht man nicht nur überall glückliche (und heiter-getrunkene) Menschen, sondern besonders die große Auswahl an Tieren, mitunter die schönsten Kühe, Schafe, Säulis und was das Herz noch begehrt – hier darf natürlich die passende Dokumentationsform nicht fehlen!

    Welcher Traktor passt zu mir?

    Zwar stehen im Allgemeinen an der HSG eine etwas andere Art von Transportmitteln im Fokus, jedoch bleibt zu bedenken, dass Individualität mit Aufmerksamkeit belohnt wird. So wird in Zukunft jeder Porsche-Fahrer vor Neid erblassen, wenn im neuen 5125R John Deere Traktor (120 PS und bis zu 5’300 kg Hubleistung – just saying) vorgefahren wird.

    An alle Zürcher …

    Obwohl altbekannt, soll dies hier nur noch einmal gesagt sein: Lasst doch bitte euren Senf daheim, gottverdammi. Wir sind hier in St. Gallen!

    Treffpunkte abmachen!

    Es geht schneller als man für möglich hält: Gerade eben verköstigt man noch den vorzüglichen Apfelwein in Halle 5, will ihn dem Kollegen weiterreichen und schon steht man alleine da. Was nun? Keine Panik, auch wir haben damit schon zu kämpfen gehabt und werden auch dieses Jahr nützliche Vorbereitungen treffen. Zu empfehlen sind natürlich an oberster Stelle neonfarbene oder blinkende Hüte. Somit ist man auch im Getümmel schnell zu entdecken und es hat den angenehmen Nebeneffekt ein wenig Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dies wird dicht gefolgt vom Beiführen eines bunten Fähnchens oder Regenschirms, wie man es bei Reiseleitern des Öfteren entdecken kann. Wie immer ist auch hier das interdisziplinäre Denken goldrichtig und wird mit Erfolg belohnt.

    Regeln für das Reporting nach Hause

    Zwar ist vielen Familien (hoffentlich) bewusst, dass ihre Sprösslinge sich in der Schweiz aufhalten, jedoch sollte die Berichterstattung von der OLMA dennoch häppchenweise von Statten gehen. Gerade eine komplette Überladung an Dokumentation aus den Ställen, von den Säulirennen und zu guter Letzt vom ein oder anderen Spontan-Kaufs-Traktor kann – obwohl nett gemeint – einen kompletten Schock auf Familienmitglieder haben und sollte aus diesem Grund mit ausreichender Erklärung und in kleinen Dosen kommuniziert werden.

    Wieder einmal das innere Kind (und hoffentlich nicht das getrunkene Bier) am Jahrmarkt rauslassen

    Wenn man nicht schon durch die Unmengen an konsumierten Alkohol sich benimmt als wäre man wieder im Kindergarten, dann lösen die ganzen Bahnen und Schießstände am Jahrmarkt dies sicher aus. Sei es ob man seine ausgezeichneten Reflexe beim Autoscooter unter Beweis stellen will oder seinem Schwarm auf der Achterbahn beweisen will, dass es definitiv schlechter aussehende Leute als einem selber gibt, es hat für jeden was dabei.

    Alle Kollegen verlieren nur um sie schlussendlich am Schützengartenstand wieder zu finden

    Wie es halt so ist mit Menschenaufläufen kombiniert mit der Leichtsinnigkeit, die mit der Olma Hand in Hand geht, verliert man sich oft. Doch banget nicht, seine Freunde an der Olma wieder zu finden ist noch einfacher als in einer FiBu-Lektion einzuschlafen. Man sucht einfach den nächsten Schützengartenstand auf und wird mit grosser Wahrscheinlichkeit seine Freunde dort finden. Wenn nicht hat es immer noch Bier, win win würde ich sagen.

    Die melancholischen Gedanken an das Ende der Olma in Bier ertränken

    Wenn nun die letzten paar Tage der Olma anrasen wie die kleinen Schweinchen im Rennen holt einem auch das melancholische Gefühl ein. Was soll man nur nach der Olma machen? Was für einen Sinn hat das Leben ohne zu vollgestopfte Degustationshallen, überteuerte Bahnen, Unmengen an Bier und Alkoholleichen? Wie soll man nun rechtfertigen, dass man bereits um 11 Uhr betrunken ist? Das und viele andere trübselige Gedanken schiessen durch den Kopf. Aber denkt immer daran: nach der Olma ist vor der Olma. Und bevor man jetzt in Wehmut versinkt stürzt man sich lieber noch einmal in die Menschenmenge der Degustationshalle und trinkt, bis man nicht mehr stehen kann.

  • Charly’s Comedy Club – Stand-up-Comedy hoch vier

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    Witze über Leute im Rollstuhl, über Pädophilie und Rassismus – bei Charly’s Comedy Club wird kein Blatt vor den Mund genommen. Charles Nguela und Hamza Raya im grossen Doppelinterview.

    Wie bist du dazu gekommen, Stand-up-Comedy zu machen?

    Charles: Die Geschichte habe ich schon etliche Male erzählt, ich erzähle sie aber trotzdem gerne nochmals. Ich hatte vier oder fünf Jahre lang eine Freundin und dann haben wir uns getrennt. Ich bin dann mit ein paar Freunden in eine Bar, habe zu viel getrunken und ich habe dann so laut geredet, dass die Leute hinter mir mitbekommen haben, was ich gesagt habe und gelacht haben. Schlussendlich habe ich diese Leute eineinhalb Stunden unterhalten, ohne es zu merken. Als ich dann die Bar verlassen habe, kam eine alte Dame zu mir und fragte mich, ob man mich buchen könnte. Ich, im Suff, dachte, sie wolle mich als Call Boy und habe entsetzt abgelehnt. Sie fragte dann, ob ich nicht Komiker sei, meine Freunde haben das mitbekommen und mich ans Gaukler-Festival in Lenzburg angemeldet. Ich habe da meine fünf Minuten gemacht und seither bin ich süchtig. Das war am 13. August 2001.

    Hamza: Ich habe mich nicht dazu entschieden, ich war von klein auf eine sehr aufgestellte Person und war auch immer der Klassenclown. Ich bin dann zu den Schweizer Talenten gegangen, ohne grossen Plan und wollte ehrlich gesagt nur Spass haben. Das hat darin resultiert, dass Stefan Büsser mich eingeladen hat, zehn Minuten bei seiner Tour zu performen. Das war mein erster Auftritt.

    Wie präsentiert sich dein bisheriger Werdegang?

    Charles: Ich habe eine erste Lehre als Gastronomie-Fachmann gemacht, diese habe ich dann allerdings abgebrochen und eine zweite Lehre als Drucktechnologe angefangen. Die habe ich dann auch fertiggemacht. Später habe ich mich im Bereich Management und Marketing weitergebildet, danach habe ich aufgehört (mit der Ausbildung) und gesagt, entweder probiere ich es und scheitere, oder ich mache so weiter.

    Hamza: Ich habe die Matura gemacht, studiert habe ich nicht. Ich arbeite momentan als Informatiker.

    Was rätst du Leuten, die etwas Eigenes auf die Beine stellen wollen?

    Charles: Es kommt darauf an, was man für ein Mensch ist. Ich rate allen, immer einen Plan B bereit zu haben, falls es nicht funktioniert. Wenn du genug Talent hast und denkst, du schaffst das, dann mach das. Aber es ist zu 80 Prozent harte Arbeit und zu 20 Prozent Talent. Ich denke ein Mensch, der hart arbeitet kann genauso weit kommen, wie ein Mensch, der viel Talent hat.

    Hamza: Gas geben. Ich hatte das Glück, dass sich alles einfach so ergeben hat. Was ich aus eigener Erfahrung sagen kann ist, dass diese Talentshow einen grossen Effekt hatte. Ich wurde quasi von heute auf morgen bekannt, ich kann sie also nur empfehlen. Allerdings gibt es sie nicht mehr, man müsste dafür also in Deutschland antreten.

    Was macht den Unterschied zum Erfolg? Was unterscheidet dich von den Anderen?

    Charles: Man muss den Unique Selling Point finden, etwas, was man vermarkten kann und die Anderen nicht haben. Wenn man ihn gefunden hat, muss man daran arbeiten und ihn konstant verbessern. Wie schon gesagt, harte Arbeit ist wichtig. Ronaldo sagte, erst wenn man Weltmeister ist, fängt die harte Arbeit an. Bis dahin denkt man, man habe viel gemacht, aber man muss noch mehr machen, um die Position zu halten.

    Hamza: Das ist einfach. Meine Sprachen – ich spreche elf Sprachen und kenne fast niemand, der so pankulturell ist. Im Amerikanischen gibt es allerdings Russel Peters, er macht, wie ich auch, kulturübergreifende Comedy. Er spricht wie ich über alle Kulturen und Sprachen, jedoch unterscheide ich mich von ihm, da ich viele Sprachen, über die ich spreche, auch beherrsche. Er hingegen spricht nur Englisch und ein wenig Hindi.

    prisma verlost 1×2 Tickets inklusive Meet & Greet mit den Künstlern für die Show vom 22. Mai 2018 im Pfalzkeller St. Gallen. Schreib eine Mail mit dem Betreff «Charly’s Comedy Club» an chefredaktor@prisma-hsg.ch, um an der Verlosung teilzunehmen. Teilnahmeschluss ist am 19. Mai um 12 Uhr.

    Was ist das «Beste» an deinem Job? Und was sind die grössten Downsides?

    Charles: Das Beste ist, dass man konstant andere Leute lachen sieht, egal wie schlecht es ihnen geht. Manchmal kommen sie rein und sind sauer und man sieht sie lachend aus der Show gehen. Das ist das Schönste, mit Abstand. Das Schlimmste ist ein Publikum, das nicht offen ist und nicht lacht, da kommen dir fünf Minuten vor wie 20. Auch ein negativer Aspekt ist, dass egal wie schlecht es dir geht, du auf der Bühne glücklich sein musst. Das kann sehr schwierig werden, je nachdem wie traurig du bist. Du musst es einfach wegstecken. Manchmal magst du einfach nicht lachen und es macht es noch schwerer, wenn du dann die Leute im Publikum lachen siehst. Man hat auch wenig Zeit für sich selbst und auch Beziehungen sind schwierig.

    Hamza: Das Beste ist, wenn in einem Land mit einer der höchsten Suizidraten Leute zu dir kommen und sagen, dass sie schlechte Laune haben und deine Videos sie wieder aufstellen. Es gibt nichts Schöneres zu hören. Mit Humor hat man auch die Aufmerksamkeit der Leute und kann ihnen etwas mitgeben. Der negative Aspekt ist, dass ich ein Mensch bin wie jeder andere. Als mich beispielsweise meine Exfreundin verliess, ging es mir drei Monate lang nicht gut. Alle Leute erwarteten trotzdem von mir, dass ich lustig bin. Das ist dann so ein Moment, wo man die Kraft fast nicht aufbringt. Manchmal meinen die Leute dann, man sei komisch zu ihnen, dabei geht es dir einfach privat nicht gut und du meinst es gar nicht böse. Das passiert aber eher selten, mir geht es meistens gut zum Glück.

    Wie findest du die Motivation dazu, ein Programm zu schreiben?

    Charles: Meine Mutter hat mir immer gesagt: «Mach etwas, bei dem du das Gefühl hast, dass du der Welt etwas gibst.» Sie meint damit, wenn du es nicht machst, dann wird es jemand anderes machen. Eine weitere Motivation ist, dass ich meine Miete weiterhin zahlen will (lacht). Auch toll ist, dass du, egal wie schlecht es dir geht, weisst, dass sich schlussendlich jemand ab deinen Witzen erfreut.

    Hamza: Comedy ist anders als zum Beispiel eine Bachelorarbeit zu schreiben, ich sitze mit dir am Tisch und ich sage etwas und du antwortest etwas darauf, das ich sehr lustig finde. Ich schreibe mir das dann jeweils auf, man muss stets die Augen offenhalten. Manchmal sehe ich etwas, das eigentlich gar nicht lustig ist. Im Libanon halten zum Beispiel Männer Händchen als Kollegen, das ist eigentlich nicht lustig aber ich versuche, etwas Lustiges daraus zu machen. Ich suche also die Motivation nicht, sie kommt zu mir.

    Was ist deine grösste Inspiration, von wo holst du deine Ideen?

    Charles: Unsere Gesellschaft finde ich seit ich klein bin sehr interessant. Wenn man mich so ansieht, dann würde man nicht denken, dass ich als Kind sehr schüchtern war. Ich stand einfach in der Ecke und habe Leute beobachtet. Ich sitze auch heute noch gerne im Zug und schaue Leute an. Ich überlege mir auch, weshalb Personen das tun, was sie machen. Alltagssituationen inspirieren mich, aber auch schlechte Erfahrungen. Wir Komiker sind eigentlich extrem zynische Menschen. Es kommt humorvoll rüber, aber eigentlich sagen wir viele schlechte Sachen (lacht). Ich denke, das Paradebeispiel, was dies angeht ist Claudio Zuccolini. Er ist extrem zynisch, stellt es aber so dar, dass man lachen muss. Man fühlt mit und das ist meine Motivation.

    Hamza: Ich hole meine Motivation aus dem Alltag, aus den Sprachen und aus dem Kontakt mit anderen Kulturen. Auch aus den Ferien nehme ich gerne Sachen mit. Vor allem die Kulturen sind für mich eine grosse Quelle der Inspiration.

    Wie lange brauchst du, um ein Programm zu schreiben?

    Charles: Für mein erstes Programm brauchte ich zwei Jahre, ich hatte immer wieder kleinere Auftritte und habe dann oft Stücke daraus in mein Programm genommen. Das zweite hätte ich in einem Jahr schaffen sollen, wir sind in die USA gegangen, um ein wenig Comedy zu machen und ein wenig abzuschalten. Allerdings haben wir die Probleme aus der Schweiz mitgenommen und es war extrem schwierig. Als ich dann nach Hause kam, kamen noch ein paar private Sachen dazu und insgesamt habe ich das Programm in paar Monaten geschrieben, so vielleicht fünf bis sechs Monate. Mit den Jahren fällt es einem auch leichter, man kennt seinen Stil.

    Hamza: Ich setze mich nicht hin und schreibe einfach irgendetwas. Ich kann das nicht. Ich muss durch die Welt gehen und sehe immer mehr und schreibe das dann auf, ich muss einfach die Augen offenhalten. Es geht deshalb sehr lange bei mir, es ist wie ein Programm, das nie endet. Bei mir kommen immer wieder neue Sachen hinzu.

    Du sprichst auch mal eher sensible Themen an. Wie weit darf Humor deiner Meinung nach gehen? Hast Du auch schon kritische Rückmeldungen erhalten?

    Charles: Ich kriege ständig kritische Rückmeldungen. Als Komiker ist es unser Job, stets an die Grenzen zu gehen und manchmal auch darüber hinaus. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis jemand kommt, dem es nicht gefällt, man kann nie alle zufrieden stellen. Ich sage immer, dass zehn Prozent des Publikums meine Witze nicht mag. Aber solange man die Witze mit Respekt macht, muss man sich nicht entschuldigen. Denn wenn man sich entschuldigt für seine Witze, ist das sein eigener Tod. Wenn du dich entschuldigst, haben die Leute das Gefühl, du hast dich nicht vorbereitet und stehst da oben auf der Bühne ohne zu wissen, wie viel Macht du in der Hand hast.

    Hamza: Es gibt immer kritische Rückmeldungen. Immer. Aber wenn du eine Meinung ernst nimmt, die das Limit von Humor definiert, dann müsstest du alle anderen Meinungen auch ernst nehmen. Denn es gibt nicht nur eine Definition, wie weit Humor gehen darf, jeder hat irgendeine andere Meinung. Es gibt nicht einen Menschen, der die richtige Definition hat. Einer zieht die Linie da, der andere da. Wenn du eine Linie ziehst, musst du auch die anderen ziehen, du ziehst die Linien dann also überall. So kannst du gar keinen Humor machen. Ziel muss sein, den Leuten zu helfen, ihre Linie zu erweitern. Das macht sie zu glücklicheren Menschen, man merkt, dass die Leute, welche einen engeren Horizont von Humor haben weniger glücklich sind.

    Wie gehst du mit Druck um?

    Charles: Es kommt darauf an, an einer Mixed-Show ist es extrem schwierig. Ich brauche meistens eine halbe Stunde meine Ruhe, da höre ich Musik und singe, um meine Stimme aufzuwärmen. Sonst habe ich eigentlich kein Ritual, ich laufe viel hin und her, das beruhigt mich und so werde ich die Energie los. Ich denke immer, ich muss jetzt dann da raus und 250 Leute zum Lachen bringen, die ich nicht kenne, die mich noch nie gesehen haben. Diese Vorstellung ist schon beängstigend.

    Hamza: Es ist einfach ein Teil meines Lebens, ich spüre den Druck gar nicht mehr richtig. Es fühlt sich nicht an, wie ein Druck, es ist einfach normal. Momentan ist es auch nicht wie ein Auftrag, es macht so Spass, dass ich auch gratis auf die Bühne stehen würde.

    Weshalb soll man eure Show besuchen?

    Charles: Es ist eine andere Art von Kunst (Stand-Up), es wird nicht allen gefallen. Aber genau deshalb sind Mixed-Shows so gut, es ist alles dabei. Wenn du zwei nicht lustig findest, findest du sicher die anderen zwei lustig. Ich finde Comedy-Shows allgemein gut – das, was man denkt, wird auf der Bühne laut ausgesprochen. Man findet Gleichgesinnte. Wenn es zum Beispiel ein Witz ist, der ein wenig daneben oder dreckig ist und man andere sieht, die auch darüber lachen, verbindet das. In diesem Raum, in diesem Moment sind wir alle genau gleich, das finde ich ein sehr besonderes Gefühl. Das kann ich jedem nur empfehlen.

    Hamza: Das ist eine gute Frage. Sicher einmal wegen Gabirano, seine Gestik und Mimik ist einzigartig. Ihn muss man gesehen haben, er ist einzigartig in der Schweiz. Mich sollte man sehen, weil ich etwas zu sagen habe, ich möchte den Leuten etwas mitgeben. Ich will nicht nur Blödsinn machen, ich will dem Publikum etwas zwischen den Zeilen vermitteln.

    Charly’s Comedy Club

    22. Mai 2018, 20:00 Uhr (Türöffnung: 19:00 Uhr), Pfalzkeller St. Gallen

    Mit Charles Nguela, Hamza Raya, Gabirano und Veri

    Tickets: www.ticketino.ch