Wie die Pobacken Textilfreiheit erlangten

In den vergangenen Wochen hatte man auch in Nichtbadezonen freien Blick auf die Pobacken unzähliger Passantinnen. Ultrakurze Hosen sind der Modetrend des Sommers 2013. Aus diesem Grund folgt hier ein kleiner modehistorischer Rückblick auf die Hotpants als Kleidungsstück bzw. -stückchen

Nach den konservativ durchsetzten 50er Jahren erlebte die Welt bekanntlich im darauffolgenden Jahrzehnt einen kulturellen und politischen Umschwung. Die Saumlänge der Kleidung zu Zeiten der sexuellen Revolution kann rückblickend als Gesellschafts-Barometer herangezogen werden. Je höher der Saum stieg, desto grösser waren gesellschaftliche Toleranz und Akzeptanz. Als in den 60er Jahren die Saumlänge mit dem Minirock zum ersten Mal über die Knie rutschte, kam dies einer Revolution gleich. Die britische Modedesignerin Mary Quant, das Kultmodel Twiggy wie auch André Courrèges mit seiner Modeschau 1965 trugen zur Popularisierung des Minirocks bei. 1969 hatte der Minirock in Form des sogenannten Mikro-Minis seinen Höhepunkt erreicht und setzte damit ein modisches Ausrufezeichen am Ende einer in vielerlei Hinsicht fulminanten Dekade. Als logische Konsequenz auf den Mikro-Mini, der aufgrund des vollkommen ausgereizten Stoffminimalismus nicht mehr weiter zu kürzen war, folgten im Sommer 1971 die Hotpants. Schon damals wurden die Shorts so kurz getragen, dass die Pobacken kaum bedeckt waren. Oftmals wurden sie mit blickdichten Strumpfhosen und mit Clogs kombiniert. James Brown widmete 1971 den Hotpants sogar ein eigenes Lied und besingt darin die moderne Frau, die sowohl sexuell befreit als auch attraktiv ist.

Hier zeigt sich der Widerspruch, der den Hotpants innewohnt. Zwar zu Zeit der sexuellen Revolution und des Feminismus entstanden, sollten sie dennoch primär die Attraktivität der Trägerin zur Schau stellen. Mit den 80er Jahren und dem Übergang zu einer verstärkten Androgynität in der Mode sind die knappen Shorts dann aus dem Strassenbild verschwunden. Nun, gut 30 Jahre später, sind sie im Alltag wieder omnipräsent. Heute werden die Höschen so kurz getragen, dass vorne die Taschen rausschauen und hinten die Pobacken hervorblitzen. Dadurch erinnern sie eher an Unterhosen oder, besonders in hellen Farben, an Windeln als an eine vollwertige Beinbekleidung. Über die Gründe der Wiederkehr dieses Modetrends lässt sich nur spekulieren: Ist es die gute Wirtschaftslage, die laut verschiedenen Statistiken die Saumlänge der Kleidung steigen lässt, ist es ein Ausfluss der Übersexualisierung des weiblichen Geschlechts oder ist gar die Klimaerwärmung daran schuld, dass so knappe Höschen wieder angesagt sind? So kann man nur gespannt warten, welche Mode der nächste Sommer mit sich bringen wird. Vielleicht wird dann Beinbekleidung gänzlich abgeschafft. Oder aber Hotpants für den Mann machen Schule, Straffheitsübungen und Enthaarungsmethoden inklusive.

Dass kurze Hosen besonders an heissen Tagen sehr praktisch sind, steht zweifelsohne fest, erlauben sie doch vollständige Bewegungsfreiheit – man stelle sich Fahrradfahren in einem Minirock vor – ohne zusätzlich warm zu geben. Deshalb sollen an dieser Stelle einige Modelle aufgezeigt werden, die etwas länger sind und daher sowohl ästhetischen als auch praktischen Ansprüchen genügen. Denn soviel ist klar: Wenn ein Trend die Zielgruppe der 12-jährigen Zahnspangenträgerinnen erreicht hat, ist es Zeit, ihm den Rücken zu kehren.

Shorts_Empfehlungen


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